Leibniz-Institut für Gewässerökologie - Anzahl der Fische in der Oder laut Forschern weiterhin niedrig

Di 29.11.22 | 18:38 Uhr
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Wissenschaftler des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie nehmen Proben von Wasser und Fischen in der Oder
Video: Brandenburg Aktuell | 29.11.2022 | Bild: Robert Schwaß/rbb

Im August verursachte vermutlich eine Gift-Alge massives Fischsterben in der Oder. Die Folgen sind noch immer spürbar. In dieser Woche sind erneut Gewässerökologen auf dem Grenzfluss unterwegs, um die Bestände zu untersuchen.

Der Salzgehalt der Oder ist nach Informationen des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei weiterhin hoch. Zurückzuführen sei das möglicherweise auf Abwässer, die noch immer in großen Mengen in den Fluss eingeleitet werden. Experten des Institutes sind in dieser Woche auf der Oder unterwegs, um neue Wasserproben zu analysieren.

Fischbestände werden geprüft und vermessen

Konkret sollen dabei die Qualität der Oder und die Auswirkungen auf den Fischbestand überprüft werden. Noch immer führt die Oder in weiten Teilen Niedrigwasser. Die Wissenschaftler sind mit ihrem Boot deshalb vor allem im Unterlauf des Flusses unterwegs. So wurden am Dienstag etwa Bereiche von der Schleuse Hohensaaten bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) bis zum Marienhofer Wehr am Nationalpark Unteres Odertal beprobt.

Einer der vier Forschenden im Außeneinsatz ist Christian Wolter. Seit den frühen Morgenstunden fangen er und sein Team Fische aus der Oder. Dafür kommen Schleppnetze zum Einsatz. Das Prozedere sei auch unabhängig von der Umweltkatastrophe Routine und werde drei Mal im Jahr durchgeführt, berichtet Wolter: "Wir schleppen immer einen Kilometer. Dann wird das Netz wieder an Bord geholt. Der dann hoffentlich gefangene Fisch wird gemessen, gewogen und wieder zurückgesetzt." Anschließend werde die Schleppung an etwa 20 Stellen wiederholt - insgesamt in dieser Woche auf einer Strecke von 37 Flusskilometern.

Ziel der Proben sei es, vor allem die Nutzung der Strommitte durch Fische und damit auch den Fischbestand zu überprüfen. Im Fokus der derzeitigen Erhebung stehen besonders die im Winter laichenden Arten, wie Quappe und Schnepel, sagt Wolter. "Wir sehen uns an, wie die jetzt in die Oder einziehen, wie groß der Laich-Zug ist und wie groß die nächste Kohorte ist, die wir erwarten können."

Aktuell wenige Fische, aber es gibt Hoffnung

Das Fazit des Gewässerökologen fällt am Dienstag durchwachsen aus. "Es ist leider, was ich erwartet habe: Wir haben viel weniger Fisch gefangen als normal." Der Fischbestand sei insgesamt zurückgegangen. Doch die gute Nachricht lautet, dass zumindest von allen Arten Fische da sind, die laichen - die sogenannten Laicher. "Wir haben Zander, Hecht und Blei. Wir haben auch genügend Laicher für das nächste Jahr gefangen. Das wird die Fischer freuen, die vor allem vom Zander leben", erzählt Forscher Christian Wolter. "Wir haben in diesem Jahr einen sehr starken Schnepel-Zug gehabt, eine Wandermaränen-Art, die nur in der Oder laicht." Auch die Große Quappe, die besonders von den Umweltschäden betroffen war, sei den Forschenden ins Netz gegangen. Die Bestände können sich laut Wolter also erholen. Das werde jedoch mindestens zwei bis drei Jahre dauern.

Experten des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie nehmen Proben von Wasser und Fischen in der Oder
Forscher untersuchen den Fischfang aus der Oder | Bild: Robert Schwaß/rbb

Im August war es in der Oder zu einem massiven Fischsterben gekommen. Als wahrscheinlichste Ursache gilt heute ein sprunghaft gestiegener Salzgehalt, der gemeinsam mit weiteren Faktoren zu einer massiven Vermehrung einer für Fische giftigen Brackwasseralge geführt hatte.

Wissenschaftler führen den hohen Salzgehalt auf Abwässer zurück, die entlang des Flusses eingeleitet wurden. Sollte es wieder sehr warm werden und die Oder sehr wenig Wasser führen, könnte sich die Umweltkatastrophe wiederholen, warnen sie.

"Wenn wir wieder diese Kombination haben, hohe Salzeinleitungen, gleichzeitig sehr hohe Temperaturen der Oder bei wochenlang über 25 Grad und wenn dann die Alge nach wie vor da ist, dann werden wir im nächsten Sommer und jedem folgenden Sommer eine entsprechende ökologische Katastrophe zu verzeichnen haben", sagte Umweltminister Axel Vogel rbb24 Brandenburg Aktuell.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 29.11.2022, 19:30 Uhr

Mit Material von Robert Schwaß und Tobias Hausdorf

4 Kommentare

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  1. 4.

    T online hat veröffentlicht,das eine Anfrage ihrerseits zu Ergebnissen über Fischsterben in EU Kommission und Zusammenarbeit mit Polen nicht beantwortet wird.Alles Top secret zum Schutz der Bevölkerung.Das Bundeslandwirtschaftministerium mauert!!!!!

  2. 3.

    Das hat doch nichts mit Dummheit zu tun, das würde ich als Profitgier einordnen. Es ist doch billiger, die Abwässer einfach in den Fluss zu leiten anstatt sie kostenaufwendig umweltgerecht zu entsorgen. Es ist nur verwunderlich, dass es seit August nicht gelungen ist, den oder die Verursacher zu finden. Nicht Können oder nicht Wollen ???

  3. 2.

    " Zurückzuführen sei das möglicherweise auf Abwässer, die noch immer in großen Mengen in den Fluss eingeleitet werden "

    Also langsam fehlen mir echt die Worte !! Wie dumm muss man eigentlich sein um aus Fehlern nicht lernen zu wollen !!??

  4. 1.

    Oh-ha, liegt da ein Fehler vor? ...sind mit ihrem Boot deshalb vor allem im Oberlauf des Flusses unterwegs. So wurden am Dienstag etwa Bereiche von der Schleuse Hohensaaten bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) bis zum Marienhofer Wehr am Nationalpark Unteres Odertal beprobt."
    Ehrlich mal, das wäre nach meinen geograf. Kenntnissen bereits der Unterlauf!
    Zum Sachverhalt: Also echt mal Butter bei die Fische!!! Die anhaltend hohen Salzfrachten kommen doch nicht aus dem Nichts. Da wir gegraf. im Unterlauf des Flusses sind, würden mich deratige Messwerte aber sehr irritieren. Abgesehen davon, dass der Wasserstand immer noch auf einem relativ niedrigen Niveau verharrt. Ohne Näheres ausführen zu wollen/zu können, kaum eine Verbesserung der Salzbelastung zum Sommer. Und, wie weiter? Reichte das Drama im Sommer denn nicht aus?

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