Tomaten aus Spanien - Afrikanische Erntehelfer bekommen Hungerlöhne für unsere Tomaten

Do 23.02.23 | 06:37 Uhr | Von Adrian Bartocha und Jan Wiese, rbb24 Recherche
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Pflanzenschutzmittel ausbringen ohne Schutzkleidung (Quelle: Anonym)
Video: rbb|24 | 23.02.2023 | Material: Mittagsmagazin | Bild: Anonym

Hungerlöhne für Arbeiter, Umweltschäden durch die Produktion - das seit Januar geltende Lieferkettengesetz soll das verhindern. Tatsächlich landet weiterhin Ware in Berliner und Brandenburger Supermärkten, die unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wurde. Von A. Bartocha und J. Wiese

  • Tomaten aus der südspanischen Region Almería landen in Supermärkten in Berlin und Brandenburg
  • Nordafrikanische Erntehelfer werden unfair bezahlt und arbeiten ohne Schutzkleidung
  • Bei der Produktion entsteht Plastikmüll, der auf illegalen Müllhalden landet
  • Zustände in Almería verstoßen laut Menschenrechtsorganisation ECCHR gegen das neue Lieferkettengesetz

Aus der Ferne schaut Said* auf das riesige Treibhaus, in dem er bis vor kurzen Tomaten geerntet hat. 40 Stunden in der Woche, zum gesetzlichen Mindestlohn von 7,67 Euro pro Stunde, so steht es jedenfalls in seinem Arbeitsvertrag. Doch die Realität ist eine andere: "Wir arbeiten mehr. Bis zu 70 Stunden pro Woche. Bezahlt werden aber nur 40, von Montag bis Freitag. Samstage und Sonntage und Überstunden werden nicht abgerechnet."

Der Stundenlohn sinkt so auf fast 4 Euro. Doch als Said auf eine faire Bezahlung pocht, habe ihn der Chef sofort entlassen, sagt er. Nicht das einzige Problem beim Gemüseproduzenten Bio Cemosa, für den Said gearbeitet hat. Said hat auch erlebt, wie Pflanzenschutzmittel ohne jede Schutzkleidung ausgebracht wurden. Danach konnten sich die Arbeiter nicht einmal waschen, sagt er, denn es gebe keine Waschräume oder Toiletten.

Bio Cemosa steht am Anfang einer Lieferkette, die in den Filialen von Rewe, Lidl und Edeka in Deutschland endet. Eine unscheinbare Nummer auf den Verpackungen der Tomaten weist sie als zertifizierte Ware aus und steht für eine "gute und soziale Agrarpraxis". Dank dieser Nummer lässt sich die Kette zurückverfolgen – von der Gemüsetheke zur südspanischen Kooperative Biosabor und deren Mitglied Bio Cemosa.

Der Umweltschützer Marcos Diéguez vor einer illegalen Müllhalde von Treibhausplastik (Quelle: Jan Wiese)
Marcos Diéguez von der spanischen Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción | Bild: Jan Wiese

Der Gemüsegarten Europas – ein Ort der Angst

Die südspanische Region Almería gilt als Gemüsegarten Europas. Auf einer Fläche von 45.000 Fußballfeldern erstrecken sich riesige Treibhausplantagen. Deutschland ist mit 30 Prozent aller Exporte das Hauptabnehmerland der Region: Tomaten im Wert von etwa knapp fünf Millionen Euro gehen jährlich allein in Berliner und Brandenburger Supermärkte.

Doch von diesem Geld kommt offenbar sehr wenig bei den zehntausenden, meist nordafrikanischen Erntehelfern an. José García Cuevas von der Regional-Gewerkschaft SOC-SAT kümmert sich um viele von ihnen. Die Unterschlagung von Lohn sei allgegenwärtig, sagt er, genauso wie das Missachten des Gesundheitsschutzes. "Darüber hinaus gibt es ein System der Angst", sagt er. "Systematisch schüchtern Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer ein. Jeder, der seine Rechte einfordert, wird sofort entlassen." Dieses System funktioniert umso besser, je rechtloser die Arbeiter sind. Arbeitsinspektoren der Regionalregierung entdeckten 2022 bei jeder dritten Kontrolle Erntehelfer, die ohne Vertrag arbeiteten.

