Union Berlin zu Gast in Mönchengladbach - Ein Schlüsselspiel im Abstiegskampf
Union Berlin steht nach drei Niederlagen infolge wieder knietief im Abstiegskampf. Am 31. Spieltag reisen die Eisernen zu Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen stehen tabellarisch kaum besser da - eine Schlüsselpartie im Ringen um den Klassenerhalt.
Fünf Fakten zum Spiel
- Union Berlin hat sieben der bisher zehn Aufeinandertreffen mit M’Gladbach gewonnen
- Union-Trainer Nenad Bjelica feierte im Hinspiel sein Debüt und holte den ersten Sieg seit über drei Monaten
- Union-Leihgabe Jordan wird der Borussia am Sonntag verletzungsbedingt fehlen
- Die "Fohlen" haben mit 53 Ligatoren doppelt so viele erzielt wie die "Eisernen" mit 26 Treffern
- Gladbach hat noch keines seiner Rückrunden-Heimspiele gewinnen können
So läuft es sportlich bei Gladbach
Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Union Berlin - dass jene Begegnung am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga ein Duell im Abstiegskampf sein könnte, hätten vor der Saison wohl die wenigsten gedacht. Vier Spieltage vor Saisonende trennen Gladbach vier Punkte vom Relegationsrang, die "Eisernen" sogar nur zwei Zähler. Am Sonntag (15:30 Uhr) treffen die Krisenteams in Mönchengladbach aufeinander.
Die Gastgeber wollten eigentlich eine "stabile Saison" spielen, erklärt Kevin Schulte gegenüber rbb|24. Der 30-Jährige ist Fohlen-Fan und begleitet den Verein seit 2019 auch durch den Podcast "Pfostenbruch". Doch genau jene Stabilität wurde nie erreicht. "Bedingt durch die Abgänge zahlreicher Leistungsträger wie Marcus Thuram, Jonas Hofmann oder Ramy Bensebaini, für die man kaum Geld einnahm, hatte man einen großen Aderlass", erklärt Schulte. "Es brauchte also diesen Umbruch, doch der hatte eine große Inkonstanz zur Folge: Man konnte in dieser Saison kein einziges Mal zwei Spiele infolge gewinnen."
Kritik geht dabei vor allem an Trainer Gerardo Seoane, der vor Saisonbeginn das Amt übernommen hatte. Schulte wirft dem Schweizer vor, der Mannschaft bis heute keine klare Spielidee vermittelt haben zu können. "Das führt dazu, dass wir jedes Spiel sehr viele Tore schießen müssen, um zu gewinnen, da wir andersherum sehr viele kassieren. Das beste Beispiel war das 3:4 am letzten Spieltag gegen Hoffenheim, in welchem ein Dreierpack von Robin Hack nicht ausreichte und das an Dämlichkeit nicht zu überbieten war."
Gladbach - das ist diese Saison Spektakel: Die Elf vom Niederrhein hat mit 53 Toren den sechstbesten Angriff der Liga, gleichzeitig aber auch mit 60 Gegentoren die mit zwei weiteren Teams geteilte zweitschlechte Abwehr. Ein Ergebnis von wilden Spielverläufen und wenig durchdringendem Konzept.
Das bewegt die Fans
Dass die Borussia in der Saison 2023/24 gegen den Abstieg spielt, ist das Ergebnis von gleich mehreren enttäuschenden Jahren. Fan- und Podcaster Schulte gibt der Vereinsführung die Schuld für den Verfall. Sie umgibt der "Geist des Provinziellen, weil man sich externen Einflüssen überhaupt nicht hingibt. Es wäre eigentlich an der Zeit, doch der Verein lebt es so vor, als sei der Weg mit der internen Lösung Roland Virkus alternativlos und kein Hereinholen eines Externen mit echter Expertise für seine Rolle möglich." So baue der Klub aktuell eine Wagenburg auf, in der aber die falschen Leute säßen.
Roland Virkus ist der sportliche Geschäftsführer des Vereins, er folgte vor zwei Jahren auf Max Eberl und konnte bislang keinen sportlichen Umschwung einleiten. "Ich fühle mich in meiner Perspektive von vor zwei Jahren bestätigt: Es war nach dem plötzlichen Abgang von Max Eberl eine hektische Entscheidung, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Es gelingt Virkus nicht, inhaltlich stark zu argumentieren, er macht eine schwache Figur", so Schulte deutlich.
