Mobilität im ländlichen Raum - Verlängerte Schorfheidebahn RB 63 soll durch Bus-Ring ersetzt werden
Von Joachimsthal nach Templin fährt seit 2018 wieder die Schorfheidebahn - doch inzwischen ist sie wegen des schlechten Zustands stellenweise nicht schneller als ein Fahrrad. Für die Strecke soll erstmal Schluss sein, doch es gibt alternative Pläne.
Die verlängerte Schorfheidebahn RB 63 soll nach den Plänen des Brandenburger Verkehrsministeriums zum Jahresende auslaufen - aber durch einen Bus-Ring mit mehr Angebot ersetzt werden. Verkehrsminister Guido Beermann und die Landrätin der Uckermark, Karina Dörk, (beide CDU) unterzeichneten am Dienstag eine entsprechende Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Bus statt Bahn ab Mitte 2023
Geplant ist demnach ein "Uckermark-Ring" mit Plus-Bussen von Prenzlau über Templin, Joachimsthal, Angermünde, Schwedt und Passow, der werktags zwischen 6 und 20 Uhr im Stundentakt und am Wochenende im Zwei-Stunden-Takt fahren soll.
Ein Plus-Bus fährt öfter als andere Linien und hat Anschluss zu Bahnlinien.
Der Uckermark-Bus-Ring mit drei neuen und zwei bestehenden Plus-Bus-Linien soll eine Länge von 190 Kilometer haben und zum 1. Juni 2023 starten. "Wir haben etwas überlegt für die Uckermark, was glaube ich einzigartig ist für Brandenburg", sagte Beermann in Potsdam. "Wir verbinden die großen Städte in der Uckermark mit einer Buslinie." Es gehe darum, den öffentlichen Personennahverkehr auf dem Land attraktiver zu machen. Die Busse sollen nicht nur Pendler als Alternative zum Auto ansprechen, sondern auch Touristen.
Zu wenige Pendler und marode Strecke
Der Verkehrsminister will die Verlängerung der RB 63 von Joachimsthal nach Templin in diesem Dezember wie geplant beenden - weil weniger Fahrgäste als angepeilt damit fahren und die Sicherheit in Gefahr sei. Die Strecke sei "völlig marode", sagte Beermann.
Er sieht sie aber nach eigenen Angaben noch nicht am Ende: Es solle wie geplant eine Analyse über Nutzen und Kosten geben. "Das schauen wir uns an." Für die Sanierung seien aber Mittel notwendig, die der Bund beisteuern solle. Mehrere Brandenburger Bundestagsabgeordnete von SPD, Grünen und FDP hatten im Juni das vorläufige Aus der verlängerten Schorfheide-Bahn kritisiert.
Land schiebt Bus-Projekt mit Millionensumme an
Der neue Bus-Ring soll eine Länge von 190 Kilometern haben. Geplant sind fünf Plus-Bus-Linien, davon drei neue: 503 von Templin nach Prenzlau, 515 von Joachimsthal nach Templin und 920 von Angermünde nach Joachimsthal. Zwei bestehende Plus-Bus-Linien (403 von Prenzlau nach Schwedt und 468 von Schwedt nach Angermünde) sollen einbezogen werden. Prenzlau, Schwedt und Angermünde sind an den Regionalexpress RE 3 angebunden.
Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und soll insgesamt rund 7,3 Millionen Euro kosten. Das Land übernimmt davon einen wesentlichen Teil, darunter eine Anschubfinanzierung in den nächsten beiden Jahren von insgesamt rund 2,25 Millionen Euro.
Landrätin Karina Dörk (CDU) hält das Projekt nach eigenen Angaben für einen Gewinn - und für ein Modell: "Wenn das bei uns erfolgreich sein wird, und davon gehe ich aus, dann ist das sicher auch wirklich eine Blaupause für andere Regionen", sagte sie. Die RB 63 müsse aber im Blick behalten werden, nötig seien weitere finanzielle Mittel.
Dauerhafte Reaktivierung wohl vorerst gescheitert
Die Strecke von Joachimsthal nach Templin, die die Niederbarnimer Eisenbahn betreibt, wurde Ende 2018 unter der rot-roten Regierung reaktiviert. Die 26 Kilometer sind eine Verlängerung der Regionalbahn 63, die in Eberswalde startet. Der Testbetrieb wurde bis Ende 2022 verlängert. Das Ziel für einen Dauerbetrieb sind 300 Fahrgäste pro Tag, derzeit sind es laut Ministerium 130.
Kritiker hatten sich in den vergangenen Monaten wiederholt gegen die Datenerhebung ausgesprochen. Diese sei unter anderem in der Hochzeit der Corona-Pandemie erfolgt und somit nicht aussagekräftig. Die Strecke gehört zu den Bahnlinien, für die eine Reaktivierung geprüft wird.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.11.2022, 17:30 Uhr