Tarifverhandlungen - Charité-Ärzte fordern 12,5 Prozent mehr Lohn

Di 23.01.24 | 17:28 Uhr
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Symbolbild: Pflegepersonal beim schieben von einem Pratient im Krankenbett ins Krankenzimmer. (Quelle: Jens Krick)
Bild: dpa/Jens Krick

Der Berliner Charité stehen Tarifverhandlungen mit Forderungen nach deutlich mehr Gehalt für Ärztinnen und Ärzte bevor. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert unter anderem eine Lohnsteigerung um 12,5 Prozent, eine Anhebung der Nachtzuschläge und die Einführung eines neuen Zuschlages für Arbeit in Randzeiten.

Die Gewerkschaft will insgesamt auch die Gesamtarbeitslast reduzieren und die Arbeitsbedingungen verbessern, wie die Gewerkschaft am Dienstag auf ihrer Webseite erklärte. Die Verhandlungen sollen an diesem Freitag beginnen.

Charité-Vorstand geht von millionenschwerer Mehrbelastung aus

Dem für Krankenversorgung zuständigen Charité-Vorstand Martin Kreis zufolge würde eine Umsetzung der Forderungen eine "übermäßig wirtschaftliche Belastung" bedeuten, die zu "harten Sparmaßnahmen" und dem Abbau von Stellen führen würde. "Das kann nachhaltige Auswirkungen auf das Niveau der Krankenversorgung haben", sagte Kreis am Dienstag bei einem Pressegespräch.

Laut Angaben des Charité-Vorstands verdient eine Assistenzärztin an dem Universitätsklinikum derzeit rund 7.000 Euro im Monat, inklusive Zulagen und Zeitzuschlägen. Bei einer Lohnsteigerung um 12,5 Prozent müssten rund 1.000 Euro obendrauf gezahlt werden.

Oberärzte würden fast 12.000 Euro pro Monat verdienen, statt wie bislang durchschnittlich 10.500 Euro. Das Defizit der Charité in Millionenhöhe aus dem Vorjahr könnte sich noch einmal vergrößern, heißt es aus Charité-Kreisen. Um die Forderungen zu erfüllen, so Kreis, müsste die Charité Einsparungen vornehmen, was sich auch auf das Personal auswirken würde.

Übertragen auf alle Entgeltgruppen würde das laut Vorstand zu Mehrkosten von etwa 55 Millionen Euro führen. Das sei eine "schwer zu stemmende Mehrbelastung".

Gewerkschaft schließt Streiks nicht aus

"Ich halte es für nicht klug, eine mögliche finanzielle Schieflage der Charité auf den Schultern derjenigen abzuladen, die den Laden am Laufen halten", sagte Peter Bobbert, Vorstandsvorsitzender des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg dem rbb. "Ich sehe die Notwendigkeit, dass das Personal geschützt werden muss." Die Charité dürfe bei der Bezahlung nicht den Anschluss an andere Kliniken verlieren. Sollte es zu keiner Einigung kommen, so Bobbert, seien Streiks nicht auszuschließen.

Mit ähnlichen Forderungen ist der Marburger Bund auch in die Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft der Länder gegangen. Die Charité will in den Verhandlungen ihrerseits vor allem Verbesserungen bei Zeitmanagement und der Gestaltung von Dienstplänen vorschlagen, etwa durch mehr Digitalisierung. Man wolle "zeitgemäße Instrumente vereinbaren, mit denen Arbeitszeiten Lebensphasen angepasst werden können", sagte Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege an der Charité.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.02.2024, 19:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 18.

    Wer möchte operiert werden von einem Assistenzarzt nach 20 Stunden Dienstzeit? Was bleibt übrig von den 7000€ Brutto, bei Wochenendarbeit, mindestens 4-5 Nachtdienste mit 24 Stundendienste? Dafür 7 Jahre studiert ohne Verdienst! Ich rede aus eigenen Erleben von meinem Sohn. Ich würde mich niemals mit dieser Berufsgruppe vergleichen. Eine Schande ist diese Bezahlung hier in Deutschland! Meine Hochachtung für die, die hier dafür noch arbeiten in den Kliniken!

  2. 17.

    Ich wünschte das Klinik Personal würde noch mehr bekommen. Denn was diese Menschen leisten. Ist fast unbezahlbar. Eigene Erfahrung. Danke der st. 47i im Herz Zentrum Virchow

  3. 16.

    Danke für die Info! Meine zugegebenermaßen Polemik bezog sich auf die Artikelangaben. Ich finde die Arbeitszeiten viel zu extrem. Ich kenne aus eigener Erfahrung 70-Stunden-Wochen (bei einem Bruchteil des Gehaltes). Und nein, Geld kann das nicht, oder nur zu einem geringen Teil, wieder wettmachen.

  4. 15.

    Können Sie die bitte verlinken und oder gleich die Ergebnisse reinschreiben? Ist jetzt eine ernstgemeinte Bitte. Ich gehe bisher davon aus, daß ein Arzt mit mindestens 3.500 € netto ohne Zuschläge heimgeht, und das finde ich schon recht gut bezahlte Arbeit. Etwas anderes sind, wie erwähnt, die Bedingungen, unter denen die Arbeit stattfindet.

  5. 14.

    statt höher Gehälter zu zahlen sollte man schlicht und einfach Personal einstellen 12,5% mehr das sind bei 7 personal bedinget Erhöhungen eine Arbeitsstelle die meisten jammern doch wegen der Überbelastung des Personals.

  6. 13.

    "Aber 7.000 € rum reichen dann auch mal. " Suchen Sie doch einfach mal, was Assistenzärzte wirklich verdienen, wes gibt da gute seriöse Quellen im Netz. Leider war es nicht möglich hier einen Link zu einer solchen Übersicht zu posten als Antwort.

