Eigner der PCK-Raffinerie Schwedt - Bundesverwaltungsgericht überprüft Treuhandverwaltung von Rosneft-Töchtern

Mi 22.02.23 | 14:18 Uhr
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Ein Turm mit einem «PCK»-Logo ist auf dem Gelände der Raffinerie PCK zu sehen. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.02.2023 | Torsten Glauche | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Seit September hat der Bund bei den deutschen Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft das Sagen. Hintergrund sind die Sanktionen gegen Moskau wegen des Angriffs auf die Ukraine. Vor Gericht wehren sich die Eigentümer.

  • Der russische Staatskonzern Rosneft beantragt vor Gericht Ende der Treuhandverwaltung des Bundes für Tochterunternehmen
  • Die Rosneft-Töchter sind die Mehrheitseigner der PCK-Raffinerie Schwedt
  • Bund argumentiert mit Versorgungssicherheit und Sorge vor Kapital-Abzug
  • PCK-Mitarbeiter fordern in einem offenen Brief den Bau einer zweiten Pipeline

Der Zugriff des Bundes auf zwei deutsche Töchter des russischen Ölkonzerns Rosneft beschäftigt seit Mittwoch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Anwälte von Rosneft beantragten in der mündlichen Verhandlung die Aufhebung der im September angeordneten Treuhandverwaltung der Tochterfirmen Rosneft Deutschland und RN Refining Marketing. Vertreter des Bundes hielten dagegen, die Maßnahme sei rechtens.

Wieder russischer Einfluss in Schwedt?

Das Verfahren könnte auch Auswirkungen auf Verbraucher in Deutschland haben: Sollte das Gericht der Klage von Rosneft stattgeben, bekäme der staatlich geführte Konzern in Moskau wieder Einfluss auf die wichtige PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt und damit auf den Ölmarkt in Deutschland.

Bund argumentiert mit Versorungssicherheit

Hintergrund des Verfahrens ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Zuge der Sanktionen gegen Russland hat sich die Bundesregierung entschlossen, ab 2023 auf russisches Rohöl zu verzichten. Die deutschen Rosneft-Töchter halten die Mehrheit an der PCK-Raffinerie, die noch 2022 vor allem russisches Öl aus der Druschba-Pipeline verarbeitete. Nach Darstellung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatten sie kein Interesse, davon abzurücken.

Im September übernahm der Bund die Kontrolle; Treuhänder ist die Bundesnetzagentur. Inzwischen wird im PCK nicht-russisches Öl verarbeitet. Der Bund hatte den Zugriff auf die Rosneft-Töchter mit Gefahren für die Versorgungssicherheit in Deutschland begründet, zumal die beiden Firmen auch an zwei anderen Raffinerien beteiligt sind.

Eigentumsrechte oder Versorgungssicherheit?

Die Vorsitzende Richterin Ulla Held-Daab gab während der Verhandlung Hinweise, dass sie wegen des Eingriffs in Eigentumsrechte eine große Tragweite sieht: "Da sehen wir schon einen Eingriff deutlicher Intensität", sagte sie. Andererseits sei die Energieversorgungssicherheit "ein besonders wichtiges Gemeinschaftsgut" und von überragender Bedeutung. Das sei abzuwägen.

Zum Auftakt der Verhandlung ging es zunächst um Verfahrensfragen. Dazu zählte, ob der russische Rosneft-Mutterkonzern in Moskau und ein Ableger in Luxemburg überhaupt als Kläger auftreten durften. Weiterer Streitpunkt war, ob die Kläger vor der Treuhand-Anordnung formal hätten angehört werden müssen.

Bund: Treuhand als Schutz vor Kapital-Abzug

Die Anwälte des Bundes argumentierten, im Sommer 2022 sei Eile geboten gewesen. Der russische Mutterkonzern hätte systematisch Vermögen abziehen und seine Töchter in die Insolvenz treiben können. Darauf habe ein Informant Hinweise gegeben, sagte der Anwalt Ulrich Karpenstein, Rechtsvertreter des Bundes.

