A100 und BVG-Warnstreik - Berliner Verkehrschaos löst hitzige Debatte im Abgeordnetenhaus aus

Do 27.03.25 | 14:17 Uhr
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Collage: Bauarbeien A100 Ringbahnbrücke und verschlossener Eingang zur U-Bahn mit Streikhinweis Berlin. (Quelle: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow/Rainer Keuenhof)
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Beim Thema Verkehr hakt es in Berlin an verschiedenen Stellen. Die A100 ist teilweise gesperrt, die BVG streikt. Aber wer ist schuld daran? Und was lässt sich dagegen machen? Das Berliner Abgeordnetenhaus sucht nach Antworten.

  • Verkehrschaos beschäftigt am Donnerstag das Berliner Abgeordnetenhaus
  • Grüne werfen Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) vor, Probleme kleinzureden
  • Bonde sieht Verantwortung in der Vergangenheit
  • Opposition reicht A100-Umleitungskonzept nicht aus

Die Sperrung der Ringbahnbrücke an der A100 sorgt für Verkehrschaos im Berliner Westen - der BVG-Streik im Rest der Stadt. In einer Aktuellen Stunde beschäftigt der Verkehrkollaps am Donnerstag auch das Abgeordnetenhaus.

So stieß das Umleitungskonzept nach der Brückensperrung im Berliner Westen im Abgeordnetenhaus auf Kritik. Grüne und Linke bezeichneten es als unzureichend und forderten mehr Entlastung für Anwohner an den Ausweichstrecken in Charlottenburg.

"Der gestern vorgestellte Plan lässt die Anwohnerinnen und Anwohner im Dauerstau zurück", monierte Grünen-Fraktionschef Werner Graf. "Sie leben nun mit Lärm, schlechter Luft und der Gefahr, dass auch noch die Wasser- und Stromleitungen unter den Straßen brechen." Letzteres droht nach seiner Einschätzung durch dem Schwerlastverkehr.

Ähnlich äußerte sich der Linken-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg. "Tun Sie alles dafür, den Schwerlastverkehr aus den Kiezen zu verbannen", appellierte er an den Senat und Verkehrssenatorin Ute Bonde. Die Sorgen und Nöte der Anwohner müssten ernst genommen werden.

Verkehrssenatorin weist Verantwortung zurück

CDU-Senatorin Bonde wies unterdessen die Verantwortung für die marode Infrastruktur, den Verdi-Streik bei der BVG und die Dauer der S-Bahnausschreibung von sich. Sie sieht die Versäumnisse in der Vergangenheit, wie Bonde im Abgeordnetenhaus sagte.

Die Ringbahn-Brücke am Dreieck Funkturm sei in einem besorgniserregenden Zustand, so Bonde. Die Sperrung der A100 sei richtig gewesen zur Gefahrenabwehr.

Ähnlich argumentiert Tino Schopf aus den Reihen des Koalitionspartners SPD. Es sei nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn die Brücke unter Volllast nachgegeben hätte, sagte er. Für den Rück- und Ersatzneubau der Ringbahnbrücke müssten nun Planungs- und Genehmigungsverfahren mit Hochdruck vorangetrieben werden.

Die Opposition warf in der Debatte dagegen der Verkehrssenatorin Versagen vor. Grünen-Fraktionschef Werner Graf nannte Schwarz-Rot eine "Rückschritts-Koalition". Der AfD-Verkehrspolitiker Rolf Wiedenhaupt sprach von einem "Kabinett des Grauens".

Bonde will Neubau ohne Ausschreibung vergeben

Bonde sprach sich am Mittwoch dafür aus, den Neubau der Ringbahnbrücke ohne Ausschreibung zu vergeben, um den Prozess zu beschleunigen. "Ich habe es der Autobahn des Bundes mit an die Hand gegeben und es auch gefordert: Schaut, ob eine Direktvergabe möglich ist. Weil hier ja eine Situation eingetreten ist, für die niemand verantwortlich ist. Die ist plötzlich aufgetreten", sagte Bonde in der rbb24 Abendschau. In solchen Fällen gebe es Möglichkeiten im Vergaberecht, so die Senatorin.

Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Hassepaß, widersprach im rbb24 Inforadio am Donnerstag. So ein Bau werde sicher nicht ohne Ausschreibung gehen. Richtig sei aber, die Verfahren zu beschleunigen.

Aktuell versuche man, den Neubau der Ringbahnbrücke aus dem bereits laufenden Planfeststellungsverfahren für den Umbau des gesamten Autobahndreiecks herauszulösen, sagte Bonde. Nur so sei ein schnellerer Ersatzbau möglich. Die Verkehrssenatorin nannte weitere Ideen, um den Neubau zu beschleunigen. Man müsse im Bauvertrag schauen, ob nicht eine sogenannte Bonus-Malus-Regelung Sinn mache. "Also wenn ich schneller bin mit dem Bauvorhaben, dann bekomme ich noch etwas Geld mehr." Und sie könne sich eine modulare Bauweise gut vorstellen. Dabei würden die Brückenteile bereits vorgefertigt angeliefert, um dann vor Ort zusammengebaut zu werden.

Warnstreik bei der BVG geht weiter

Auch über die Einschränkungen bei Bussen und U-Bahnen wegen des Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und die möglicherweise noch zu erwartenden Einschränkungen bei einem unbefristeten Streik soll auf Antrag der Grünen im Abgeordnetenhaus gesprochen werden.

Der Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) wird am Donnerstag unterdessen fortgesetzt. Erneut müssen Pendlerinnen und Pendler im Berufsverkehr mit vollen Straßen, S-Bahnen und Regionalzügen rechnen. Die Busse, Trams und U-Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bleiben im Depot.

Bis Freitagfrüh um 3 Uhr fahren weder U- noch Straßenbahnen und nur wenige Busse. Die Gewerkschaft Verdi hat die Tarifverhandlungen am vergangenen Freitag für gescheitert erklärt. Sie lässt ihre Mitglieder jetzt bis zum 4. April über einen unbefristeten Streik abstimmen.

Gleichzeitig bemühem sich beide Seiten um ein Schlichtungsverfahren. Von Verdi hieß es, so lange es keine Schlichtungsvereinbarung gebe, werde man am eingeschlagenen Kurs festhalten. Die Gewerkschaft fordert für die etwa 16.000 Beschäftigten 750 Euro mehr im Monat; die Arbeitgeber bieten bisher 375 Euro monatlich mehr.

Sendung: rbb24, 27.03.2025, 13:30 Uhr

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99 Kommentare

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  1. 98.

    Sorry. War eher als Antwort auf 85. CykeliDonnerstag, 27.03.2025 | 21:57 Uhr gemeint.

  2. 97.

    Die Öffentlichen leiden genauso unter "Verstopfung". Noch öfter kann der Ring nicht fahren als er schon fährt und die U-Bahnen im Berufsverkehr auch nicht. Ich weiß ja nicht, wann und wo sie unterwegs sind aber so lange ich es vermeiden kann, tue ich mir das nicht an. Erstmal in den ÖPNV investieren- davor können die Autofahrer gar nicht umsteigen, selbst wenn sie wollten.

  3. 96.

    Genau - Bin Pendler aus dem Umland. Mit den Öffi´s bin ich 1,5 bis 2 Stunden unterwegs. Mit dem Auto 45 Minuten.

  4. 94.

    Das kommt immer auf das Auge des Betrachters an:

    Das Erste: vorher in der Kälte stehen, Gedrängel und keinen Sitzplatz, unangehme Gerüche,
    event. Viren/Bakterien Übernahme, die Chance angebettelt, belästigt, angegriffen oder verletzt zu werden!

    Dagegen: beheizter, bequemer Sitz, leise Musik oder Infos, die Kinder abholen, in Anschluß noch den Einkauf erledigen und der bequeme Transport aller Personen und Waren.

    Sie sehen, es gibt immer 2 Seiten, ich bevorzuge die zweite Variante !

  5. 93.

    Verplempern Sie nicht im ersten Fall die Lebenszeit von anderen, denen Sie die Last aufs Auge drücken, indem sie diese für sich arbeiten lassen um gefahren zu werden ?

  6. 92.

    Das erste… wenn es warm ist… schön stickig
    Das zweite… Cabrio mit offenem Dach.

