Verdacht auf Polizeigewalt in Niederlehme - Nach Polizeieinsatz verstorbener Mann soll weiter obduziert werden
Nach dem Tod eines Mannes nach einem Polizeieinsatz in Niederlehme liegen erste Obduktionsergebnisse vor. Es gebe keine Hinweise auf Außeneinwirkung, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Die Todesursache werde aber noch genauer untersucht.
Im Fall des nach einem Polizeieinsatz verstorbenen Mannes aus Niederlehme (Dahme-Spreewald) hat die Staatsanwaltschaft erste Obduktionsergebnisse mitgeteilt. Wie Sprecher Sebastian Büchner dem rbb am Dienstag sagte, gibt es keine Hinweise auf eine Außeneinwirkung, die den Tod des 45-Jährigen verursacht haben könnte. Es gebe zwar eine Einblutung im Rücken, die aber nicht tödlich gewesen sei.
Den Angaben zufolge folgen nun weitere Untersuchungen, um die genauen Gründe für den Tod des Mannes zu klären. Geplant sind laut Staatsanwaltschaft ein toxikologisches und feingewebliches Gutachten. Dabei gehe es auch um die Frage, wie es zu Hirnschäden bei dem Mann gekommen sei. Ein Ergebnis dazu werde erfahrungsgemäß aber erst in einigen Wochen vorliegen, hieß es.
Mann verstarb nach Polizeieinsatz im Krankenhaus
Der 45-Jährige war am Dienstagabend in Niederlehme im Polizeigewahrsam genommen worden. Anwohner hatten die Polizei gerufen. Der Mann habe sich unberechtigt auf einem Grundstück aufgehalten, gegen Gegenstände getreten und auf Pkw eingeschlagen, hieß es.
"Er verhielt sich aggressiv, biss und war psychisch auffällig", schrieb die Polizei dazu. Beamte hätten Pfefferspray eingesetzt und den Mann mit Hilfe von Anwohnern gefesselt. Unmittelbar danach war der Mann ohnmächtig geworden und wurde in ein Krankenhaus in Berlin-Neukölln gebracht, wo er starb.
Nach dem Tod des 45-Jährigen hatte die Berliner Polizei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft hatte die Obduktion angeordnet.
Weitere Untersuchungen folgen
Nach einem Bericht des "Tagesspiegel" soll der Mann bei seiner Ankunft im Krankenhaus schon hirntot gewesen sein. Ärzte im Krankenhaus sollen in Mund und Lunge des Mannes Erde festgestellt haben, an der er erstickt sein könnte. Es geht um die Frage, ob der 45-Jährige bei dem Polizeieinsatz mit seinem Gesicht mit Gewalt so lange auf den Boden gedrückt wurde, so dass er letztlich erstickte.
Wie ein Sprecher der Justizbehörde am Dienstag sagte, wurden keine Spuren von Erde und Schlamm in den Atemwegen und in der Lunge gefunden.
Die Tageszeitung "taz" zitierte am Dienstagabend aus dem Totenschein, der im Krankenhaus in Neukölln ausgestellt worden sei. Demnach sei der tödliche Sauerstoffmangel im Gehirn "durch gewaltsames zu Boden drücken von Gesicht und Thorax in Bauchlage" entstanden. Der Sprecher der Justizbehörde sagte der Deutschen Presse-Agentur dazu, dass kein Zweifel an der Hirnschädigung des 45-Jährigen bestehe. Die Obduktion habe aber keine Hinweise auf Gewalteinwirkung oder Fremdverschulden gebracht.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.04.2023, 13:23 Uhr