Heimbilanz, Verletzungspech, einfache Fehler - Sieben Dinge, die sich ändern müssen, damit Hertha BSC im Aufstiegsrennen bleibt

Fr 18.10.24 | 06:03 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Ibrahim Maza, Spieler von Hertha BSC (Foto: IMAGO / RHR-Foto)
Bild: IMAGO / RHR-Foto

Hertha BSC will im zweiten Zweitligajahr unbedingt zurück ins Oberhaus. Doch auch unter Neu-Trainer Cristian Fiél kommen die Berliner nicht so richtig in Schwung. Die Faktoren für den Stotterstart sind so zahlreich wie klar. Von Marc Schwitzky

"Wir wollen zu den Mannschaften zählen, die oben dabei sind." Klar und bestimmt lautete die Ansage von Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber Anfang August. Das war kurz nach dem Saisonstart in der zweiten Liga. "Sechs, sieben, acht" Teams sah er um die Aufstiegsplätze konkurrieren. Da also gehörte Hertha noch dazu. Das war vor mehr als zwei Monaten.

Nach nunmehr acht Spieltagen aber droht Hertha den Anschluss nach "oben" zu verlieren. Mit elf Punkten trennen die Berliner bereits fünf Zähler von Platz drei und zwei, sechs Punkte sind es auf Tabellenführer Fortuna Düsseldorf. Zwar ist nach acht Spieltagen noch keine Mannschaft auf- oder abgestiegen, doch ein Trend ist klar zu erkennen und dessen Botschaft ist: Verbessert Hertha seine Punkteausbeute in den kommenden Wochen nicht signifikant, könnten die Aufstiegsränge bereits in unerreichbare Weite rücken.

Auch wenn bei der "alten Dame" unter Trainer Cristian Fiél, der im Sommer neu übernahm, bei weitem nicht alles schlecht ist, gibt es gleich mehrere Baustellen, die der Hauptstadtklub angehen muss, um im Aufstiegsrennen zu bleiben.

Heimbilanz verbessern

Auswärts liegt Hertha BSC voll auf Kurs. Nach vier Spielen in der Fremde haben die Berliner acht Punkte auf dem Konto. In der Auswärtstabelle liegt Hertha derzeit auf Rang drei. Es ist die Heimbilanz, die den Blau-Weißen große Sorgen bereitet.

"Wenn du dir die Spiele anguckst, siehst du die ein oder andere Situation, die wir auswärts besser lösen als bisher zu Hause", erklärt Trainer Fiél, der jedoch auch ratlos zu sein scheint, woran diese Diskrepanz liegt. Hertha hat bislang nur eins von vier Heimspielen gewonnen, die anderen drei Partien im Olympiastadion wurden allesamt verloren - Platz 15 in der Zweitliga-Heimtabelle.

Herthas Kapitän Toni Leistner hatte in den vergangenen Wochen die Mutmaßung geäußert, dass das Problem darin bestehen könnte, dass sich vor allem die jungen Spieler vor heimischem Publikum selbst größeren Druck machen und dadurch in den Spielen verkrampfen. Jene Blockade gilt es zu lösen, um eine echte Serie starten und oben angreifen zu können.

Hertha muss vom Verletzungspech verschont bleiben

Etwas, das Hertha nur bedingt beeinflussen kann, was allerdings große Auswirkungen auf den Saisonstart hatte, ist das immense Verletzungspech. Trainer Fiél hatte bislang kaum eine Chance, eine echte Achse nach seinen Vorstellungen aufbauen zu können, da immer wichtige Spieler durch Verletzungen ausgebremst wurden. Schlüsselspieler Fabian Reese konnte noch keine Pflichtspielminute unter Fiél absolvieren, da er seit dem Vorbereitungsspiel gegen Energie Cottbus verletzt fehlt, Neuzugang Kevin Sessa verletzte sich damals ebenfalls in jener Begegnung und kommt erst jetzt in Fahrt.

Hertha-Spieler Fabian Reese muss medizinisch behandelt werden. (Foto: IMAGO / Contrast)

Hinzu kommen die Verletzungen von John Anthony Brooks, Linus Gechter, Jeremy Dudziak, Michal Karbownik, Marten Winkler und Diego Demme, die seit Saisonstart allesamt in unterschiedlichen Phasen wochenlang fehlten oder aktuell nicht zur Verfügung stehen. Darunter leidet die Eingespieltheit und somit Konstanz. Will Hertha dauerhaft oben mitspielen, muss der Verein hoffen, in den kommenden Wochen und Monaten deutlich weniger Verletzungspech zu erleiden und auf einen Großteil des Kaders zurückgreifen zu können.

