Natur- versus. Denkmalschutz - Der letzte Biber vom Schlosspark Sanssouci

So 22.01.23 | 10:49 Uhr | Von Valentin Brückner
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Biber, Foto: IMAGO/TSpider
Audio: Antenne Brandenburg | 19.01.2023 | Valentin Brückner | Bild: www.imago-images.de

Biber stehen unter Naturschutz und erobern sich ihre Lebensräume zurück - zum Leid der Bäume. Aus dem Schlosspark Sanssouci wurde deswegen bereits eine Biberfamilie umgesiedelt. Vermutlich blieb ein Nager zurück. Von Valentin Brückner

Dass Biber den Park Sanssouci in Potsdam lieben, ist schon länger bekannt. Im Jahr 2015 hatte sich eine ganze Biberfamilie mit sieben Tieren im Park eingenistet. Lange durften sie allerdings nicht im Park wohnen. Ranger fingen die Tiere ein und siedelten sie um. Zu groß waren damals die Sorgen, dass die Familie im Park großen Schaden anrichten könnte.

Der Grund: Biber bauen die Eingänge ihrer Behausungen unterhalb der Wasseroberfläche, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Dafür bauen sie Dämme, mit denen sie den Wasserspiegel so weit anheben, dass er ihren Burgen den notwendigen Schutz gibt.

Hoher Wasserspiegel könnte historische Gebäude gefährden

In der freien Natur ist das kein Problem, doch im Park Sanssouci spielt der richtige Wasserspiegel eine wichtige Rolle, sagt Parkrevierleiter Ralf Kreutz. "Die meisten Gebäude hier sind auf Holzstämmen errichtet. Wenn der Wasserspiegel steigt, gefährdet die Feuchtigkeit die Stabilität der Stämme und greift das Fundament an." Außerdem fällen die Nagetiere für den Bau ihrer Dämme manchmal ganze Bäume. "Das ist bei unserem historischen Baumbestand, den wir hier haben, natürlich nicht wünschenswert" sagt Kreutz. Und eine Gefahr für die Besucher sei es obendrein.

Doch selbst, wenn Biber keine Dämme bauen, nagen sie gern die Rinde von Bäumen ab. Vor allem im Winter, wenn es nicht ausreichend Grünzeug gibt, sei das eine beliebte Nahrungsquelle. Bei sieben Bibern hätte das für den Baumbestand problematisch werden können. Deshalb habe man sich 2016 dazu entschieden, die Tiere umzusiedeln. Nachdem die Familie allerdings einfach zurückgekehrt war, musste ein Jahr später ein zweiter Versuch unternommen werden - mit Erfolg. Um eine erneute Rückkehr zuverlässig zu verhindern, hätte die Parkrevierleitung einen Biberschutzzaun gebaut, erzählt Kreutz. "Wichtig ist dabei, dass man mit so einem Zaun auch in die Tiefe geht, weil sich so ein Biber sonst relativ leicht unten durchgraben kann."

Ralf Kreutz, Parkrevierleiter in Sanssouci.(Quelle:rbb/Valentin Brückner)Parkrevierleiter Ralf Kreutz

Ein Biber allein zu Haus

Ein Biber müsste sich also schon unverhältnismäßig viel Mühe geben, um in den Park Sanssouci zu gelangen. Ein Biber lebt aber dennoch im Park Sanssouci - mindestens. Eine exakte Zählung ist schwierig. In den seltensten Fällen tummeln sich die Tiere, wenn es mehrere gibt, an einem Ort. Ralf Kreutz und sein Team vermuten, dass bei der Umsiedelung vor einigen Jahren ein Nager übersehen wurde, denn drei Jahre später wurde wieder ein Biber gesichtet. Bis heute lebt er aber vermutlich allein in dem Park.

Bis in die 1980er Jahre fast ausgerottet

Generell seien Bibersichtungen im Sinne des Artenschutzes eigentlich ein gutes Signal, erklärt Christiane Schröder, die Biberbeauftragte in Brandenburg. Bis in die 1980er Jahre seien Biber in Europa fast gänzlich ausgerottet gewesen. Menschen hätten es damals auf ihren dichten, wärmenden Pelz abgesehen. Auch das Fleisch sei verzehrt worden. Noch immer seien die Bestände dabei, sich zu erholen. Eine Umsiedlung von Bibern komme, so sie einmal entdeckt wurden, also nur äußerst selten vor. "Biber sind streng geschützt", erklärt Schröder. "Man darf sie nur in irgendeiner Form beeinträchtigen, wenn es einen wirklich dringenden Grund gibt."

Im Fall des einzelnen Bibers im Park Sanssouci ist der dringende Grund nun wohl nicht gegeben. Mit dem kämen der Park und seine Bäume ganz gut zurecht, sagt Parkrevierleiter Ralf Kreutz. Solange der Biber also keinen Nachwuchs bekommt, muss er wohl auch nicht befürchten, sein Zuhause räumen zu müssen.

Biberschutz im Park Sanssouci.(Quelle:rbb/Valentin Brückner)
Drahtgitter in Ufernähe sollen die Bäume schützen | Bild: rbb/Valentin Brückner

Kompromiss zwischen Arten- und Baumschutz

Dass der Nachwuchs käme, sei wiederum unwahrscheinlich. Der Biberschutzzaun erfülle seinen Zweck, sagt Kreutz. Um trotzdem auf Nummer sicher zu gehen, dass die wertvollen Bäume des Schlossparks keinen Schaden nehmen, hat sich Kreutz etwas ausgedacht: In Ufernähe sind alle Bäume mit einem Drahtgitter umwickelt. So wird es Bibern unmöglich gemacht, die Rinde abzunagen.

Dadurch wird ein bestmöglicher Kompromiss zwischen der freien Entfaltung des Bibers und dem Erhalt der historischen Baumbestände gewährleistet. Und die Besucher haben die Chance, das größte Nagetier Europas in freier Wildbahn zu erleben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.01.2023, 14:40 Uhr

Beitrag von Valentin Brückner

9 Kommentare

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  1. 9.

    Echt mal.. kaum kommt die Natur, kneifen Klima und Umweltpropheten. Und beim Hundewolf sind auch alle in Aufregung.

  2. 8.

    Wer Klima- und Naturschutz sagt, der muss auch Bieber sagen. Ansonsten ist das nicht glaubwürdig bzw öffnet uns die Augen, dass es nicht darum geht sondern nur zum "Klassenkampf" missbraucht wird.

  3. 6.

    Sagen wir es mal etwas moderater: Der Biber sollte vom Naturschutz- in das Jagdrecht überführt werden.

  4. 5.

    Der Mensch ist nach wie vor nicht das intelligenteste Lebewesen.

  5. 4.

    Wo ist das eine Plage? Weil der Biber sich seinen natürlichen Lebensraum zurück holt? Aber wenn der Mensch in Berlin wegen unbegrenzten Zuzug weiter verdichtet um Wohnraum zu schaffen ist das wieder auf der guten Seite. Oder analog in Potsdam....es wird verdichtet als gebe es keinen morgen mehr.

  6. 3.

    Haben bei uns fast alle Bäume in Ufernähe vernichtet. Den Rest hat Tesla im Visier.

  7. 2.

    Mensch sprach und jagte den Biber bis es keine mehr gab.
    Ich dachte eigentlich wir haben dazugelernt aber weit gefehlt

  8. 1.

    Biber sind zumindest in Brandenburg längst wieder eine Plage. Es ist an der Zeit, dass diese Tiere analog zu Reh und Hirsch wieder zum Abschuss freigegeben werden.

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