Berlin-Friedrichshain - Auf dem "Party-Rewe"-Gelände sollen Büroblocks entstehen

Mo 26.06.23 | 18:05 Uhr | Von Anna Bordel
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Die geschlossene Rewe-Filiale in der Revaler Straße.(Quelle:rbb/A.Bordel)
rbb/A.Bordel
Video: rbb|24 | 22.06.2023 | Laura Kingston | Bild: rbb/A.Bordel

Rewe raus, Büros rein - der Eigentümer des Geländes an der Revaler Straße hat neue Pläne für das Flachgebäude als bloß einen Einzelhandelstandort. Und die gehen höher hinaus. Von Anna Bordel

So ein Abschied eines Kiez-Supermarktes ist dann doch schneller verkraftet, als vielleicht gedacht. Direkt nach der Schließung der Rewe-Filiale an der Revaler Straße 2 hielten Anwohnende noch melancholische Trauerreden vor der rbb|24-Kamera und eine leere Sektflasche mit Rosen stand vor der geschlossen Ladentür. Eine Woche später liegen die Rosen vertrocknet in der Ecke, das Rewe-Schild ist schon abgepult und niemand trauert mehr augenscheinlich. Für Ersatz ist schließlich schon gesorgt: Etwa 600 Meter weiter hat schon eine neue Rewe-Filiale eröffnet. Aber was wird nun aus dem alten Laden?

Neubauten für Büros, Wohnungen und Einzelhandel

Wieso der bei Tourist:innen, Feiernden und Nachbar:innen gleichermaßen beliebte Supermarkt geschlossen hat, darauf gibt es vom Unternehmen selbst keine Antwort. "Es ist richtig, dass der Rewe-Markt nahe der Warschauer Brücke vergangene Woche Montag letztmalig geöffnet war. Die Ladenfläche wird nun geräumt und an den Vermieter übergeben", sagt Rewe-Sprecherin Stephanie Behrens dazu.

Dennoch scheint mehr als eine neue Filiale hinter der Schließung zu stecken: Nicht nur der Rewe, sondern auch die Dm-Filiale, ein Asia-Imbiss und ein Kiosk hatten am 19. Juni ihren letzten Tag in dem Gebäudekomplex und verweisen nun mit Zetteln an den verlassenen Fassaden auf ihre neuen Adressen.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bestätigt auf rbb-Nachfrage, dass der Eigentümer des Geländes Neubauten "für Büros, Einzelhandel sowie Wohnungen an den ruhigeren Bereichen zur Gubener und zur Revaler Straße hin" errichten wolle. Der Bauvorbescheid sei bereits positiv beantwortet worden, so Janis Mevissen, Sprecher des Büros der Bezirksbürgermeisterin.

Drei sechsgeschossige Blockbauten

Rewe selbst war eigenen Angaben zufolge nur Mieterin, wer der Vermieter ist, darüber dürfe Pressesprecherin Behrens nicht sprechen, sagt sie. Was der unbekannte Eigentümer geplant hat, ist bereits mehrfach Anliegen in Bezirksvollversammlungen gewesen - zuletzt Ende Mai 2023. In einer Antwort auf eine mündliche Anfrage hieß es da, dass in dem Neubau 72 Prozent der Fläche für Büros, 21 Prozent für Wohnungen und sieben Prozent für den Einzelhandel geplant sind.

Demnach sollen auf dem Gelände drei sechsgeschossige Blockbauten entstehen. Wann der Baubeginn geplant ist, sei noch nicht bekannt, der Antrag auf Baugenehmigung wird offenbar derzeit vorbereitet, hieß es in den Antworten.

Der neue Rewe zwischen Warschauer Straße und Ostkreuz ist übrigens bereits gut besucht an diesem warmen Montagmittag Ende Juni. Er ist aus dem "Hochleistungsbaustoff Infraleichtbeton" gebaut, heißt es auf der Unternehmenswebsite. Er sieht aus wie ein nicht fertig gewordener Grundschulbau aus den 80er Jahren. Wer den Supermarkt betritt, den empfängt allerdings eine angenehme Kühle - Hochleistungsbeton oder Klimaanlage sei Dank.

Beitrag von Anna Bordel

28 Kommentare

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  1. 28.

