Wasserkonferenz in der Lausitz - Spree muss laut Studie mit Maßnahmenpaket vor Wassermangel bewahrt werden
Mit dem Kohleausstieg muss kein Wasser mehr aus Tagebauen abgepumpt werden - doch das fehlt dann, um die Spree in Trockenzeiten zu stützen. Lösungsideen gibt es, nun hat das Umweltbundesamt ein Gutachten vorgestellt. Von Florian Ludwig
Damit die Spree auch nach dem Kohleausstieg ausreichend Wasser führt, braucht es eine Kombination aus mehreren Maßnahmen. Das zeigt eine Studie, die das Umweltbundesamt am Montag bei der zweiten Wasserkonferenz der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung (SAS) und des Vereins Wasser Cluster Lausitz in Hoyerswerda vorgestellt hat.
Denn etwa die Hälfte des Wassers in der Lausitzer Spree kommt aus Braunkohle-Tagebauen, an trockenen Sommertagen laut Leag bis zu 90 Prozent. Das Grundwasser muss in den Gruben abgepumpt werden, damit sie nicht volllaufen. Dadurch wird die Spree seit rund 150 Jahren kontinuierlich mit zusätzlichem Wasser versorgt.
Durch den Kohleausstieg bis spätestens 2038, steigende Temperaturen und mehr Trockenheit müssen nun Lösungen für die Zukunft her - damit aus der Spree kein Flüsschen, die Lausitz nicht zur Wüste und die Trinkwasserversorgung Berlins nicht gefährdet wird.
Cottbuser Ostsee müsse in Speichernetzwerk einbinden
Laut der Studie müsste die Spree in Zukunft Wasser aus den Flüssen Elbe, Neiße und Oder zugeleitet bekommen - zumindest im Winter, wenn alle Flüsse genügend Wasser führen, sagt Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen). Das werde aber nur dann funktionieren, wenn es Speicherkapazitäten gebe. Denn zu Zeiten, in denen die Spree wenig Wasser führe, treffe das auch auf die Neiße zu. Und: "Auch die Möglichkeiten der Überleitungen der Elbe sind begrenzt."
Speicher sind beispielsweise die sächsischen Talsperren Bautzen und Quitzdorf sowie die Talsperre Spremberg (Spree-Neiße). Doch die genügen laut Studie bei weitem nicht, um den Wassermangel in der Spree nach dem Kohleausstieg auszugleichen. Deshalb brauche es ein Speichernetzwerk aus zahlreichen ehemaligen Tagebauen. Auch der Cottbuser Ostsee, der bisher noch nicht für diese Nutzung vorgesehen ist, müsse eingebunden werden.
Auch Berlin ist gefordert
Laut Umweltbundesamt braucht es eine große, komplexe Lösung. Dabei bezieht die Studie die Auswirkungen des Klimawandels und die Grundwasserentwicklung noch gar nicht mit ein. Alle Spreeanrainer müssten also umdenken - auch Berlin, sagt der Lausitzbeauftragte Klaus Freytag mit Blick auf die Trinkwassergewinnung Berlins aus der Spree. "Da muss vielleicht auch Berlin sein Ringdenken ein wenig aufgeben, auch da flexibler werden."
Genauso müssen sich laut der Studie die Land- und Forstwirtschaft und auch der Tourismus umstellen. Unangenehme Entscheidungen müssen getroffen werden, hieß es am Montag mehrfach auf der Wasserkonferenz. Und: Der bisher festgelegte Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 sei aus wasserwirtschaftlicher Sicht sehr sportlich, so das Umweltbundesamt.
Ideensuche bereits auf einer Konferenz 2022
Das künftige Wassermanagement war bereits im Juni 2022 Thema einer Wasserkonferenz der Lausitzer Grünen. Bereits damals gab es die Idee, Wasser von anderen Flüssen überzuleiten, damit die Spree bis nach Berlin am Fließen gehalten werden kann. Dem stand Isabell Hiekel von der Grünen-Landtagsfraktion skeptisch gegenüber. "Wenn wir Wasser brauchen und Trockenbereiche haben, dann haben das andere Bereiche ja auch", gab sie zu bedenken. Sie sah Lösungen eher beim Rückhalt von Regenwasser oder indem man einige Pumpen der Tagebaue weiterlaufen lässt - jedoch auf Kosten des Grundwassers.
René Schuster vom Umweltverband Grüne Liga sprach damals davon, dass es aus seiner Sicht nur noch um Schadensbegrenzung gehe. Dringend wäre, bei den noch laufenden Tagebauen beziehungsweise bei deren Rekultivierung, zu große künstliche Seen zu vermeiden. "Diese Seen erhöhen den Verdunstungsverlust der Lausitzer Landschaft", so Schuster damals.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.03.2023, 16:40 Uhr