Keine Kopplung mit Semesterticket - Warum sich Studierende über das 49 Euro-Ticket nicht freuen können
Studierende in Berlin und Brandenburg müssen für das geplante Deutschland-Ticket den vollen Preis abdrücken - selbst wenn sie bereits für das obligatorische Semesterticket bezahlt haben. Das löst Unmut aus, Studentenvertretungen fordern Nachbesserungen.
Der Nachfolger des 9-Euro-Tickets ist da - fast. Das geplante bundesweit gültige 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr kann zumindest seit dieser Woche zum Beispiel bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) vorbestellt werden. Gültig ist es ab dem 1. Mai - Inhaberinnen und Inhaber können dann Busse, Bahnen und den Regionalverkehr deutschlandweit nutzen.
Das im Abo erhältliche Ticket soll jeder und jedem zur Verfügung gestellt werden; egal ob bisher Abo-Kunde oder Neueinsteiger. Und auch für Besitzerinnen und Besitzer des Jobtickets soll es verschiedenen Varianten geben. Doch mindestens an eine Gruppe wurde bei dem Nachfolger des 9-Euro-Tickets nicht genügend gedacht: Studierende. Die müssen nämlich für ihr Semesterticket zahlen - und dann noch einmal 49 Euro für das Deutschland-Ticket, da beide Tickets sich nicht koppeln lassen.
Semesterticket lässt sich nicht koppeln
"In anderen Bundesländern gibt es seitens der Regierungen zumindest Bestrebungen, die Kosten für das Semesterticket anzurechnen. In Berlin ist das aber nicht so", sagt Franziska Westel vom Asta der HU Berlin im Gespräch rbb|24. Das Land Berlin habe sich zuletzt trotz mehrfacher Aufforderung nicht an einer entsprechenden Regelung beteiligen wollen.
Die Folge seien nun "massive" Zusatzkosten, auf die sich Studierende in Berlin gefasst machen müssten. "Datenerhebungen haben gezeigt, dass gut 30 Prozent der Studierenden regelmäßig nach Hause fahren. Ihnen bleibt jetzt nichts anderes übrig, als sich das 49-Euro-Ticket zusätzlich zu kaufen." Dem Asta zufolge können Studenten das bereits bezahlte Semesterticket nicht zurückgeben, um etwa ihr Geld wiederzubekommen. Zumindest gehe das nicht in einem regulären Semester.
Dass das Semester- und Deutschland-Ticket nicht gekoppelt werden können, könnte gerade für Berliner Studierende ärgerlich sein, denn das in der Hauptstadt erhältliche Semesterticket ist ohnehin nicht einmal gültig für einen Trip jenseits des Speckgürtels. Das Semesterticket umfasst in Berlin nämlich nur die Tarife ABC. In Brandenburg hingegen befähigt das Semesterticket dazu, es in Brandenburg und in Berlin zu nutzen.
Bekanntlich unterscheiden sich Semestergebühren von Universität zu Universität. Laut Franziska Westel vom Asta der Berliner HU müssen Studierende in Berlin gut 200 Euro bezahlen, um für das kommende Sommersemester immatrikuliert zu sein - und das dazu gehörende Semesterticket zu bekommen. Sie weist darauf hin, dass das Land Berlin für das kommende Sommersemester einmalig einen Zuschuss von 75 Euro gewährt habe, betont aber, diesen werde es im Wintersemester 2023/2024 nicht geben. Auf die Studierenden würden also ohnehin bald noch höhere Kosten zukommen. Deshalb sei es nötig, die Kosten für das Deutschland-Ticket für Studierende zu senken, fordert Westel.
Auch in Brandenburg kommen Mehrkosten auf Studierende hinzu
In Brandenburg sieht es nicht besser aus. Die Interessengemeinschaft Semesterticket Brandenburg, die die Studierenden an sechs der acht staatlichen Hochschulen in Brandenburg vertritt, befürchtet die Entstehung einer Zweiklassengesellschaft: "Es wird die einen geben, die Deutschland bereisen können und die anderen, die aus Berlin-Brandenburg nicht rauskommen - so schön es hier auch ist", sagt Verhandlungsführer Matthias Weingärtner im Gespräch mit dem rbb.
Er fordert, einen aus Bayern kommenden Vorschlag zu unterstützen und eine bundesweite Regelung für alle Studierenden festzulegen. Die könnte laut Weingärtner so aussehen, dass Studierende monatlich etwa 29 Euro pro Semester zahlen - inklusive Deutschland-Ticket. Derzeit würden Studierende in Brandenburg auf den Monat gerechnet noch rund 33 Euro pro Semester zahlen.
Im Brandenburger Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung scheint das Problem bekannt zu sein, ändern wird sich bis zum Beginn des Sommersemesters trotzdem nichts. Eine möglichst bundesweite Regelung werde zwar angestrebt: "Dies ist aber bis zur Einführung des Deutschland-Tickets nicht möglich, da unter anderem Verhandlungen mit den Allgemeinen Studierendenausschüssen und Urabstimmungen unter Studierenden durchzuführen und zum Abschluss zu bringen sind", heißt es in einer Erklärung. Konkreter wird das Ministerium nicht.
Sendung: rbb Abendschau, 21.02.2023, 19:30 Uhr