Die Klägervertreter um den Anwalt Bertrand Malmendier ließen das nicht gelten. Nach seinen Worten hatte Rosneft Deutschland 2022 ein "extrem gutes Jahr" und "Kassenbestände von oberhalb einer Milliarde Euro". Selbst wenn Beträge abgezogen worden wären - was nicht der Fall gewesen sei -, so wäre dies nicht ausreichend gewesen, die deutschen Töchter in die Insolvenz zu treiben.

Urteil möglicherweise noch am Mittwoch

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte dem rbb am Dienstag im Vorfeld der Verhandlung, dass er auf ein Scheitern der Rosneft-Klage hoffe. "Ich will da keine Prognosen abgeben, aber ich halte die Entscheidung, die die Bundesregierung getroffen hat im letzten September, für die richtige Entscheidung." Woidke hoffe, dass die rechtlichen Grundlagen ausreichten, auf die sich die Bundesregierung berufe.

Das Bundesverwaltungsgericht ist in dem Verfahren erste und letzte Instanz. Ob am Mittwoch bereits ein Urteil fällt, ist offen. Ein möglicher weiterer Verhandlungstermin in dem Verfahren wurde für den 7. März festgelegt.

PCK-Mitarbeiter fordern Bau einer zweiten Pipeline

Unterdessen haben die Mitarbeiter der PCK Raffinerie Schwedt am Dienstag in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Bau einer zweiten Pipeline gefordert. Dieser Brief liegt dem rbb vor. Darin heißt es, die Beschäftigten hätten mit Erstaunen und Befremden auf die Entscheidung der Bundesregierung gegen den Neubau einer zweiten Pipeline von Rostock nach Schwedt reagiert.

Es liege in der Verantwortung des Bundes, den Standort Schwedt vor den Auswirkungen zu schützen. Die Bundesregierung habe mehrfach erklärt, sich unabhängig machen zu wollen, hieß es weiter. Eine neue, zweite Pipeline könne in Zukunft auch Wasserstoff transportieren.

Woidke: Bestehende Pipeline für bessere Auslastung ertüchtigen

Deutschland importiert seit Jahresbeginn kein russisches Öl mehr. Deshalb ist die Anlage in Schwedt zurzeit nur zu knapp 60 Prozent ausgelastet. Ministerpräsident Woidke fordert deshalb, die bestehende Pipeline von Rostock nach Schwedt möglichst schnell auszubauen. "Wenn diese Pipeline-Ertüchtigung durchgeführt ist, können allein aus Rostock 75 Prozent geliefert werden", sagte er im rbb24 Inforadio. Der SPD-Politiker verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass es sich nicht um einen Neubau handele und deutlich unkomplizierter sei als der Neubau einer Pipeline: "Aber es muss jetzt begonnen werden. Das ist, was die Menschen erwarten in der Region."

Staatssekretär Michael Kellner aus dem Bundeswirtschaftsministerium hatte erst vor kurzem erklärt, dass es den Gesellschaftern der Schwedter Raffinerie freistehe, selbst eine neue Pipeline auf den Weg zubringen. Dafür könnten dann auch die vom Bund für die Ertüchtigung der alten Leitung bereitgestellten 400 Millionen Euro verwendet werden. Eine Bereitschaft dazu habe es aus dem Unternehmen aber nicht gegeben, so Kellner. Daher sei eine weitere Belastung der Steuerzahler nicht zu verantworten.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.02.2023, 7:30 Uhr

66 Kommentare

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  1. 66.

    RS-28 hin oder her. Die „alte“ sowjetische Technik, reichte um viele Jahre Satelliten und Astronauten zur ISS zu bringen und sie reicht die Erde x-fach zu zerstören. Diese alte Technik umfasst auch einsetzbare thermobare, chemische und bakteriologische Waffensysteme.
    Also, jetzt nicht größenwahnsinnig werden und alles infrage stellen, sondern spieletheoretisch richtig agieren. Solange Russland auf fremden Territorium verliert, wird es auch keine Eskalation hin zu Massenvernichtungsmitteln geben.

  2. 65.

    Sarmat ging trotzdem schief.

