Berlin und Brandenburg - Evangelische und katholische Kirche verlieren weiter Mitglieder

Do 27.03.25 | 15:59 Uhr
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Symbolbild: Altarraum mit dem Altarkreuz in der evangelischen Zionskirche in Berlin-Prenzlauer Berg am 11.10.2023. (Quelle: IMAGO / Seeliger)
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Audio: rbb24 Inforadio | 27.03.2025 | Florian Breitmeier | Bild: IMAGO / Seeliger

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das katholische Erzbistum Berlin haben erneut Mitglieder verloren.

Ende 2024 hätten der evangelischen Landeskirche knapp 775.000 Menschen angehört, teilte die Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Donnerstag in Berlin mit. Das sind den Angaben zufolge rund 30.000 weniger als ein Jahr zuvor. Dies entspreche einem Rückgang um 3,7 Prozent.

Die Mitgliederzahlen der katholischen Kirche sanken im Vergleich zum Vorjahr nach Angaben des Erzbistum Berlin um rund 11.000 auf knapp 351.000 Gläubige.

2015 noch eine Million Protestanten

In Berlin ging die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder innerhalb von zehn Jahren von knapp 612.000 auf knapp 449.000 Ende 2024 zurück. In Brandenburg sanken die Mitgliederzahlen im gleichen Zeitraum von gut 373.000 auf gut 297.000 und im sächsischen Teil der Landeskirche von knapp 37.000 auf knapp 29.000 Protestanten. Zehn Jahre zuvor gehörten der gesamten Landeskirche noch gut eine Million Menschen an.

Das Erzbistum hatte nach eigenen Angaben Ende 2024 in Berlin rund 266.000 Mitglieder, gut 9.000 weniger als ein Jahr zuvor. In Brandenburg ging die Zahl der Katholiken im Vergleich zum Vorjahr um knapp 1.300 auf rund 70.900 zurück.

Austrittszahlen leicht rückläufig

Die meisten Kirchenaustritte innerhalb der evangelischen Landeskirche gab es 2024 den Angaben zufolge mit knapp 11.300 Fällen in Berlin. In Brandenburg ging die Zahl der Kirchenaustritte um rund 4.900 im vergangenen Jahr zurück.

Im katholischen Erzbistum Berlin wurden im vergangenen Jahr 9.172 Kirchenaustritte verzeichnet.

Die Mitgliederzahlen werden außerdem von Zu- und Wegzügen sowie von Sterbefällen beeinflusst. Die Zahl der Gemeinden der evangelischen Landeskirche ging durch Zusammenschlüsse innerhalb von zehn Jahren von 1.289 auf 694 zurück. Zum Erzbistum gehörten Ende 2024 insgesamt 47 Pfarreien und 17 Gemeinden anderer Sprachen und Riten.

Kirche müsse "Halt und Orientierung" bieten

Dass Menschen in solcher Zahl keine Beheimatung in der evangelischen Kirche mehr für sich sähen, "rüttelt uns schon lange auf und kann niemanden kaltlassen", sagte die evangelische Pröpstin Christina-Maria Bammel. Ziel müsse bleiben, dass Menschen in der Kirche Halt und Orientierung fänden. Sie müssten sich selbstwirksam und verantwortlich in Projekte und Themen der Kirche einbringen können, professionell begleitet werden an den Wendepunkten des Lebens sowie Beistand in ihren Sorgen und in Not erfahren.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.03.2025, 15:00 Uhr

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30 Kommentare

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  1. 29.

    Zitat: "Naja, wenn man normale und konservative Menschen unbedingt vergrault und sich dem linkslastigen Lager andient... wundert das doch eher nicht b.z.w. scheint es gewollt zu sein."

    Sie sind also der Meinung, dass sowas wie ein machtvoller, innerkirchlicher linkslastiger Deep State sich zum Ziel gesetzt hat, Kirchenaustritte massiv zu forcieren, indem er konservative und "normale" Menschen zu vergraulen versucht? Das scheint mir eine sehr steile These zu sein, Herr/Frau "Jawoll".

    Und auch wenn sicher eine gewisse Anzahl der Mitglieder aufgrund der Kirchenschließungen während der Corona-Lockdowns etc. ausgetreten ist, begründet der deutliche Peak in den Jahren '22/'23 auf das dort bekannt gewordenen Ausmaß der Missbrauchsfälle und dem Umgang der Kirche damit.

  2. 28.

    Als Christ in einer freikirchlichen Gemeinde habe ich die Entwicklung beobachtet und kann Ihnen nur zustimmen

  3. 27.

