Symbol rechtsextremer Gruppe - Uefa sperrt Merih Demiral wegen "Wolfsgruß" für zwei Spiele

Fr 05.07.24 | 15:59 Uhr
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Archivbild: Merih Demiral bei der EM in Deutschland. (Quelle: dpa/Zuma)
Audio: rbb24 Inforadio | 05.07.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Zuma

Die Uefa hat den türkischen Nationalspieler Merih Demiral gesperrt. Am Dienstag feierte der den Achtelfinalsieg gegen Österreich mit dem "Wolfsgruß" - ein Symbol der rechtsextremen Gruppierung "Graue Wölfe".

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat den türkischen Nationalspieler Merih Demiral nach dessen umstrittenem Jubel mit dem "Wolfsgruß" hart sanktioniert. Wie die Uefa am Freitagmittag vermeldete, hat ihr Ethik- und Disziplinar-Organ den Abwehrspieler wegen "Verstößen gegen die Verhaltensgrundsätze" der Uefa und der Instrumentalisierung einer Sportveranstaltung für nicht-sportliche Zwecke für zwei Spiele gesperrt.

Damit fehlt Demiral seiner Mannschaft auch im am Samstag anstehenden und im Berliner Olympiastadion ausgetragenen EM-Viertelfinale gegen die Niederlande. Das Politikum um das Symbol der rechtsextremen Gruppierung "Graue Wölfe" dürfte dadurch größer werden. Der türkische Fußballverband zieht unterdessen - laut Medienberichten - gegen das Urteil vor den Internationalen Sportgerichtshof "Cas".

Geste der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung"

Demiral hatte beim 2:1-Achtelfinalsieg der Türkei gegen Österreich nach dem zweiten seiner beiden Treffer in Leipzig mit beiden Händen das Handzeichen und Symbol der "Grauen Wölfe" geformt und damit für viel Empörung gesorgt. Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland zwar nicht verboten ist, allerdings vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan, der kurzfristig eine Reise zum Viertelfinale nach Berlin angekündigt hat.

Während die Uefa anschließend ein Untersuchungsverfahren eingeleitet hatte, hatte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) scharfe Kritik an Demirals Jubel geübt. Die EM "als Plattform für Rassismus" zu nutzen, sei "völlig inakzeptabel", schrieb die Sozialdemokratin in den sozialen Medien.

Botschafter beidseitig einbestellt

Aus seinem Heimatland hatte Demiral zunächst auch Rückendeckung erhalten. Der Chef der ultranationalistischen MHP, Devlet Bahceli, bezeichnete schon die Einleitung des Verfahrens durch die Uefa als "Provokation". Der Schritt sei "äußerst voreingenommen und falsch".

Auch das türkische Außenministerium hatte die Untersuchung verurteilt und als inakzeptabel bezeichnet. Nicht jede Person, die das Zeichen der Grauen Wölfe zeige, könne als rechtsextremistisch bezeichnet werden. Der Wolfsgruß sei in Deutschland zudem nicht verboten und die Reaktionen der deutschen Behörden "ausländerfeindlich". Das Ministerium bestellte am Mittwoch zudem den deutschen Botschafter ein. In der Folge bestellte auch das Auswärtige Amt den türkischen Abgesandten zum Rapport ein.

Infobox

- Die Grauen Wölfe gründeten sich Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der Türkei und bezeichnen sich selbst als "Idealisten" (Ülkücüler).

- Ziel der Grauen Wölfe ist ein großtürkisches Reich, dass sich vom Balkan bis nach Westchina erstreckt.

- Als Feindbilder gelten beispielsweise Kurden, Juden, Christen, Armenier, Griechen und Kommunisten.

- Der Verfassungsschutz bezeichnet die Grauen Wölfe (und die verschiedenen Organisationen die sich zu der Ideologie bekennen) als rechtsextremistisch-nationalistisch und gewaltbefürwortend.

- In Berlin zählte der Verfassungsschutz 450 Mitglieder (im Jahr 2022). In Brandenburg ist die Zahl der Mitglieder einstellig.

- Laut Bundesverfassungsschutz haben die Grauen Wölfe rund 12.500 Mitglieder in Deutschland.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.07.2024, 13:03 Uhr

 

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55 Kommentare

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  1. 55.

    Wie schön! Soviel Rückgrat hätte ich der UEFA gar nicht zugetraut.

  2. 54.

    Warum? Weil es seiner Geisteshaltung entspricht. Darum! Und weil er auf alles andere pfeift!

  3. 53.

    Genau so ist es. Aber die türkische Regierung meint halt, Sonderregelungen zu haben. Reines Machtgetue.

  4. 52.

