Fastenzeit 2.0 - Worauf man sonst noch verzichten könnte

Mi 22.02.23 | 16:52 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau meditiert auf dem Dach eines Wohnhauses. (Quelle: dpa/A. Antoniadis)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.02.2023 | Isabelle Schilka | Bild: dpa/A. Antoniadis

Am Aschermittwoch ist alles vorbei - aber nix essen, kein Alk oder null Süßigkeiten macht irgendwie auch jeder. Was kann man sonst noch sein lassen in der Fastenzeit? rbb|24 auf der Suche nach neuen Verzichtstrends. Das A bis E des "Ohne mich".

Ostern kommt und alle reden davon, was man bis dahin alles nicht machen darf. Ursprünglich ging es bei diesem Nicht-Machen darum, es Jesus Christus gleich zu tun: sich betend auf das Wesentliche zu besinnen, möglichst in einer ähnlich kargen Umgebung wie einer Wüste.

Doch man kann ganz unterschiedlich verzichten. Auf ganz viel und das rund um die Uhr - was aber kaum einer durchzieht, weil ja schließlich immer irgendwas anderes los ist. Oder man holt sich professionelle Hilfe, macht einen Kurs oder bucht einen Trainer. Die anderen Fasten-Willigen verzichten in Häppchen. Für gewisse Tagesabschnitte beispielweise. Und hauen dann - nach dem Fasten am Tage - nachts tüchtig rein.

Verzicht ist hipp

Der große Luxus war in früheren Jahrhunderten das Essen. Dem nun zu entsagen und zu zeigen, dass Verzicht auf Speis und Trank läutert und hilft, über das Dasein allein schon froh zu sein, war der Sinn des Fastens.

In Zeiten der Verfügbarkeit von nahezu allem - vorausgesetzt natürlich man hat die dafür nötigen Mittel - will Verzicht aber organisiert sein und treibt bunteste Blüten. Ein Versuch der Katalogisierung des modernen "Ich lass' es wirklich sein (für eine Weile)":

Kategorie A: die für manche mögliche Intelligenzabstinenz

Wer am 22. Februar 2023, also 40 Tage vor Ostern ...

... Google Maps deinstalliert und freiwillig durch die Gegend irrt, betreibt Landkarten-Fasten.

... sich an schlechten Noten nicht stört und Schulabschlüsse ohnehin für überbewertet hält, praktiziert Lernen-Fasten.

... lieber lästert, flucht, und schlecht über andere redet als everybodys darling zu sein, der macht Gut-sein-Fasten.

Katerogie B: der ambitionierte Mobilitätsverzicht

Wer am 22. Februar 2023, und damit ab Aschermittwoch...

    ...schwarzfährt, fängt eindeutig mit dem Fahrschein-Fasten an. (Und wer erwischt wird, zahlt 60 Euro, die nicht mehr für Süßigkeiten ausgegeben werden können)

     

    ... nur noch den Fahrstuhl nimmt, versucht sich am Treppen-Fasten.

     

    ...nur noch mit dem Auto fährt, liegt voll im Trend der Hauptstadt-CDU und praktiziert Fahrrad-Fasten.

Kategorie C: die hohe Form der Zeitgeistabstinenz

Wer am 22. Februar 2023, und damit rund acht Wochen vor Karfreitag...

    ...nackt aus der Kleiderabteilung des KaDeWe flüchtet, ist ein klarer Vertreter oder eine Vertreterin des Fashion-Fastens.

     

    ...einen Kaktus kauft, gehört zur Gruppe der Blumen-Gieß-Fastenden.

     

    ... die Berliner Luft meidet und stattdessen in Brandenburg unterwegs ist, möchte zeigen, dass sie oder er das Abgas-Fasten liebt.

Kategorie D: die Schlichtheit der Teilnahmeabstinenz

Wer am 22. Februar 2023, und damit knapp zwei Monate vor dem Jahrestag des Auszugs aus Ägypten...

    ...auf seinem Handy die Dating-App deinstalliert, versucht sich zumindest im Flirt-Fasten.

     

    ... Netflix kündigt, begeht Cliffhanger-Fasten.

     

    ...einfach nicht mehr duscht, riskiert seinen Ruf beim Hygiene-Fasten.

Kategorie E: die konsequente Kulturabstinenz

Wer am 22. Februar 2023, und damit knapp zehn Monate vor der Vergabe des Literaturnobelpreises...

    ...nicht zur Berlinale geht, ist ein Vorreiter oder eine Vorreiterin beim Schlechte-Filme-Fasten. (Laut Werner Herzog sind 90 bis 95 Prozent der dort gezeigten Filme Mist)

     

    ... in der Glotze mal ein paar Wochen auf grenzdebile Liebesinsel-Bewohner und andere Launen der Evolution verzichtet, macht Trash-TV-Fasten.

     

    ... lieber mit einem Glas Sekt in der Garderobe stehen bleibt, statt sich vier Stunden Menschen auf einer schwarzen Bühne anzuschauen, die sich anschreien und mit Kunstblut bewerfen, trendet beim Theater-Fasten.

     

    (Liste unvollständig)

Sendung: verzichten wir drauf.

10 Kommentare

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  1. 10.

    Manche betreiben seit ihrer Jugend Gehirnfasten…..und das das ganze Jahr!

  2. 9.

    Auch sehr aktuell wäre Kategorie F: Regierungsbildungs-Fasten, Planlos-Fasten, Wir-Packen-Es-An-Fasten, Ich-Klebe-An-Meinem-Stuhl-Fasten.

  3. 8.

    Unter A würde ich noch Arbeits-Fasten vorschlagen, selbstverständlich mit Lohnfortzahlung. Das ließe sich auch länger als bis Ostern aushalten.

  4. 6.

    Fasten your seatbelts!

  5. 5.

    :-) schöner Kommentar....ist auf jeden Fall eine Idee. Vielleicht mal wieder persönlich miteinander kommunizieren.

  6. 4.

    Wie wärs mal mit Handysucht minimieren. Die Leute mal anrufen und sprechen und nicht nur dieses sinnlose ja und nein und später o.ä tippen.

  7. 3.

    Keine Sendung über diesen höchst intelligenten Beitrag? Da bin ich jetzt aber fassungslos …

  8. 2.

    Also "Intelligenzabstinenz" kann man bei manchen auch außerhalb der Fastenzeit beobachten. :)

  9. 1.

    "Google Maps deinstalliert und freiwillig durch die Gegend irrt, betreibt Landkarten-Fasten."
    Nun ist das aber alles andere - nur keine "Intelligenzabstinenz". Der Anfänger kann ja schon mal im eigenen Zimmer üben um sich später auf dem Weg zum Bäcker nicht zu verlaufen. Andererseits kann man "Intelligenzabstinenz" bei dem Vergleich zwischen einer elektronischen Anwendung und einer Landkarte zumindest vermuten, hat Letztere doch etwas sehr Analoges. Der Fortgeschrittene findet "links" und "rechts" dann auch allein, während der Leistungskursteilnehmer schon die Himmelsrichtungen kennt. Der Semi-Profi benutzt schon einen kleinen Wanderkompass und kann ein Karte richtig ausrichten. Dem Profi reicht dazu eine schnnöde Analoguhr mit Zeiger.
    Das ist keine "Intelligenzabstinenz" und außerdem erhöhen mögliche Umwege die Ortskenntnis. Ferner verirrt man sich auch nicht, man sondiert das Gelände.

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