Nach Standort-Aus für Kaufhaus - Modekette Aachener will Hälfte der Galeria-Fläche in Cottbus übernehmen

Do 23.03.23 | 16:31 Uhr
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Galeria Kaufhof in Cottbus (Foto: rbb/Schneider)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.03.2023 | Florian Ludwig | Bild: rbb/Martin Schneider

Bekommt Cottbus die nächste Innenstadtbrache? Diese Angst war da, als bekannt wurde, dass die Warenhauskette Galeria den Lausitzer Standort schließt. Jetzt gibt es mit der Modekette Aachener eine Perspektive - zumindest für gut die Hälfte der Ladenfläche.

Die Modekette Aachener will vier Galeria-Warenhäuser übernehmen, darunter das in Cottbus. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben die Vorbereitungen dafür und damit für die Fortführung der Standorte getroffen. Neben Cottbus betrifft das auch Coburg, Frankfurt (Main) und Nürnberg-Langwasser, teilte Geschäftsführer Friedrich Göbel am Mittwoch mit.

Sein Unternehmen habe die Mietverträge für die Immobilien schon unterschrieben. Sie werden laut Göbel rechtswirksam, sobald der bisherige Mieter gekündigt hat. Außerdem gebe es für eine Reihe weiterer Galeria-Standorte "weit fortgeschrittene Verhandlungen" über Mietverträge. Aachener gehe davon aus, dass bis Februar 2024 zwischen zehn und 25 bisherige Galeria-Standorte angemietet und fortgeführt werden können.

Mietvertrag für zehn Jahre - Verlängerung möglich

Am Donnerstag gab der Vermieter des Gebäudes, die Verifort Capital Gruppe, in einer Mail an den rbb weitere Details bekannt. Demnach werde die Modekette nicht das komplette Kaufhaus in Cottbus übernehmen, sondern etwas mehr als die Hälfte der insgesamt 20.000 Quadratmeter. "Über die rund 9.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie rund 3.000 Quadratmeter Lager-, Personal-, Sozial- und Nebenflächen wurde ein Mietvertrag über zehn Jahre mit Verlängerungsoption geschlossen", heißt es.

Der Einzug sei für die erste Jahreshälfte 2024 geplant, weil davor noch Umbaumaßnahmen stattfinden sollen. Darüber hinaus laufen laut Vermieter für die restlichen Verkaufsflächen gerade Verhandlungen mit Anbietern aus dem Drogerie- und Lebensmittelhandel. "Der Plan beinhaltet, dass wir am Ende vier bis fünf Mieter haben", sagte Thomas Heidelberger von Verifort Capital dem rbb.

Mitarbeiter sollen übernommen werden

Auf den Kaufhausflächen sollen nach Angaben der Modekette sogenannte Aachener Department Stores entstehen. Das Konzept hierfür will Geschäftsführer Göbel Anfang April 2023 bekanntgeben. Alle bisherigen Galeria-Beschäftigten sollen übernommen werden, wenn sie das wollen, heißt es. In Cottbus arbeiten zurzeit rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Modekette Aachener betreibt bisher bundesweit sieben Filialen, alle im Westen Deutschlands. Cottbus wäre der erste Standort im Osten. Aachener verkauft Schuhe, Bekleidung und Schmuck verschiedener Marken.

Kritik von Verdi: Stellenanzeigen ohne Hinweise auf Bezahlung nach Tarif

Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich zu dieser Entwicklung skeptisch. Es sei immer gut, wenn Leerstand abgewendet werden könne. In den Stellenanzeigen der Modekette gebe es aber keine Hinweise auf eine tarifliche Bezahlung der Angestellten, sagte Verdi-Sprecherin Conny Weissbach am Mittwochnachmittag im rbb. "Insofern kann man davon ausgehen, dass es die nicht gibt", so Weissbach. Fraglich sei auch, zu welchen Konditionen wie viele der Beschäftigten übernommen würden.

Das Ende von Galeria Kaufhof in Cottbus kritisierte Weissbach weiterhin. Es sei ein Unterschied für eine Innenstadtlage, ob ein Warenhaus oder eine Modekette der Ankermieter sei. Es gebe kaum Einkaufsalternativen "weit und breit". Sie bedauere die Entwicklung - gerade für ältere Menschen, die nicht ständig im Internet einkaufen würden. Ob in dieser Frage "die letzte Messe gelesen" sei, würde sie aber noch abwarten, sagte Weissbach.