Erntehelfer leben in Slums

Eine direkte Folge dieser Arbeitsbedingungen: Etwa 5.000 Menschen leben in Slums. In Hütten, die sie aus Holzpalletten, Steinen und Stöcken errichten, bedeckt mit gebrauchten Plastikplanen der Treibhäuser. Fließend Wasser gibt es nicht, der Strom wird bei der nächstgelegenen Stromleitung abgezapft. "Du hast Angst vor Feuer, du hast Angst, wenn der Regen kommt, du hast Angst vor dem Sommer, weil es so heiß wird. Das ganze Leben hier macht dir Angst", erzählt uns Youssef, der seit 4 Jahren so wohnt. Auch er arbeitet in den Treibhäusern und erntet Tomaten. Aber der Lohn ist zu gering, um sich eine Wohnung leisten zu können.

Eine Wasserquelle für hunderte Menschen (Quelle: Jan Wiese)
Eine Wasserquelle für Hunderte Menschen | Bild: Jan Wiese

Die Ausbeutung von Erntehelfern und deren menschenunwürdige Unterbringungen sind dabei nicht die einzigen Probleme in Almería. Etwa ein Drittel der Plastikfolien, mit denen die Treibhäuser bedeckt sind, müssen jährlich erneuert werden: eine Fläche von 10.000 Hektar, sagt Marcos Diéguez von der spanischen Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Seine Organisation hat die Mengen neu gekaufter Treibhausplastikfolien mit den Daten der Abfallentsorger verglichen. Nur 35 Prozent der Folien würden demnach bei den Fachentsorgern landen. Ein beträchtlicher Teil des Rests landet jedoch auf einer von über 300 bekannten illegalen Müllhalden.

Der Schaden für Umwelt und Mensch ist enorm: "Mit der Sonne zerfällt das Plastik, und das Mikroplastik verteilt sich überall. Wind und Wasser tragen es zum Meer. Es gelangt in die Nahrungskette und früher oder später essen wir das. Das ist für mich schlimmer als eine Ölkatastrophe", sagt Diéguez.

Illegale Entsorgung von Treibhausplastik (Quelle: David Aguirre)
| Bild: David Aguirre

Supermärkte geben sich ahnungslos

Lohnausbeutung, Missachtung von Arbeitsschutz, massive Umweltverschmutzungen: Gesprächsanfragen zu den Zuständen bei ihren Tomatenlieferanten lehnen Rewe, Edeka und Lidl ab. Sie antworten schriftlich. Solche "Zustände sind nicht bekannt", schreibt Edeka. Lidl und Rewe verweisen auf "regelmäßige, unabhängige Kontrollen vor Ort" - durchgeführt nach der "für die Landwirtschaft geeigneten Zertifizierung GlobalGAP". Eine solche Zertifizierung bescheinige den Supermarktketten die Einhaltung von "Umwelt und Sozialstandards" bei ihren Gemüseproduzenten.

"Das ist eine Antwort, die mit dem Lieferkettengesetz so nicht mehr gegeben werden kann", urteilt Miriam Saage-Maaß, Chefjuristin bei der Menschenrechtsorganisation ECCHR. Denn die Zustände in Almería verstoßen ihrer Ansicht nach gegen das seit Januar gültige neue Lieferkettengesetz. Das soll sicherstellen, dass die Zulieferer der großen deutschen Unternehmen Menschenrechte und Umweltstandards einhalten. Außerdem sind die Unternehmen verpflichtet, eigene Risikoanalysen durchzuführen. "Und da einfach nur zu sagen, ich habe hier ein Zertifikat, und das genügt - das kann nicht die Antwort sein", sagt Miriam Saage-Maaß im Interview mit rbb24 Recherche.

Mit der Sonne zerfällt das Plastik, und das Mikroplastik verteilt sich überall.

Marcos Diéguez, Ecologistas en Acción

Selbstkontrolle unzureichend

Die von den Supermarktketten erwähnte Zertifizierung GlobalGAP ist ein System, das sie selbst in den 90er Jahren ins Leben gerufen haben. Geleitet wird es von einem Beirat, dem auch Vertreter von Lidl, Rewe und Edeka angehören, sowie verschiedener internationaler Agrarorganisationen. Im Kern handelt es sich also um eine Art Selbstkontrolle, die sicherstellen soll, dass Mindeststandards bei der Produktion und den Arbeitsbedingungen im Agrarbereich eingehalten werden. Doch das System sei lückenhaft, erklärt Steffen Vogel von der Entwicklungsorganisation Oxfam: "Wir sehen, dass das Zertifizierungssystem als solches eigentlich nicht funktioniert." Seit Jahren beschäftigt er sich mit Lieferketten: "Aus unserer jahrelangen Erfahrung und vielen Studien sehen wir, dass die Kontrollen entweder zu lückenhaft sind oder von den Betrieben vor Ort manipuliert werden, so dass die Zertifikate am Ende nicht dazu beitragen, Menschenrechtsverletzungen aufzudecken, sondern manchmal sogar dabei helfen, sie zu verschleiern."

