Scholz' Reise nach Zentralasien - Bundesregierung will PCK Schwedt mit mehr Öl aus Kasachstan versorgen

So 15.09.24 | 16:42 Uhr
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Archivbild:Technische Anlage auf dem Gelände der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 13.09.2024 | Schöning, Tino | Bild: dpa/P.Pleul

Die Versorgung mit Rohöl der PCK-Raffinerie in Schwedt soll durch höhere Mengen aus Kasachstan gesichert werden. Bei einer Reise des Bundeskanzlers nach Zentralasien geht es aber auch um Wasserstoff-Lieferungen.

  • Rohöllieferung aus Kasachstan nach Deutschland soll verlängert und ausgeweitet werden
  • Das ergebe Planungssicherheit für PCK Schwedt, sagt Statssekretär Keller
  • Verhandlungen auch über Wasserstoff - 2030 wird deutscher Bedarf zu über 50 Prozent durch Importe erfolgen

Die Bundesregierung strebt höhere Importe von Öl aus Kasachstan an. "Die mögliche Ausweitung der Ölversorgung aus Kasachstan begrüßen wir", sagte ein Regierungsvertreter am Donnerstag zur Reise von Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach Usbekistan und Kasachstan. Man wolle der PCK-Raffinerie in Schwedt mehrere Optionen für die Versorgung ermöglichen. Bisher wird die Raffinerie in Schwedt zu 20 Prozent mit Öl aus Kasachstan versorgt.

Bei dem Termin geht es laut der Nachrichtenagentur Reuters um die Verlängerung der kasachischen Rohöllieferungen. Diese soll bis Ende 2025 verlängert werden. Zudem solle die Lieferung um weitere 50.000 Tonnen Rohöl pro Monat aufgestockt werden - eine gute Nachricht für die Raffinerie in Schwedt.

Das bringe Planungssicherheit und sei ein Erfolg und ist eine "gute Nachricht für die Beschäftigten in der Raffinerie", sagte der Wirtschafts-Statssekretär Michael Kellner (Grüne) dem rbb. Laut Kellner gab es bereits in den vergangenen Monaten eine Aufstockung der Liefermengen über die bis Ende 2024 vereinbarten 100.000 Tonnen kasachisches Öl pro Monat.

Die PCK-Raffinerie kann theoretisch etwa eine Million Tonnen Öl pro Monat verarbeiten. Vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde die Raffinerie mit russischem Öl über die Pipeline "Druschba" versorgt. Seit Anfang 2023 gilt ein Embargo gegen das russische Öl.

Die Raffinerie wird aktuell mit Ölimporten über zwei Pipelines versorgt: Eine davon bringt Öl über den Hafen in Rostock – das ist derzeit die mit Abstand größte Quelle. Zudem versorgt die Druschba-Ölleitung Schwedt mit Importen aus dem Hafen in Danzig sowie direkt aus Kasachstan. Laut Angaben der Bundesregierung lag die Auslastung der Anlage im ersten Halbjahr 2024 im Durchschnitt bei 76,2 Prozent.

Staatssekretär Kellner betonte, dass die anderen Ölquellen sehr wichtig seien. Denn das kasachische Öl komme nach Schwedt durch eine Pipeline, die über russisches Territorium verläuft. "Wir wissen, dass auch diese Ölversorgung unterbrochen werden kann." Es sei deswegen wichtig, die Ölleitung zwischen Rostock und Schwedt vollständig auszulasten und weiterhin genug Öl über den Hafen im polnischen Danzig zu erhalten.

Klarheit soll es laut Bundeskanzler Olaf Scholz bis Ende des Jahres auch über die Zukunft der Eigentümerstruktur der PCK-Raffinerie in Schwedt geben. "Wir hoffen, dass bis Jahresende alles klar ist", sagte der SPD-Politiker am Samstag bei einem Bürgerdialog in Prenzlau. Man habe dem russischen Miteigentümer Rosneft klar gemacht, dass der unter Treuhand der Bundesregierung stehende Anteil verkauft werden müsse. Alle in der Region könnten sich darauf verlassen, dass die Bundesregierung und die brandenburgische Landesregierung den Erhalt der Raffinerie sichern würden, so Scholz weiter.

Wasserstoff ebenfalls Thema

Die Gasversorgung aus Zentralasien werde bei dem Besuch von Scholz auch eine große Rolle spielen, sagte ein Sprecher der Bundesregierung. Mit Blick auf die Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke sei klar: "Wir müssen irgendwo Gas herkriegen und da ist natürlich die Region sehr reich", sagte er mit Blick auf Zentralasien.

Bisher sei die Frage der Infrastruktur schwierig zu lösen. Aber man lote alle Wege aus, um Deutschlands Gasquellen zu diversifizieren. Außerdem sei etwa Kasachstan beim Thema Wasserstoff ein interessantes Land. "Das Potenzial an Erneuerbaren Energien in Kasachstan beispielsweise ist enorm groß." Deutschland müsse 2030 rund 50 bis 70 Prozent seines Wasserstoff-Bedarfs importieren und werde dann zum größten Wasserstoff-Importeur der Welt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.09.2024, 10:00 Uhr

34 Kommentare

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  1. 34.