Leichte Abwehrfehler abstellen

Eine höhere Eingespieltheit hätte vermutlich auch eine bessere Abstimmung zur Folge – besonders defensiv würde Hertha davon profitieren. Dabei lassen die Berliner derzeit sogar ligaweit nur die zweitwenigsten gegnerischen Torschüsse zu. Strukturell funktioniert die Arbeit gegen den Ball. Besonders im hohen Gegenpressing hat das neue Trainerteam bereits große Lernerfolge erzielen können.

Dennoch kassiert Hertha die siebtmeisten Gegentore der Liga. Zum einen lädt Hertha seine Gegner viel zu oft durch individuelle Abwehrpatzer ein. Haarsträubende Fehler im Spielaufbau oder das Aus-den-Augen-Verlieren des direkten Gegenspielers wirft den Blau-Weißen in nahezu jedem Spiel einen Stock in die eigenen Speichen. Hier ist eine höhere Konzentration gefragt.

Zum anderen kassiert Hertha deutlich zu viel Gegentore nach gegnerischen Standardsituationen. Es sind bereits vier Gegentreffer nach ruhenden Bällen gefallen, in einigen weiteren Szenen hatte Hertha noch Glück, dass der Kontrahent hierdurch entstandene Chancen nicht zu nutzen wusste. Selbst wenn Hertha aus dem Spiel heraus gut verteidigt, kann ein gegnerischer Standard jederzeit den Rückstand bedeuten – so ging beispielsweise die eigentlich ausgeglichene Begegnung mit Fortuna Düsseldorf nur durch zwei schläfrig verteidigte Freistöße mit 0:2 verloren. Mangelnde Abstimmung in der Übergabe der Gegenspieler bereiten Hertha hier regelmäßig große Kopfschmerzen.

Zu ungefährlicher Ballbesitz

Hertha gehört unter Trainer Fiél in nahezu allen Ballbesitz-Statistiken zu den besten Teams der Liga, mehrere Disziplinen führen die Berliner sogar alleinig an. Die "alte Dame" kommt spielerisch sehr verlässlich in die gegnerische Hälfte und auch ins letzte Angriffsdrittel.

Gleichzeitig produzieren die Hauptstädter bislang die zweitwenigsten Schüsse und den viertniedrigsten Exptected-Goals-Wert aller Zweitligisten. Kurzum: Hertha gelingt es bislang nicht, all die Spielkontrolle in Torgefahr umzumünzen. Hier ist vor allem die mangelhafte Entscheidungsfindung im Angriffsspiel das Problem. Hertha erspielt sich in Vielzahl gute Angriffsmöglichkeiten, kommt in die richtigen Räume, nur um dann den falschen Passweg oder nicht den benötigten Abschluss zu suchen. Die Mannschaft muss, um effizienter zu werden, mutiger die schusserzeugende Aktion forcieren - ansonsten bleibt der hohe Ballbesitz nutzlos.

Zu abhängig von Maza

Ein Problem im Spiel mit Ball ist auch die zu große Abhängigkeit von Ibrahim Maza. Das 18-jährige Eigengewächs hat sich in kürzester Zeit zu einem Schlüsselspieler im Zentrum der Berliner entwickelt, der offensiv unwahrscheinlich viel schultern muss. Der frischgebackene algerische A-Nationalspieler hat in bislang neun Pflichtspielen vier direkte Torbeteiligungen gesammelt und hat weitere Treffer eingeleitet.

So herausragend Mazas bisherige Leistungen sind, so besorgniserregend ist Herthas Abhängigkeit von ihm. Erwischt er - und das ist mit 18 Jahren naturgemäß - mal keinen guten Tag, wird Hertha auf einen Schlag deutlich ungefährlicher. Mitspieler wie Michael Cuisance oder Sessa müssen künftig noch präsenter werden und die Offensivleistung noch mehr mitschultern - auch um die Mannschaft weniger berechenbar zu machen.

Es braucht einen neuen Knipser

Doch auch das Mittelfeldzentrum allein kann Hertha nicht retten. Auch der Sturm muss sich in den kommenden Wochen sichtlich steigern, allen voran der Mittelsturm. Seit dem Abgang von Vorsaison-Torschützenkönig Haris Tabakovic klafft ein gewisses Loch in der Berliner Angriffsspitze.

