Zahlen der Finanzverwaltung - Berliner Justiz verurteilt Steuersünder zu Rekord-Geldstrafen

Sa 09.03.24 | 15:32 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Finanzamt Berlin Reinickendorf, aufgenommen am 22.03.2020. (Quelle: Picture Alliance/Andreas Gora)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.03.2024 | Nachrichten | Bild: Picture Alliance/Andreas Gora

Die Berliner Finanzämter und die Steuerfahndung werden immer besser darin, Steuersünder zu erwischen. Vor allem das vergangene Jahr erwies sich als ertragreich: Die verhängten Geldstrafen erreichten einen Rekordwert. Von Sebastian Schöbel

Erwischte Berliner Steuersünder wurden im vergangenen Jahr zu Geldstrafen in Höhe von insgesamt 3,8 Millionen Euro verurteilt. Das geht aus einer noch unveröffentlichten parlamentarischen Anfrage des Linken-Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg hervor, die rbb24 exklusiv vorliegt. Die Summe der verhängten Geldstrafen war damit nicht nur mehr als dreimal so hoch wie im Jahr davor, sondern stellt auch einen Rekordwert dar: Das letzte Mal lag die Höhe der Geldstrafen im Jahr 2008 bei über drei Millionen Euro. Zu den kassierten Geldstrafen kommen immer auch noch die nachzuzahlenden Steuern dazu.

Zwölf Selbstanzeigen durch Steuer-CDs

"Allein die 3,8 Millionen Euro Geldstrafen reichen aus, um die Jahresausgaben zur Verbesserung des Fußgängerverkehrs zu finanzieren", sagte Schlüsselburg, dem rbb. Er forderte die Justizbehörden auf, den Verfolgungsdruck weiter zu erhöhen.

Insgesamt wurden 2023 rund 4.600 Steuerstrafverfahren neu eingeleitet und ungefähr genauso viele abgeschlossen. Rund 380 Verfahren wurden unter Auflagen eingestellt: Allein hier kamen nochmal einmal rund 1,2 Millionen Euro für die Staatskasse zusammen.

Zwölf Mal zeigten sich Steuersünder im Zusammenhang mit angekauften Steuer-CDs aus der Schweiz, Luxemburg oder Liechtenstein selbst an. Ermittler nutzen solche Bankdaten schon seit mehreren Jahren, um verstecktes Vermögen aufzuspüren. Die Methode ist nicht unumstritten, weil es sich oftmals um Daten handelt, die von Insidern an die Behörden durchgestochen wurden. Andererseits haben sich Enthüllungen über Steuersünder in der Vergangenheit als sehr erfolgreich für Berlins Fahnder erwiesen: Allein aus den berühmten Panama und Paradise Papers, sowie diverser anderer Leaks sind in Berlin rund 500 Steuerstraffälle entdeckt worden. Neue Steuer-CDs hätten die Berliner Ermittler im vergangenen Jahr allerdings keine angekauft, so die Finanzverwaltung.

Berliner Haushaltslage angespannt

Die Einnahmen durch die Verurteilung überführter Steuersünder sind eine willkommene Einnahme für Berlins Landeskasse. Denn die Haushaltslage ist besonders angespannt: Zwar beinhaltet der Doppelhaushalt 2024/25 Rekordausgaben von 40 Milliarden Euro pro Jahr, allerdings müssen gleichzeitig pro Jahr insgesamt 1,75 Milliarden an sogenannten Pauschalen Minderausgaben wieder eingespart werden. Das sind Beträge, die zwar im Haushalt verbucht sind, von denen man aber ausgeht, dass sie gar nicht ausgegeben werden. Innerhalb der Koalition von CDU und SPD gibt es diesbezüglich bereits Streit.

Weil ein Großteil der Ausgaben der öffentlichen Hand ohnehin langfristig festgelegt sind, ist der tatsächliche finanzielle Spielraum für Investitionen relativ klein. Umso wichtiger sind die Steuereinnahmen - und die Verfolgung von Steuersündern.

Beitrag von Sebastian Schöbel

30 Kommentare

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  1. 30.

    In Bezug auf Steuerhinterziehungen kennt der Staat keinen Spaß. Der Verfolgungsdruck ist bei allen dann gleich hoch.
    Es gibt aber einen Unterschied zwischen kriminell und Notwehr a la Konz?

