Playoffs in der Deutschen Eishockey Liga - Was die Eisbären Berlin in der Halbfinal-Serie gegen Straubing erwartet
Bis Samstag mussten die Eisbären Berlin warten - nun steht fest: Im Playoff-Halbfinale trifft der Rekordmeister auf die Straubing Tigers. Am Ostermontag beginnt die Serie. Es geht um das Angstgegner-Image, ein Plus an Power und eine historische Chance.
1) Schlechte (Hauptrunden-)Bilanz für die Eisbären
Die Straubing Tigers haben sich den Ruf als ein Angstgegner der Eisbären Berlin erarbeitet. Und sie bestätigten ihn bislang in dieser Saison: In der Hauptrunde verlor der Hauptstadt-Klub gleich drei der vier Duelle. Auch wenn Eisbären-Coach Serge Aubin davon nichts mehr hören will ("Das war die Hauptrunde, das spielt jetzt alles keine Rolle mehr."), waren die Ergebnisse doch denkwürdig. Denn gerade auswärts hatten die Niederlagen gar Klatschen-Charakter: Im Januar unterlagen die Berliner im Eisstadion am Pulverturm mit 2:6. Anfang März - am drittletzten Spieltag - setzte es ein 1:4, das die Eisbären auf Platz zwei abrutschen ließ.
In der heimischen Arena am Ostbahnhof ging es enger zu. Beide Spielen wurden erst nach der regulären Spielzeit entschieden. Zunächst gewannen die Tigers im Oktober 2023 mit 4:3 nach Penaltyschießen. Zwei Wochen später revanchierten sich die Eisbären mit dem ersten und einzigen Hauptrunden-Sieg. Blaine Byron sorgte in der dritten Minute der Overtime für das 3:2. "Wir haben eine unglaubliche Moral und mentale Stärke innerhalb der Mannschaft", lobte der Torschütze nach der Partie. Beides wird es auch in der Halbfinal-Serie dringend brauchen.
2) Ausgepowerte Straubinger?
Wenn es am Montag um 17 Uhr zum ersten Duell aufs Eis in der Arena am Ostbahnhof geht, könnte ein Plus an Power für die Eisbären sprechen. Denn während die Berliner ihre Viertelfinal-Serie gegen die Adler Mannheim bereits im fünften Spiel für sich entscheiden konnten, ging es für Straubing über die volle Distanz. Am Ende des siebten kräftezehrenden Duells rangen sie die Schwenninger Wild Wings schließlich mit 3:2 nieder.
Auf der Zielgraden einer langen Saison hatten die Eisbären also deutlich mehr Zeit zur Regeneration. Ab dem späten Dienstagabend konnten sie sich auf die neue Aufgabe vorbereiten. Für die Tigers liegen zwischen der letzten Schlusssirene gegen Schwenningen und dem ersten Bully hingegen nur knapp 48 Stunden - inklusive der Anreise in die Hauptstadt. Eisbären-Trainer Aubin rechnet dennoch nicht mit müden Gästen: "Das ist das Besondere an den Playoffs: Man ist mental einfach in einem völlig anderen Zustand. Man fühlt nicht wirklich Müdigkeit, dafür hat man keine Zeit."
3) Historische Chance vs. Erfahrung
Sollten die Beine - wenig überraschend - doch etwas müde sein, so dürfte Straubing die Euphorie des historischen Erfolgs beflügeln. Denn es ist erst das zweite Mal überhaupt in der Vereinsgeschichte, dass es der Klub aus Niederbayern unter die letzten Vier geschafft hat - und das nach satten zwölf Jahren Wartezeit. Der Gegner in der Saison 2011/12? Die Eisbären Berlin. Aber dazu später noch mehr.
Zunächst zurück ins Jahr 2024: "Endlich" ins Halbfinale eingezogen zu sein, sei "mental wichtig", sagte Straubing-Coach Tom Pokel nach dem 3:2 im Viertelfinal-Showdown gegen die Schwenninger Wild Wings bei MagentaSport - und strotzte dabei nur so vor postiver Energie: "Jetzt ist diese Hürde weg und wir wollen nur nach vorn blicken. Mit voller Power und vollem Ehrgeiz. Wir haben nichts zu verlieren. Auf geht's! Los geht's!"
Straubing - so klingt aus diesen Worten - kann in den nächsten Tagen nur gewinnen. Der Druck liegt beim Rekordchampion aus Berlin. Denn während die Niederbayern seit 2011/12 auf die nächste Halbfinal-Teilnahme warteten, wurden die Eisbären in der Zwischenzeit drei Mal deutscher Meister. Das ist auch das Ziel für diese Saison. Es gebe "in diesem Jahr eine Euphorie (...), die ich so in Berlin noch nicht erlebt habe", sagte Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede schon vor dem Playoff-Start im rbb|24-Interview. Gerade nach dem vergangenen Jahr (die Berliner verpassten nach mehr als 20 Jahren erstmals die Playoffs, Anm. d. Red.), seien alle "sehr heiß (...). Das merkt man auch in der Kabine. Und deswegen werden wir Meister."
4) Eisbären im Flow
Bothstedes Meister-Prognose schien nach der krachenden 1:7-Pleite im ersten Viertelfinal-Spiel gegen die Adler Mannheim plötzlich in Frage zu stehen. Doch die Eisbären konterten die kurzfristigen Sorgen bekanntlich mit vier Siegen in Serie. Nun sind die Berliner im Flow - auch weil es ihnen gelang, immer wieder schwierige Situationen zu meistern. "Ich denke, während der Serie sind wir als Mannschaft gewachsen", so Aubin.
Und so ist der Auftrag klar: "Wir müssen nur sicherstellen, dass wir diese Leistung jetzt wieder bringen", sagte Aubin. Straubing sei ein "gefährliches Team, das gut kontert und unsere Fehler ausnutzen will. Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Dabei profitieren die Eisbären auch davon, dass sie bislang in der entscheidenden Saisonphase von Verletzungen fast vollkommen verschont blieben. "Abgesehen von Maximilian Heim habe ich einen kompletten, gesunden Kader, aus dem ich meine Auswahl treffen kann", sagte Aubin.
5) Späte Revanche?
Und nun noch einmal zur Saison 2011/12. Der Gegner der Straubing Tigers in der bislang einzigen Halbfinal-Serie ihrer Historie hieß vor zwölf Jahren auch Eisbären Berlin. Der Hauptstadt-Klub - trainiert von Don Jackson - setzte sich damals in einer Best-of-five-Serie mit 3:1 durch. Nach zwei 4:1-Erfolgen zum Start hatte Straubing durch ein 3:1 in Berlin zwischenzeitlich noch einmal Hoffnung geschöpft. Doch Barry Tallackson (2) sowie Darin Olver und Florian Busch schossen die Eisbären in Spiel vier zum entscheidenden Auswärtssieg.
Kommt es nun also zur späten Revanche - oder ist es ein gutes Omen für die Berliner? Denn für die Eisbären ging es danach im Finale gegen den Erzrivalen Adler Mannheim. Und es sollte eine Serie für die Ewigkeit werden. In Spiel vier lagen die Mannheimer schon mit 5:2 vorne und standen unmittelbar vor dem dritten Sieg und damit der Meisterschaft. Doch die Berliner drehten das Spiel, anschließend die Serie und holten sich noch den Titel.
Sendung: rbb24 Abendschau, 31.03.2024, 19:30 Uhr