Angeschlagene Warenhauskette - Gewerkschaft bangt in der Region um 2.000 Galeria-Arbeitsplätze

Di 01.11.22 | 15:02 Uhr
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Archivbild: Galeria Kaufhof in Cottbus. (Quelle: dpa/A. Franke)
Video: rbb24 Abendschau | 01.11.2022 | Bild: dpa/A. Franke

Die existenziellen Geldnöte der letzten deutschen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bedrohen in Berlin und Brandenburg bis zu 2.000 Arbeitsplätze. Zu dieser Einschätzung kommt die Gewerkschaft Verdi. Das Unternehmen betreibt in Berlin zehn Warenhäuser sowie je eines in Potsdam und Cottbus.

Man werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen, betonte die Handelsexpertin bei Verdi Berlin-Brandenburg, Conny Weißbach, am Dienstag im rbb24 Inforadio. Zugleich forderte sie den Galeria-Eigentümer René Benko auf, in die Kaufhäuser zu investieren. Es gebe seit 2019/2020 einen großen Investitionsstau, der jetzt beendet werden müsse.

Standortschließungen noch völlig offen

Noch sei nicht absehbar, ob Standorte in Berlin und Brandenburg von der Schließung bedroht seien, betonte wiederum der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, dem rbb.

Er sieht nach eigener Aussage in den hohen Energiekosten und in Nachwirkungen der Corona-Pandemie die größten Probleme für die Warenhäuser. Beides mache dem Einzelhandel schwer zu schaffen, so Busch-Petersen. Ohne staatlichen Schutzschirm sei es für den Galeria-Konzern offenbar nicht mehr möglich, die Belastungen zu tragen. Er erwarte sich von diesem Schutzschirm eine Konsolidierung des Konzerns.

Der Galeria-Konzern hatte am Montag ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Die Geschäftsleitung will versuchen, den Konzern unter gerichtlicher Aufsicht in Eigenregie zu sanieren. Rund einem Drittel der gut 130 Kaufhäuser droht die Schließung.

Der Konzern hat bundesweit 17.000 Mitarbeiter und betreibt noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten. In Berlin gibt es noch zwei Galeria-Kaufhof-Filialen (Ring-Center und Alexanderplatz) sowie sieben Galeria-Karstadt-Häuser (Hermannplatz, Tempelhofer Damm, Müllerstraße, Kurfürstendamm, Schloßstraße, Wilmersdorfer Straße, Carl-Schurz-Straße) und eine Galeria-Filiale in Tegel (Gorkistraße). In Brandenburg gibt es in Potsdam (Brandenburger Straße) und in Cottbus (August-Bebel-Straße) jeweils eine Galeria-Karstadt-Filiale.

Sendung: rbb24 Abendschau, 01.11.2022, 19:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Ich fand in meinem Erleben als Kosument Kaufhäuser auch immer toll und etwas ganz besonderes im Vergleich zu kleinen Einzelhändlern. Haben nicht gerade diese gewaltigen Konsumtempel den familiär geführten Einzel- und Fachhandel verschiedener Branchen kaputt gemacht bzw. schrumpfen lassen. Dann wäre nicht aufrichtig, jetzt den Kaufhäusern auch nur eine Träne nachzuweinen. In den letzten ca. 20 Jahren scheint es in den Kaufhäusern immer weniger Service, Beratung, Kundenfreundlichkeit und Ahnung über Produkte und das eigene Sortiment zu geben. Verkaufende und *Innen haben einen ausgeprägten Fluchtinstinkt, wenn Kundschaft naht und über den eigenen Onlineshop wissen die wenigsten Bescheid. Statt: "Hamwa nich!" hört man meistens. "Na sowat jibt's nich!"

  2. 13.

    "Wenn jemand 20 oder 30 Jahre in einem Unternehmen arbeitet hat man eventuell auch eine emotionale Bindung."

    Weiß ich und kann das auch nachvollziehen. Aber wir leben nun mal nicht mehr in der DDR wo ein AP bis zur Rente sicher war.
    Was nutzt die größte Bindung wenn man doch in H4 landet. Auch als AN muss man sich kümmern und nicht nur hoffen.

  3. 12.