  2. 29.

    Zu dem Artikel, zum Frühstück: gibt es ernsthaft ein politischen Willen, eine Steuer- Gerechtigkeit annähernd herzustellen. Oder glauben die lobby Verbände immer noch einen Wettbewerb Vorteil zu erzielen? Mit den Methoden der letzten 20 Jahre.
    Wenn also die Überschrift im Artikel vom Rekord spricht, frage ich, ein Rekord wovon? Von 10 auf 20 EUR liegt eine Verdoppelung vor. Von 20 auf 30 nur 50 %.
    Wenn sich der Staat, als Träger des Gewaltmonopols, auch Kartell auf dem Zettel Schreibt, kommen wir ein Schritt weiter. Statt dessen ließt es sich in einer anderen Zeitung, dass eine Staatsanwälte entlaßte werden soll, an Fällen die bereits mehr als fünf Jahren in Arbeit sind! Finde den Fehler.
    Mehr als Rauch im Schornstein, kann hier nicht erkannt werden.

  3. 28.

    Ihre Rechnung verlangt nach Konkretisierung. Steuerfahndung " kostet " nur bis zu einer gewissen Höhe der kontrollierten Einkommen. Sobald die Fahnder sich die richtig großen Kandidaten vornehmen, sind die rechtssicher zurückgeholten Beträge um ein Mehr-, Mehrfaches höher als bei Kosten für den Kontrolleur.

  4. 27.

    In Bezug auf Steuerhinterziehungen kennt der Staat keinen Spaß. Der Verfolgungsdruck ist bei allen dann gleich hoch.
    Es gibt aber einen Unterschied zwischen kriminell und Notwehr a la Konz?

  5. 26.

    Lies noch mal über Rechtstaatlichkeit nach. Du hast da was mit „gleiches Recht für alle“ nicht so ganz verstanden.

  6. 25.

    Gure Idee, das mit dem Baum, da mit dieser "Affenmeinung" ist man dort gut afgehoben.

  7. 24.

    Schöner Artikel! Beschreibt er doch die derzeitige IST - Situation.
    Wenn es nötig ist, eine bzw mehrer CD's mit einem gewissen Inhalt anzukaufen, und es rechtliche Bedenken gibt, so ist das die eine Hälfte der Wahrheit.
    Wenn bestimmte Einkünfte über Kontrollmitteilung und Haftung Dritter als normale Maßnahme im Gesetz stehen, und das Finanzamt früher weis, wieviel jemand im Jahr verdient, als die Person selbst, ist es die andere Hälfte der Wahrheit.
    Das ach so hochgehalten Mantra, vor dem Gesetz wären alle gleich, bekommt bei dieser Konstellation Kratzt und Risse.
    Auch eine Forderung mehr Planstellen für Prüferin und Prüfer auszuweisen, läuft ins Leere, dann würden mehr Betriebe des Handwerks und der Kiosk um die Ecke, belästigt werden. Eine Initiative über die Länder, hier durch den Bundesrat, kann auch verneint werden, weil eine Einigung nicht möglich erscheint. Von daher ein schöner Artikel zu Frühstück.

  8. 23.

    Wenn ein vorsätzlich gefasster, systematischer Betrug auf den tausende Kunden reingefallen sind und eine unbekannte Zahl von Menschen gesundheitlich geschädigt wurden unter " Schummelsoftware" abgetan wurden, dann läuft doch hier fast Alles paletti. Kuschelnähe des Staates gibt es nur bei Gegenseitigkeit

  9. 22.

    Was wäre daran besser wenn dann die Kosten für den Knast dazu kämen?

  10. 21.

    Welche „Geberländer“ bekämpfen die Steuerhinterziehungen nur höchst ungenügend, um mit dieser Art von Rechtsbeugung ihre reichen Leute zu Pampern?

  11. 20.

    Steuerverschwendung muesste genauso bestraft werden. Auch ist zu kritisieren, dass die Strafen für Steuervergehen oftmals strenger ausfallen, als die Strafen für andere Straftaten (z. Bsp. Remo Clan)

  12. 19.