Luca Schuler hatte gegen Kaiserslautern zwei Tore erzielt und somit Hoffnungen geschürt, die er seitdem torlos wieder enttäuscht. Die Konkurrenz aus Florian Niederlechner und Smail Prevljak hat zwar jeweils auch schon getroffen, doch alle drei haben sich bislang in keinen Rausch schießen können.

Wie wichtig ein klarer Knipser als offensive Lebensversicherung ist, zeigt Herthas Konkurrenz. Köln, Magdeburg, Paderborn, Karlsruhe und der Hamburger SV stellen allesamt Stürmer mit vier Ligatreffern oder mehr – Herthas bester Schütze ist bislang Mittelfeldspieler Cuisance mit drei Buden. Für eine echte Serie wird Fiél einen treffsicheren Torjäger brauchen.

Hertha muss reifer werden

Zu viele einfache Gegentore und individueller Fehler, immens viele vielversprechende Angriffe auf frustrierende Art verschludert, eine zu naive Zweikampfführung - viele der bislang benannten Themen zahlen darauf ein, womit bei einer so jungen Mannschaft, wie Hertha sie hat, zu rechnen ist: Es fehlt an Reife. Hertha hatte in der Mehrzahl der bisherigen Saisonspiele einen guten Spielplan und die besseren spielerischen Ansätze, doch fehlende Konsequenz, Robustheit und Cleverness haben zahlreiche Punkte gekostet. "Kopfsache", wie Kapitän Leistner findet.

Viele gegnerische Angriffe könnten durch taktische Fouls frühzeitig beendet werden und viele eigene Angriffe könnten durch bessere Entscheidungen erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Hertha belohnt sich für gute Phasen mangels Effektivität viel zu wenig und lädt den Gegner auf teils unerklärliche Weise ein.

Hertha hat eine klare Spielphilosophie und einen der talentiertesten Kader der Liga - nur hilft all das nicht, wenn das Ergebnis fehlt. Und das gelingt in der 2. Bundesliga auch oft genug dadurch, die schlauere, abgezocktere Mannschaft zu sein. Hier muss Hertha derzeit noch zu viel Lehrgeld zahlen. Die Frage ist nur: Wie lange darf sich ein sportlich so ambitionierter und wirtschaftlich so geplagter Verein solch einen Lernprozess erlauben?

Sendung: rbb Der Tag, 18.10.2024, 18 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky

31 Kommentare

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  1. 31.

    Dann klappt ja für die Interessierten auf jeden Fall die Heimreise. Bin zwar nicht dabei, bedanke mich aber trotzdem für die Info.

  2. 30.

    Ab 18.00 fährt die S41 wieder im 10 min Takt
    Ab Westkreuz die S3 nach Spandau auch im 10 min Takt. Die S1 müsste ab 18.00Uhr auch wieder im 10 min Takt fahren. U-BAHN ab Zoo auch im 10 min Takt Richtung Olympiastadion. Das ist eine S-Bahn/Deutsche Bahn Information laut DB APP ...

  3. 29.

    Witzige, der einzige Experte für fabulierende Unverschämtheiten sind Sie - Schalalala Hoppsasa.
    Dass Hertha BSC eine unerklärliche Heimschwäche diese Saison hat, ist zutreffend. Ihre erwähnte Mittelmäßigkeit spiegelt sich grundsätzlich in Ihren Kommentaren. Was Sie lieben, sind Ihre herablassenden Kommentare zu jedem Artikel von Hertha BSC.
    Ernst nehmen sollte man Sie nicht ...
    Schönes Wochenende

  4. 28.

    Meine Güte: Zwei Wochen ohne Hertha-Spiel und schon zeigen einige "Foristen" heftige Entzugserscheinungen. Nunja, wer es braucht.:)
    Mich interessiert vielmehr, inwieweit angesichts des heutigen Staatsbesuches die reibungslose An- und Abreise der Zuschauer gewährleistet ist.

  5. 27.

    #Joe
    Da hat wohl #HTC den Nerv getroffen?
    Schade, #Clay aus Berlin,
    sind Sie nicht auch einer dieser "Multi-Nick-Troll[e]", die sich nicht einmal entblöden, auch mit den Nick Anderer Ihren Müll abzusenden?
    Zum Artikel: wieder einmal salbungsvoll und im Tenor einer Hofberichterstattung. Gut, was ist auch von Mark zu erwarten?
    Schade, oder kommen die noch(?), dass die "Experten" fehlen, die einen triumphierenden Sieg herbei fabulieren?
    #Tasse: es ist ein Berliner 2.Liga-Verein.
    Ich bin kein "Experte", liebe aber den BCC aus vollen Herzen, tippe aber auf ein Sieg für Braunschweig. Schließlich spielt man im Olympiastadion.
    Ha Ha Ha

  6. 26.

