0:2-Niederlage - Union Berlin enttäuscht in Augsburg auf ganzer Linie
Einen einzigen Sieg hat Union Berlin bisher in Pflichtspielen gegen den FC Augsburg erringen können. Dass im 14. Duell nicht mal ein Remis heraussprang, lag an einer harmlosen Offensive - und an einem furchtbaren Schnitzer im Spielaufbau.
- Spiel von Zweikämpfen bestimmt
- Fehlpass von Diogo Leite leitet die Niederlage ein
- Union offensiv bemüht, aber letztlich zu fehlerhaft
- Bei Ballbesitz (53%) und Zweikampfquote (55%) allerdings vorn
- Ex-Unioner Sven Michel trifft
Zum Auftakt des 29. Spieltags in der Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Union Berlin mit 0:2 (0:0) beim FC Augsburg verloren. Die Treffer erzielten Phillip Tietz (48.) nach schlimmen Fehlpass von Unions Diogo Leite sowie Ex-Unioner Sven Michel (82.). Durch die Niederlage verbleiben die Berliner bei zwei Auswärtssiegen nach 14 Partien und insgesamt bei 29 Punkten. Damit rangiert die Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica vor den Samstagsspielen weiterhin auf Rang 13, bei sechs Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16.
Unions "Beinahe"-Chancen
Wer auf ein typisches Augsburg-Union-Spiel gehofft hatte, kam schnell auf seine Kosten. Viel Tempo, wenig Präzision, lange Bälle und Zweikämpfe, Zweikämpfe sowie Zweikämpfe prägten von Beginn an das Spielgeschehen. Wirkliche Torchancen hingegen gab es zunächst keine zu sehen. So ging der FC Augsburg dann auch mit einem sensationellen Expected-Goals-Wert von 0,02 in die Halbzeit. Was, nur um jeden Zweifel darüber auszuschließen, bedeutet, dass die Angriffsbemühungen der Gastgeber in den ersten 45 Minuten der Partie zusammen genommen eine zweiprozentige Aussicht auf einen Treffer generierten.
Die Gäste aus Berlin übertrafen diese Wert mindestens um die Distanz, die zwischen den Stadien der beiden Klubs liegt (590 Kilometer). Genauer gesagt lag der Expected-Goals-Wert der Elf von Trainer Nenad Bjelica bei 0,78. Das entspricht in etwa der Torwahrscheinlichkeit bei einem Elfmeter, verteilte sich bei Unions erster Halbzeit in Augsburg allerdings auf mehrere Angriffe der Kategorie "Beinahe". So wäre Berlins Benedict Hollerbach in der zwölften Minute beinahe vor FCA-Keeper Finn Dahmen an den Ball gekommen. Wäre Alex Kral in der 27. Minute beinahe punktgenau in eine Hereingabe hineingerutscht. Hätte Brenden Aaronson in der 33. Minute beinahe aus spitzem Winkel getroffen.
Ausgerechnet Michel
Stattdessen erklang nach der Halbzeit und in der 48. Minute das Lummerland-Lied ("Hallo, hier ist falsch verbunden" — "Wollen sie sich jetzt beschweren?"), die Torhymne des FC Augsburg. Nachdem Unions Innenverteidiger Diogo Leite im Aufbauspiel und völlig unbedrängt einen Querpass in die Beine von Augsburgs Stürmer Phillip Tietz spielte, hatte der Stürmer aus rund zwölf Metern und frei vor Union-Torhüter Frederik Rönnow wenig Mühe, zur 1:0-Führung zu verwandeln.
Wer dachte, der Treffer würde die Fesseln dieses typischen Augsburg-Union-Spiels lösen, sah sich getäuscht. Augsburg fand offensiv weiterhin überhaupt nicht statt. Union versuchte viel, allein es gelang wenig. In der 68. Minute schließlich war es dem wegen der Ausfälle von Jérôme Roussillon (verletzt) und Robin Gosens (gesperrt) als Linksverteidiger aufgestellten Andras Schäfer vorbehalten, so etwas ähnliches wie eine Torchance in den Abend zu stellen. Der halblinks im Strafraum abgegebene Schuss des Ungarn aus rund elf Metern flog allerdings über das Tor.
Zehn Minuten später war es erneut ein schlimmer Fehlpass, der die nächste Chance der Augsburger einleitete. Dieses Mal war es der eingewechselte Janik Haberer, in dessen Folge der Ex-Unioner Sven Michel allerdings zunächst vertändelte, ehe der Ex-Herthaner Arne Maier über das Tor schoss. Weitere fünf Minuten später machte es Michel nach einem Ballverlust von Alex Kral besser und verwandelte mit seinem starken linken Fuß unhaltbar vom Strafraumrand aus. Union versuchte es zwar unvermindert weiter. Jedoch ebenso unvermindert erfolglos. Und durfte sich noch bei Schlussmann Rönnow bedanken, der in der fünften Minute der Nachspielzeit stark gegen einen Flachschuss von Augsburgs Toptorjäger Ermedin Demirovic parierte.
Reaktionen zum Spiel
Nenad Bjelica (Trainer Union): "Fehler passieren im Fußball. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gearbeitet, nichts zugelassen. Auf der anderen Seiten waren wir immer wieder gefährlich. Dann passiert ein individueller Fehler. Das ist Teil vom Fußball. Das müssen wir akzeptieren. Wir haben es heute verschenkt. Ich würde gern ein Spiel gewinnen, wie es Augsburg heute gewonnen hat. Wir sind dick im Abstiegskampf und wer das nicht versteht, der hat nichts bei Union verloren. Die Situation ist unterschätzt. Und wer das nicht kapiert, wird nicht weiter spielen. Diese Harmlosigkeit vor dem Tor kotzt mich an."
Christopher Trimmel (Kapitän Union): "Das ist der Fußball. Natürlich schade, weil es unter dem Strich eine ordentliche Leistung war, auch defensiv. Auch wenn wir zwei Gegentore bekommen haben. Das waren Fehler von uns. Alle Augsburger Chancen. Aber das passiert im Fußball. Wir sind eine Mannschaft und ich glaube, wir stecken das auch gut weg. Aber wir müssen konzentrierter bleiben und offensiv genauer."
Sven Michel (Ex-Unioner): "Ich habe mich natürlich sehr für mich selbst gefreut, dass ich getroffen habe. Aber gegen die alte Liebe ist es bitter. Ich hätte mir gern einen anderen Verein ausgesucht, gegen den ich getroffen hätte. Aber das gehört zum Fußball dazu. Er schreibt eben seine Geschichten. Oft sind es genau solche. Ich drücke den Jungs alle Daumen, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben."
Das Spiel im Liveticker
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.04.2024, 20:30 Uhr