Berlin - Prozess um mutmaßlich rassistischen Angriff auf 17-Jährige ausgesetzt

Mo 16.01.23 | 11:13 Uhr
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Archivbild: Die 17-jährige Dilan spricht auf der Demonstration "Schaut nicht weg! Solidarität mit Dilan und allen Betroffenen rassistischer Gewalt!“ in der Nähe des S-Bahnhofes Greifswalder Straße. (Quelle: dpa/A. Riedl)
Audio: Fritz | 16.01.2022 | Nachrichten | Bild: dpa/A. Riedl

Knapp ein Jahr nach einem mutmaßlich rassistisch motivierten Angriff auf eine türkischstämmige Jugendliche in Berlin-Prenzlauer Berg sollte am Montag der Prozess gegen drei Frauen und drei Männer beginnen. Der Prozess muss nun ausgesetzt werden, da sich einer der sechs Angeklagten krank gemeldet hat, wie das Gericht mitteilte.

Neben fünf Angeklagten erschien am Montag zum Prozessbeginn vor dem Amtsgericht Tiergarten auch die junge Frau als Zeugin in Begleitung von zwei Anwälten. Sie wollte als Nebenklägerin auftreten.

Die damals 17-jährige Dilan war Anfang Februar 2022 nach ihrer Schilderung erst in einer Straßenbahn rassistisch beschimpft und dann an einer Haltestelle verprügelt und getreten worden. In einem Video aus dem Krankenhaus hatte sich die Jugendliche an die Öffentlichkeit gewandt. Sie berichtete teilweise weinend von dem Geschehen.

Anklage wegen Beleidigung, Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung

Im Prozess gegen die 24- bis 55-Jährigen vor dem Amtsgericht Tiergarten lautet die Anklage auf Beleidigung, Bedrohung sowie gefährliche Körperverletzung und Beihilfe dazu. Zwei 33 und 24 Jahre alte Frauen sollen die Jugendliche in der Tram rassistisch angepöbelt haben. Nach dem Verlassen der Bahn soll die 33-Jährige dann gemeinsam mit einer 55-jährigen Angeklagten die 17-Jährige körperlich attackiert und verletzt haben. Mitangeklagte Männer sollen die beiden Frauen angefeuert und sich so der Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht haben. Für den Prozess ist bislang ein Tag vorgesehen.

Fall hatte 2022 für großes Aufsehen gesorgt

Die Tat hatte im Februar 2022 großes Aufsehen erregt - nicht zuletzt deshalb, weil die Polizei die Ursache des Angriffs zunächst falsch dargestellt und in einer Mitteilung geschrieben hatte, Auslöser des Konflikts sei gewesen, dass die Frau keine Corona-Maske getragen habe.

Mehrere Medien, darunter auch der rbb, hatten diese ursprüngliche Darstellung der Polizei in einer Meldung übernommen - und zudem die schon in der Polizei-Mitteilung genannten Hinweise der jungen Frau auf rassistische Beleidigungen nicht erwähnt.

Sendung: Fritz, 16.01.2023, 07:30 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Die ganze Gruppe war sichtbar alkoholisiert, was nicht einmal das Opfer selbst bestreitet. Sich solchen Personen entgegen zu stellen, statt einfach nur die Polizei zu rufen und abzuwarten, ist halt nicht die gesündeste Strategie. Niemand ist schuld, wenn er/sie angegriffen wird. Aber sich der Situation nicht zu entziehen, obwohl man die Gelegenheit hat, ist zumindest fahrlässig.

  2. 25.

    Da ausgerechnet Sie ja soviel Wert auf die Vermeidung des Nick-Klaus geben, wäre es schön, wenn Sie sich selbst mal dran halten würden und nicht ständig hier die Namen Dritter übernehmen würden, nur um ein breites Meinungsspektrum vorzutäuschen. Das liefern Sie nämlich genau so wenig, wie Fakten und Argumente. Vielen Dank!

  3. 24.

    Womit sie haargenau bestätigen was Stefan angeführt hat. Der rechte Mob versucht dem Opfer eine Mitschuld zu geben.