    Leider finde ich die Sendung /Meldung von RBB 24 Inforadio von heute nicht zum verlinken, in der berichtet wird, dass die Immobilienwirtschaft einen deutlichen Einbruch auf dem Büroraum-Vermietungsmarkt in Berlin erwartet. Danach werden nicht nur sogenannte Schattenvermietungen nun in auch formellen Leerstand übergehen, sondern auch der Absatzmarkt für neuen Büroraum einbrechen. "Schattenvermietungen" ist formal Vermieter Büroraum, der aber tatsächlich leersteht. Zum Teil tausende Quadratmeter und schon seit Jahren.

    Hier scheint ein sehr grosser Fehler von RRG auf: Zum einen hat man zu wenig scharfe gesetzliche Grundlage gegen Zweckentfremdung von Wohnraum, sowie personelle /institutionelle Ausstattung für dessen Verfolgung geschaffen, Zum anderen ist man die Frage nicht angegangen, wie leerstehender Büroraum (zum Teil seit vielen Jahren!)fürs Gemeinwohl zu beschlagnahmen. Insgesamt ist gegen spekulativen Leerstand zu wenig getan worden.

  2. 27.

    Na das wär doch mal ein Betätigungsfeld für den neuen Bürgermeister…bei den Radwegen, die von den Vorgängern geplant und in die Umsetzung gebracht wurden, wurde vieles erstmal auf Eis gelegt…vielleicht sollte das bei solchen fragwürdigen Bauprojekten ebenfalls geschehen? Ich würde es mir wünschen…

  3. 26.

    Könnte man im Bezirk über den Bebauungsplan regeln - wenn man tatsächlich will.

  4. 25.

    Klar braucht Berlin Büros. Es sollen doch mehr Firmen nach Berlin kommen, oder? Da braucht man Kapazitäten, sonst haben wr Zustände wie am wohnungsmarkt. Vorausschauende Planung ist also hier, anders als am Wohnungsmarkt, vollkommen richtig.

    Ist aber linksgrün und Unwissenden und Meckerern jetzt auch wieder zu wider, klar!

  5. 24.

    Mir wären tatsächlich 70% Wohnungen und 20% Büros für Berlin lieber. Es wäre ja nicht so, dass man es nicht regeln könnte.

  6. 23.

    Also ich trauere schon noch sehr diesem Rewe nach, nur halt nicht rund um die Uhr dort vor der Tür.
    Dieser Laden war schon etwas sehr Besonderes.
    Gestern habe ich dann noch erfahren, dass auf dem Parkplatz beim Rewe in der Eldenaer Straße zwei Sechzehngeschosser hingebaut werden sollen - natürlich ohne Wohnungen. Ächz!

  7. 22.

    Dass hier ein Flachbau, der schon vorher durch einen neuen Supermarkt ersetzt worden ist, mehrstöckige Wohnhäusern weichem soll, entspricht doch auch dem Wunsch der Linken. Ihnen kommt dabei nicht in den Sinn, dass SPD, FDP, CDU und Grüne über eine demokratische Mehrheit verfügen und damit den Willen des Volkes wie im Grundgesetz der Bundesrepublik vorgesehen repräsentieren. So man anderer hatte auch nicht verstanden, dass seine Liebe zu Volk nicht erwidert worden ist

  8. 21.

    Der Senat hat hier überhaupt nichts mit zutun, wie auch im Text ersichtlich wird. Als Berliner sollte man eigentlich wissen, dass primär die Bezirke zuständig sind. Erst bei einem besonderen Interesse kann der Senat die Planung übernehmen.

  9. 20.

    "Für solche Vorhaben gibt es Bebauungspläne, die man vorher einsehen und sich dazu äußern kann. "

    Ihr Aufruf zur Einmischung in allen Ehren. Dem kann man sich so abstrakt nur anschliessen.
    Aber Bürgerbeteiligung ist eine destruktive Simulation, wo gesetzlich, wo politisch weder die Möglichkeit, noch der Wille besteht, die Nutzung des Grund und Bodens dem Willen und der Hoheit des Gemeinwesens und eines BürgerInnenvotums auszusetzen.
    Auch hier ist Redlichkeit angesagt.
    Fraglos ist der allgemein zu verzeichnende Biedermeier-Mainstream die gefährlichste, und destruktivste Entwicklung der letzten Jahrzehnte. In ihm ist noch nicht einmal im Ansatz verstanden, auf welche Trümmerhaufen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Friktionen...also Gewalt die Welt zusteuert.

  10. 19.

    Ich weiss ein bisschen was darüber wie Baupolitik in Berlin läuft und wie die Zuständigkeiten sind.

