Wasserkonferenz in der Lausitz - Spree muss laut Studie mit Maßnahmenpaket vor Wassermangel bewahrt werden

Mo 20.03.23 | 17:36 Uhr
  20
Die Spree im Spreewald, im Hintergrund zwei Kähne (Foto: dpa/Lianem/Shotshop/Picture Alliance)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.03.2023 | Florian Ludwig | Bild: Shotshop

Mit dem Kohleausstieg muss kein Wasser mehr aus Tagebauen abgepumpt werden - doch das fehlt dann, um die Spree in Trockenzeiten zu stützen. Lösungsideen gibt es, nun hat das Umweltbundesamt ein Gutachten vorgestellt. Von Florian Ludwig

Damit die Spree auch nach dem Kohleausstieg ausreichend Wasser führt, braucht es eine Kombination aus mehreren Maßnahmen. Das zeigt eine Studie, die das Umweltbundesamt am Montag bei der zweiten Wasserkonferenz der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung (SAS) und des Vereins Wasser Cluster Lausitz in Hoyerswerda vorgestellt hat.

Denn etwa die Hälfte des Wassers in der Lausitzer Spree kommt aus Braunkohle-Tagebauen, an trockenen Sommertagen laut Leag bis zu 90 Prozent. Das Grundwasser muss in den Gruben abgepumpt werden, damit sie nicht volllaufen. Dadurch wird die Spree seit rund 150 Jahren kontinuierlich mit zusätzlichem Wasser versorgt.

Blick aus dem Publikum Richtung Vortragenden während einer Rede auf der Wasserkonferenz (Foto: rbb/Ludwig)
Blick aus dem Publikum während der Wasserkonferenz | Bild: rbb/Ludwig

Durch den Kohleausstieg bis spätestens 2038, steigende Temperaturen und mehr Trockenheit müssen nun Lösungen für die Zukunft her - damit aus der Spree kein Flüsschen, die Lausitz nicht zur Wüste und die Trinkwasserversorgung Berlins nicht gefährdet wird.

Cottbuser Ostsee müsse in Speichernetzwerk einbinden

Laut der Studie müsste die Spree in Zukunft Wasser aus den Flüssen Elbe, Neiße und Oder zugeleitet bekommen - zumindest im Winter, wenn alle Flüsse genügend Wasser führen, sagt Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen). Das werde aber nur dann funktionieren, wenn es Speicherkapazitäten gebe. Denn zu Zeiten, in denen die Spree wenig Wasser führe, treffe das auch auf die Neiße zu. Und: "Auch die Möglichkeiten der Überleitungen der Elbe sind begrenzt."

Speicher sind beispielsweise die sächsischen Talsperren Bautzen und Quitzdorf sowie die Talsperre Spremberg (Spree-Neiße). Doch die genügen laut Studie bei weitem nicht, um den Wassermangel in der Spree nach dem Kohleausstieg auszugleichen. Deshalb brauche es ein Speichernetzwerk aus zahlreichen ehemaligen Tagebauen. Auch der Cottbuser Ostsee, der bisher noch nicht für diese Nutzung vorgesehen ist, müsse eingebunden werden.

Auch Berlin ist gefordert

Laut Umweltbundesamt braucht es eine große, komplexe Lösung. Dabei bezieht die Studie die Auswirkungen des Klimawandels und die Grundwasserentwicklung noch gar nicht mit ein. Alle Spreeanrainer müssten also umdenken - auch Berlin, sagt der Lausitzbeauftragte Klaus Freytag mit Blick auf die Trinkwassergewinnung Berlins aus der Spree. "Da muss vielleicht auch Berlin sein Ringdenken ein wenig aufgeben, auch da flexibler werden."

Genauso müssen sich laut der Studie die Land- und Forstwirtschaft und auch der Tourismus umstellen. Unangenehme Entscheidungen müssen getroffen werden, hieß es am Montag mehrfach auf der Wasserkonferenz. Und: Der bisher festgelegte Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 sei aus wasserwirtschaftlicher Sicht sehr sportlich, so das Umweltbundesamt.

Ideensuche bereits auf einer Konferenz 2022

Das künftige Wassermanagement war bereits im Juni 2022 Thema einer Wasserkonferenz der Lausitzer Grünen. Bereits damals gab es die Idee, Wasser von anderen Flüssen überzuleiten, damit die Spree bis nach Berlin am Fließen gehalten werden kann. Dem stand Isabell Hiekel von der Grünen-Landtagsfraktion skeptisch gegenüber. "Wenn wir Wasser brauchen und Trockenbereiche haben, dann haben das andere Bereiche ja auch", gab sie zu bedenken. Sie sah Lösungen eher beim Rückhalt von Regenwasser oder indem man einige Pumpen der Tagebaue weiterlaufen lässt - jedoch auf Kosten des Grundwassers.

