Wölfe in Brandenburg - Schäfer aus Altlandsberg zeigt sich von Herdenschutzhunden überzeugt

Di 27.06.23 | 18:40 Uhr
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Symbolbild: Herdenschutzhund passt auf einer Wacholderheide auf seine Schaf- und Ziegenherde auf. (Quelle: dpa/Christoph Schmidt)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.06.2023 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: dpa/Christoph Schmidt

Knut Kucznik ist bislang von Wolfsrissen verschont worden. Ein Grund: seine französischen Pyrenäen-Berghunde, die mit den Schafen leben und sie beschützen. Dennoch werden er und seine Herden jede Nacht von den Wölfen besucht.

Das Thema Wölfe führt in Brandenburg weiterhin zu Diskussionen: Für die einen sind die Raubtiere eine Bereicherung, andere sehen in ihnen eine Bedrohung. Vor allem Schäfer beklagen noch immer Verluste. Doch es gibt Hilfe vom Land: zum Beispiel finanzielle Unterstützung für Herdenschutzhunde. Von diesen zeigt sich Schäfer Knut Kucznik aus Altlandsberg überzeugt.

"Ich hatte noch nie einen Wolfsriss, bei mir hat es hundertprozentig geschützt", sagt Kucznik. Seit mehr als zehn Jahren schwört er im Kampf gegen den Wolf auf seine Hunde, wie er sagt. 19 zertifizierte Tiere seien mittlerweile bei ihm beziehungsweise in seinen neun Herden in Berlin und Brandenburg im Einsatz.

Dauerhafter Schutz durch weitere Hunde

Auch andere berichten laut Kucznik von ähnlichen Erfolgen: "Andere Kollegen, bei denen Risse gewesen sind, die dann mit Hunden angefangen haben – bei denen haben die Risse dann aufgehört", so der Schäfer. Deswegen wolle er auch in Zukunft auf diese Form des Schutzes bauen.

Auf einer Koppel in Altlandsberg tollen bereits zwölf junge französische Pyrenäen-Berghunde durcheinander. Mit ihnen zusammen leben etliche Schafe. So lernen die jungen Hunde, wen sie später einmal zu beschützen haben, erklärt der Schäfer: "Sie lernen, dass sie zu dieser Tierart dazugehören. Und dann wissen sie, die gehören zur Familie", so Kucznik.

Bis zu 6.000 Euro Unterstützung

Das die Hunde ein wichtiger Teil im Herdenschutz sind, scheint auch die Brandenburger Landesregierung erkannt zu haben. Seit gut einem Jahr regele eine entsprechende Förderrichtlinie finanzielle Unterstützung, rechnet Kucznik vor: "Also für einen Herdenschutzhund im Ankauf bis zu 6.000 Euro, im Unterhalt 1.920 Euro für den Hund." Das sei einzigartig in Deutschland, aber auch notwendig.

Denn der Wolf breitet sich weiter aus und ist auch ein schlauer Jäger. "Also wir werden jede Nacht kontrolliert von den Wölfen", sagt der Schäfer. Die Raubtiere würden bis zu 80 Kilometer pro Nacht zurücklegen und mögliche Beute ausspähen, erklärt der Schäfer. "Und wenn dann dort der Herdenschutz nicht korrekt ist, dann plündert der da."

Wie kann der Spagat zwischen Schutzbedürfnis von Tierhaltern und Bewohnern auf dem Land und Artenschutz für den Wolf dauerhaft gelingen? Und wird der Wolf zum Wahlkampfthema auch bei der Brandenburg-Wahl im kommenden Jahr? Darüber diskutieren Britta Nothnagel und Andreas Rausch live im Bürgertalk am Dienstag mit Bürgern und Gästen bei "Wir müssen reden" um 20:15 Uhr im rbb Fernsehen live aus Großbeeren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.06.2023, 15:10 Uhr

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch

24 Kommentare

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  1. 24.

    Die dazugehörige Sendung "Wir müssen reden!" war erschreckend schlecht gemacht. Auch wenn man sich zum ersten Mal konsequent gegen Störer*innen positionierte, emotionalisierte und polarisierte man, anstatt aufzuklären. Erst die gemeinsame Wissensgrundlage, dann die Diskussion: Ohne den BUND hätten Sie fast gar keine Fakten gesendet! Wo der Wolf verbreitet ist, war der einzige vom rbb benannte Fakt. Was er aber frisst, war kein Thema: Nur 0,6% seiner Nahrung setzen sich aus Nutztieren zusammen. Aus Kindern exakt 0,0% - lächerlich, was dort für Märchen verbreitet wurden! Dass der Wolf weit größeren Nutzen bringt als Schaden (unter 1.000 Schafe pro Jahr), lässt sich beides anhand der Daten des LfU belegen: Mehrere 10.000 Tiere weniger müssen aufwändig bejagt werden. Der Großteil der Sendung bestand aus Falschbehauptungen, Emotionalisierungen, Polemiken u. einem anbiederndem Normalisieren von Rechtsextremen - diese wollen den ÖRR abschaffen und handelnde Politik*innen delegitimieren!