    Was Sie mir werden lassen müssen: Die SPD -nun wieder nach dem geheimnisvoll verschwundenen Andreas Geisel - mit Gaebler Chefin im Bausenat, macht - wie ihre Bundespartei - keine Politik, die die faktische Enteignung von Grund und Boden und die Rückführung dieser nicht vermehrbaren Resource des Gemeinwesens in demokratische Hand und demokratische Entscheidungsprozesse vorantreibt. Ich kann nichts dafür, es ist nicht meine Entscheidung, dass wir allenthalben vor sehr grundlegenden Entscheidungen im (internationalen)Spätkapitalismus stehen. Bezirks- Landes- nicht einmal Bundespolitik kann auf den vorhandenen (gesetzlichen) Grundlagen, die volkswirtschaftlich notwendigen Entscheidungen und Gestaltungen bestimmen. Das ist nicht abstrakt. Das ist konkret.
    Das die SPD, FDP, CDU, Grüne es noch nicht einmal tun wo sie es könnten, kommt noch dazu.

  11. 18.

    Wieso soll ich als Bürger irgendwo Unterlagen einsehen, wenn es um geplante Bauvorhaben geht??? Dafür haben wir doch hochbezahlte Beamte! Diese Beamten wissen doch sehr genau, dass wir dringend bezahlbare Wohnungen brauchen. Also müssen diese Beamten den Bürobau ablehnen! Ich wusste ja nicht einmal, dass tolle REWE geschlossen wird.

  12. 17.

    Bitte nicht noch mehr Büros. -heulflenn- Haben wir nicht schon genug davon? Wer braucht denn schon soviel davon?

  13. 16.

    Für solche Vorhaben gibt es Bebauungspläne, die man vorher einsehen und sich dazu äußern kann. Aber das macht ja Arbeit, dazu braucht es Expertise oder zumindest etwas Engagement. Da meckern wir doch lieber in so einem Forum, selbst wenn wir die Hintergründe und Zuständigkeiten gar nicht kennen.
    Um eins klarzustellen: Auch ich bin der Meinung, dass Berlin vieles braucht, aber gewiss keine weiteren Büroflächen.
    Aber es braucht auch aktives Tun und nicht nur Gemaule.

  14. 15.

    Soweit ich weiß, wird Friedrichshain nicht von der SPD geführt... und für dieses Gelände ist der Bezirk zuständig.

  15. 14.

    Wer sagt, dass hier der Senat agiert? Soweit ich lesen kann, äußert sich der Sprecher der Bezirksbürgermeisterin, hat also das grün geführte Bezirksamt die Genehmigungen erteilt.
    Es ist schon schwer auszuhalten, wenn sich zwischen Worten und Taten eine so große Schere auftut.

  16. 13.

    "Und spaßig - "wer der Vermieter ist, darüber dürfe Pressesprecherin Behrens nicht sprechen" - dem liegt was bzw. welche Rechtsgrundlage zugrunde? "

    Ja leider nicht spassig...Teil der Enteignung durch Privatkapital. Selbst Politik die es wollte, kann die demokratische Grundordnung und Beteiligung der Stadtbevölkerung gar nicht sicher stellen.
    Eigentum an Grund und Boden ist in der vorliegenden Form antidemokratisch.

  17. 12.

    An die, die auf den Senat schimpfen: das hat der grünregierte Bezirk genehmigt.

  18. 11.

    Ent-urbanisierung -wie in Stadtzentren der USA: durch städtebauliche Fehlentscheidungen werden kurzfristig Investoreninteressen bedient, die die Verödung von Innenstädten beschleunigen. 4-Jahresdenken einer bornierten Politikzunft.

  19. 10.

    wer der Vermieter ist, darüber dürfe Pressesprecherin Behrens nicht sprechen - würde ja gerne petzen würden wenn ich die kennen würde.
    Nunja, Datenschutz ist ei hohes und wichtiges Gut, habe ich zumindest gehört.

  20. 9.

    Nein, das siehst Du völlig falsch - seit der Wiedervereinigung ist es absolut wichtig mindestens innerhalb des S-Bahn-Ringes alle verfügbaren/möglichen/fehlgenutzten Flächen für Büro-/Hotel-/Eigentumwohnungen-Projekte freizugeben.
    Und unverstandene Baubewilligungen hat jeder Gesamtberliner Senat zu verantworten.
    Irgendwie wünsche ich mir in diese Richtung mal sowas wie LG.
    Und spaßig - "wer der Vermieter ist, darüber dürfe Pressesprecherin Behrens nicht sprechen" - dem liegt was bzw. welche Rechtsgrundlage zugrunde?
    Wohne Marchlewskistrasse seit 1988!

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