  7. 12.

    13,5% bei den Lokführern ist eine andere Hausnummer als 12,5% bei den Ärzten. Sieht zwar gleich aus, ist aber ca das Doppelte Unterschied, weil die Ausgangssumme schon riesig auseinander klafft. Im Schnitt der abgeschlossenen Tarifverträge macht es ca 300 - 400 Euro pro Monat. Bei den Ärzten 1000 Euro ??? Jährlich = 4800 zu 12.000 mehr.

  8. 11.

    Nur mal zur Richtigstellung: Der kommunale Ärztetarifvertrag sieht ein Einstiegsgehalt für Assistenzärzte von monatlich 5084,92 Euro für 38,5 Wochenstunden vor. Brutto. Dazu kommt noch was für ZUSÄTZLICHE Arbeit nachts und an Wochenenden. Die man sich allerdings nicht aussuchen kann, weil man womöglich den Hals nicht voll kriegt und das Luxusleben noch zu steigern wünscht. Für das nach 60-80 Wochenstunden exklusive Fahrzeit etc auch exorbitante Zeitreserven verbleiben...
    Grüße aus ner dt. Klinik

  9. 10.

    Ich war schon immer der Ansicht, Arzte sind hoffnungslos unterbezahlt. (Ironie off) Bessere Arbeitsbedingungen, ja. Arztschichten sind wirklich krass. Aber 7.000 € rum reichen dann auch mal. Kein Arzt braucht zwingend ein Luxusleben zur Erfüllung seiner existentiellen Bedürfnisse, damit er seinen Dienstpflichten adäquat nachkommt. Und er ist qua Berufswahl noch kein besserer Mensch. Geld ist Motivation, aber keine Qualitätsgarantie.

  10. 9.

    " werden viele die Kliniken verlassen. "

    das denke ich nicht , viele Klinikärzte sind in Weiterbildung zum Facharzt und werden nicht abbrechen

  11. 8.

    Augen auf bei der Leiharbeit! Auch in der Pflege verdient mensch deutlich mehr als Leiharbeiter gegenüber Festangestellten. Das verteuert das System empfindlich und steigert nicht überall die Zufriedenheit.
    Mehr Wertschätzung täte not!

  12. 7.

    " Wenn Ärzte auf Honorarbasis derart bevorzugt werden- "

    weil sonst der private Betreiber der Krankenstation keine Ärzte motivieren könnte und für die Ärzte würde das wohl nur ein Übergangsjob sein

  13. 6.

    In einer Erstaufnahme-Einrichtung in BW-- arbeiten Ärzte auf Honorarbasis.Der private Betreiber der Krankenstation rechnet die Kosten mit dem Land BW ab. Es gibt feste Arbeitszeiten:
    Montag-Freitag: 8-12 Uhr und 14-20 Uhr
    Samstag, Sonntag Feiertage: 9-14 Uhr.
    Es gibt wöchentlich 80 Arztstunden davon 50% Allgemeinmediziner sowie anteilig Fachärzte (Frauenheilkunde, Augenarzt)

    Pro Stunde erhalten die Ärzte 137,40 Euro--NETTO--laut Auskunft einer Ministerialdirektorin des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration --vom 3.10. 2022 (Drucksache 17/ 5508)

    Für eine 40-Stunden- Woche mit geregelter Arbeitszeit--keine Nachtschicht-- wären dies bei 137.40 Euro Netto---
    21.9840 Euro Netto--pro Monat.-
    Ich gehe davon aus, dass die 12.000 Euro Durchschnittsgehalt des o.g. Oberarztes Brutto-und nicht Netto wäre.

    Augen auf bei der Berufswahl--Wenn Ärzte auf Honorarbasis derart bevorzugt werden--werden viele die Kliniken verlassen.

  14. 5.

    Wenn 12,5 % von 7000 "rund" 1000 sind, dann sind die 55 Millionen Mehraufwand aber ziemlich großzügig geschätzt!
    Sollte nicht auch etwas klarer herausgearbeitet werden, für welche Arbeitsleistung "eine Assistenzärztin" angeblich 7000 Euro bekommt? 60 Wochenstunden? 80? Wie viele davon nachts und/oder am Wochenende? Diese "Assistenzärztin" dürfte man außerdem suchen müssen.
    Guten Medizin kostet eben auch gutes Geld, das wird sie uns wert sein müssen.

  15. 4.

    "Der Berliner Charité stehen Tarifverhandlungen mit Forderungen nach deutlich mehr Gehalt für Ärztinnen und Ärzte bevor. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund" Das ist nicht konsistent im Sprachgebrauch. Entweder nimmt man generell das generische maskulinum 'Ärzte' oder der Marburger Bund vertritt keine Ärztinnen - aber gemischt ergibt das Unsinn.

  16. 3.

    "derzeit rund 7.000 Euro im Monat, inklusive Zulagen und Zeitzuschlägen." Ist nicht wesentlich, was die Assistenzärtin in dem Beispiel ohne Zulagen und Zuschläge verdient? Was verdienen denn eigentlich Assistenzärzte?

  17. 2.

    Dann können wir ja bei den Bezügen des Vorstandes einsparen.
    Die meisten Mitarbeiter bekommen (nicht verdienen) deutlich weniger.
    Jetzt heißt es endlich mehr Gehalt für die Mitarbeiter und nicht nur klatschen.
    Obwohl immer noch geklatscht werden kann.

  18. 1.

    Wird auch langsam Zeit, bei den Anforderungen sollte Personal in der Branche
    auch enstsprechend entlohnt werden.




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