Staatsfonds - Katar will bei Rosneft Deutschland einsteigen - PCK-Raffinerie in Schwedt betroffen

Mi 28.08.24 | 18:41 Uhr
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PCK-Raffinerie in Schwedt (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Der katarische Staatsfonds will bei Rosneft Deutschland einsteigen. Auch die PCK-Raffinerie in Schwedt wäre betroffen. Der fühere Brandenburger Finanzminister kritisiert die Absichten wegen Katars Verbindungen zum russischen Mutterkonzern.

Das Emirat Katar hat Interesse an der Übernahme von Anteilen von Rosneft Deutschland und damit auch an der Mehrheitsbeteiligung der PCK-Raffinerie Schwedt (Uckermark). Das meldete der "Business Insider" am Mittwoch. Am Prozess involvierte Personen bestätigten die Information auch dem rbb.

Die PCK-Raffinierie in Schwedt gehört mehrheitlich der Rosneft Deutschland, einer Tochter des russischen Erdölkonzerns Ronseft. Nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hatte die Bundesregierung Rosneft Deutschland unter Treuhandschaft gestellt.

Diese wurde inzwischen schon zweimal um je ein halbes Jahr verlängert und läuft am 10. September aus. Sollte bis dahin kein Verkauf erfolgt sein, hat die Bundesregierung bereits eine erneute Verlängerung angekündigt.

Bundeswirtschaftministerium müsste zustimmen

Der russische Staatskonzern hatte vor einem halben Jahr gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium erklärt, seine deutsche Tochter verkaufen zu wollen. Wie der "Business Insider" jetzt berichtet, ist der Staatsfonds aus Katar an der Übernahme interessiert.

Das Kanzleramt hat nach Angaben der Bundesregierung in den vergangenen Monaten mehrfach Kontakt mit der Regierung in Katar über Investitionsmöglichkeiten in Deutschland und die Wirtschaftslage gehabt. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

Dieser Verkauf könnte nur mit Zustimmung des Bundeswirtschaftsministeriums erfolgen, da es sich bei der PCK und zwei weiteren Raffinierien in Deutschland, an denen Rosneft beteiligt ist, um kritische Infrastruktur handelt.

Linken-Politiker kritisiert Verkaufspläne

Dass der Bund mit Katar über einen Verkauf verhandele, nannte Christian Görke bizarr. Der Linken-Bundestagsabgeordnete und frühere Finanzminister von Brandenburg wies daraufhin, dass Katar 20 Prozent der Anteile am Mutterkonzern, dem russischen Unternehmen Rosneft, besitze.

Bei einem Verkauf der deutschen Töchter würde "Russland weiter auf der Rückbank" mitfahren, meinte Görke. Stattdessen solle der Bund selbst die Anteile übernehmen, bekräftigte der Linken-Politiker: "Es kann doch nicht sein, dass ein wichtiger Strukturbaustein wie auf einem Basar angeboten wird."

Ende 2023 hatte der Shell-Konzern angekündigt, seine Anteile an der PCK verkaufen zu wollen. Dem britischen Unternehmen gehören 37 Prozent an der PCK. Den Verkauf an die ebenfalls britische Prax-Gruppe genehmigte die Bundesbehörde zwar Anfang 2024, doch bisher ist er nach rbb-Informationen nicht abgeschlossen.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass Prax die Shell-Anteile an der PCK bereits übernommen haben. Nach rbb-Informationen ist der Verkauf aber noch nicht abgeschlossen. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.08.2024, 16:30 Uhr

27 Kommentare

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  1. 25.

    Ganz tolle Idee mit dem BEV!! Und woher kommt der Strom??? Für diese Karre? Heizen müssen wir ja dann auch nicht mehr.

  2. 24.

    Globalisierung mehrt das Kapital ungehemmt. Ungeahnte Möglichkeiten für das Geld, leider gibt es in der globalen Welt auch Verlierer, Mittelstand und Arbeit. Und die Nachteile sind derer viele: Internationale Probleme und
    Krisen, Verlagerung von Unternehmen ins Ausland, Verlust von Kulturen und Sprachen, Verschärfung der globalen Kriminalität, Konkurrenz um Konzerne, Ausbeutung von Arbeitskräften, Belastung der Umwelt, Ungerechte Verteilen des Wohlstands und zunehmende Ungerechtigkeiten, Abhängigkeit von anderen Ländern.

  3. 23.