    Nun ist es ja nicht so, dass Erdölprodukte just in Time produziert werden. Natürlich haben Raffinerien Tanks. Erst wenn die leergelutscht wurden, wird’s dauerhaft kritisch, aber auch dann schließt noch keine Tankstelle sondern gehen die Spritpreise durch die Decke. Weil dann das Zeug per Kesselwagen von anderen Raffinerien geliefert werden muss.
    Übrigens, auch der BER benötigt Kerosin und zwar reichlich.

  2. 32.

    Wieviele Euro/Dollar verdient eigentlich Russland für die Durchleitung?
    Hat da jemand eine ,Hausnummer'?

  3. 30.

    Wer kennt sie nicht die geschlossenen Tankstellen, als die PCK temporär kaum produziert hatte? Wenn es uns an einem nicht mangelt, dann an Benzin und Diesel und den anderen Erdölprodukten. Beim Wasserstoff sieht es aber derzeit anders aus.

  4. 29.

    Auch andere haben hübsche Töchter wie auch Rohöl z.B. über Rostock angelandet werden kann. Dank frei konvertierbare Währung kann die Bundesrepublik sich des Weltmarktes bedienen.

  5. 24.

    Der Abstand zwischen der PCK-Produktionskapazität und den in der Publizistik genannten kleinen Teillieferungen von hier und da ist in der Tat beträchtlich. Von Herrn Woidke werden Sie da, eine Woche vor der Landtagswahl, keine Antwort bekommen. Woidkes Wahlkampf hat eine Schwäche und eine Achillesferse. Die Schwäche besteht in seiner Wirtschaftspolitik. So auch in der Uckermark, die von der Prosperität des PCK abhängt.

  6. 23.

    Toll. Sagen sie mir mal, welche Start ups ohne Subventionen produzieren oder nicht nach 2 oder 3 Jahren sang und klanglos wieder von der Bildfläche verschwinden? Ich kenn jedenfalls keine, lerne aber gerne dazu.

  7. 22.

    Wieviel Russland steckt im kasachischen Öl?

  8. 21.

    Das ist doch alles nur für die Galerie. Kasachstan ist schon geopolitisch ein enger Verbündeter von Russland und niemand hierzulande weiß doch so ganz genau, ob da nun kasachisches oder russisches Öl in die Druschba Pipeline gepumpt wird. Das wird intern zwischen Russland und Kasachstan verrechnet, ob nun über Durchleitungsgebühren der was auch immer, worauf die deutsche Regierung keinen Einfluss hat.

  9. 20.

    Überwiegend aus Rostock und etwas aus Danzig, wie oft denn nun eigentlich noch. Und die momentane Auslastung liegt zwischen 70-80 %, je nachdem was man als maximale Auslastung ansetzt. Früher wurde die Kapazität mit 12,2-12,5e5 t im Jahr angegeben. Neuerdings redet man ja nur noch von 11,6e6 t/ Jahr. Also gut 1e6 t weniger.
    Vielleicht auch nur eine Schönrechnerei, damit die Überlebensprozente wieder stimmen.

  10. 19.

    "Laut Kellner gab es bereits in den vergangenen Monaten eine Aufstockung der Liefermengen über die bis Ende 2024 vereinbarten 100.000 Tonnen kasachisches Öl pro Monat." Das sind 1,2 Millionen Tonnen im Jahr. PCK hat eine Verarbeitungskapazität von jährlich 11,5 Millionen Tonnen Öl. Wo kommt der Rest, die 10,3 Millionen Tonnen her?

  11. 18.

    Wer den Witz nicht versteht
    die Bundesregierung wollte Rosneft im Zusammenhang mit Schwedt enteignen und nun zahlt sie Gebühren an Rosneft für die Durchleitung

  12. 17.

    und wer verdient an dem Geschäft einfach mit ?
    Russland, war schon 2023 ein Thema

  13. 16.

    Ja der Wasserstoff soll in Kasachstan durch Sonne und Wind grün per Salzwasserelektrolyse in riesigen Mengen für den europäischen Markt produziert werden. Leider scheiden pipelinegeführte Lösungen wegen Russland (übrigens hätte auch Russland H2 günstig produzieren können) nun endgültig aus.
    Also muss noch mehr grüne Energie reingesteckt werden, um das Zeug über Ammoniak halbwegs vernünftig transportfähig zu bekommen und es letztendlich per Schiff und Bahn nach Deutschland zu transportieren und hier wieder mit viel (grün??) Energie abzuspalten.

    Na ja der Wirkungsgrad ist so beschissen, wie er nur sein kann. Aber die Wüste in Kasachstan gibts her.

  14. 15.

    Das macht nichts, auch Wasserstoff soll aus Kasachstan kommen und dafür wären Pipelines nötig und somit Länder, die Durchleitung erlauben. Passiert das Gleiche wie bei Nordstream, wars das für die Energieversorgung hier, abgesehen davon, dass auch solche Leitungen von irgendwem zugedreht werden können, wenn ihm irgendwas nicht passt.

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