Union Berlins Co-Trainerin Marie-Louise Eta - Besonders normal
Unions kommendes Bundesliga-Spiel ist ein besonderes für Marie-Louise Eta. Schließlich war Gegner Werder Bremen jahrelang ihre fußballerische Heimat. Doch mit besonderen Umständen kennt sich Berlins Co-Trainern ja aus. Von Ilja Behnisch
Voller Energie, jederzeit wie zum Sprung bereit, die Augen überall. Wer Marie-Louise Eta, Co-Trainerin von Fußball-Bundesligist Union Berlin, in ihrem Arbeitsalltag beobachtet, bekommt schnell eine Ahnung davon, wie wohl die Spielerin Marie-Louise Eta gewesen sein wird. Mit Turbine Potsdam gewann die heute 32-Jährige drei deutsche Meisterschaften, zudem die Champions League.
Eta, die vor ihrer Hochzeit mit dem ehemaligen Spieler und heutigen Trainer Benjamin Eta noch als Bagehorn auflief, war dabei im defensiven Mittelfeld zu Hause. Dort, wo man jederzeit das große Ganze im Blick haben muss, bereit, im Zweifel schnell dazwischen zu springen.
Für sie nichts besonderes
Während der Trainingseinheiten der Union-Profis verschwindet ihr Mund gern mal tief im Schal. Aber das ist kein Versteckspiel, eher ein beobachtendes Lauern. Eta wirkt immer wach und so redet sie dann auch. Stets freundlich, jederzeit auf Zack. Fast jeden ihrer Sätze beendet sie mit einem Lächeln.
Trotzdem denkt man sich, man würde lieber nichts Falsches sagen wollen. Was immer das sein könnte. Denn Marie-Louise Eta gibt ja offen Auskunft. Über ihre Werdegang als Trainerin. Ihre spezielle Verbindung zu Unions nächstem Gegner, Werder Bremen (Samstag, 15:30 Uhr). Und über ihre Pionier-Rolle als erste Co-Trainerin in der Männer-Domäne Fußball-Bundesliga.
Sie muss diese Sätze schon Dutzende Male gesagt haben und trotzdem wirkt sie nicht ermüdet darüber, sie wieder zu sprechen. Ja, es waren zu Beginn "sehr bewegte, sehr intensive Wochen, aber es macht unfassbar viel Freude." Und nein, ihr Geschlecht habe rund um die Entscheidung, das Trainer-Team der Männermannschaft zu verstärken "überhaupt keine Rolle gespielt. Es ist immer eine Frage der Qualität und auch, wie man als Mensch ist", so Eta. Und überhaupt, sie verstehe ja, "dass es für viele von außerhalb etwas besonderes ist, aber für mich eben nicht."
Der Blick geht aufs große Ganze
Wie besonders das ist, zeigt sich auch daran, dass die Neugier rund um den Job von Marie-Louise Eta auch zu Fragen führt, die man ihren männlichen Kollegen eher nicht stellt. Fragen auch, die man etwa männlichen Trainern im Frauen-Fußball selten bis nie stellt. Zum Beispiel wie das so ist, mit dem Duschen in der geteilten Trainer-Kabine.
Aber Marie-Louise Eta lächelt dann nur freundlich, ehe sie ebenso höflich, aber temporeich antwortet. Vielleicht auch, damit es schneller vorbei geht. Und nur der Vollständigkeit halber: "Wenn ich sage, ich gehe kurz duschen, dann wird die Tür eben zugemacht. Das ist völlig entspannt."
Energie kommt von Energie könnte man meinen, wenn man sie so reden hört und sieht. Denn selbst als es um eine Vielzahl an sexistischen Äußerungen in sozialen Netzwerken geht, die sie sehr wohl gelesen hat rund um ihre Berufung, bleibt sie sich treu, bleiben ihr Lächeln und Tempo erhalten. Es habe mit Sicherheit etwas mit ihr gemacht, sagt sie, und dass sie sich versuche davon frei zu machen. Gleich darauf geht der Blick aber auch schon wieder aufs große Ganze: "Wir sollten allgemein mal drüber nachdenken, was und wo und wie wir etwas äußern."
"Extrem besonderes Spiel gegen Werder"
Ihre eigenen Äußerungen jedenfalls sind wohl durchdacht. Und ordentlich selbstbewusst. Als sie im vergangenen Jahr ihr Pro-Lizenz in der Trainer-Ausbildung abgeschlossen habe, habe sie sehr wohl gedacht, dass sie Teil eines Bundesliga-Teams werden würde, sagt sie. Nur sicherlich nicht, dass es so schnell geht. Dann lächelt sie.
Ein richtiges Lachen aber wird erst daraus, als die Rede auf Werder Bremen kommt. Ihr Werder. Hier beendete die gebürtige Dresdnerin mit nur 26 Jahren ihre aktive Karriere. Hier begann ihre Trainer-Laufbahn. U13, U14, U15. Insgesamt sind es acht Jahre an der Weser.
Kein Wunder also, dass Eta von einem "extrem besonderen Spiel gegen Werder" spricht. Erst vergangen Woche war sie im Norden, rund um das Bundesliga-Spiel zwischen Werder und Borussia Dortmund. Anschließend noch "auf den Plätzen. U16, U17, U19". Um ein paar alte Bekannte zu treffen. Aber auch, weil sie nicht genug haben kann vom Fußball, wie sie sagt. Weshalb sie bei der Frage nach ihrer Freizeit-Beschäftigung auch erstmals so etwas wie Tempo verliert vor ihrer Antwort. Wellness fällt ihr dann noch ein. Aber es sei zur Zeit abends auch ja wieder so viel zu gucken. Champions League, Europa League.
Vielleicht mag sie es auch deshalb so gern in Berlin-Köpenick. Dort, wo es "klein aber fein" ist. Wo die "Wege kurz sind. Sehr, sehr praktisch". Weil wenig Zeit drauf geht beim Weg von der Arbeit Fußball zur Freizeit-Beschäftigung Fußball. Eines ist sie dabei ganz bestimmt: Voller Energie, jederzeit wie zum Sprung bereit, die Augen überall.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.03.2024, 22:15 Uhr