  4. 23.

    Ich weiß nicht, was ein bürger33 so liest... Was mich betrifft, ich bezog mich auf etliche Kommentare hier, und die offenbaren doch einiges über das moralische Fundament ihrer Verfasser.

  5. 22.

    Nun ja, bei den Beschuldigten handelte es sich ja nicht um eine Horde besoffener Hooligans, sondern um eine gemischte Gruppe "erwachsener" Menschen, die wohl angetrunken waren. Da konnte/musste das Opfer bei der Gesprächssuche nicht unbedingt davon ausgehen, von den Frauen der Gruppe angegriffen zu werden, Steffen.

  6. 21.

    "Statt sich, was in solchen Fällen immer absolut zu empfehlen ist, hat sich das Opfer sogar wieder zu den Tätern zurück begeben, um diese "zur Rede zu stellen" und wurde dann körperlich attackiert. "

    "Einen körperlichen Angriff, den man durch die Kränkung billigend in Kauf genommen hat, dagegen vielleicht nicht."

    Victim Blaming.

  7. 20.

    Sie sollten sich als Zeuge melden, denn offensichtlich wissen Sie mehr, als das, was man so liest.

  8. 19.

    Moment mal, Täve. Sie haben angeführt, dass es wohl keine Zeugen für den Übergriff gäbe, obwohl viele Leute vor Ort waren. Was nicht zutrifft, wie Sie unter dem von mir geposteten Link nachlesen können. Und Sie hoffen darauf, rbb24 berichtet auch dann über das Urteil, wenn es "anders als erwartet" ausfällt.

    Wie anders soll man das verstehen, als dass Sie Zweifel an der Darstellung der damals 17-Jährigen hegen und rbb24 nahezu unterstellen, nur dann über das Urteil zu berichten, wenn es szn. konform der Aussage des Opfers ausfällt?

  9. 18.

    "Ist schon ein lustiger Beitrag, den Sie hier posten. " Noch lustiger ist es wenn der bekannte Rechtsextremist nicht ein mal den Namen seines Idols richtig abtippen kann.

    "Armin Mohler (* 12. April 1920 in Basel; † 4. Juli 2003 in München; Pseudonyme: Nepomuk Vogel, Michael Hintermwald, Scribifax war ein Schweizer Publizist, Schriftsteller und Journalist. Mohler gilt als Apologet der „Konservativen Revolution“ sowie als einer der Vordenker der Neuen Rechten. "

  10. 17.

    Es ist schon traurig, wie viele Leute das Bedürfnis haben die Gewalt gegen einen jungen Menschen durch rechtsradikale Trunkenbolde herunterzureden und eine Mitschuld beim Oper zu suchen. Ich kann ebensogut Annahmen über die moralischen Werte dieser Leute machen, wie diese grundsätzliche Annahmen über Menschen nicht-deutscher Herkunft machen.

  11. 16.

    Warum schreiben sie solche Gedanken, Gerd glaudino ?
    Trauen Sie dem "Mädchen" zu,das sie sich das nur ausgedacht hat ?

  12. 14.

    Ist schon ein lustiger Beitrag, den Sie hier posten.
    Besonders "ob sie in diesem Land leben und arbeiten wollen."

  13. 13.

    Prozess bis April vertagt. Ein Angeklagter ist krank. Eben gelesen.

  14. 12.

    Was soll man von den Beschuldigten denn hören? Ein Interview in der BILD-Zeitung mit dem Tenor, dass sich das Opfer das alles nur ausgedacht hat? Die Beschuldigten sind z. T. schon zuvor durch rechtsextreme Gesinnung und Gewaltdelikte aufgefallen. Und z. B. das zu erwähnen hat nichts mit einer Vorverurteilung zu tun, Berta.

  15. 11.