    Der Missbrauchsskandal ist ja nur ein kleiner Baustein in den vielen Irrungen, die die Kirchen begehen. Viel schlimmer und für die Gläubigen von elementarer Bedeutung ist es, dass die Basisarbeit immer schlechter wird und gleichzeitig sich die Kirchen erneut wieder zur moralischen Instanz über die Gläubigen aufschwingen. Man kann nicht Kirchensteuern kassieren und gleichzeitig die eigene Basis als unchristlich beleidigen. Die Zeiten sind lange vorbei. Heute fürchtet keiner mehr das Fegefeuer, weil er nicht brav seinen Obolus entrichtet und sonntags brav im Gottesdienst gebetet hat. Heute ist die Erwartung an die Kirchen die Schaffung einer solidarischen, tröstenden und lebensbegleitenden Gemeinschaft. Das verbindende Element ist der Glaube. Wenn die Kirche außer Moralvorträgen aber nichts mehr zu bieten hat, dann leben die Menschen weiter ihren Glauben, aber eben ohne Kirche. Ab und zu mal ein paar leere Worte seitens der Kirchen helfen da nicht.

  4. 26.

    Obwohl die Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren werden in den Medien immer noch zu viele religiöse Positionen vertreten.

    Und Muslime werden vorrangig mit Kopftuch ubd als religiös gezeigt. Wie diskriminierend!

  5. 25.

    Das Problem bei den Kirchen ist, dass das was sie sagen und das was sie tun weit auseinanderklafft. Da sie ihren eigentlichen Aufgaben nicht mehr ausreichend nachkommen und lieber entgegen der Stärkung des Glaubens als Wirtschaftsunternehmen Profite einfahren, ist es eher verwunderlich, dass so wenige Menschen die Kirchen verlassen.

  6. 24.

    Ich find's erstaunlich, dass für viele hier links-grün natürlich auch für schwindende Mitgliederzahlen in der Kirche verantwortlich ist. Das muss herrlich sein, wenn die Welt so einfach ist...

  7. 23.

    Ja gerade auch in der katholischen Kirche läuft vieles schief, auch in der evangelischen, angefangen bei der Vertuschung von Missbrauch etc. Wir sollten aber nicht vergessen dass es auch viele mildtätige Veranstaltungen und Angebote gibt. Aber des Menschen immer nur das Schlechte sehen und behalten ja das macht uns wohl zu Menschen. Das Gute sieht man dann immer erst wenn es weg ist.

  8. 20.

    Wir sind vor zwei Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ich will eines Tages nicht vorm Petrus stehen und der sagt: "Du hast da doch auch mitgemacht!"

    Hinzu kommt, dass die Kirche für erforderliche Veränderungen nur eine Sprache versteht: Geld. Unsere Kirchensteuer fehlt denen also schon mal.

    Natürlich gibt es sehr nette Kirchengemeinden und einige sehr engagierte Priester und Pfarrer. Aber es bleiben: Die Frauenfeindlichkeit, die Homophobie, die undemokratische Struktur, die Vertuschung von Missbrauch, die Ablehnung von Empfängnisverhütung, die Behandlung von erneut Verheirateten, das Zölibat, Wasser predigen und Wein trinken (Reichtum der Kirche), etc. etc.

  9. 19.

    Die >fast Alles kann, fast Nichts muss Kirche< demontiert sich selbst. Die Menschen suchen Halt im Glauben. Beliebigkeit bietet keinen Halt. Eine Kirche, die auf jeder politischen, durchs Dorf getriebenen Sau reitet, verbreitet nicht das Wort des Herrn, sondern genau das Gegenteil.

  10. 16.

    Wer will denn Kirche.

  11. 15.

    Wer will denn Kirche.

  12. 14.

    Allerdings, eine realistische Einschätzung der Gesellschaft, der Menschen und der eigenen Rolle als Kirche.

  13. 13.

    Hier kommt der neue Gott
    Ich bin der Neue
    Größer, schöner und stärker
    Größer, schöner und stärker

  14. 11.

    Das kommt davon, wenn man sich dem angeblichen Zeitgeist anbiedern zu müssen glaubt.
    Ich bin sowieso dafür, dass die staatliche Subventionierung der Kirchen samt Kirchensteuer endlich abgeschafft wird.
    Die Kirchen sollen sich mal bitte selber finanzieren.
    Vielleicht kehrt dann dort auch wieder soetwas wie Realismus ein.