Union-Manager Oliver Ruhnert - Absage des Investoren-Deals war "dringend notwendig"

Do 22.02.24 | 10:52 Uhr
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Oliver Ruhnert lächelt beim Interview (Quelle: IMAGO / MIS)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.02.2024 | Christoph Kober | Bild: IMAGO / MIS

Nach anhaltenden Fan-Protesten hat die Deutsche Fußball Liga bekannt gegeben, dass kein Investor in den deutschen Profifußball einsteigen wird. Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert versteht die Entscheidung - und befürwortet sie.

Im Dezember 2023 stimmten die deutschen Profiklubs mit einer knappen Zweidrittelmehrheit für den Einstieg eines Investors. Von den 36 Profivereinen votierten 24 mit 'Ja'. In den Bundesliga-Stadien protestierten daraufhin die meisten Fanszenen gegen die Entscheidung. Einige Partien, auch bei Hertha BSC und Union Berlin, standen kurz vor dem Spielabbruch. Nun beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Mittwoch einstimmig, die Verhandlungen zum Abschluss über den Milliarden-Deal nicht mehr fortzuführen.

rbb: Herr Ruhnert, ist das Ende des Investoren-Deals die richtige Entscheidung?

Oliver Ruhnert: Ich glaube, es ist zumindest eine Entscheidung, die dringend notwendig war. Denn aufgrund der letzten Wochen ist es jetzt auch Zeit gewesen, sich final zu äußern und eine klare Aussage zu treffen. Dieser Prozess hat am Ende dazu geführt, dass gerade die Menschen, die das Produkt Fußball schauen, eher sagen: 'So kann es nicht weiter gehen.'

Also war es der Fanprotest, der die ganze Sache zum Kippen gebracht hat?

Auch im Vorfeld der Fanproteste hat man sich schon darüber unterhalten, wie es zu dieser Abstimmung und zu diesem Ergebnis gekommen ist, auch wie der Deal insgesamt entstanden ist. Das hat auch unser Präsident Dirk Zingler gesagt. Dass das eine Vereinbarung war, die so nicht gut war - und auch für alle nicht die, die man eigentlich wollte. Deswegen denke ich, dass am Ende richtig war, diese Entscheidung zu treffen.

Im vergangenen Mai gab es eine erste Abstimmung, bei der die meisten Vereine dagegen gestimmt haben. Im Dezember folgte dann - nachdem der Deal ein wenig angepasst wurde - eine weitere Abstimmung, bei der der Deal abgesegnet wurde ...

Zunächst muss man sagen, dass es keine wirkliche, klare Mehrheit gab. Es war so, dass man diese Zweidrittelmehrheit erreicht hat. Union hat sich damals schon erklärt, dass der Deal, so wie er jetzt ist, nicht so ist, wie man ihn sich eigentlich vorgestellt hat. Union Berlin hat zuletzt klar gemacht, dass der Verein bei dem Ergebnis, wie es zustande gekommen ist, zu den Klubs gehört, die dem aus mehreren Gründen nicht zustimmen. Deswegen ist Union Berlin jetzt auch einer der Vereine, die sagen, dass sie froh sind, dass der Investoren-Deal unter diesen Bedingungen nicht zustande kommt.

Bis zu einer Milliarde Euro hätte der Deal den deutschen Profiklubs gebracht. Bedauern Sie, dass dieses Geld erstmal nicht kommt?

Das Wirtschaftsprodukt Fußball - an dem am Ende auch viel für die Vereine hängt - zu vermarkten, auch im Ausland attraktiv zu gestalten, ist nicht das Entscheidende bei der Kritik. Hier geht es wirklich darum, dass man intransparent gehandelt hat; Menschen das Gefühl haben, dass man sie nicht mitgenommen hat und ein Votum herbeigeführt hat, das am Ende nicht demokratisch gewesen ist.

International hinkt die Bundesliga bei der Vermarktung anderen Ligen - zum Beispiel England und Spanien - hinterher. Muss sich die globale Sichtbarkeit der Liga ändern?