Ein solches Verschleiern soll nach dem neuen Lieferkettengesetz nicht mehr möglich sein. Dessen Umsetzung bei den Supermarktketten kontrollieren 57 Beamte des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im sächsischen Borna. "Wenn Unternehmen so eine Zertifizierung erlangt haben, kann das ein Zeichen dafür sein, dass sie die Erfordernisse des Gesetzes einhalten. Es ist aber kein Beleg," stellt Torsten Safarik, Leiter der Behörde, klar.

Zu stark wolle er die Unternehmen aber auch nicht belasten, sagt er, damit sie keine "Nachteile auf den Weltmärkten erlitten". Safarik erwartet jedoch, dass die Unternehmen sich zukünftig stärker bemühen, dass ihre Zulieferer Menschen- und Arbeitsschutzrechte stärker beachten.

Oxfam fordert höhere Abnehmerpreise

Dabei hätten die Supermarktketten für Steffen Vogel von Oxfam einen sehr leichten Hebel, um die Bedingungen bei ihren Tomatenproduzenten in Almería zu verbessern: "Die Supermärkte müssen höhere Preise bezahlen für die Produkte, die sie einkaufen. Und sie müssen auch nachverfolgen, dass dieses Geld tatsächlich vor Ort ankommt, also dass es in höhere Löhne und bessere Standards investiert wird." Said und Youssef und den tausenden Erntehelfern in Almería würde das sicher helfen. Die spanischen Firmen haben auf Anfragen des rbb nicht geantwortet.

* Name geändert

Hinweis der Redaktion: "Die Firmen Bio Cemosa und Biosabor wurden im Februar 2023 zu den Vorwürfen, die in diesem Beitrag erhoben werden, angefragt und haben nicht reagiert. Nach der Veröffentlichung der Recherchen haben sich die Firmen an die Redaktion tagesschau.de gewendet und erklärt, die Vorwürfe seien unzutreffend. Die Unternehmen seien zertifiziert und würden die Arbeiter vertragsgerecht bezahlen sowie Arbeits- und Umweltschutzbestimmungen einhalten."

Sendung: rbb24, 23.02.2023, 13:00 Uhr

Beitrag von Adrian Bartocha und Jan Wiese, rbb24 Recherche

79 Kommentare

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  1. 79.

    Kennen Sie den Schulgartenunterricht ? Wenn ich mich richtig erinnere wurde dieses "Unterrichtsfach" besonders an Sonderschulen gelehrt. Kinder in den unteren Klassen würden auf jeden Fall lebenslang davon profitieren.

  2. 78.

    Da stimme ich gern zu. Kinder sind sehr empfänglich, gerade für dieses anschauliche Verstehen. Und sie sind sehr wohl in der Lage, über das blinde Ergreifen von Gummibärchen, Mars & Snickers hinauszugelangen.

  3. 77.

    Jetzt sind die Deutschen schuld weil wir Tomaten essen? Hallo, was soll das jetzt?

  4. 76.

    Dann würde noch viel mehr passieren.

    Ich verfolge die Einführung des deutschen Lieferkettensorgfaltsgesetzes schon seit längerem.
    Oxfam z. B fordert oben im Artikel,Supermärkte müssten höhere Preise für die Produkte, die sie einkaufen, bezahlen.

    Nein, die Verkäufer der Produkte vor Ort müssen die Preise gestalten. Und zwar so, dass ihre eigenen Mitarbeiter wertgeschätzt werden. Nur könnten sich dann evtl.sogar einige EU-Staaten diese Produkte nicht mehr leisten, weil es selbst innerhalb der EU Armutslöhne von 2-5 Euro pro Stunde Arbeit gibt.

    Dieses ganze EU-Gedöns droht doch bald an Grenzen zu stoßen. CO2-frei bis 2030. Wir in D werfen Doppelglasfenster weg, während sich in Rumänien, Bulgarien...Menschen reich fühlen würden, hätten sie unsere "minderwertigen" Fenster und hätten sie überhaupt menschenwürdige Lebensbedingungen.

  5. 75.

    Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Aber Ernährung hat auch unzählige gesellschaftliche Facetten. Deshalb bin ich dafür, dass alles Wissen, was mit Ernährung verbunden ist, in der Schule gelehrt werden sollte. Durch die immer stärker werdende Urbanisierung haben doch viele Menschen zwangsläufig den Kontakt zur "Scholle" verloren. Petersilie auf dem Fensterbrett zu züchten, ist eben nicht Landwirtschaft. Jeder, der weiß, wie Lebensmittel entstehen, wird auch anders mit ihnen umgehen. Und der nachhaltige Umgang bei Lagerung und Zubereitung hilft dann ja letztlich auch beispielweise Klimaziele zu erreichen. Nur sollte man all diese Zusammenhänge am besten bereits Kindern erklären, damit sie das in ihrem Leben umsetzen können, was wir erst erkannt und noch nicht geschafft haben.

  6. 74.

    Keine Frage: Alles neu Hinzutretende ist ein Zugewinn, ansonsten erstickte eine Kultur unter ihrer eigenen "Käseglocke". Und gleichzeitig ist es eine Frage des Maßes, was - gerade hier beim Essen - jeweils die Hauptrolle spielt und was dieses Zusätzliche ist. Mein Eindruck ist, dass all zu Viele das Interesse am Anbau des erzeugten Lebensmittels für sich als Belastung empfinden. Für mich ist dieses Desinteresse unverständlich.

    Erklären kann ich mir das nur damit, dass die Gesellschaft quasi maschinengleich zu funktionieren hat: Solange alles und jederzeit "da" ist und sich niemand einen Kopf um etwas machen muss, bleibt alles ruhig; wenn etwas nicht da ist, gibt es Grund für Unruhe. - Wohlstandsdemokratie per excellence eben.

  7. 73.

    Sie haben noch nie einen selbst geangelten Zander mit der Familie verspeist oder nur selbst gezüchteten Kaninchenbraten mit nicht radioaktiven Pfifferlingen und feinster Sauce genossen ? Sie hatten auch nie einen eigenen Garten wo selbst erzeugtes BiO- in echt- Gemüse angebaut und geerntet wurde. Ungespritztes Obst kennen Sie auch nicht. Wer hat uns die Natur so versaut ?

  8. 72.

    Je länger die Lieferkette, desto mehr Menschen müssen davon leben und desto größer die Macht der größeren Marktteilnehmer - und umso größer die Ausbeutung an Mensch und Umwelt. Wer auf komplette Deregulierung der Märkte setzt, erhält genau solche Zustände: an Feudalismus erinnernde unmenschliche Arbeitsbedingungen und Verantwortliche, die sämtiche in der Lieferkette unter ihnen stehende Marktteilnehmende erpressen und jede Verantwortlichkeit weit von sich weisen. Supermärkte schließen sich zudem in ganz Europa zu sehr intransparenten Organisationen zusammen, erpressen die Zulieferer bis zu deren Existenzvernichtung. Freihandelsabkommen schaffen zudem meist mehr soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung sowie Umweltschäden. Das gilt innerhalb der EU genauso wie international, auch in der Textilindustrie oder beim Abbau von Lithium und Kupfer oder sog. seltenen Erden. Das Lieferkettengesetz selbst ist ein Verbrechen und Heuchelei. Gesetzliche Regulierung aber ist möglich.

  9. 71.

    Ich stimme Ihnen zu: das Wissen um unsere Lebensmittel ist bei vielen Menschen äußerst gering. Aber in den meisten Diskussionen - wie auch hier im Forum - werden kulturelle Aspekte völlig außer Acht gelassen. Natürlich haben wir die meisten Vitamine in regionalen und saisonalen Produkten. Aber unsere Esskultur hat in den letzten 50 Jahren große Sprünge gemacht. Unser Geschmack ist - aus den verschiedensten Gründen - globaler geworden. Wer kannte vor 50 Jahren Lammtajine mit Couscous, Moussaka, Biryani oder Sushi? Und nicht alle Zutaten für diese Gerichte gedeihen in unseren Regionen. Wir werden uns also auch dafür interessieren müssen, wie Lebensmittel, die wir aus anderen Regionen importieren, erzeugt werden.

  10. 70.

    Warum werden denn deutsche Händler hier an den pranger gestellt und nicht die spanische Regierung? Spanien müsste doch dort eingreifen, sind ja ebenfalls ein Land in der Eu

    Das lieferkettengesetz ist übrigens wieder mal ein bürokratiemonster der EU. Aufgaben, die der Staat erledigen müsste, wird auf Unternehmen abgewälzt!!! Das ist doch eher der Skandal.