Oberbürgermeister: "Wichtiges Zeichen"

Als ein wichtiges Zeichen für die Lausitz, Cottbus, die Innenstadt und für die Beschäftigten bezeichnete der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) die geplante Übernahme durch die Modekette. "Wir brauchen eine Belebung, nicht nur der Innenstadt, sondern auch des Standortes, so dass Handel und vieles mehr erlebbar ist."

Auch der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus, Wolfgang Krüger, spricht von einem guten Signal für die Lausitz. Es sei vor allem ein Signal, dass die Investoren an die Zukunft der Stadt glauben. Auch für die Mitarbeiter sei es eine gute Nachricht. "Uns freut besonders, dass auch die Auszubildenen eine Chance haben, in diesem Segment ihre Ausbildung zu Ende zu führen."

Jetzt müssten schnell offene Fragen geklärt werden. "Das heißt: Es gibt schon noch eine Phase der Unsicherheit - auch mit Blick darauf, wie die jeweiligen Vertragsangebote seitens Aachener aussehen wird." Dabei gehe es um die Frage, ob für die Mitarbeiter die gleichen Tarifkonditionen gelten werden, wie zuletzt bei Galeria Karstadt Kaufhof.

Insolvente Warenhauskette Galeria

Mitte März war bekannt geworden, dass von den 129 Galeria-Warenhäusern in Deutschland 52 geschlossen werden sollen. Der Standort in Cottbus soll zum 30. Juni 2023 die Türen schließen. Nach der Bekanntgabe wurden noch einmal fünf Häuser von der Liste gestrichen, Cottbus gehörte aber nicht dazu.

Galeria ist Deutschlands letzte große Warenhauskette. Sie begründet die geplanten Schließungen damit, dass die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt und die Energiekosten gestiegen sind.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2023, 15:30 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Entlassungen ohne Ende.
    Erstaunlich das man nicht einmal eine kleine Meldung in den Medien darüber findet was in den bestehenden Galeriafilialen derzeit alles stattfindet.
    Ist wohl das Schicksal dieses Berufs. Man wird nicht wahrgenommen.

    Auch ältere Angestellte. Oder mit Kindern.
    So leicht einen Job außerhalb vom Mindestlohn zu finden ist es entgegen aller Aussagen nicht.

  2. 17.

    Wetten, das wird wieder ein Rohrkrepierer wie das "Angebot" von dieser Bürofirma zur Übernahme von Standorten? Reine PR-Nummer, um sich ins Gespräch zu bringen. Auf Kosten der Galeria-Mitarbeiter, die jahrelang auf vieles verzichtet haben. Am Ende ist dann der Job trotzdem weg - und Trittbrettfahrer nutzen den Niedergang auch noch für PR-Aktionen fremder Firmen aus. Man kann gar nicht soviel essen, wie man k.......

  3. 16.

    Noch mal, die Warenhäuser werden geschlossen, weil es nicht genug Umsätze gab. Wenn rote Zahlen das Haus schreibt, dann ist ja klar etwas stimmt nicht.
    Wenn viele Leute immer online kaufen, bei Otto, Amazon und Co weil günstig ist dann darf man sich nicht wundern.
    Heutzutage ist immer Internet wichtiger , als Shop deshalb die Geschäftsidee muss man anpassen, weniger Häuser und mehr Internetplattform von Galarie Karstadt.
    Es ist hart, aber wahr!

  4. 15.

    Der Inhaber ist die Pest. Eigentlich sollte man bei dem überhaupt nicht einkaufen.

    Ich wage mal eine provokante These: Warum gehen die Ossis überhaupt bei so einem Immobilien-Kapitalisten einkaufen und lassen sich bei so einem Unmensch anstellen? Warum ist im Osten nichts eigenes gewachsen? Warum holen wir das nicht nach? Was wäre dafür nötig, um regionale, auch am Gemeinsinn orientierte Versorger zu etablieren?

  5. 14.

    Die Gewerkschaften haben immer nur zu meckern,manche Chancen sollten einfach genutzt werden

  6. 13.

    Sie haben mit Ihrer Argumentation Recht. Abgesehen davon, dass das Gebäude (mal oder noch) unter Denkmalschutz steht. Die Leute, die diese "Betonbauten" kritisieren, sind nicht weit herumgekommen. Auch im sog. Westen sind Beton"burgen" entstanden. Es war die Zeit, wo man mittels Technik und Möglichkeiten, "Verrücktes", O-Ton einer Architektin, ausprobiert hat. So schlecht ist der Bau nicht. Nur müssen die Verkaufskonzepte stimmen! Da die materielle/finanzielle Lage der Kunden ehrlicher eingeschätzt werden muss, sind die Verkaufsformen breiter zu fächern. Auch muss sich der Handel insgesamt davon verabschieden, dass die "Masse nach dem 'dernier crie' jagt". In einem Kaufhaus geht es um praktische und gediegene Dinge im Haushalt, im Alltag, bei Bekleidung aller Altersgruppen usw. Die Fachmarkt -Artikel Elektro und auch Möbel würde ich aber ausklammern. Aber zu beachten ist halt, dass sich der Durchschnitt der Bevölkerung keine Fissler-Kochtopf-Serien kaufen wird oder andere Edelstücke

  7. 12.