    Spaß/Wohlfühlfaktor
    Das erste gleich 0
    Das zweite die ganze Fahrt über

    Sie merken solche Vergleiche auf nur einen Punkt zu reduzieren ist schwierig und eigentlich sinnlos.

  7. 91.

    Das Erste: Gefahren-Werden. Mit Glück bei Zeitung-Lesen oder Infos durch das Smartphone, Hin & Wieder aus dem Fenster schauen oder mehr neu als gierig Menschen einfach zuschauen.

    Das Zweite: Jede Sekunde Fokussieren auf den Verkehr, das Verhalten anderer fokussiert beobachten, eine "Konditionierung" bis hin zum Letzten, um Schaden für sich selbst, für andere und für das Fahrzeug abzuwenden. Das muss nichts Dramatisches sein, doch es ist immer da.

    Verplemperte Lebenszeit im Ersten = 0.
    Verplemperte Lebenszeit im Zweiten = 35 - 40 Min.

    ;-

  8. 90.

    8 Jahre Bauzeit ? Da muss doch der gebeutelte Steuerzahler und Bürger herzhaft lachen. Hoffentlich bleibt da nicht dem einen oder anderen das Lachen im Halse stecken. 18 Jahre sind da schon realistischer, wenn man jetzt anfängt die Fachkräfte auszubilden. Noch verfehlter kann Politik nicht sein. Anstatt in Infrastruktur zu investierten, hat man lieber in Heimen und Hotels das Geld versenkt. Nun wird die Rechnung knallhart serviert, und zwar in allen Bereichen, bis hin zur inneren Sicherheit.

  9. 89.

    „ Berlin leidet an einem Verstopfungsproblem - Unmengen an Autos, dass dann keiner mehr vorwärts kommt hat nur mit diesen Platz raubenden Autos zu tun. Autofahrende sind dem riesen Irrtum aufgesessen, Autos seien das schnellste Verkehrsmittel“

    Irrtum Deinerseits.
    Mein Weg zur Arbeit mit Öffis: 65 Minuten, wenn ich Platz in der ersten Tram finde.
    Mit Auto: 35-40 Minuten

  10. 88.

    "Es war einfach ein Fehler die CDU in die Regierung zu wählen. Nur Chaos!"

    So ein Unsinn!
    Keine Partei hätte es besser oder schlechter managen können.
    Es ist einfach der Zahn der Zeit der am Mauerwerk nagt, die hohe Belastung kommt hinzu.
    Darum gibt es ja auch die Planung das Autobahnkreuz Funkturm umzubauen und Teile zu ersetzen.
    Wahrscheinlich muss diese Projekt jetzt beschleunigt angegangen werden aber die Vorarbeiten sollten eh noch 2025 beginnen.
    Bauzeit voraussichtlich: 8 Jahre

  11. 87.

    “ Autofahrende sind dem riesen Irrtum aufgesessen, Autos seien das schnellste Verkehrsmittel, ….“
    Das merkt doch jeder selbst… von A nach B mit ÖPNV dauert 15 Minuten… mit dem Auto 30 Minuten also nimmt man das Auto weil man nicht schnell sein will.
    Oder von Tempelhofer Feld zum Botanischen Garten Dahlem… mit dem Auto 15 Minuten mit dem ÖPNV lt. Auskunft 43 Minuten.
    Scheint wohl ab und an zu stimmen mit dem Auto geht es am schnellsten.

  12. 86.

    Es war einfach ein Fehler die CDU in die Regierung zu wählen. Nur Chaos!

  13. 85.

    Berlin leidet an einem Verstopfungsproblem - Unmengen an Autos, dass dann keiner mehr vorwärts kommt hat nur mit diesen Platz raubenden Autos zu tun. Autofahrende sind dem riesen Irrtum aufgesessen, Autos seien das schnellste Verkehrsmittel, aber die Staus entstehen, weil es zu viele Menschen gibt, die zu bequem sind auf Alternativen umzusteigen oder diese kaputt gespart werden. Wenn Autofahren ein Privilig jener wäre, die wirklich drauf angewiesen sind, dann würde es auch flutschen ;) Radfahren im Winter ist kein Ding ;) Es gibt viele die gern Rad fahren wollen, aber Fahrradfahren in Berlin ist nichts für Feiglinge. Mehr Platz für Autos bringt leider keinen Verkehrsfluss - mit Vollgas aufs Stauende bleibt trotzdem traurige Realität, weil Autos einfach Barrieren für Alle bilden. Da muss eigentlich mal knallhart nach unten reguliert werden. Das machen nur Politiker:innen die nicht nur an die nächste Wiederwahl denken ;) Stadt ist nicht nur Verkehrs- sondern(lebenswerte)Aufenthaltsfläche

  14. 84.

