Trotz Wohnungsbau-Krise - In Frankfurt (Oder) entsteht ein großes Wohnungsbauprojekt
Teure Baumaterialien, hohe Zinsen, wenige Handwerker: Wohnungsbauprojekte werden derzeit so hochpreisig, dass manche Unternehmen sie lieber ruhen lassen. An der Oder baut ein Unternehmer trotzdem weiter – denn er hat zu lange gewartet.
Trotz der schwierigen Lage am Wohnungsbaumarkt werden in Ostbrandenburg noch einige Projekte fertiggestellt. So entsteht gerade im Norden von Frankfurt (Oder) ein Wohnungsbauprojekt direkt an der Oder, das schon seit neun Jahren in Planung war. Die Wohnungen werden auch dringend benötigt: Laut Angaben der Brandenburger Ingenieurkammer kämen in Frankfurt auf jede Eigentumswohnung drei Bewerber.
Doch tatsächlich gebaute Projekte wie dieses in Frankfurt werden aktuell immer seltener. Nach mehreren Jahren mit einem boomenden Wohnungsbaumarkt, brach Ende vergangenes Jahres die Zahl der genehmigten Wohnungen in Brandenburg ein. Im November 2022 wurden laut dem Statistikamt Berlin-Brandenburg 988 Wohnungen genehmigt, im Jahr davor waren es noch 1.534. Das betraf auch Ostbrandenburg: So wurde in Erkner (Märkisch-Oderland) ein Bauprojekt gestoppt, weil die Wohnungen für mögliche Mieter zu teuer gewesen wären.
Bauprojekt seit 2014 in Planung
Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig: "Wir haben im 2020/2021 ein Durcheinander bei den Fördermöglichkeiten gehabt. Dazu kam mit Corona das Thema Material, Handwerk. Und der letzte Schub, der ein Großteil in der Branche den Rest geben wird, sind die steigenden Zinsen", erklärt Matthias Krebs, Präsident der Brandenburger Ingenieurkammer.
Das alles konnten seine Baupläne nicht anhalten: Der Ostbrandenburger Unternehmer baut in Frankfurt Mehrfamilienhäuser in dem Gelände des Volkseigenen Betriebes Großwäscherei. Aktuell werden die Ruinen des Gebäudes an der Oder weggeschafft. Gleich nebenan stehen die Reste der einstigen Konservenfabrik. Dieser Backsteinbau soll saniert und möglicherweise touristisch benutzt werden.
Dass er nun weitermacht, hat vor allem mit den langen Wartezeiten und den bereits investierten Kräften in das Bauprojekt zu tun. Schon 2014 habe die Stadt Frankfurt ihr Bebauungskonzept 'Winterhafen' erarbeitet und vorgestellt, sagt Krebs. "Seitdem sind wir gedanklich und in Diskussionsprozessen dabei." Unzählige Diskussionen, Abstimmungen, Planungsentwürfe und Beteiligungen von Behörden, Verbänden, Anliegern und Kommune seien seit der ersten Idee vergangen. Das erkläre die fast zehnjährige Planungsphase. Dass große Wohnungsbauprojekte so lange dauern, sei mittlerweile normal, kritisiert Krebs.
Digitale Bauakte könnte Wartezeiten verkürzen
Frankfurts Baudezernent André Prusa (CDU) hat eine Idee, wie es schneller gehen könnte: Die digitale Bauakte. Diese werde aktuell im Landkreis Märkisch-Oderland getestet. Damit könnten sich alle Behörden, die sich zu allen Themen rund um einen Bauprojekt äußern müssen, "gleichzeitig beteiligen", so Prusa. Damit könnte man die Genehmigungszeit verkürzen.
Doch aktuell würden sich die Bearbeitungszeiten tendenziell auch ohne digitale Bauakte verkürzen. Der Grund dafür sei aber wenig erfreulich: Es gebe zu wenig Bauanträge, sagt Matthias Krebs von der Ingenieurkammer. Doch was heute nicht geplant werde, könne in den kommenden Jahren auch nicht gebaut werden, so Krebs weiter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.02.2023, 14:10 Uhr
Mit Material von Michael Lietz