    "Und an welcher Stelle hat der RBB nun was Falsches geschrieben?"
    Habe ich das irgendwo gehauptet? Bitte zitieren Sie mich!
    ich sehe derzeit nur einen Troll hier ;-)

    "unklar"
    da kann ich auch nicht helfen. Muss einen Grund dafür geben.

  7. 25.

    Und an welcher Stelle hat der RBB nun was Falsches geschrieben? Oder wollen Sie nur trollen? Sie kommentieren zu einem Artikel. Aber mir ist unklar, zu welcher Stelle.

  8. 24.

    „ Hertha BSC ist ein Berliner Sportverein“. Genau. Der Rest Ihres Geschwurbels ist unwichtigster Kram.

  9. 23.

    Falsch. Lesen und verstehen Sie vielleicht nochmal.
    Hier geht es um die 2.Liga-Profimannschaft (nix Vereinssport!) und diese ist bekanntermaßen in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert worden. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? ;-)
    Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen... iss so...

  10. 22.

    „ Hertha BSC ist ein Berliner Sportverein“, der sich gerne als Nabel der Fußballweltmeisterschaft sieht, sich schon einmal als „Big City Club“ wähnte, dessen „Leistungsträger“ sich lieber mit ihren Fans aus den sozialen Medien trifft, statt seine Einsatzfähigkeit für den Verein zu erlangen, die ein eigenes, steuerfinanziertes Stadion haben wollen, Millionen Schulden haben, selbst in der 2.Liga nur Mittelmäßigkeit abbilden - das ist „ Hertha BSC ist ein Berliner Sportverein“.

  11. 21.

    Hertha ist der Berliner Verein mit der hervorragenden Nachwuchsarbeit.
    Davon wollen sie im Wald ja nichts wissen, oder ihnen sind die Vorstadtjungs nicht gut genug.

  12. 20.

    Falsch. Hier geht es um den Vereinssport, nicht um die Rechtsform. Der RBB spricht also zurecht von einem Verein.

  13. 19.

    Als Punkt 8 würde ich noch hinzufügen: Die Eckballschwäche der alten Dame. Ich hab' jetzt keine genauen Zahlen, kann mich aber beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann Hertha das letzte Mal eine Ecke verwandelt hat, bzw. im Anschluss an einer Ecke gepunktet hat. Aber ihr macht dit schon, Jungs! HaHoHe

  14. 18.

    Ja, volle Zustimmung.

    ich persönlich würde mich über einen Wiederaufstieg und die darauf folgenden Derbys freuen.

  15. 17.

    Kein eingetragener Verein. Aber als Verein, also als Gruppe von Menschen mit ähnlichen bzw. gleichen Interessen und Zielen, kann man das schon bezeichnen.

  16. 16.

    ich habe nichts anderes geschrieben. Siehe auch #10.
    Soviel Textverständnis sollte man unter Fußballexperten voraussetzen können.

  17. 15.

    Ihre Aussage ist leider falsch. Die Profimannschaft der Abteilung Fußball ist eine Kapitalgesellschaft. Hertha BSC ist weiterhin ein Verein. So viel Ehrlichkeit sollte man unter Fußball Experten schon finden können.

  18. 14.

    Hab ich auf #1 geantwortet? ihn zitiert?
    merkste selber ;-)

    "der nicht Mitglied ist"
    richtig. Für Mitglieder ist die Rechtsform jedoch extrem wichtig. Aber Hertha-Mitglieder haben das ja so Anfang der 2000er entschieden.

  19. 13.

    Aufstiegsrennen? Hab ich jetzt die Tabellenführung der Truppe verpasst?

  20. 12.

    Mal zum Artikel: Nicht nur gegen Braunschweig, auch weiterhin sollte, den vielen Ausfällen geschuldet, eher ergebnisorientiert als schön gespielt werden. Hinten die Null, vorn wird schon einer Treffen. Wenn im Winter immer noch ein lauer Wind statt Sturm sich präsentiert, könnte man ja Fluppe leihweise holen. Der spielt derzeit kaum. Perspektive trostlos, aber BuLi.
    Überhaupt wird man sehen wo man im Winter steht. Und bis dahin Tuchfühlung nach oben halten.

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