Kritik an Flüchtlingspolitik - Kunstwerk "Sorry" an der Frankfurter Stadtbrücke aufgestellt
An der Stadtbrücke in Frankfurt (Oder) steht jetzt eine Mauer: Das Kunstwerk "Sorry" aus Betonplatten und Glasscherben der Polin Joanna Rajkowska will den Umgang mit Geflüchteten an den EU-Außengrenzen thematisieren.
Die Betonskulptur "Sorry" der polnischen Künstlerin Joanna Rajkowska wird am Donnerstag in Frankfurt (Oder) vorgestellt. Die Skulptur soll bis zum 3. Oktober an der Frankfurter Oderpromenade stehen. Mit ihrem "Anti-Denkmal", wie die Künstlerin das Projekt nennt, wolle sie den Umgang europäischer Länder mit Geflüchteten kritisieren, heißt es auf ihrer Webseite.
35 Tonnen Beton und Glasscherben
Die Idee für das Projekt entstand laut der Künstlerin während der Flüchtlingskrise im Jahr 2021 in Osteuropa, als hunderte Menschen versuchten, die Grenze zwischen Belarus und Polen zu überqueren und so in die Europäische Union zu gelangen. "Ich widme das Projekt denen, die es nicht geschafft haben, die Grenze zu überqueren", schreibt die Künstlerin auf ihrer Webseite.
Die mauerähnliche Skulptur besteht aus 48 Betonelementen und wiegt circa 35 Tonnen. Sie ist über drei Meter hoch und circa vier Meter lang. An den oberen Kanten der Betonplatten sind scharfe Glasscherben einbetoniert. Von oben aus betrachtet ergibt die Form das englische Wort "Sorry", zu Deutsch "Enschuldigung".
"Die Brücke verbindet, aber die Mauer trennt"
"Uns war wichtig, dass wir mit dieser Skulptur eine Mauer neben die Brücke stellen, um zu zeigen: Nicht jede Grenze ist so leicht zu überqueren wie unsere schöne Stadtbrücke Frankfurt-Słubice. Sie verbindet, aber die Mauer trennt", sagte René Pachmann, katholischer Hochschulseelsorger in Frankfurt. Zusammen mit der Kulturkoordinatorin der Universität Viadrina hate er die Idee, das Kunstwerk aus Beton und Stahl in die Oderstadt zu holen.
Das Kunstwerk wurde bereits in der polnischen Stadt Posen aufgestellt worden. Über den jetzigen Standort sagte Rajkowska dem rbb: "Ich denke, dass die Installation hier in Frankfurt an unserem gemeinsamen Fluss, der Oder, eine Fülle von neuen Bedeutungen erzeugen kann. Das ist ungeheurer wichtig."
Die Künstlerin betonte aber auch: "Es geht hier nicht nur um die Grenze zwischen Polen und Deutschland. Es geht nicht darum, wer sich bei wem entschuldigen soll." Das Kunstwerk solle auch auf andere Dinge aufmerksam machen: Sie denke beispielweise an die Oder und die Umweltkatastrophe im vergangenen Sommer und an die Einstellung der polnischen Regierung zum Naturschutz.
Im Sommer soll es unter anderem am Kunstwerk Führungen und weitere Kunstaktionen geben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 29.06.2023, 14:10 Uhr
Mit Material von Jakub Paczkowski