Wir sind sicherlich eine Liga, die nicht nur zu den europäischen Top-Ligen gehört, sondern der Welt. Selbstverständlich ist der internationale auch ein sehr wesentlicher Markt für die Deutsche Fußball-Liga und auch für Klubs. Von daher ist es eine Strategie, sich zu fragen, wie ich diese im Ausland nachhaltig besser vermarkten kann. Es ist legitim, dass die Klubs auch daran interessiert sind, höhere Erlöse zu erzielen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Christoph Kober, rbb24 Inforadio.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.02.2024, 07:45 Uhr

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21 Kommentare

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  1. 21.

    Ohje...
    Wo in Deutschland haben Fans ihr Stadion selbst mitgebaut?
    Wo ist nochmal die Idee des Weihnachtssingens entstanden und wer hat abgekupfert?
    Wie beliebig wird man, wenn man selbst den Namen seines Heimatstadions verkauft?

    ich wüsste nicht, was man in Freiburg oder auf Pauli kopieren könnte.

  2. 20.

    Danke, das bringt mich doch wieder ein Stück näher an die Wahrheit.

  3. 17.

    Wieso schliessen sich Andersartigkeit und Anpassung in bestimmten Bereichen aus?
    Auf so einen Gedanken kommt man nur, wenn man wenig von Pragmatismus und Realismus hält, eher so eine Art Fundamentalismus lebt.

    Aber, lieber Herr Schulz, was ich mich frage:
    Sie haben in anderen Kommentaren schon mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass Sie sich gar nicht für Fußball interessieren und auch nicht allzuviel davon verstehen. Warum beteiligen Sie sich dann an dieser Diskussion?

    Ich beteilige mich auch nicht, wenn es zb um Drosselklappenpotentiometer geht…

  4. 16.

    "Andersartigkeit und Anpassung schließen einander aus! "
    Oh Gott, was für ein dumpfsinniger Satz!
    Man kann durchaus in dem einen oder anderen Kriterium der Vereinsführung und des Vereinslebens andersartig sein und sich in einzelnen Aspekten des Wirtschaftens oder der Einstellung zu Entscheidungen der Gremien anpassen.

    Manchmal nimmt der Neid skurrile Formen an ;-)

  5. 15.

    Zitat Sigurd:
    “Für mich ist das wieder eine Neiddebatte mit der die Andersartigkeit von Union abgestritten werden soll. (..... ) Dass sich auch ein Verein wie Union anpassen muss, wenn er im Oberhaus bestehen will, ist doch selbstredend."
    Sie widersprechen sich selber!
    Andersartigkeit und Anpassung schließen einander aus!
    DAS ist "selbstredend".

  6. 14.

    "Kopie des Einen oder Anderen Vereines"
    Und jetzt kläre uns auf, wer aus deiner Sicht das Original sein soll? ;-)

  7. 13.

    Ganz ihrer Meinung.
    Es wird von Ruhnert doch offen gesagt, dass man einerseits das Geld braucht und andererseits aber nicht auf den beabsichtigten Weg mitgehen möchte.
    Was ist daran verwerflich?
    Für mich ist das wieder eine Neiddebatte mit der die Andersartigkeit von Union abgestritten werden soll. Sehr durchschaubar.
    Dass sich auch ein Verein wie Union anpassen muss, wenn er om Oberhaus bestehen will, ist doch selbstredend.

  8. 12.

    Ich weiß nicht, ob Sie den Unterschied zwischen Investition und Sponsoring kennen? Die genannten Marken sind nur Sponsoren und keine Anteilshabende. Aber egal, Hauptsache gedisst!
    Und Zingler hat auch nichts gegen Investoren an sich. Nur sollte der Einfluß sehr eingeschränkt bleiben. Wir haben ja im Westend gesehen, was bei rumkommen kann.
    Und ein gewisses Marktverhalten muss auch Union betreiben, um die Bundesliga zu halten, und Dissende ein Ziel zu geben.
    Eisernes HaHoHe

  9. 11.