    Was hat denn die UDSSR oder Russland seit den 70zigern geleistet?

    Sojus ist 70ziger Jahre Technik. Neues kam da nicht mehr.

    Russische Militärtechnik ist wohl auch "entzaubert". Westliche Waffensysteme sind überlegen. Nukleartechnik ähnlich, hauptsächlich UDSSR Technik. Ohne Siemens Sicherheitstechnik bekommt Orban auch Probleme mit seinen Rosatom Meilern.

    Russland ist schlicht kein Land der Hochtechnologie. Ich würde behaupten, dass liegt auch am durch und durch korrupten Mafiastaatssystem.

  3. 64.

    Ein Land was den ersten Menschen in den Weltraum gebracht hat, kann ganz sicher Langstreckenraketen bauen, da können sie mal ganz sicher sein. Und das Arsenal reicht in den Planeten x-mal auszuradieren.
    Die Sowjetunion musste sich nie wirklich einen deutschen Raketeningenieur „ausborgen“. Die hatten mit Koroljow einen eigenen Raketeningenieur auf Augenhöhe mit Wernher von Braun an Bord.

  4. 63.

    „Spinner gibt es überall. „

    Schaum vor dem Mund?

    Östliche Gesellschaften lehnen die westliche Demokratieform ab.

    Muss Ihnen nicht gefallen, gefällt aber der Mehrheit anderer Länder.

    Russland steht überwiegend hinter Putin, aber da streiten sich die Geister.

  5. 62.

    "Wahrscheinlicher wird in diesem Fall aber ein nuklearer Schlagabtausch zwischen den VS und RUS in Mittel- und Osteuropa sein."

    Wer hat denn den Atomkrieg als geniale Geostrategin insSpiel gebracht.

    Wer im übrigen so oft mit Atomkrieg droht wie Putin und seine Lakaien muss wohl irgendwas ausgleichen. Den maroden Zustand der konventionellen Streitkräfte? Oder sind die Nuklearwaffen in einem genauso beschissenen Zustand? Sarmat ist wohl auch nicht so toll geflogen....

    Konventionell hat Russland den USA (und der NATO) NICHTS entgegenzusetzen UND in Russland will keiner einmarschieren. Russlands Militär ist praktisch vollständig in der UKR gebunden und der Rest hauptsächlich in den Regionen Rostov, Belgorod, Kursk.

  6. 61.

    Schön gegen die Wand gerannt, stark zurück geprallt und mutig nach 360-Grad-Drehung nochmals dagegen gerannt.

  7. 60.

    Ich rede explizit nicht von einer Invasion Russlands oder Bodentruppen.

    Ich rede von der Zerstörung der Schwarzmeerflotte (die Ukraine hat ja tatkräftig vorgelegt), anderer sich feindlich verhaltener Schiffe (man sollte den Matrosen immer vorher die Möglichkeit zum ruhig Verhalten geben um nicht unnötig "kluge" Russen zu töten), die Zerstörung des russischen Militärs in der UKR plus 100 km Grenzstreifen zur UKR), Luftwaffenstützpunkte. Am Boden würden die Ukrainer das wohl sehr schnell selbst erledigen mit NATO Luftunterstützung.

    In der UKR befindet sich eh der Hauptteil der russischen Streitkräfte über 75%. Die Kräfte in Kaliningrad sind zu 90% abgezogen worden, in Karelien 80%, alle in die Ukraine geschickt. Russland ist keine Bedrohung für die USA. Wie hilfreich DE, FR oder GB wären hat man ja die letzten Monate gesehen. Ok wir würden auch unsere 600 Taurus verschießen, die USA haben aber schlicht von allem viel mehr.

  8. 59.

    Zunächst: ich finde die "Zustände" schon ziemlich gut, gibt wenige Länder die ich da besser finde.

    Aber ich präzisiere:

    Sofern sie nur etwas gut finden oder schlecht, soll es egal sein. Wenn Sie als Monarchist gern einen König hätten, aber nicht aktiv werden um die FDGO abzuschaffen, ist es wohl egal. Die Frage wäre inwiefern die Meinungsäußerung, dass SiedieDemokratie gern abschaffen würden, schon äußerst problematisch ist.