  2. 23.

    Also für einen "Dr.", den Sie hier extra betonen, ist Ihre Argumentation schon reichlich schwach auf der Brust, Andreas. Herdenschutzhunde verbellen auch Passanten, greifen diese aber soweit mir bekannt nicht an; ausser mglw., wenn Wanderer sich übern Zaun schwingen und damit eine Grenze überschreiten. Immer schön auf den Wegen bleiben, ne. Und dass der Wolf keine "Daseinsberechtigung" hat, weil man, wenn dann, ja auch Bären, Löwen, Tiger uswusf. frei laufen lassen könnte, ist nun auch nicht gerade sehr stichhaltig argumentiert, Herr Dr.

  3. 22.

    Es ist Richtig, dass Herdenschutzhunde gefährlich für Wanderer werden können. Aber auch hier sollte der Mensch dazu lernen und sich von der Herde, die "bellt" fern halten. Die Warnung der Hunde erfolgt frühzeitig und dem sollte man Rechnung tragen.
    Einige Schäfer verdienen inzwischen mit der Hundezucht inzwischen mehr, als mit ein ihren Hammeln.

  4. 21.

    Darauf kann ich nur erwidern, wieviele Menschen sterben täglich im Straßenverkehr. Wieviele Menschen wurden bisher durch, von Menschen „erzogene“ Hunde getötet. Und wieviele Menschen wurden eigentlich bisher vom Wolf oder Herdenschutzhund getötet??
    Es stimmt der Herdenschutzhund beschützt seine Familie.
    Aber das ist ja genau der Punkt. Was haben Sie beispielsweise in einer fremden Schafsherde zu suchen? Ich dringe ja auch nicht in ihren Garten ein und beschwere mich hinterher, dass ihr Hund mich angreift?

  5. 20.

    Ich halte diese Maßnahme für nicht tragfähig. Herdenhunde auf Kosten des Steuerzahlers, darüber hinaus dadurch viel mehr Aufwand für den Halter. Aus Rumänien kenne ich, dass diese Hunde alle Eindringlinge angreifen, auch Menschen, z.B. Wanderer. Sie schützen ihre Herde aggressiv gegen jeden. Im stark bevölkerten Mitteleuropa hat der Wolf m.E. keine Daseinsberechtigung. Wer A zum Wolf sagt, muss B zum Bär sagen, mit der gleichen Argumentationsgrundlage.

  6. 19.

    Dieser Schäfer Knut Kucznik zeigt uns eindrucksvoll, wie Mensch mit domestizierten Tieren einerseits und Natur mit Beutegreifern anderseits in friedlicher Koexistenz zusammenleben können.
    Ich hoffe, dass das Beispiel endlich bei den "Nutz"-Tierhaltern Schule macht, anstatt hier ständig über den hirnrissigen Abschuss der Wölfe zu fabulieren.
    Eines ist völlig klar, wenn keine Investitionsprogramme in Richtung Herdenschutzhund aufgesetzt werden, wird der Wolf in Brandenburg früher oder später gemäß der Entnahmelogik ausgerottet. Weil die Populationsgröße des Predators eben nicht mit der Erbeutung von domestizierten Tieren korreliert, wie vermeintlich durch gewisse Interessensgruppen immer wieder unterstellt.

  7. 18.

    Das Problem ist doch, dass durch die Jagd die Bestände dezimiert werden und Kadaver von natürlich verendeten Tieren nicht liegengelassen werden. Wäre dies nicht so, gäbe es nicht so viele Übergriffe. Die Argumente der Jägerschaft und Nutz/Weidetierhalter sind unsubstantiiert und unreflektiert an den Haaren herbeigezogen. Würden die Genannten sich mit dem Thema Weide/Herdetierschutz näher befassen, wüssten diese, dass unter Nutzung der Fördermöglichkeiten die ANzahl der Risse drastisch zurückginge, gar auf Null ginge. Man muss nur wollen - aber wer der Polemik und Grimm´s Märchenwelt erlegen ist, der kann wohl nicht anders - zum Leidwesen aller Tiere in der Natur. Ich habe mehr Angst vor Wildschweinen oder Ratten im Keller wenn sie Junge haben......Wölfe weichen aus, bzw beobachten. Wenn jemand meint, er/sie würde angebl. von einem Wolf "verfolgt", der irrt - der Wolf ist neugrierig, bleibt auf Abstand und bei Annäherung weicht er zurück. Wölfe regulieren sich übr. auch selbst.

  8. 17.

    "...wenn Wölfe Kühe ,Esel,Ziegen oder Pferde reißen."
    Wieviele Kühe oder Pferde hat sich der Wolf denn schon geholt?

  9. 16.

    Großtrappen wurden durch Menschen ausgerottet, bzw. im Bestand auf Null gebracht, nicht durch Wölfe. Und Ihre Phantasien sind wohl dem Konsum von zuviel Märchen geschuldet - jedenfalls haltlos, reißerisch und in der Sache sinnlos.

  10. 15.