    "Es ist legitim, dass die Klubs auch daran interessiert sind, höhere Erlöse zu erzielen."
    (Ruhnert)
    Würde man für "legitim" >das Ziel<, "Klubs"
    > Unternehmen< , "Erlöse" >Profit< einsetzen und "auch" streichen, wären alle(!) Vereine des Profifußballs hinreichend beschrieben.
    Sie, die Unternehmen "... , x, y, z", unterscheiden sich nur durch ihre Effizienz innerhalb dieses Systems und ihre Vereinsfolklore.

  10. 10.

    Den Unterschied zwischen Investoren an Kapitalgesellschaften und Werbepartnern kennst du schon, oder? ;-)

    Regionaler Bezug, aus dem sich nunmal der größte Teil der aktiven Fanszene zusammensetzt, ist ein wesentlicher Teil der Identität eines Fußballvereins. Bei Konstrukten wie Salzburg-Nord ist das anders.

  11. 9.

    Durch den Verteilerschlüssel und die Zentralvermarktung alle Vereine.

  12. 8.

    ""Zunächst muss man sagen, dass es keine wirkliche, klare Mehrheit gab.
    Es war so, dass man diese Zweidrittelmehrheit erreicht hat.""
    Herr Ruhnert macht sich mit diesen Aussagen mehr als lächerlich...

  13. 7.

    "Es ist legitim, dass die Klubs auch daran interessiert sind, höhere Erlöse zu erzielen."
    (Ruhnert)
    Würde man für "legitim" >das Ziel<, "Klubs"
    > Unternehmen< , "Erlöse" >Profit< einsetzen und "auch" streichen, wären alle(!) Vereine des Profifußballs hinreichend beschrieben.
    Sie, die Unternehmen "... , x, y, z", unterscheiden sich nur durch ihre Effizienz innerhalb dieses Systems und ihre Vereinsfolklore.

  14. 6.

    Vielleicht beschäftigen Sie sich erst einmal inhaltlich mit der Thematik, bevor Sie hier irgendwelche kruden Theorien in den Äther blasen. Die Faktenlage ist in unzähligen Medien-Berichterstattungen für jedermann auch im Detail einsehbar und es braucht wirklich kein Spezialwissen, um den Unterschied der beiden Abstimmungen zu erkennen. Um es auch für Sie verständlich zu machen: wenn man beispielsweise bei einer ersten Abstimmung darüber abstimmt ob man sich grundsätzlich einmal Autokaufangebote zusenden lassen möchte und dazu mit JA stimmt, dann verändert man mitnichten allein dadurch seine Meinung, weil man das erstbeste Angebot über einen uralten rostigen Lada mit NEIN ablehnt. Eigentlich ist das gar nicht soooo schwer zu verstehen und dann erkennt man auch, dass sich Union in den Abstimmungen grundsolide und kohärent verhalten hat. Beste Grüße

  15. 5.

    Wer profitiert denn von der internationalen Vermarktung?
    Augsburg, Bremen, Union oder doch wieder die reichen Vereine?
    Die dann doch in der Superleague um noch mehr Geld eifern. Natürlich aufgepäppelt von Pedrodollar. Supi, ich freue mich

  16. 4.

    Ehrlich ist bei Union nicht die oberste Prämisse. Image und nur Image zählt. Dafür versucht man durchaus auch mal die Kopie des Einen oder Anderen Vereines zu werden. Der etwas andere Verein halt.

  17. 3.

    Reines Marketing. Wir hier im Osten. Underdog Image verkauft sich gut im Fußball. Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen singen sie. Paramount, Adidas und JD lassen grüßen. Eisernes Marketing…

  18. 2.

    Sowohl Union als auch Hertha (wäre ja auch witzig) sind ja nicht grundsätzlich gegen einen Investoreneinstieg. Man wollte ihn nur anders, als er jetzt zur Abstimmung vorlag. Deshalb hat man jetzt dagegen gestimmt.
    Die 36 Vereine der1. und 2. Liga waren in dem gesamten Prozess eingebunden, waren in der Mehrheit für einen Einstieg von Investoren, waren für eine geheime Wahl und schieben jetzt jegliche Mitschuld von sich Richtung
    DFL.

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