    Mit dem Kaputtsparen gebe ich Dir recht.
    Aber mit deiner Meinung zum BER nicht.
    Ich bin beruflich sehr viel per Flug unterwegs und bin froh, dass es jetzt den BER gibt.
    TXL war eine Katastrophe, und der BER ist doch quasi das ausgebaute Schönefeld.

    Und zeige mir den Flughafen, der nach Eröffnung wirtschaftlich ist. Das wird noch Jahre dauern. Und das sind auch die Folgen der deutschen Teilung.
    Und als Dauernutzer muss ich sagen: Einer der besten Airports, die ich kenne. Hell, durchdacht, praktisch., zuverlässig

  15. 83.

    Ach ja, eines habe ich natürlich im Zusammenhang mit den Fahrradstreifen der verehrten Frau Jarrasch noch vergessen. Im Winter sind diese schönen, oftmals grünen Streifen natürlich komplett verwaist. Kein Wunder welcher Fahrradfahrer friert sich schon gern bei Kälte den A…. ab. Tolle Sache , kann man nur noch bitter lachen!

  16. 82.

    Raten Sie mal wer unter anderen für diese Katastrophe mitverantwortlich ist? Ich sage es Ihnen :Eine grüne Senatorin namens Bettina Jarasch. Geboren in Augsburg (Bayern) kam sie in eine Metropole um die Einwohner vom Autoverkehr zu befreien. Sie behinderte und verhinderte wo sie konnte.Sie ließ die Friedrichstraße für den Autoverkehr sperren als wäre die eine Nebenstraße in ihrer Kleinstadt. Und sie ließ Fahrradstreifen von 2,5 m Breite auf Hauptverkehrsstraßen einrichten auf denen nachweislich 10 Radfahrer in der Stunde fahren , die PKWs nebenan , da nur noch eine Spur , ca. 500-600m im Stau stehen . Sie nannte sich Senatorin für Mobilität! Heute ist Sie abgetaucht der RBB sollte bei ihr mal nachhaken wie sie ihre damalige Verantwortlichkeit sieht. Wäre mal einen Beitrag wert.

  17. 81.

    Das Verkehrsproblem liegt nicht im hier und jetzt, sondern in der Vergangenheit. Konkret: In der Regierungszeit Wowereit. Sparen bis es quietscht war das Motto.
    Für den Image-Bau BER war dann aber doch Geld vorhanden.
    Der BER war nicht notwendig! Es hätte genügt Tegel und Schönefeld zu sanieren! Dies wäre günstiger als ein neuer BER gewesen! Aber dann kam ein "schlauer" Professor der die Handwerksveträge gestutzt hat. Von dem Professor hört man nichts mehr. Weg ist er.
    Nur der BER ist noch da, der mit dem Nachtflug-Verbot unwirtschaftlich ist. DHL hat seine Logistik mal besser nach Leipzig verlegt. So schwinden Berlin Einnahmen. So ähnlich verhält es sich mit Tempelhof TXL. Ein Medizin-Unternehmen wollte den TXL nutzen. Aber Berlin hat abgelehnt und wundert sich um hohe Unterhaltskosten die es mit dem Medizin-Unternehmen nicht gegeben hätte.
    Fazit: Wowereit hat gespart, Wegner spart, somit wird Berlin kaputt-gespart. Das Ergebnis sieht man an der A100 und an ???

  18. 80.

    Mit einer Brandmauer ! Mauern haben sich doch bewehrt. Die DDR ist doch das Beste Beispiel. Nicht schön, aber wirkungsvoll, und zwar nach beiden Seiten !