René Schuster vom Umweltverband Grüne Liga sprach damals davon, dass es aus seiner Sicht nur noch um Schadensbegrenzung gehe. Dringend wäre, bei den noch laufenden Tagebauen beziehungsweise bei deren Rekultivierung, zu große künstliche Seen zu vermeiden. "Diese Seen erhöhen den Verdunstungsverlust der Lausitzer Landschaft", so Schuster damals.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.03.2023, 16:40 Uhr

20 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 20.

    Ich hätte auch einen Vorschlag. Man könnte die Leute umsiedeln. Ich verstehe sowieso nicht, warum die Berliner Bevölkerung zunehmen muss. Ganz genau die Orte im Randbereich, warum müssen die so wuchern und aus den Grenzen platzen? Lasst die Menschen doch in ihrer Heimat und macht diese Gegenden attraktiv. Das würde allen helfen, die Berliner brauchen nicht in einem Großstadt-Moloch ihr Leben verbringen. Die Zugereisten können weiter dort leben, wo sie sich wohlfühlen und bräuchten nicht immer dem Wochenende entgegenfiebern, um aus der Großstadt wieder aufs Land flüchten. Auch die Berliner würden weniger verreisen, weil sie sich in ihrer Stadt wohlfühlen. Das würde z.B. auch den Verkehr reduzieren. So würden alle, sogar Klima und Umwelt profitieren. Man spart auf diese Weise auch die Wasserleitungen, von denen gefaselt wird.

  2. 19.

    Das muß aber jemand zahlen. Nicht nur Strom, auch Reparaturen, Ersatz etc..

  3. 18.

    Also ich kann dem Vorschlag von [Roman] vom 20.03.2023 um 19:34 schon sehr viel abgewinnen. Warum nicht Salzwasser aus der Ostsee vor Ort mit Solarenergie entsalzen und z.B. über die OPAL/EUGAL nach Brandenburg transportieren. Die sonnenschwachen Monate könnte man über Pufferspeicher abfangen, die dann im Winter bspw. Wasser abgeben. Die Rohre liegen schon, es braucht statt Verdichter- dann Pumpstationen.
    Rechnen könnte sich das schon.

    Ich grüße bei der Gelegenheit das sehr sehr kompetent besetzte und absolut unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und wirtschaftspolitischen Einflüssen agierende Landesamt für Umweltschande Brandenburg und alle, die mich bei Tesla so kennen.

  4. 17.

    Im Nebensatz steckt der Sprengstoff: Es müssen unangenehme Entscheidungen getroffen werden. Die dort herrschende Ideologie lässt das Allerschlimmste befürchten: Gönnerhaftes Zuteilen gekoppelt an steigende Willkürpreise ohne Wettbewerb ist der "Traumjob" in der Verwaltung.
    Hoffentlich hat man nicht die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt sind die Wähler...

  5. 16.

    Lasst doch die Pumpen einfach laufen wie in den letzten 150 Jahren auch.

  6. 15.

    3x3 macht 4, bidibidibi und 3... was sich hier Grüne und Umweltverbände in die Tasche Lügen. Schon beim Tagebau wurde das Wasser zurück in die Spree gepumpt, weil die Gruben mit Schichtenwasser u.a. durch die Spree gespeist voll liefen. Das kennt jeder in Brandenburg der im Garten buddelt oder vom Strandurlaub. Den gleichen Effekt hat es, wenn man sich aus ehemaligen Gruben eine zweite "Ostsee" bastelt. Irgendwo muss das Wasser ja herkommen. Die "Rückgewinnung" damit der Spreewald nicht austrocknet als Innovation der Umweltverwaltung zu verkaufen ist "interessant". Zum Glück gibt es ja genug Dumme, die nur von zwölf bis Mittag denken können und das glauben, was hier aufgetischt wird.

  7. 14.

    Weise Worte, nur leider liest man diese hier viel zu selten. Gibt es kein Süßwasser von oben zum Mischen, wird das "Loch" halt sauer durch das eindringende Grundwasser von unten. Dann beginnt das ganze Dilemma mit Kalkung und Zellulose etc. was wir bereits kennen. Aktuell ist der OSTSEE (der Name ist sowas von oll) bei einem ph-Wert von 8,1 ! Sauer wird es erst unterhalb der 7 ;-)

  8. 13.

    Wo kann man die Studie des Umweltbundesamtes lesen?Link?

  9. 12.

    "Im Moment verbraucht Berlin 159 Mill. Kubikmeter Wasser jährlich. Und das ohne Industrie."
    Das sind - mal ganz grob überschlagen - die bekannten hundert Liter am Tag. Und das mit monatelangem Gartensprengen in weiten Teilen der Stadt. :-)

  10. 11.

