Unterwegs mit den Rückepferden - Pferde helfen in der Schorfheide bei der Wald schonenden Holzbeseitigung
In der Schorfheide rückt Angang November Mario Kaufmann mit seinen Kaltblütern an, um gefällte Baumstämme zum Abtransport zurechtzulegen. Ein Knochenjob - für Mensch und Tier, aber waldschonend. Die Ausbildung der Arbeitspferde dauert zwei Jahre.
Immer wenn es draußen kalt wird und sich die Natur zur Ruhe begibt, wird der Wald aufgeräumt oder Bäume für den Verkauf gefällt. Das sind zum Teil schwere Stämme, die am Wegesrand sauber gestapelt liegen. Normalerweise ist diese zu bewegen eine Arbeit für Maschinen. Doch in der Schorfheide rückt dafür Mario Kaufmann mit seinen Kaltblütern an.
Die bondenschonende Art der Holzbeseitigung
Die Sonne ist kaum aufgegangen, da legen er und sein Apfelschimmel Diamond los. Kommandos schallen durch den Wald. Dann zieht der grau-weiß-gescheckte Hengst einen circa fünf Meter langen Buchenstamm über den Waldboden. Das Holz pflügt dabei eine Schneise durch den Laubteppich. Diamond wiegt fast eine Tonne und kann das Anderthalbfache seines Gewichtes ziehen. Trotzdem bleibt die Arbeit ein Kraftakt.
Mario Kaufmann beschäftigt mehrere der sogenannten Holzrücker. Der 45-Jährige schwört auf die jahrhundertealte Technik. "Erstmal ist das mit den Pferden viel bodenschonender. Mit den Rücke-Maschinen würde man viel mehr Schäden machen. Und man ist mit dem Pferd viel schneller und wendiger. Man kann um die jungen Bäume rumfahren. Das ist nachhaltiger."
Das richtige Pferd für den richtigen Rücker
Für das Rücken lernen Kaufmanns Arbeitspferde einfache und klare Kommandos auf seinem Hof in Blütenberg bei Werbellin. Zwei Jahre lang dauert die Ausbildung. Aristo ist ein Neuling und zieht zum ersten Mal einen Stamm. Der vierjährige Wallach mit rot-grau meliertem Fell und grauer Fälle Mähne schreitet vorsichtig mit dem Stamm an der Kette los. Sein Ausbilder gibt ihm die Zeit, die er braucht. "Ein bisschen muss man auch ein Händchen haben dafür", sagt Mario Kaufmann. "Das funktioniert auch nicht immer gleich bei jedem. Auch bei unseren Holzrückern muss man schauen, wer welches Pferd kriegt. Ein Pferd kann vielleicht eine aggressive Stimme nicht ab und braucht es ruhiger." So wird genau geprüft, welcher Holzrücker welches Pferd bekommt.
Vor 15 Jahren hat sich der gebürtige Uckermärker als Holzrücker selbständig gemacht. Eigentlich ist er gelernter Tischler. Doch Pferde waren schon als Kind seine Leidenschaft. Den Rückebetrieb hat Kaufmann durch seine Onkel kennengelernt. Was er sich und den Pferden zumuten kann, wisse er aufgrund seiner Erfahrungen genau. "Es ist kein Beruf zum Zuckerschlecken. Wenn man es als Hobby macht, ist es gut. Aber so wie wir das ganze Jahr, und zwar Jahr für Jahr, merkt man dann doch schon, dass man ein bisschen verschlissen ist." Dennoch möchte der 45-Jährige das alte Handwerk bewahren.
Sendung: Hallo Nachbarn, 17.11.2022, 17:20 Uhr
Mit Material von Dagmar Lembke