    Spinner gibt es überall.

    PS: mir fallen aktuell eigentlich nur 2 Länder ein, wo das mit dem Monarchen relativ gut läuft.

  9. 58.

    Die FDGO spiegelt sich wohl im heutigen Deutschland wieder, oder?

    Nicht so tolle Zustände.

    Also bin ich wohl wirklich dazu verdammt, eine Monarchie abzulehnen, nur weil ich der FDGO zu dienen habe.

    Ich habe also keine Wahl?

  10. 56.

    "Konventionell würde Russland sehr schnell gegen die USA verlieren. " Unwahrscheinlich, Sie meinen wahrscheinlich die NATO + die US-Verbündeten im pazifischen Raum. Wenn nur die USA hier einen Stiefel auf den Boden setzen und gegen Rußland antreten, sind die Chancen eher 50/50 - sie bräuchten ganz dringend die Verbündeten der NATO bzw. im Pazifikraum vor Ort, um die Frontlänge überhaupt in Angriff nehmen zu können; Rußland hat nicht nur in Europa eine Außengrenze, vergessen Sie nicht die weiten strategisch tiefen Gebiete in Asien und wo dort überhaupt eine Armee angelandet werden könnte (durch China wird ja nicht gehen und durch andere asiatische Anreiner ist auch unwahrscheinlich - immer unter ihrer Vorrraussetzung nur die US-Armee alleine).

  11. 55.

    Sie entwickeln ein Szenario, das keinerlei Kalkulation mehr zuläßt. In diesem Fall würde ich mich um 360 Grad drehen und das Land aufsuchen, das laut Baerbock hunderttausende Kilometer entfernt ist. PCK Schwedt ist dann nicht mehr wichtig.

  12. 54.

    Also rechnen Sie damit, dass Putin keine Eier hat und einen Atomkrieg startet weil er verliert? Selbst Hitler hat seine Chemiewaffen nicht eingesetzt.

    Konventionell würde Russland sehr schnell gegen die USA verlieren. Damit meine ich ausdrücklich keinen Einmarsch in Moskau, die NATO würde Russland wohl keinen Vorwand für eine Atomschlag liefern, sondern nur das russische Militär in Grenznähe auslöschen.

  13. 53.

    Ok jetzt wird hier schon zur Verfassungsfeindlichkeit aufgerufen?

    Oder wie nennen Sie Geostrategin es sonst, wenn man die Grundprinzipien unserer Gesellschaftsordnung ablehnt?

  14. 52.

    Naja Sie wissen ja Eigenlob stinkt....

    Putin hält sich auch für den größten Strategen aller Zeiten....

  15. 51.

    Sie müssen die FDGO nur dann gut finden, wenn es sich wie neuerdings bei der Neuinterpretation der FDGO um Abwehrrechte des Staates gegenüber seinen Bürgern handelt, die „grundrechtsschonend“(Buschmann) eingesetzt werden müssen. Vor ein paar Jahren hat das BverfG noch klar gestellt, daß Sie gar nichts müssen.

  16. 50.

    Na haben Sie nun eine Quelle für Ihre Behauptung, dass die Georgier Stalin verehren?

    Ich kann mir vorstellen, dass es ein paar Bekloppte in Georgien gibt, die tatsächlich Stalin toll findet, gibt ja auch Deutsche die Hitler toll finden.

    Bin mir aber sicher, dass kein relevanter Teil der Gesellschaft in Georgien Stalin geil findet.

    Wie sieht eigentlich die Linke Stalin?

  17. 49.

    Ich hoffe fast inständig, dass Sie scheinbar nicht wissen wofür die FDGO steht.

    Ansonsten ja, Sie haben die FDGO gut zu finden oder Sie sind eben ein Verfassungsfeind.

  18. 48.

    Die Angst vor einem Atomkrieg schürren auch Putin und seine Vadallen.

  19. 47.

    Die FDGO finden rechtre Braunblaue und linke Rosarote lästig. Die verehren lieber große Führer wie Hitler, Stalin und Putin.

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