Antenne Stammtisch in Schwedt - Zwischen fossilem Erbe und grüner Zukunft

Di 14.01.25 | 19:39 Uhr
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Schornsteine der PCK-Raffinerie und anderer Unternehmen im Industriepark Schwedt (Quelle: dpa/Wolfram Steinberg)
dpa/Wolfram Steinberg
Audio: Antenne Brandenburg | 14.01.2025 | Martina Rolke | Bild: dpa/Wolfram Steinberg

Der Strukturwandel des Industriestandortes Schwedt hin zur Klimaneutralität ist in vollem Gange. Vor Ort wird das aber nicht nur positiv aufgenommen. Das wurde auch beim Antenne Stammtisch am Montag deutlich. Die größte Sorge: Arbeitsplätze.

Die Industriestadt Schwedt (Uckermark) steht vor einer umfassenden Transformation. Mit dem Ziel, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, durchläuft die Region einen tiefgreifenden Strukturwandel. Beim Antenne Stammtisch in Schwedt am Montagabend wurde über die Herausforderungen der PCK-Raffinerie, die Rolle erneuerbarer Energien und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts, diskutiert.

Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, versicherte am Montag, dass die Raffinerie nicht sich selbst überlassen werde. Erst kürzlich hatte der Bund die Beschäftigungsgarantie für die PCK-Raffinerie in Schwedt bis Ende Juni verlängert. Damit sollte auch die Planungssicherheit für die rund 1.200 Beschäftigten erhöht werden.

Ungeklärte Eigentümerfrage bremst Fortschritt

Die ungelöste Eigentümerfrage und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bremsen derzeit den Fortschritt in Schwedt. Die Raffinerie gehört zu 54 Prozent deutschen Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Treuhandverwaltung des Bundes stehen. Zuletzt wurde die Treuhandverwaltung bis zum 10. März 2025 verlängert.

Beteiligt sind zudem der Öl- und Erdgaskonzern Shell und das Energieunternehmen Eni. Der britische Gesellschafter Shell sucht seit Jahren einen Käufer. Ein geplanter Verkauf an die britische Prax-Gruppe scheiterte Ende 2024.

Gespräche über einen möglichen Verkauf der russischen Anteile laufen, sagte Kellner am Montag. Eine Lösung werde bis 2025 angestrebt. Im August 2024 war bekannt gerworden, dass das Emirat Katar Interesse an der Übernahme von Anteilen von Rosneft Deutschland und damit auch an der Mehrheitsbeteiligung der PCK-Raffinerie Schwedt hat. Die Schwedter Bürgermeisterin Annegret Hoppe (SPD) betonte am Montag die Bedeutung eines stabilen Eigentümers: "Wir brauchen ein Unternehmen, das die Raffinerie sicher betreibt und Stabilität gewährleistet." Dabei ginge es vor allem auch um sichere Arbeitsplätze.

Schwedt setzt auf Wasserstoff

Die Stadt arbeitet an einer zukunftsorientierten Strategie. Bis 2027 sollen Wind- und Solarkraftwerke der Region Elektrolyseanlagen mit einer Leistung von bis zu 400 Megawatt antreiben. Ziel ist es, Wasserstoff für die Raffinerie zu produzieren. Für diese Transformation sind Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro notwendig. Die hohen Kosten führten zu einem Unbehagen bei den Schwedterinnen und Schwedtern, sagte Konstanze Fischer vom Zukunftsbündnis Schwedt: "Die Skepsis in der Stadt kommt daher, dass es eben sehr schnell gehen soll, sehr viel investiert werden müsste, aber diese Investitionen alle noch nicht kommen können, die praktisch das Werk selbst betreffen."

Die Stadtverordnete Peggy Lindemann (AfD) sieht die Umstellung auf Erneuerbare Energien generell kritisch: "Diese ganzen Solar- und Windkraftanlagen, wofür Wald abgeholzt wird, das ist für mich keine grüne Politik."

