Schafe getötet - Brandenburg gibt Wolf in Teltow-Fläming zum Abschuss frei
Eine Änderung der Wolfsverordnung macht es möglich: In Brandenburg darf ein Wolf abgeschossen werden, weil er wiederholt Schafe getötet hat. In Oder-Spree wurde ein Wolfshybrid samt Welpen zum Abschuss freigegeben - aus einem anderen Grund.
In Brandenburg ist ein Wolf zum Abschuss freigegeben worden. Das Tier in der Region Teltow-Fläming habe gelernt, Schutzzäune zu überwinden und wiederholt Schafe in einer Herde gerissen, sagte der Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Thomas Frey, in Potsdam.
Der Brandenburger Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, es seien schon mehrfach solche Genehmigungen erteilt worden. Mit der Tötung solle verhindert werden, dass die Wölfe ihr Wissen an ihr Nachkommen weitergeben.
Neue Wolfsverordnung in Brandenburg
In Brandenburg leben im deutschlandweiten Vergleich die meisten Wölfe. Mit einem großen Zuwachs der Population rechnen Fachleute derzeit nicht mehr, die Zahl der Wolfsrudel stagniert seit drei Jahren, wie es aus dem Brandenburger Umweltamt hieß.
Wölfe sind eigentlich geschützt. Nach der geänderten Wolfsverordnung in Brandenburg dürfen aber Wölfe geschossen werden, die über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten überdurchschnittlich viele Weidetiere in ihrem Territorium getötet haben. Auch Fälle gerissener Rinder und Pferde wurden – sofern die Herde nicht geschützt werden kann – neu in die Verordnung aufgenommen.
Der Wolf in Teltow-Fläming wurde laut Landesumweltamt mit Hilfe genetisch untersuchter Proben identifiziert, die bei den Vorfällen genommen wurden.
Wolfshybrid und Welpen sollen abgeschossen werden
Am Mittwoch wurde ein weiteres Tier zum Abschuss freigegeben: Im Landkreis Oder-Spree soll ein Wolfshybrid – eine Mischung zwischen Wolf und Hund – mit Nachwuchs getötet werden, wie das Landesamt für Umwelt auf Nachfrage weiter mitteilte. Diese Tiere in der freien Natur sollen laut dem Bundesnaturschutzgesetz so schnell wie möglich "entnommen" werden:
Ein Wolfshybrid "hebt sich von den normalen Wölfen ab", sagte Robert Frank, zuständiger Wolfbeauftragter des Landesjagdverbandes, Robert Franck, dem rbb. Nachweisen könne man das anhand äußerlicher Merkmale wie Fell und Gesicht, aber auch mit genetischen Proben.
Hundehalter sollten deswegen keine Angst davor haben, dass ihre Hunde versehentlich abgeschossen werden. "Natürlich wird nur auf das geschossen, was man auch erkennt und wo man weiß, auf was man schießt", so Franck. Bei einem Waldspaziergang sollte man aber sowieso seinen Hund am besten an der Leine lassen.
Es geht nicht um die Regulierung der Wolfspopulation
Der Wolfsexperte Eckhard Fuhr rechnet nicht mit einer großen Zahl von Tieren, die abgeschossen werden dürfen. Es gehe hier nicht um eine Regulierung der Wolfspopulation, dafür gebe es keine rechtliche Grundlage, sagte Fuhr der Deutschen Presseangegentur. Fuhr ist auch stellvertretender Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Brandenburg-Berlin.
Im Beobachtungsjahr 2021/2022 wurden in Brandenburg insgesamt 47 Rudel und 14 Wolfspaare gezählt. Die Zahl der Welpen, die jährlich geboren werden, scheine laut Angaben des Umweltamts einzuschwingen. Zudem gebe es nur noch wenige geeignete Flächen für die Ansiedlung eines neuen Rudels, vor allem im Norden Brandenburgs.
In früheren Jahren war es immer wieder auch zu illegalen Wolfstötungen gekommen, was strafrechtliche Ermittlungen nach sich gezogen hatte. Einige Tiere wurden außerdem überfahren.
Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 30.11.2022, 13:00 Uhr