    1 qqm entsalzenes Wasser kosten ernergetisch 1,5 kwh. Das ist nur die Erzeugung, Energiekosten der Herstellung der Anlagen und Leitungen kommen hinzu. Ebenso der Betrieb (Pumpen ...) Im Moment verbraucht Berlin 159 Mill. Kubikmeter Wasser jährlich. Und das ohne Industrie.

  11. 10.

    Wie kommt man überhaupt auf so eine bescheuerte Idee - wir haben einen trockenen Sommer, die Spree führt kaum noch Wasser, also holen wir uns einfach Wasser aus allen Flüssen in der Umgebung, die dann ja reichlich haben...
    Aber wenn der Mensch sich in die Natur einmischt...

  12. 9.

    Da die ehemaligen Tagebaue keine Schüsseln mit betoniertem Boden sind und sich im Urstromtal befinden, werden sie sich in jedem Fall füllen. Und zwar mit Grundwasser, das einen pH-Wert hat, der kein Leben ermöglicht. Damit das Füllen schneller geht und die Wasserqualität besser ist, wird Oberflächenwasser von oben reingegossen, wenn verfügbar.

  13. 8.

    Sie sagen, dass das Wissen und die Anwendung der Melioration verkehrt waren und wollen gleichzeitig durch das künstliche Eingreifen ( Reinigen und Entschlammen der Fließe) angeblich der Natur helfen? Das Entschlammen der Fließe war Teil der Melioration, es wurde nur in den letzten Jahren vernachlässigt. Die Natur braucht den menschlichen Fehleingriff nicht, denn die Natur schafft sich allein neue Fließe oder das Wasser bleibt flächendeckend in der Region stehen. Sie verteufeln den menschlichen Eingriff und fordern ihn an anderer Stelle?

  14. 7.

    Also ein Fluss, welcher nur durch Grundwasserabsenkungen künstlich am Leben gehalten wird, soll nun durch weitere einschneidende Maßnahmen am Laufen gehalten werden. Es soll bei weiter zu erwartenden Niederschlagsdefiziten anderen Flüssen Wasser entzogen werden. Und das alles mit Unterstützung des UMWELTBUNDESAMTES? Andere Flüsse trocknen schon im Sommer regelmäßig aus. Und die Berliner Wasserbetriebe rühmen sich doch immer damit "ihren Wasserkreislauf" geschlossen zu haben? Und BB träumt von immer mehr künstlichen Seenlandschaften? Aus der Traum! Die Realität sagt etwas anderes.

  15. 6.

    Die Berliner sollten jetzt schon auf Wasserrationierungen vorbereitet werden. Auf neue große Gewerbegebiete auch im Umland will ja offenbar keiner verzichten, also man macht genau das Gegenteil von dem, was notwendig ist.

  16. 5.

    Das zeigt einfach, dass Spartenwissen des Verwaltungsnaturschutzes sich selbst auf die Füße tritt. Man will großflächig Wildnis im Spreewald ausweisen und hat keinen Plan, wie das auf die Szenarien Hoch-/Niedrigwasser auswirkt. In einem ist man sich einig, dass altes Wissen und Melioration grundverkehrt waren. Wenn wieder alle Fließe entschlammt werden, ist Aufnahmekapazität in Wasserzeiten da. Es gibt Staugürtel, die das unkontrollierte Abfließen verhindern und Kahnfahren und Paddeln ermöglicht

  17. 4.

    Na, dann ist es höchste Zeit die Flutung des Ostsees zu stoppen und bei anderen stillgelegten und stillzulegenden Tagebauen von vorne herein eine andere Nachnutzung als die Flutung vorzusehen.

  18. 3.

    Wie wäre es denn mit einer zusätzlichen Talsperre?? Wenn
    die Reserven von Bautzen und Spremberg nicht reichen. Im Bereich K8481 bei Boxberg( Richtung Schleife) wäre doch Platz, keine Anwohner und es müsste nur Fläche vom Truppenübungsplatz weg.

  19. 2.

    Wenn dem so ist und die Spree nur unter maximaler Anstrengung gehalten werden kann, dann muss Wasser aus Nord und Ostsee nach Berlin.
    Kompakte Regenrückhaltesysteme in Kombination mit einer ausgeklügelten Pumpenlandschaft müssen mit Meerwasserentsalzung einher gehen.
    Trotzdem ist 2038 sehr sehr ambitioniert für ein derartiges Unternehmen.

  20. 1.

    -Laut Umweltbundesamt braucht es eine große, komplexe Lösung.

    Mit anderen Worten: das Projekt wird extrem teuer, wenn es überhaupt realisiert wird.

Nächster Artikel