    Danke für diesen Kommentar. Sehe ich ebenso. Leider relativieren Rechte solche Sachen gerne und lenken mit Hinweisen auf den Schweigefuchs usw. ab.

  5. 51.

    Das Thema "graue Wölfe" ist nicht neu, man sollte öfter mal anständige Nachrichten lesen, und nicht immer nur Insta oder tiktok ;-)

  6. 50.

    Wurde schon oft erwähnt, der Schweigefuchs. Es kommt jedoch darauf an, wer das macht, und der Türke Demiral ist Fussballer und kein Lehrer, und das Handzeichen hat somit eine andere Bedeutung als in der Schule.

  7. 49.

    Ein Fußballer zeigt bei der EM auf dem Spielfeld rechtsextreme Gesten, kündigt danach Wiederholung bei weiteren Begegnungen an und wird daraufhin, dem Reglement entsprechend, von der UEFA für zwei Spiele gesperrt. Wo ist das Problem? Ich möchte daran erinnern, dass z.B. Serben und Albaner selbst für das grenzwertige Verhalten ihrer Fans bestraft wurden, ohne dass diplomatische Krisen ausbrachen. Wenn türkische Sportler, Verbände und Öffentlichkeit mit solchen Entscheidungen nicht leben können, sollten sie sich vielleicht aus internationalen Veranstaltungen zurückziehen.

  8. 48.

    Ich bin ganz ehrlich sprachlos! Wieso konnte man bislang hier nichts von den Grauen Wölfen lesen? Die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland!!!! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist ja ein Wahnsinn was hier passiert. Wieso wird man da nicht ausreichend informiert, so wie eigentlich ihre Aufgabe ist? Stattdessen wird hier ganz lapidar eine Infobox präsentiert, als ob es das Normalste auf der Welt wäre.

  9. 47.

    Wenn zwei das Gleiche tun, ist es immer was anderes für Einen von Beiden, wenn er das Gleiche tut.
    Der Glaube an Gerechtigkeit im Umgang beim Verhalten und gerechter Verurteilung, der ist selbst bei der Politik verloren gegangen.



  10. 46.

    Schon das Ausziehen des Trikots mit der Botschaft auf dem nackten Oberkörper--"Willst du mich heiraten" hätte eine Strafe zur Folge.

    Wer politische Symbole zeigt, muss dann halt auch mit Konsequenzen rechnen.
    Egal ob diese Symbole im öffentlichen Leben verboten sind oder nicht , rechtsextremistisch sind oder nicht.
    Auf dem Rasenplatz zählt der Sport.--Das sollten alle wissen.

    Schön, dass auch Herr Erdogan nach Deutschland kommt, um seiner Mannschaft die Daumen zu drücken, ihr beizustehen und sie anzufeuern--

  11. 45.

    Absolut richtig. Hat da nichts zu suchen. Der Ball ist Rund und die Welt ist bunt. Kapiert das mal endlich.

  12. 44.

    Noch so ein verharmloser Kommentar. Verstehst Du es wirklich nicht? Oder möchtest Du provozieren?

  13. 42.

    Wo leben Sie denn? Rassistische und faschistische Zeichen/Äußerungen haben nirgends etwas zu suchen.

  14. 41.

    Weiter so! Immer wird klein beigegeben weil solche Menschen sich aufführen, dabei halten sie sich selbst nie an Regeln und haben keinen Respekt für nichts und niemanden.!

  15. 40.

    Aha, soll man also erst etwas tun, wenn jemand ernsthaft geschädigt wird? Wie immer, gult: Wehret den Anfängen!!!

  16. 39.

    Sehr gute Entscheidung. Und hoffentlich folgt dann der Rest am Samstag, vor den Augen dieses Despoten !

  17. 38.

    und wenn es einigen Spielern keine Warnung ist ?

    Wenn bei der türkischen Nationalhymne die Hälfte der Spieler den sehr eindeutigen Gruß der "Grauen Wölfe" zelebriert,
    werden sie dann sofort des Platzes verwiesen,was meiner Meinung nach,durch die Entscheidung der UEFA gerechtfertigt wäre, was dann ?

  18. 37.

    Äh was ist ein Wolfsgruß?
    Bei uns in der Grundschule heißt das Schweigefuchs. =:-O

  19. 36.

    Und wenn man in der Euphorie des Augenblicks Haltung annimmt und den Arm zum Gruß aus streckt ist das auch in Ordnung?
    Und wenn das ganze Stadion wie aufgerufen den Wolfsgruß zeigt würde ich es räumen lassen. Und wenn der türkische Präsident das nicht unterbindet oder wenigstens verurteilt sollte er mit aus dem Stadion entfernt werden.

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