    Der gesamte Einzelhandel sucht (noch) händeringend nach Personal. Wäre ich bei Galeria beschäftigt, hätte ich mir längst einen neuen, sichereren Arbeitsplatz gesucht.
    Galeria-Karstadt-Kaufhof wird mittelfristig eh nicht überleben können. Da haben Middelhoff, Grurnberg und Benk zu viel verbrannt und versäumt.

  4. 11.

    “Die Zeit der Kaufhäuser geht zu Ende”! Wie niveaulos ist das denn? Ich gehe immer noch gerne in ein Kaufhaus und lassen mich dort beraten. Onlinehandel gut und schön, ist aber wenig umweltfreundlich und unpersönlich.

  5. 10.

    Bitte an dem Konzern keine Steuergelder verschwenden. Die Gewinne bekommt nicht der Staat wieder, sondern landet zu 95% in den Taschen der Manager. Der Arbeitnehmer muss trotzdem um den Job bangen.

  6. 9.

    @ Gibb: "Wenn sich die Mitarbeiter dort noch keinen neuen Job gesucht haben, sind sie selber Schuld." Was ist das denn für eine arrogante Aussage. Wenn jemand 20 oder 30 Jahre in einem Unternehmen arbeitet hat man eventuell auch eine emotionale Bindung. Wahrscheinlich können Sie das nicht nachvollziehen.

  7. 8.

    So ein Kaufhaus gibt ein schönes Shopping Erlebnis. Es wäre schade, wenn die nicht mehr existieren würden.

  8. 7.

    Dieses Desaster auf Corona, Inflation oder gar die Energiepreise zu schieben ist ja wohl zu kurz gesprungen! Das liebe Management hat bis jetzt noch keinen Fehler bei sich gesucht! Klar, andere haben Schuld! Geht doch da mal rein! So gut wie keine Verkäufer, die die da sind haben kein Bock ( nicht alle) ! Verfügbarkeit von Ware, kaum gegeben! Ein Handelsunternehmen das nicht handelt! Bitter!

  9. 6.

    "Die Zeit der Kaufhäuser geht zu Ende."
    Zumindest liest man dies immer wieder. Konkurrenz sind Internet + die zahllosen Malls.
    Ich bedauere das. Gerade erst am Freitag Abend einen schönen Mantel bei Galeria am Alex erworben. Ich ziehe das Kauferlebnis im Ladengeschäft, soweit möglich, dem Internet weiterhin vor. Gute Beratung + freundliche Mitarbeiter incl. (wie am Freitag ). Den Malls, in denen man von einem Geschäft zum nächsten trampelt, auf zwar breiten, aber immer vollen Gängen, dazu Lärm, Unruhe, kann ich inzwischen nichts mehr abgewinnen. Mit 20 J. war mir das noch egal. Es muss nicht das KaDeWe sein, um zu verstehen, dass Einkaufen mehr als shoppen sein kann. Auch im Galeria Ring-Center oder Galeria-Karstadt in Wedding kann man noch entspanntes Einkaufen und Beratung erleben.

  10. 5.

    Die Zeit nutzen und den MA helfen einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Der Arbeitsmark ist noch gut !

  11. 4.

    Die Zeit der Kaufhäuser geht langsam zu Ende.

  12. 3.

    Die Gewerkschaft darf nicht „bangen“ sondern muss dafür Sorgen, dass die Beschäftigten nicht noch weiter „ausgenommen“ werden. Das Arbeitslosengeld und die Rentenpunkte sind zu mehren. Viel Erfolg... Es wird nachgemessen.

  13. 2.

    Beim ersten Schutzschirm wurden vom Steuerzahler bereits 680 Millionen Euro bezahlt, man sieht, dass es nichts gebracht hat und jetzt wieder über 200 Millionen Euro. So hart es auch klingt, aber vielleicht ist dieses Konzept von einem Warenhaus nicht mehr zeitgemäß und man sollte endlich einen Schlussstrich ziehen.

  14. 1.

    "Ohne staatlichen Schutzschirm sei es für den Galeria-Konzern offenbar nicht mehr möglich, die Belastungen zu tragen."
    Na ja, dann macht der Laden eben zu. Warum soll der Steuerzahler blechen und der Eigentümer macht sich nen schlanken Fuß?

    Wenn sich die Mitarbeiter dort noch keinen neuen Job gesucht haben sind sie selber Schuld.
    Der Betrieb hat doch nicht erst seit Heute Probleme.

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