    Ich bin zieml.erstaunt, dass die noch Verbliebenen im Verkauf diese Dinge so hinnehmen. Also, gäbe es Streikformen in einem Kaufhaus oder in allen nach dem Motto "Unser Haus ist/wird besucht", dann würde ich mitmachen.Jedenf. die Kaufhäuser, dieser Kette, die man bei Besuchen anderswo mitbekommt, waren alle ansehnl. Bauten, wirkten einladend hell u. sehr modern. Aber Vielfalt an Angeboten war bei diesem Eigner nicht durchsetzbar. Nur Luxus, klar! Ich bin selbst jahrelang durch Abdrängung in prekäre Verdienstsituationen in die große Masse derjenigen geraten, die sich etwas kaufen müssen(!), weil das alte Teil nach 8/10 Jahren einfach ersetzt werden muss. Eine Winter-jacke im Benko-Kaufhaus 160 bis 268 EUR! Es hat zum Glück noch zu einer m. einem f. mich vernünftigen Preis gereicht. Aber 2 Saisons gesucht! Es müssen Bestellungen her, Auswahl n. Warenmustern auch im Voraus: kommt bald! PC-Strick ist mögl. und die Teile, die 24/7 gearbeitet werden können, sind echt teuer. Vielfalt macht's.

  8. 11.

    Was zu erwarten war. Leider! Gut ausgebildetes Personal, auch wenn das Viele hier möglicherweise anders sehen. Abfindungen sind wohl auch unterirdisch. Ob alle Entlassenen eine adäquate neue Stelle bekommen, ist auch nicht so sicher……und da spielt das Entgeld u.U. nicht immer die entscheidende Rolle. Und bevor hier wieder das Hohelied der Flexibilität gesungen wird, sollte man erstmal fragen, welche Wege viele Mitarbeiter auf sich nehmen.

  9. 10.

    Habe gestern auch mitbekommen das eine der Angestellten rote Augen hatte und sich über die Kündigungen unterhalten hatte. War aber nicht am Alex. Muss also in allen Häusern sein. Scheinen sehr viele zu sein. Schlimm.

  10. 9.

    Na, aber Cottbus bekommt eine schöne ICE Werkstatt, ohne ICE am Cottbus Hbf zu sehen...

  11. 8.

    Das Ende von Galeria Kaufhof Karstadt ist doch schon eingeläutet.
    Das Konzept was sie nun wollen: "Reichelt Preise bei Aldi Niveau" wird nicht funktionieren.

    Denn das wird dabei herauskommen wenn kaum noch Personal ab dem 1 Juni in den Häusern ist.
    Beratung? Gibt es bei Galeria nicht mehr. Egal wie teuer man einkaufen würde.
    Kasse? Man sollte viel Zeit mitbringen.
    Preise? Gehen nach oben.

    Heute haben nämlich sehr viele Mitarbeiter in den Filialen die bestehen bleiben ( wie z.B. am Alexanderplatz) ihre Kündigung zum 30.06. bekommen.
    Die Freude das die Filiale nicht geschlossen wird währte bei vielen sehr kurz.

  12. 7.

    Na klar, Betonpickel weg!
    Und noch eine Brache, oder welche Vorstellungen haben Sie für diesen Bereich?

  13. 6.

    Eine gute Nachricht für die Innenstädte, dass sie weiterhin einen Publikumsmagneten hat.

  14. 5.

    Sie meinten wohl: deren Lebensunterhalt vom Einkauf der anderen abhängt.

  15. 4.

    Eine erfreuliche Nachricht für die Mitarbeiter und die Stadt.

  16. 3.

    In der überteuerten Hütte war ich eh nie einkaufen!
    Obwohl im Konsument-Warenhaus schon;)Der Betonpickel könnte auch weg,würde hier keinen jucken.

  17. 2.

    Es geht nicht nur um das Shoppen sondern um die Attraktivität der Stadt.

  18. 1.

    Eine unglaublich gute Nachricht für Alle, deren Lebensinhalt im shoppen besteht.

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