    Ich finde diese Diskussionen über den Charakter von Handelspartnern völlig aus der Zeit gefallen. Deutschland ist nun wahrlich nicht dazu berufen andere Länder nach ihrem politischen System zu bewerten. Mancher hat immer noch nicht begriffen, dass die UN - Charta das Zusammenleben der Völker regeln soll.
    Dem hat neben Deutschland auch der Rest der Welt zugestimmt.
    Seit ein paar Jahren isoliert sich aber der sogenannte Westen durch die Verkündung einer sogenannten regelbasierten Ordnung.
    Natürlich legt diese Regeln auch gleich der Westen fest. Das kann niemals funktionieren.

  4. 22.

    Ja, aber nur ein europäisches mit europäischen Teilen, europäischen Akkus, geladen mit europäischen PV-Anlagen.

  5. 21.

    Das PCK braucht einen Investor, der neue Geschäftsfelder jenseits des Erdöls eröffnet, z.B. Wasserstoff für die Industrie.

    Mit Moral allein schafft man keinen Wohlstand.

  6. 20.

    Wenn sich mit PCK wieder Geld verdienen lässt, wäre es noch unverständlicher, warum man diesen Teil der kritischen Infrastruktur einem ausländischen und zudem undemokratischen Staat überlassen sollte. So wie es jetzt ist, hätte es schon immer sein sollen.

  7. 19.

    Das passiert, wenn die Globalisierung hauptsächlich von Firmen initiiert wird und nicht von der Bevölkerung!
    Völlig absurd, warum sollte wichtige Infrastruktur, Wasser etc ausländischen Firmen überlassen werden.
    Es gibt das fast nur Negativ-Beispiele!

  8. 18.

    Katar ist auch ein Land das zwischen Hamas und Israel vermittelt.

  9. 17.

    Toll: eine Diktatur gegen einen Mittelalterregime getauscht. Wenn es nicht so blöd wäre …
    Was bietet ihr uns als Nächstes?

  10. 16.

    Mal was anderes bitte …… nur durch wiederholen begreift man nichts, sondern wiederholt es nur ….

  11. 15.

    Tatsächlich? Ich muss zur Arbeit, ÖPNV ist nicht, wegen ham wa nich. Mein kleines Auto ist ein Diesel, würde auch mit Biodiesel fahren. Mit Moral fährt es nicht. Die deutsche Moral hat jede Menge Moralapostel am Start und jeder von ihnen versucht den anderen mit seinen Moralpredigten zu überbieten. Bis dato für viele Bürger erfolglos, denn etwa 30% der Arbeitnehmer haben Mindestlohn und der reicht gerade so fürs Nötigste, nicht für die PV-Anlage auf dem Dach, geschweige denn für die E-Karre in der Garage. Was schlagen Sie denn vor? Einen Kuli mit ner Rikscha? Bis der eine Arbeitserlaubnis hat, sind hier alle Messen gesungen, seelisch und moralisch.

  12. 12.

    Tja, da hilft nur, sich vom Öl zu trennen.
    Und das heißt: ein BEV in die Garage!

  13. 11.

    Hieß es nicht mal, dass Deutschland sich wirtschaftlich weniger vom Ausland - vor allem außerhalb der EU - abhängig machen will? Wenn unsere Unternehmen auf die Finanzkraft anderer Staaten angewiesen sind - na dann Gute Nacht. Wir machen uns nicht nur abhängig, sondern auch erpressbar :-(

  14. 10.

    "Der Linken-Bundestagsabgeordnete und frühere Finanzminister von Brandenburg, ein Herr Görke, wies daraufhin, dass Katar 20 Prozent der Anteile am Mutterkonzern, dem russischen Unternehmen Rosneft, besitze." Da wird Herrn Görke wohl nichts anderes übrigbleiben, das zu akzeptieren. Das gelieferte Öl aus "Kasachstan" fließt über die russiche Druschba-Pipeline und Kasachstan ist ein Verbündeter Russlands. Der Deal zwischen Kasachstan und Russland für das Öl nach Schwedt entzieht sich jeder deutschen Einflussnahme.

  15. 9.

    Katar, ist das nicht das Land in dem Frauen rechtlos sind, die Menschenrechte mit Füßen getreten werden?

  16. 8.

    Glauben sie wirklich, dass Habeck in Katar kurzfristig Gas bekommen hat, wegen seiner blauen Augen?
    Natürlich ist er langfristig den Bund mit dem Teufel eingegangen und natürlich konnte man Russland nie den Erdöl- und Erdgashahn wirklich zudrehen, das war jedem von Anfang an klar, dass das über China, Indien und den Arabern aufgefangen würde.

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