Vier Spiele vor Saisonende - 5 Dinge, die sich bei Union ändern müssen, um den Abstieg zu verhindern
Noch vier Spiele sind in dieser Bundesliga-Saison zu absolvieren und der 1. FC Union steht gefährlich nah am Relegationsplatz. 5 Dinge, die die Köpenicker besser machen müssen, um am Ende über dem Strich zu landen.
1. Endlich Tore schießen
Der 1. FC Union Berlin scheitert derzeit vor allem am Kern der Sportart Fußball: dem Tore schießen. Was bereits in der Hinrunde ein gravierendes Problem war, ist seit der Winterpause noch schlimmer geworden. Nur neun Treffer haben die Köpenicker bislang in der zweiten Saisonhälfte erzielt - kein anderer Bundesligist schoss weniger Tore.
Das Problem ist nicht nur, dass sich die Eisernen zu wenig Chancen erarbeiten, sondern dass sie daraus auch nichts machen. Nach den Abgängen von Sheraldo Becker, Kevin Behrens, David Fofana und Jordan fehlen die Knipser. Die jungen Mikkel Kaufmann und Benedict Hollerbach konnten diese Lücke bislang nicht füllen, Wintertransfer Chris Bedia steht kaum auf dem Platz und Ex-Nationalspieler Kevin Volland kommt bislang auch erst auf zwei Bundesliga-Treffer.
"Nun haben wir aber keine anderen Spieler zur Verfügung. Und die, die wir haben, haben bereits nachhaltig bewiesen, dass sie das mit dem Toreschießen nicht so verinnerlicht haben. Jetzt ist die ganze Mannschaft gefragt, um zum Beispiel nach einer Standardsituation mal wieder eine Bude zu machen", erklärt Ur-Unioner Christian Beeck in der neuen Ausgabe des rbb-Podcasts Hauptstadtderby.
Im Moment fehlt jedoch noch ein bisschen die Fantasie, wer diese Bude erzielen sollte. Immerhin der Ehrentreffer von Yorbe Vertessen zum 1:5 gegen den FC Bayern München am vergangenen Wochenende gibt ein wenig Grund zur Hoffnung. Trainer Nenad Bjelica versprach danach, er wolle im Training weiter an der Effizienz in der Offensive arbeiten.
2. Abwehrbollwerk muss wieder in Gang gebracht werden
Die Niederlage gegen den Rekordmeister war natürlich keine große Überraschung. Doch in der aktuellen Phase die höchste Pleite der Saison zu kassieren, das ist schlecht für die Moral. Zumal der 1. FC Union sich normalerweise vor allem durch starke Defensive auszeichnet und diese wohl auch einer der Hauptgründe für den Erfolg der letzten Jahre war.
Noch im Februar hatten die Köpenicker mit solider Verteidigung Punkte gesammelt und sich vom Tabellenkeller ferngehalten. Seitdem das Abwehrbollwerk bröckelt, rutschten sie plötzlich wieder gefährlich nah an die Abstiegszone. Das Zweikampfverhalten war zuletzt katastrophal und gegen die Bayern wirkten die Defensivspieler fast wie Slalomstangen. Zugegeben steht bei München auch der beste Angriff der Liga auf dem Rasen, doch auch gegen schwächere Gegner wird Union mit dieser Abwehrleistung kaum konkurrenzfähig sein.
Vor vier Spielen blieben sie zuletzt ohne Gegentor. Dazu sollten sie in den verbleibenden Spielen schleunigst zurückkehren.
3. Leistungsträger müssen liefern
Die erste Champions-League-Saison der Vereinsgeschichte wurde mit prominenten Neuverpflichtungen angegangen. Mit Robin Gosens und Kevin Volland kamen zwei Nationalspieler, die nun statt in der Königsklasse im Abstiegskampf ranmüssen. Aber gerade jetzt braucht Union Leistungsträger und Führungsspieler, die Verantwortung übernehmen und Woche für Woche abliefern.
