Interview | Eiskunstlauf-Trainer - "In der Kür kannst du die Sau rauslassen und richtig powern"
Das Berliner Duo Hase/Volodin steht bei der Eiskunstlauf-WM in Boston vor der Kür auf Platz drei. Auch der frühere Bundestrainer Alexander König glaubt fest an eine Medaille. Ein Gespräch über Schatten auf dem Eis, tägliche Arbeit und WM-Druck.
rbb|24: Herr König, mussten Sie viel Kaffee trinken oder hat die pure Eiskunstlauf-Euphorie gereicht, um sich die vergangene WM-Nacht von Boston um die Ohren zu schlagen?
Alexander König: Meine innere Uhr hat funktioniert und ich bin pünktlich so richtig wach geworden. Ich habe das Kurzprogramm live verfolgt, aber ohne Bilder. Im Ticker der Internationalen Eislaufunion (ISU) war ich dabei, als die Punkte kamen. Und heute Morgen war ich sehr erfreut, als Mini und Nikita im "Morgenmagazin" zu sehen waren.
Berichtet wurde dort über den ersten von zwei WM-Läufen von Minerva Hase und Nikita Volodin. Wie haben Sie das Kurzprogramm des Berliner Duos erlebt?
Das Kurzprogramm ist natürlich ein ganz entscheidender Teil, um in den Wettbewerb bei einer solchen WM reinzukommen. Von daher fand ich es ein wenig vorsichtig gelaufen – aber ich glaube, das geht jedem Paar so. Da sind die Trainingsleistungen mitunter noch überzeugender.
Auch Minerva Hase sprach – neben ihrer Zufriedenheit – von sogar noch besseren Trainingsleistungen. Was genau geht zwischen dem täglichen Training und einem WM-Lauf verloren?
Es geht um Nuancen. Oft sind es das Tempo und die Präsentation. Es gibt nach jedem Element ein Auslaufen, fast ein kurzes Stehen, sich Präsentieren. Im Training ist man natürlich freier, dadurch größer und überzeugender. Im Wettkampf merkt man die Anspannung in der Bewegungsamplitude. Die Schwünge werden ein bisschen kleiner, wenn man nervös ist.
Sie selbst haben zahlreiche wichtige Wettkämpfe als Trainer begleitet – unter anderem die Jahrhundertkür von Aljona Savchenko und Bruno Massot bei den Olympischen Spielen 2018. Wie lässt sich mit dieser Nervosität umgehen?
Ich bin der Meinung, dass man das im Training nicht trainieren kann, dazu braucht man den Wettbewerb. Nach ein paar Wettbewerbssaisons kann man sich immer mehr von dieser Anspannung befreien. Und wir wissen ja, dass Mini und Nikita eher am Anfang ihrer hoffentlich großartigen Karriere stehen. Da darf noch ein bisschen Erfahrung gesammelt werden, um die Konkurrenz noch befreiter und schwungvoller in Schach zu halten. Am Ende machen schließlich alle das Gleiche, wodurch es darauf ankommt, wie man es macht.
Nun kennen Sie allen voran Minerva Hase aus ihrer Zeit als Bundestrainer sehr gut, aber auch Nikita Volodin. Was macht das "Wie" bei den beiden denn aus und anders?
Also wir müssen natürlich festhalten, dass sie zwei sehr attraktive Menschen sind, ein harmonisch aussehendes Paar, das auch von der Größe her gut passt. Die beiden nehmen viel Raum ein auf dem Eis und das ist eine Stärke, die man ausspielt. Minerva hat eine tolle Mimik und eine tolle tänzerische Ausbildung. Sie kann ihre Arme toll bewegen, hat hohe Beine und eine große Bewegungsamplitude. Nikita ist ähnlich gut ausgebildet worden im russischen System. Du hast bestimmte Paare, die wie Schatten harmonieren in ihren Bewegungen, wie ein Spiegelbild auf dem Eis. Das ist bei den beiden so. Aber eine Sache kommt mir bei all dem oft ein wenig zu kurz.

Was meinen Sie?
Die tägliche Arbeit. Die wird zu oft missachtet in der Betrachtung des Erfolgs. Oft dreht sich vieles um die Arbeit von Dimitri Savin (Cheftrainer des Duos; Anm. d. Red.) in Russland. Natürlich schreibt der gute Pläne und Choreografien, aber die tägliche Betreuung ist in Berlin. Die Empathie, der Umgang mit Tagesform und Wehwehchen, das Management von Terminen und Training – all das liegt in den Händen des psychologisch einfühlsamen Trainerteams um Knut Schubert. Dafür fehlt mir ein bisschen die Anerkennung.
Das jüngste EM-Gold, Siegen im Grand-Prix-Finale und der Status als Mit-Favoriten auf den WM-Titel sind das Ergebnis all dessen. Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund den dritten Platz nach dem Kurzprogramm?
Seien wir doch einmal ehrlich: Du kannst dir für eine gute Platzierung nach dem Kurzprogramm nichts kaufen. Es ist absolut richtig, dass Minerva zufrieden mit der Leistung ist. So gehst du mit Tuchfühlung nach oben in die Kür, kannst dort die Sau rauslassen und richtig powern. Das ist leichter, als den ersten Platz verteidigen zu müssen. Da läge nochmal eine andere Bürde auf dir vor der Kür.
Der Rückstand zu dem führenden Duo aus Japan beträgt nach dem Kurzprogramm exakt 2,98 Punkte. Was bedeutet das in Rittbergern, Salchows und Wacklern?
Also, ein Sturz kostet etwa drei Punkte. Aber darauf darf man nicht hoffen. Das ist unsportlich und wenn man es doch tut, stürzt man am Ende selbst. Es braucht stattdessen erstmal eine fehlerfreie Leistung von Mini und Nikita – mit Selbstvertrauen und den beschriebenen Stärken. Nur dann machst du Punkte gut, wenn die anderen doch Fehler machen sollten. Sollten die Japaner allerdings fehlerfrei laufen, dann wird es schwer, sie noch einzuholen.
Und Sie? Werden Sie kommende Nacht ein wenig Schlaf nachholen oder die Medaillenjagd wieder live verfolgen?
Ich bin noch ein wenig auf der Suche nach einer Möglichkeit, diesmal auch zuzusehen. Ansonsten bin ich wieder am Laptop dabei und verfolge die Punktevergabe auf der ISU-Webseite. Das werde ich auf alle Fälle machen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Jakob Lobach.
Sendung: rbb DER TAG, 27.03.2025, 18 Uhr
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