"Die Fans ärgern sich derzeit darüber, dass der Verein sehenden Auges in die Katastrophe rennt. Viele ziehen Vergleiche zu Werder Bremen, die Jahr für Jahr schwächer wurden", berichtet der 30-Jährige. "Dadurch, dass man finanziell gar kein Risiko eingeht, wird der Kader von Jahr zu Jahr schwächer. Auch das wird von den Verantwortlichen als alternativlos betrachtet." So drohe, dass selbst die festgeglaubte Rolle im Mittelfeld der Liga verloren gehe. "Viele Fans machen sich Sorgen, dass es spätestens nächste Saison in die zweite Liga geht, weicht der Verein vom bisherigen Kurs nicht ab."
Auf diesen Spieler muss Union achten
"Da würde ich ganz klar Robin Hack nennen. Er ist wohl der Mann der Saison, auf jeden Fall aber der der Rückrunde", führt Schulte aus. "Im neuen Jahr hat er alle seine acht Saisontore geschossen. Er ist in überragender Form und ein Transfer, den man Virkus positiv anrechnen muss, da er für nur eine Million Euro von Zweitligaabsteiger Arminia Bielefeld kam."
Schulte fällt aber noch ein Name ein: Torhüter Moritz Nicolas, der von 2019 bis 2020 an Union Berlin verliehen war. "Da Stammtorhüter Jonas Omlin lange ausfiel, hat Nicolas weite Teile der Saison zwischen den Pfosten gestanden und eine sehr gute Saison spielt. Es sieht so aus, dass er auch gegen Union im Tor stehen wird, da Omlin angeschlagen ist", so Schulte.
Das sagen die Trainer
Gerardo Seoane (Gladbach): "Es sind nur noch wenige Spiele und wir treffen auf einen direkten Konkurrenten. Deswegen hat das Spiel eine große Bedeutung, zumal es ein Heimspiel ist. Wir gehen das Spiel maximal konzentriert an. Der volle Fokus gilt den anstehenden Aufgaben."
Nenad Bjelica (Union Berlin): "Egal, was in diesem Spiel passiert, wir werden noch lange nicht gerettet sein. Wir werden so oder so vor den letzten drei Spielen weiter alles in der eigenen Hand haben. Die Mannschaft soll fokussiert, aber auch mit einer gewissen Lockerheit ins Spiel gehen."
So könnte Union spielen
Nach drei Niederlagen in Serie und der zuletzt deutlichen 1:5-Pleite gegen den FC Bayern hätten Union-Coach Bjelica eigentlich allen Grund, seine Startelf im großen Stile umzubauen - zumal der Kroate auf keinen Spieler durch Sperren oder Verletzungen verzichten muss. Unions zweite Reihe bietet sich derzeit allerdings ebenfalls kaum an, sodass mit wenigen Wechseln zu rechnen ist.
Gut möglich ist, dass Yorbe Vertessen, der gegen Bayern ein Joker-Tor erzielte, für Benedict Hollerbach in die Anfangself rückt. Auch Janik Haberer hat als etwas robustete Alternative zu Andras Schäfer Chancen auf einen Startelf-Einsatz.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Trimmel, Doekhi, Vogt, Leite, Gosens - Tousart, Schäfer - Aaronson - Volland - Vertessen
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich habe viel Respekt vor dem Spiel, da Unions Trainer Bjelica die Mannschaft erreicht und einen pragmatischen Ansatz für das Spiel finden wird. Gladbach-Trainer Seoane ist allerdings auch ein pragmatischer Typ, sodass ich von einem Höhepunkt-armen Spiel und einem 1:1 ausgehe."
Der Redaktionstipp: Es passiert nicht oft, dass Gegner-Experte und Redaktion dasselbe tippen, aber Gladbachs Heimschwäche gepaart mit Unions geringer Torausbeute lassen kaum einen anderen Schluss zu, als ein 1:1. Ein Ergebnis, welches das Kräfteverhältnis passend abbildet, den beiden Mannschaften im Abstiegskampf aber kaum helfen wird.
Sendung: Der Tag, 26.04.2024, 18 Uhr