Tarifverhandlungen -
Der Berliner Charité stehen Tarifverhandlungen mit Forderungen nach deutlich mehr Gehalt für Ärztinnen und Ärzte bevor. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert unter anderem eine Lohnsteigerung um 12,5 Prozent, eine Anhebung der Nachtzuschläge und die Einführung eines neuen Zuschlages für Arbeit in Randzeiten.
Die Gewerkschaft will insgesamt auch die Gesamtarbeitslast reduzieren und die Arbeitsbedingungen verbessern, wie die Gewerkschaft am Dienstag auf ihrer Webseite erklärte. Die Verhandlungen sollen an diesem Freitag beginnen.
Charité-Vorstand geht von millionenschwerer Mehrbelastung aus
Dem für Krankenversorgung zuständigen Charité-Vorstand Martin Kreis zufolge würde eine Umsetzung der Forderungen eine "übermäßig wirtschaftliche Belastung" bedeuten, die zu "harten Sparmaßnahmen" und dem Abbau von Stellen führen würde. "Das kann nachhaltige Auswirkungen auf das Niveau der Krankenversorgung haben", sagte Kreis am Dienstag bei einem Pressegespräch.
Laut Angaben des Charité-Vorstands verdient eine Assistenzärztin an dem Universitätsklinikum derzeit rund 7.000 Euro im Monat, inklusive Zulagen und Zeitzuschlägen. Bei einer Lohnsteigerung um 12,5 Prozent müssten rund 1.000 Euro obendrauf gezahlt werden.
Oberärzte würden fast 12.000 Euro pro Monat verdienen, statt wie bislang durchschnittlich 10.500 Euro. Das Defizit der Charité in Millionenhöhe aus dem Vorjahr könnte sich noch einmal vergrößern, heißt es aus Charité-Kreisen. Um die Forderungen zu erfüllen, so Kreis, müsste die Charité Einsparungen vornehmen, was sich auch auf das Personal auswirken würde.
Übertragen auf alle Entgeltgruppen würde das laut Vorstand zu Mehrkosten von etwa 55 Millionen Euro führen. Das sei eine "schwer zu stemmende Mehrbelastung".
Gewerkschaft schließt Streiks nicht aus
"Ich halte es für nicht klug, eine mögliche finanzielle Schieflage der Charité auf den Schultern derjenigen abzuladen, die den Laden am Laufen halten", sagte Peter Bobbert, Vorstandsvorsitzender des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg dem rbb. "Ich sehe die Notwendigkeit, dass das Personal geschützt werden muss." Die Charité dürfe bei der Bezahlung nicht den Anschluss an andere Kliniken verlieren. Sollte es zu keiner Einigung kommen, so Bobbert, seien Streiks nicht auszuschließen.
Mit ähnlichen Forderungen ist der Marburger Bund auch in die Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft der Länder gegangen. Die Charité will in den Verhandlungen ihrerseits vor allem Verbesserungen bei Zeitmanagement und der Gestaltung von Dienstplänen vorschlagen, etwa durch mehr Digitalisierung. Man wolle "zeitgemäße Instrumente vereinbaren, mit denen Arbeitszeiten Lebensphasen angepasst werden können", sagte Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege an der Charité.
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.02.2024, 19:30 Uhr