    Vg

  11. 69.

    Ja und = ?
    Solange es möglich ist und die EU es zuläßt, ist das mit dem moralischen Zeigefinger meist was Verpuffendes.
    Ich habe öffters versucht raus zu bekommen wie das in den Herkunftsländern mit den (Einkommens-/Umsatz-) Steuern funktioniert, irgendwie Nüscht zu finden.
    Kommen aber ähnlich "gut" über die Runden wie Berliner, Deutsche, Europäer.
    Nur das Berliner, Deutsche, Europäer keine Richtung finden um ähnlich seine Lebensqualität zu verbessern.
    Wir sind (voresrt) der Endpunkt und die Rotation ist zum Stillstand gekommen.
    Wie weiter nun?

  12. 68.

    Ja, die holländischen "Wassersäcke" waren in den 1960er und 70er Jahre legendär. Es hatten sich allerdings die Wenigsten daran gestört, so sehr war der Geschmack seinerzeit auf den Hund gekommen - jedenfalls im vorherigen Bundesgebiet. Dann waren es ökologisch gesinnte Menschen, die wieder etwas Würze in die Angelegenheit brachten. Seither gibt es eine größere Vielfalt, v. a. wirklichen Geschmack; doch das Wissen, dass alles jahreszeitlich bedingt ist und dass auch die Transportwege zu beachten seien, hat sich seither leider nicht sehr verändert. Da befindet sich dieses Land immer noch knapp über Null (Wissen).

  13. 67.

    Dann könnten Sie die Tomaten überhaupt nicht mehr bezahlen. Die Tomate ist sehr wärmebedürftig, also Gewächshaus heizen bis der Kessel glüht. Zum Glück sind ja unsere Energiepreise sehr moderat, oder was meinen Sie? Die Angestellten in einer Gewächshausanlage bekommen den branchenüblichen Mindestlohn. Na, mal nachgedacht ûber außerhalb der Saison bei uns erzeugte Tomaten?

  14. 66.

    Was haben wir uns früher gefreut, wenn die ersten Erdbeeren, der erste Spargel,die ersten Tomaten reiften. Jetzt nimmt man es als Selbstverständlichkeit hin, dass immer alles verfügbar ist, Zum Glück habe ich einen Garten und ziehe einen Großteil meines Obstes und Gemüses selbst, Was zuviel ist, wird eingefroren, und der Gemüsestand des Supermarktes wird ( fast ) ignoriert.

  15. 65.

    " nicht mehr in den Verkauf bringen. "

    ok, aber dann würden die Einnahmen der Erzeuger schrumpfen und somit auch die Bezahlung der Erntehelfer soweit die dann noch benötigt werden

  16. 64.

    Danke für den Hinweis. Olivenhaine oder Reisfelder konnte ich allerdings in Brandenburg noch nicht entdecken. Muss ich wohl übersehen haben ;-))

  17. 63.

    Sie meinten: „Schon traurig, aber mir geht’s gut.“

    Natürlich sind die Leute gezwungen, dort zu arbeiten. Sollen sie verhungern? Sollen sie sich von Schleppern die Finger abschneiden lassen, weil sie die nicht auszahlen können? Und wenn Sie sich fragen, warum die Leute aus Westafrika abhauen (ich nehme an, Sie wissen es schon): Daran haben europäische Exporte großen Anteil. Wir kippen dort nämlich subventionierte Produkte unserer Landwirtschaft zu Dumpingpreisen ab. Tatsächlich sind Tiefkühlhähnchen aus Deutschland und Holland, aber auch Tomaten (!) aus Italien und Spanien dort so billig zu haben, dass örtliche Bauern nicht mithalten können, pleite gehen und ihr Heil in Europa suchen. Aber immer wird gejammert, wie schlecht es unseren Bauern geht!

  18. 62.

    Die Preise steigen ja, ohne dass sich bei der Erzeugung was ändert. Da machen sich Unternehmer die Taschen voll mit unserem Geld und durch Ausbeutung von Mensch und Natur. Hat der Gesetzgeber vergessen, eine wirksame Kontrolle der Kontrolleure einzubauen?

  19. 61.

    Wir wären nackig und hungrig, alles in unserem Leben beruht auf Ausbeutung und Kinderarbeit, unsere Arroganz des Wohlstands hat eine sehr dunkle Seite.

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