    Tausende Verfahren und wahrscheinlich dutzende Steuerfander, Richter, Rechtspflege etc. dafür in Lohn und Brot. Ich glaube Berlin würde mehr Geld ohne die Steuerfahndung haben. Scheint unterm Strich teurer, als die paar Peanuts. In meiner Rechnung reichen 3,8+1,2 Mio. Gerade um 50-75 Leute zu bezahlen (Lohn+Nebenkosten+Ausstattung+Büro+Krankheit+..+...+..)

  13. 18.

    „Stuttgart 21 ist ein wichtiges Infrastrukturprojekt. „

    Deswegen muss es auch so aufwendig teuer unterirdisch gebaut werden.

  14. 16.

    …und ein fürchterliches Desaster. Übrigens nur ne Haltestelle, aufgrund des Gefälles.
    Aber egal- schlimm nur, dass die liebe Finanzverwaltungen erst den Kleinen an den Hintern fasst- da gehts ja schnell und besser als bei den Großen.
    Es gibt so viele Steuervermeider- das ist schlimm.
    Und von wegen Finanzausgleich: auch das Land Berlin zahlt da ein und hat den Nachteil, auch noch die f*** Bundeshauptstadt zu sein. Jammert leise!

  15. 15.

    Was wäre denn in Ihren Augen die zutreffende Bezeichnung für die, die Steuerbetrug vornehmen?

  16. 14.

    Ob wohl bei, mal unabhängig von der Zuständigkeit der Berliner Fin.ämter, was bei Mercedes KaDeWe, BEWAG, Vattenfall, usw usw. zu finden wäre? Na sicher, aber das ist zu mühsam und zu politisch und können wir nicht die Verquickung von Politik und Wirtschaft (Posten vor, während und/oder nach der Ämtertätigkeit) nicht auch als Clan sehen?
    Und nicht die 8300 EUR Plusplus für den Fahrradtresen in einen Topf werfen!! ;-)

  17. 12.

    Und wann gibt das „Geberland“ die von ihren Ministern verschleuderten Mautgelder und geschickt ins eigene Reich umgesteuerten Strukturgelder den anderen Ländern zurück? Also nicht mit Steinen werfen, wenn man im Glashaus sitzt!

  18. 11.

    Stuttgart 21 ist ein wichtiges Infrastrukturprojekt. bei der Maut wurde eine Klage in Hinsicht auf den Erfolg für den Steuerzahler abgewendet. Wo ist das Problem?

  19. 10.

    Was mich auf den Baum bringt ist: Warum werden diese Verbrecher als "Steuer>SÜNDER<" bezeichnet? Wenn jemand die Kliema-Aktivisten als Terroristen ungestraft beschimpfen darf, das sogar die Politik auf diesen Zug aufgesprungen ist. Und diese asozialen Steuerverbrecher werden von den Politikern verharmlost. Aber die Steuerkompetenz der Regierungen in Deutschland ist ja allgemein bekannt. Ein jeder ist vor dem Gesetz gleich... Ich könnte ko****.

  20. 8.

    Geldstrafen sind gut. Gefängnisstrafen ab 50.000 Euro wären besser

  21. 7.

    Richtig so.

  22. 6.

    Den Betrag gleich vom Länderfinanzausgleich abziehen.
    Gruß aus dem Geberland.

  23. 5.

    Sie haben den Kommentar nicht gelesen, oder?
    Es geht um Steuersünder, die zur Kasse gebeten wurden. Nicht um Politiker, die ihre Aufgaben nicht zufriedenstellend erledigt haben.
    Ist ein ganz anderes Kapitel.

  24. 4.

    Seltsam , kein Politiker wird angeklagt.
    Ich den da an Flughafen , Stuttgart 21 , Ausländermaut und und und.

  25. 2.

    Cum –Ex/Cum, Väter, die für ihre Kinder nicht aufkommen und der Staat schaut zu, finanziert es, Maut-Debakel, Schwarzbuch der Steuerzahler … es gäbe so viel … ach ja, und Besteuerung: Dieselsubvention, Übernachtungssubvention, Schenkungen …

  26. 1.

    Gute Nachricht. Aber ein Klacks gegen die 80 Millionen die von kriminellen Clans und dem organisierten Verbrechen einzukassieren wäre, wenn es denn gelingen würde.

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