    "Aber...warum und wieso sind wir in der DDR ohne Wölfe aus gekommen ?"
    Wir sind auch ohne Bananen ausgekommen und haben jetzt trotzdem welche...

  11. 14.

    Das ist falsch. In der unter Nr. 11 genannten Quelle können sie sehr schön folgenden Trend ablesen:
    Im Süden Brandenburgs ist der Wolf schon vor mehr als 10 Jahren eingewandert und inzwischen sind überwiegend flächendeckend mögliche Reviere besetzt. Hier gab es die gleiche Aufregung wie gegenwärtig im Norden Brandenburgs, Mecklenburgs oder Niedersachsen. Inzwischen haben sich hier weitgehend empfohlene Schutzmaßnahmen und entsprechendes Verhalten der Tierhalter durchgesetzt. Wolfsrisse in den südlichen Kreisen sind erkennbar zurück gegangen oder beschränken sich auf Schäden ohne Schutz und vor allem auf unerfahrene Hobbyhalter. Letztere verhalten sich oft nachlässig oder sogar gleichgültig. Eine Ausnahme macht wohl der Landkreis Spremberg, wo Hobbyhalter besonders beratungsresistent scheinen. Die Aufgeregtheit der Südbrandenburger und Sachsen hat sich bis auf einzelne Meinungen weitgehend gelegt.

  12. 13.

    Bodenbrütende Vögel wie die Großtrappe gehört sicher nicht zum Beuteschema der Wölfe, sofern diese nicht direkt über ein Gelege stolpern. Da trifft z.B. auch für Rehkitze zu.
    Viel gefährlicher für diese Spezies sind sicher fliegende Beutegreifer wie Raubvögel oder Fuchs Wildschwein oder Waschbär und vor allem die landwirtschaftlichen Großgeräte.
    In Brandenburg werden daher Großtrappen inzwischen in geschützten Gehegen aufgezogen und aus gewildert.
    Die wenigen verbliebenen natürlichen Brutgebiete sind sicher dem Risiko so wie auch andere Bodenbrüter ausgesetzt.
    Das hat nichts Wolfslobby zu tun, sondern ist Natur.

  13. 12.

    Sie fallen mit Ihrer unhaltbaren und unsubstantiierten, eher märchenbasierten Polemik in diesen Themen ständig auf. Und die gestrige Sendung "Wir müssen reden" war leider auch so geprägt, dazu noch diese fragwürdige Bühne für die AfD. Wenn man sich informieren würde, über die Fördermöglichkeiten zum Halten von Herdenschutzhunden usw., bräuchte es diese Debatte und auch Meinungen á la Gebr. Grimm nicht.

  14. 11.

    In Brandenburg wurden in den letztem 10 Jahren 6 Esel oder Pferde gerissen. Seit 2021 keines mehr.
    Die genaue Zahl der Risse können sie für dieses Land auf

    https://lfu.brandenburg.de/lfu/de/aufgaben/natur/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/woelfe-in-brandenburg/schadensmanagement/nutztierrisse/

    nachlesen. Dafür auf dieser Seite die jährlichen Tabellen oder Karten aufrufen.
    Dort finden sie auch Angaben über den jeweiligen Schutz und ob es sich z.B. um Hobbyhalter handelt.

  15. 10.

    Wie viele Pferde wurden denn schön von Wölfen gerissen? Braucht man schon zwei Hände zum Zählen?

  16. 9.

    Es geht darum, dass die letzten Bestände der Großtrappe in erster Linie durch diverse Beutegreifer gefährdet werden. Überhand nehmende Wolfsbestände sind daher eine ernsthafte Gefahr, auch wenn Wölfe nicht fliegen können. Aber die Wolfslobby macht sich über kritische Gedanken lustig und will um jeden Preis den Totalschutz dieser nicht wirklich gefährdeten Art aufrechterhalten.

  17. 8.

    die deutsche Landschaft ist kein Flächenland.Wölfe sind in einer erschreckend zu hohen Zahl da und kommen bis auf die Höfe.Das Problem wird nicht durch Hütehunde gelöst,wenn Wölfe Kühe ,Esel,Ziegen oder Pferde reißen.

  18. 7.

    Die Großtrappe wurde nicht durch den Wolf ausgerottet, sondern durch die intensive Landwirtschaft mit immer größeren Flächen und größerer Technik.
    Der Wolf gefährdet z.B. auch nicht die sich inzwischen verbreiteten Gelege vom Kranich und kann auch nicht fliegen.

  19. 6.

    Warum gab es in der DDR keine Wanderfalken, Seeadler, Biber, Kormorane, Kraniche, u.v.m.?

    Ganz einfach: Weil Natur- und Umweltschutz sehr begrenzte Unterstützung erhielt und die Natur in weiten Teilen von Landwirtschaft und Industrie stark geschädigt war.

    Kurz: Naturschutz gab es nur auf dem Papier.

  20. 5.

    Aber...warum und wieso sind wir in der DDR ohne Wölfe aus gekommen ? "
    Erste Antwort: Früher war alles besset!
    Zweite Antwort; In der DDR musste man auch ohne andere Sachen auskommen.

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