    Nein, wenn Betrunkene ohnehin schon aggressiv auftreten, entfernt man sich aus der Situation, der eigenen Unversehrtheit zuliebe. Ist das Ungerecht? Ja, ist es. Ist das vernünftig? Absolut! Mit Betrunkenen kann man ohnehin nicht diskutieren. Einsicht ist von denen nicht zu erwarten. Eine Konfrontation lässt die Situation mit höchster Wahrscheinlichkeit eskalieren. Das ist es einfach nicht wert. Eine Beleidigung kann man zur Anzeige bringen und wird sie überleben. Einen körperlichen Angriff, den man durch die Kränkung billigend in Kauf genommen hat, dagegen vielleicht nicht.

  16. 10.

    Ihre Erinnerung scheint sehr selektiv zu sein. Wie das Mädchen die Zeugensuche erlebt hat, können Sie unter dem angefügten Link nachlesen. Und Sie dürfen davon ausgehen, dass rbb24 auch dann vom Urteil berichtet, wenn rauskäme, dass die 17-Jährige sich das alles nur ausgedacht hat, Täve.

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/02/berlin-prenzlauer-berg-greifswalder-strasse-rassistischer-angriff-dilan-interview.html

  17. 9.

    Bisher hört man nichts von den Beschuldigten. Also, erstmal im Zweifelsfall keine Vorverurteilung sondern den Prozess abwarten.

  18. 8.

    Angesichts der immens hohen Zuwanderungszahlen, ist doch die Frage, ob sie in diesem Land leben und arbeiten wollen schon längst positiv beantwortet ! Leben ja, arbeiten eher weniger....oder wie sind die horrenden Zahlen der Arbeits- und Sozialämter zu erklären ?

  19. 7.

    Wenn ich mich richtig erinnere,war die Straßenbahn gut gefüllt,auch an der Haltestelle waren viele Menschen. Dennoch gab es wohl keine Zeugen, die die Aussagen der jungen Frau bestätigt haben. Bitte berichtigen Sie mich,wenn ich das falsch in Erinnerung habe. Ich hoffe das RBB auch dann berichtet, wenn das Gericht ein Urteil gesprochen hat.......egal wie es ausfällt

  20. 6.

    Die Täter zur Rede zu stellen, ist ja wohl das Mindeste, was man einem Opfer zuzugestehen hat.

    Und gerade deshalb. werden die Täter ein Höchstmaß an Strafen zu erwarten haben.

    Ich werden diesen Prozess sehr genau beobachten und mit mir sicher viele Menschen aus dem Ausland, die sich genau überlegen, ob sie in diesem Land leben und arbeiten wollen.

  21. 5.

    Es Fehlt in der Justiz daß Nötige Personal,um schnell die Gerichtsverhandlungen Beginnen zu können.Wie überall ein Eklatanter Personalmangel.

  22. 4.

    Bei der schnelleren Verurteilung bin ich absolut bei Ihnen. Ob dieser Fall hier für Abschreckung taugt, wage ich aber zu bezweifeln. Die Täter waren stark alkoholisiert, was ohne Frage nichts entschuldigt, aber die hohe Aggressivität erklärt. Statt sich, was in solchen Fällen immer absolut zu empfehlen ist, hat sich das Opfer sogar wieder zu den Tätern zurück begeben, um diese "zur Rede zu stellen" und wurde dann körperlich attackiert. Die Strafe, die unter Berücksichtigung all dieser Umstände zu erwarten ist, ist leider sehr überschaubar bzw. dürfte sonst in der nächsten Instanz wegen Nichtberücksichtigung aller Umstände schnell kassiert werden. Die Verteidiger der Täter sind sicher auch keine Anfänger und Alkoholisierung ist nun mal höchstricherlich bestätigt ein Milderungsgrund. Ein wirklich gerechtes Urteil kann es hier wohl nicht geben.

  23. 3.

    Wie man die Berliner Justiz kennt, wird der
    Zeigefinger wieder erhoben, der Richter sagt
    „ Du, du“ das macht ihr aber nicht wieder.

  24. 2.

    Da hätte ich gerne morgen ein Update mit dem Strafmaß, falls es bei einem Prozesstag bleibt. Danke!

  25. 1.

    Und gerade bei Straftaten muss schneller verurteilt werden um abzuschrecken.

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