Trainingsauftakt bei Energie Cottbus - Klare Ziele und Donnermischung

Mo 24.06.24 | 18:40 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Claus-Dieter Wollitz, Trainer Energie Cottbus (imago images/Steffen Beyer)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 24.06.2024 | Phillip Manske | Bild: imago images/Steffen Beyer

Energie Cottbus ist zurück in der dritten Liga. Und während so mancher Fan schon von einem Durchmarsch träumt, warnen die Verantwortlichen vor falschen Erwartungen. Ehrgeizige Ziele formulieren sie dennoch. Von Ilja Behnisch

Wenn es nach den Betreuern des FC Energie Cottbus geht, dürften sich die kommenden Gegner des Drittliga-Aufsteigers auf so einiges gefasst machen. "Donnermischung" steht auf einer flachen, braunen Tüte, die in einer Holzkiste der Spieler-Kabine liegt, neben großen Dosen mit Nahrungsergänzungsmitteln. Womit wir direkt schon beim Trainer sind. Denn Claus-Dieter Wollitz würde wohl so manches dafür geben, wenn seine Mannschaft genau das wäre: eine Donnermischung.

Damit sie zumindest möglichst nah dran kommt, will Aufstiegscoach Wollitz mit dem Trainingsstart an diesem Montag die Zügel anziehen. Nicht, dass seine Jungs in der vergangenen Regionalliga-Saison nicht fit genug gewesen wären. Aber, so Wollitz, die dritte Liga? "Das wird ein richtiges Brett."

Der Cottbuser Trainer zeigt sich fest überzeugt davon, dass "Intensität" ein Schlüssel zum Erfolg sein werde in der kommenden Saison, die am 2. August beginnt. Und natürlich müsse man "auch mental stark sein. Aber mental kannst Du dann stark sein, wenn Du eine gute Fitness hast. Wir wollen fitter sein als im letzten Jahr."

Eher kein Fußballmärchen

Er selbst scheint dabei mit guten Beispiel vorangehen zu wollen. Wollitz war nie einer, der zur Plauze neigte. Dermaßen schlank im Gesicht hat man den 58-Jährigen aber auch noch nicht oft erlebt. Dass Wollitz, der zu Beginn des Gesprächs noch wahnsinnig erholt und tiefenentspannt wirkt, sich schnell wieder in die ihm typische Leidenschaft redet, hat hingegen schon fast Tradition.

Jeder Satz wie eine Kampfansage. Erst, als es um die Ziele für die kommende Spielzeit geht, wird die Stimme nochmal ruhiger. "Das Allerwichtigste: Wir sollten bescheiden bleiben", sagt Wollitz. Das große Ziel des Vereins müsse sein, in naher Zukunft erstmal nicht mehr in die Regionalliga zurückkehren zu müssen.

Damit das gelingt, wird an allen möglichen Stellschrauben gedreht. Auch wenn das finanziell durchaus schwierig ist, wie Cottbus-Präsident Sebastian Lemke sagt. Die Mehreinnahmen der dritten Liga würden durch die Mehrausgaben nahezu vollständig aufgefressen, so Lemke. "Diese Liga ist eine enorme Herausforderung."

Fans, die von einem Durchmarsch in die zweite Liga träumen, so wie er in der vergangenen Saison Münster und Ulm geglückt ist, erteilt Lemke eine rigorose Absage: "Das sind Fußballmärchen. Aber es ist total unrealistisch. Unser klares Ziel lautet Klassenerhalt."

Damit der gelingt, soll auch der Kader verändert werden. Drei Spieler sind bereits gekommen. Besonders Tolcay Cigerci, der schon mit Viktoria Berlin in der dritten Liga spielte, hat es seinem neuen Trainer dabei angetan. "Dass wir ihn für uns gewinnen konnten, ist auch ein Ausrufezeichen", sagt Claus-Dieter Wollitz.

Nur um sich kurz darauf selbst einzubremsen und eine altes Energie-Mantra von sich zu geben: "Der Zusammenhalt ist uns wichtiger als ein einzelner Spieler." Man nimmt es ihm allerdings durchaus ab. Auch, weil er zuvor schon davon geschwärmt hat, mit welchem "Zusammenhalt" seine Mannschaft "die letzten Monate und Jahre" bewerkstelligt habe.

Auf der Suche nach mehr Flexibilität

Auch deshalb will Wollitz auch in der höheren Spielklasse denen vertrauen, die den Verein erst dort hingebracht haben. "Sie haben ja auch eine Qualität unter Beweis gestellt. Dann alles neu zu gestalten, finde ich nicht richtig", so Wollitz. Auch wenn er durchblicken lässt, noch das "ein oder andere" verändern zu wollen. Eine Veränderung wurde dann sogleich noch bekannt. So verlässt Cedric Euschen den Klub nach nur einem Jahr wieder. Der Vertrag des 26-jährigen Offensivspielers wurde "in gegenseitigem Einvernehmen" aufgelöst, wie der Verein mitteilte.

Doch auch abseits des Kaders versucht sich der Verein neu aufzustellen. Wollitz hat einen neuen Co-Trainer an seiner Seite, dazu einen neuen Athletik-Trainer. Ein neuer Physio-Therapeut soll noch kommen. Auch bei der Leistungsdiagnostik geht man nun andere Wege, hat den Anbieter gewechselt. "Sehr, sehr teuer, aber das ist etwas, was wir brauchen", so Wollitz.

Was sie auch brauchen: ein neues, ein zweites Spielsystem. Grundsätzlich wolle er zwar weiter auf das 4-3-3 bauen. Doch um die Flexibilität zu erhöhen, solle noch eine Variante dazu kommen.

In der vergangenen Regionalliga-Saison seien sie an genau dem Vorhaben noch gescheitert, so Wollitz. Doch mit der gesteigerten Intensität im Training, mit mehr Umfängen, die diese mit sich bringe, wolle man nun einen neuen Anlauf nehmen.

Ansonsten sollte er vielleicht mal bei seinen Mannschaftsbetreuern nachfragen. Wer weiß, wozu die Donnermischung noch so gut ist.

Sendung: Brandenburg aktuell, 24.06.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

5 Kommentare

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  1. 4.

    Auch als im Stadion stehender Babelsberg-Sympathisant wünsche ich Energie die Etablierung in Liga 3.
    Frühe Jugendzeit, Cottbus in der Bundesliga. Gefühlt war das immer Spektakel im TV in Cottbus. Das bleibt bis heute hängen.
    Die Strukturen mit dem ausgebauten Stadion gehören auch wirtschaftlich nicht in die Regionalliga. Zudem mehr als 100.000-Stadt.
    Ne, 3. Liga, das passt schon!

    Da will ich 03 die nächsten 3, 4 Jahre aber auch endlich wieder sehen!

  2. 3.

    Nächste Saison spielt Energie Cottbus eh wieder in der Regionalliga.

  3. 2.

    Toller Beitrag, vielen Dank für den schönen Beitrag. Absolut sportlich fair und sachlich. Natürlich drücke ich Union auch die Daumen.

  4. 1.

    Bescheidenheit tut gut und ist das einzig Richtige! Erst einmal ankommen und den Klassenerhalt schaffen. Alles andere ist Bonus! Was natürlich nicht ausgeschlagen wird.
    Was übertriebene Erwartungen und Hochnäsigkeit anrichten können, sollten wir ja nun zu genüge kennen.
    Ich drücke den Cottbusern die Daumen für die neue Saison!
    Eisern Berlin

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