Beides sind Gosens und Volland momentan nicht. Sein letztes Tor erzielte Volland im Dezember, seine letzte Vorlage gab er vor zwei Monaten. Gosens war zuletzt mit einer unnötigen gelb-roten Karte einer der Gründe für die Köpenicker Niederlage gegen Meister Bayer Leverkusen, fehlte daraufhin bei der Pleite gegen Augsburg und verweigerte gegen München teilweise die Rückwärtsbewegung.
Auch Rani Khedira, ein etablierter Stabilisator der vergangenen Jahre, sollte nun mehr Verantwortung übernehmen. Nach mehreren Verletzungen und einer abgesessenen Drei-Spiele-Sperre im November steht der 30-Jährige zwar wieder regelmäßig auf dem Platz, von seiner gewohnt souveränen Spielleitung, die das Zentrum zusammenhält, ist er aber weit entfernt.
4. In den Abstiegskampf-Modus schalten
Bei Union sollte man sich so langsam die Mentalitätsfrage stellen. Woche für Woche predigt Trainer Bjelica, dass der Klassenerhalt gefährdet sei und man in den Modus Abstiegskampf schalten sollte. "Es geht um alles, es geht um die Existenz. Das muss in die Köpfe, dass wir im Abstiegskampf sind", erklärte er nach der Niederlage in Augsburg. Viele seine Spieler scheint er damit aber nicht zu erreichen.
"Mit aller Gewalt, Klassenerhalt", hieß es auf einem Banner der Fans am vergangenen Wochenende. Von aller Gewalt war auf dem Platz zuletzt aber wenig zu sehen. Es fehlt der Kampfgeist und der unbedingte Wille, den man im Tabellenkeller an den Tag legen muss. Zumindest, wenn man den Ernst der Lage denn auch als solchen erkannt hat.
Stattdessen beschäftigte sich Gosens auf Nachfrage am Sky-Mikrofon nach der 1:5-Klatsche gegen Bayern noch mit einer möglichen Berücksichtigung für die Nationalmannschaft und Kapitän Christopher Trimmel sprach von einer "nicht schlechten" ersten Hälfte und einer zweiten Halbzeit, die nur "phasenweise zu wenig" gewesen wäre.
Wenn es fußballerisch nicht so läuft, ist das einzige, was bleibt, alles reinzuwerfen, sich auf die Grundtugenden zu besinnen und Kampfgeist zu zeigen. Und gerade in den kommenden Duellen gegen die Mitabstiegskandidaten Gladbach, Bochum und Köln kann das den entscheidenden Unterschied ausmachen.
5. Fatale Fehler abstellen
Fehler passieren, gerade in der unteren Tabellenhälfte. Bei Union waren diese zuletzt aber das ein oder andere Mal verheerend. Die unnötige Grätsche von Gosens gegen Leverkusen, die zur Unterzahl führte, der Katastrophenpass von Diogo Leite, der für den Rückstand in Augsburg sorgte, oder Danilho Doekhi, der sich bei Harry Kanes Freistoß am letzten Samstag grundlos aus der Mauer löste und den Ball ins Tor passieren ließ.
Es sind genau diese bitteren Fehler, die am Ende den Unterschied im Kampf um den Klassenerhalt ausmachen können. Natürlich gehört immer auch ein bisschen Pech dazu, in Köpenick entstehen die Patzer möglicherweise aber auch aus Unsicherheit, eben weil man mit dem Kopf noch nicht ganz im Abstiegskampf angekommen ist.
"Wir brauchen jetzt eine sehr geringe Fehlerquote und Bjelica muss die Spieler finden, die das können. Nicht nur von den fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch mental", erklärt Experte Beeck. Auf dem Platz braucht es jetzt volle Konzentration und sichere Entscheidungsfindung, um an den letzten vier Spieltagen fatale Fehler zu vermeiden.
Sendung: Der Tag, 22.04.2024, 18 Uhr