Attraktivität für junge Start-Ups und Forschung steigern

Um die Herausforderungen der Schwedter Transformation geht es auch in der rbb-Doku "Schwarzes Gold und grüne Pläne – wie Schwedt sich neu erfindet", die am 14. Januar, um 20.15 Uhr, im rbb ausgestrahlt wird. Der Film zeigt zudem, wie die Stadt versucht, für junge Unternehmer attraktiv zu werden, denn bislang sei Schwedt zwar ein industriefreundlicher Ort, aber kein Ort für Gründer, bestätigt Bürgermeisterin Hoppe in der rbb-Doku: "Das ist der größte Standortnachteil den wir haben, die fehlende Präsenz von Hochschulen, Instituten und von Forschung hier vor Ort."

Zur Attraktivität der Oderstadt für Start-Ups und Unternehmer sollen Orte wie das Reallabor, angesiedelt in einer alten Papierfabrikhalle, beitragen. Das Konzept des Reallabors ist eng mit der wirtschaftlichen Transformation Schwedts verbunden und soll die Innovationskultur vor Ort zu stärken. Der Unternehmer Steffen Knauthe (BVB Freie Wähler) hofft, dass die Halle in fünf Jahren vollständig mit experimentierfreudigen Unternehmen gefüllt ist und Arbeitsplätze entstehen.

Ein weiterer Bestandsteil des Transformationsprozesses ist der im Mai 2024 beschlossene Bau des Service- und Transformationsgebäudes, kurz Trafo. Es ist als Technologie-und Gründerzentrum geplant, wo zugleich aber Ausstellungen, Konferenzen und Workshops stattfinden sollen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.01.205, 14:10 Uhr

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4 Kommentare

  1. 4.

    Warum klappt dann die "grüne Zukunft" in den USA, China oder Norwegen? Weil dort einfach gemacht wird anstatt alles kaputt zu diskutieren. Weil dort eine aktive Wirtschaftspolitik grüne Technologien und kreative Köpfe fördert. Dort werden mit diesen Technologien gute Geschäfte gemacht.
    Die auf fossilen Energieträgern basierende Industrie in Schwedt und Eisenhüttenstadt hat langfristig keine Zukunft.
    Mir wird himmelangst um den Industriestandort Deutschland, wenn ich sehe wie sehr AfD, Union, FDP und BSW an den alten Technologien festhalten.

  2. 3.

    Wenn jemand von der AfD sagt, das sei keine grüne Politik, ist das dann als Lob zu verstehen?

  3. 2.

    Ich versuches es noch mal! Tolle Dokumentation. Und Es wurde die richtige Entscheidung getroffen. Das BL Branbdenburg muss der Stadt unter die a#Arme greifen: Schwedt braucht ein zweites Geis und aller halber Stunde eine Fahrt in richtung Berlin ü Angermünde mit Umstiegsmöglichkeiten und zuverlässige Anschlüsse Richtung Süden! Das ist eine Aufgabe für das BKL und richtig erkannt ist, Schwedt braucht eine anerk. Bildungsstätte evtll IHK-Akademie! Und liebe toughe Rentner, lasst euch Schrauben, Ersatzteile aller Art spenden und richtet bitte ein Repairstützpunkt ein. Da kann Oma Emmi ihre Tischlampe reparieren lassen, oder Schulle sein Handy. Es#in bisschen darf es kosten. Ihr habt das, was andere Kommunen nicht haben; einigermaßen Räumlichkeiten, Platz und da braucht es keine wippende weiße Röckchen, sondern zwei Rentnerinnen, die mit Helfern ein kl Cafe führen, das von der Stadt bezuschusst wird. So eine schöne grüne Stadt mit herrlichen Parkanlagen. Da muss doch manches mögl. sein!

  4. 1.

    Bisher ist die “grüne Zukunft“ überall wirtschaftlich gescheitert. Meine Prognose: Das klappt auch hier. 2027 ist Hüttenstadt endgültig kaputt - der wegen CO2 Kosten. Was haben wir noch? Ok die Kohle. Die läuft (angeblich) noch bis '38. Dann gibt’s noch Tesla und … wer zahlt sonst noch Steuern?

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