Erneut "Spitzenreiter" - Brandenburg hatte 2022 bundesweit die meisten Waldbrände

Di 18.07.23 | 16:37 Uhr
  24
Rauch steigt am 07.06.2023 aus einem Waldstück nahe Jüterbog in die Höhe. (Quelle: dpa/Sven Kaeuler)
Audio: Fritz | 18.07.2023 | Christin Huchel | Bild: dpa/Sven Kaeuler

Fast die Hälfte der im Vorjahr vernichteten Waldflächen in Deutschland lagen in Brandenburg. 2023 sieht es laut Umweltministerium bisher etwas besser aus.

Nirgendwo in Deutschland brannte es im zurückliegenden Jahr häufiger in den Wäldern als in Brandenburg. Nach den Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft wurden 523 Feuer auf Flächen von insgesamt 1.426 Hektar registriert. Das ist erheblich mehr als in den anderen Bundesländern.

Zum Vergleich: Die zweitgrößte Gesamtfläche wurde in Sachsen durch Brände beschädigt, mit 785 Hektar. In Bayern waren es rund 214 Hektar, in allen anderen Bundesländern brannte Wald auf geringerer Fläche. In Berlin waren es rund 61 Hektar. Allerdings brannte es in der Hauptstadt auf rund 0,39 Prozent der gesamten Waldfläche, in Brandenburg auf rund 0,14 Prozent.

Brandenburg hat die fünftgrößte Fläche der deutschen Bundesländer und etwa gleichauf mit Niedersachsen die zweitgrößte Waldfläche mit etwas mehr als einer Million Hektar. Nur Baden-Württemberg und Bayern haben deutlich mehr Waldfläche.

Trockenperiode ein Hauptgrund für viele Brände

Insgesamt lag die bundesweit verbrannte Waldfläche 2022 mehr als dreimal so hoch wie der bisherige jährliche Durchschnittswert (rund 3.000 Hektar im Vergleich zu etwa 850). Insgesamt seien Flächen in Größenordnung der ostfriesischen Insel Borkum abgebrannt, so das Bundesinformationszentrum. Nur 1992 habe die Gesamtfeuerfläche mit mehr als 4.900 Hektar höher gelegen.

Nach Angaben des Bundesinformationszentrums zog sich die Waldbrandsaison durch das ganze Jahr und beschränkte sich nicht auf die heißen Sommermonate. Grund dafür sei eine lange Trockenperiode, die bereits im März zu ersten Bränden geführt hatte. Die meisten Feuer wüteten zwischen Juni und August 2022.

Bei fast der Hälfte der Feuer ist die Brandursache ungeklärt, rund ein Drittel ist auf Brandstiftung zurückzuführen. Bei rund elf Prozent der Brände gehen die Behörden von sogenannten "handlungsbedingten Einwirkungen" aus, wozu auch die Entzündung von Munition auf Truppenübungsplätzen oder auf ehemaligen militärischen Nutzungsflächen zählt. Ein weiterer Grund kann Fahrlässigkeit, durch Camper oder Besucher im Wald und landwirtschaftliche Maßnahmen zum Beispiel sein. In Brandenburg gehen die Behörden in 125 Fällen von Brandstiftung aus, in 157 Fällen von Fahrlässigkeit.

2023 bislang weniger Waldbrände in Brandenburg

Brandenburg hat mit ausgedehnten Kiefernwäldern, geringem Niederschlag und leichten Sandböden laut dem Landesbetrieb Forst bundesweit generell die höchste Waldbrandgefährdung. Im vergangenen Jahr brannten allerdings auch mehr als 400 Hektar Laubwälder.

Das Umweltministerium gibt die Gefahr für einen Waldbrand in fünf Stufen an. Der Deutsche Wetterdienst stellt die Daten bereit. In die Berechnung fließen Lufttemperatur, relative Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Niederschlagsrate und Strahlung der Atmosphäre ein. Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC feststellte. Die meisten Feuer im Wald entstehen nach Angaben von Experten durch menschliches Handeln.

Wie das Brandenburger Umweltministerium am Dienstag in Potsdam mitteilte, habe es in diesem Jahr in Brandenburg bislang mehr als 200 Waldbrände gegeben. Die Zwischenbilanz mit Stand Mitte Juli falle jedoch im Vergleich zum Vorjahr noch glimpflich aus. 2022 seien bis Mitte Juli bereits rund 350 Waldbrände erfasst worden.

Sendung: Fritz, 18.07.2023, 16:30 Uhr

24 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 24.

    Sie hatte festgestellt: "... Brandenburg gibt es die meisten Brandstifter!" Und begründen das jetzt damit: "Brandenburg hatte 2022 bundesweit die meisten Waldbrände". Wo ist die Kausalität? Sie setzen dabei voraus, daß der Anteil vermuteter Brandstiftungen in alle Ländern gleich ist. Woher haben Sie das Wissen? Warum sollte das so sein? Im Artikel steht lediglich: " In Brandenburg gehen die Behörden in 125 Fällen von Brandstiftung aus", zu anderen Länder ist einfach gar keine Aussage dazu da, die man vergleichen könnte.

  2. 23.

    Sie meinen also, dass es im ungünstigsten Fall möglich wäre, dass ein Täter oder eine Tätergruppe für 125 nachgewiesene Taten 125 x vor Gericht stehen und 125 x ein Urteil entgegen nehmen würde? Im günstigsten Fall dagegen nur 1x, wenn alles zusammen abgeurteilt wird. Wieviele Urteile es in dem Zeitraum gab, kann ich leider nicht beantworten. Es können aber nicht allzuviel sein, sonst wären die Gerichte womöglich bei der hohen Anzahl überlastet.

  3. 22.

    „ Brandenburg hatte 2022 bundesweit die meisten Waldbrände“
    Was soll da Ihre komische Fragerei, es gibt in Brandenburg die meisten Waldbrände, die ja, wie wir inzwischen wissen, nicht von alleine entstehen, sondern gelegt werden, entweder bewußt oder durch Fahrlässigkeit.

  4. 21.

    Zumal Berlin auch wahrlich kein Vorbild ist und sich auf weniger Waldbrandstiftungen wohl kaum was einbilden kann.
    Hier werden stattdessen Keller, Hochhäuser, Autos, Busse und Obdachlose angezündet.
    Da fragt man sich manchmal schon, wie verroht Berlin in 5 Jahren sein wird.

  5. 20.

    125 Fälle von Brandstiftung sind doch ein Zeichen extremen moralischen Verfalls.
    Aber da ja Straf- und Gewalttäter ihren Schaden meist selbst nicht zahlen müssen, weil kein Geld, und überdies in Täterschutzkreisen so gerne Endlosresozialisierung oder gar Hinnahme und Bagatellisierung sowie Schuldunfähigkeiten aus der Kiste gekramt werden, werden solche Feuerteufel weitermachen.
    Man hat doch alles: TV im Knast, Freigang, und nach 6 Monaten Haft bleibt man im Existenzminimum.
    Bezahlt wird der Schaden meist nie.

  6. 19.

    Versicherbar sind die meisten Wälder Brandenburgs sicher nicht.
    Zahlt der Staat Entschädigung für verbrannte Wälder?
    Letzten Endes bedeuten diese Brände und ihre Häufigkeit in Brandenburg, dass der Wald schleunigst umgebaut werden muss.
    Im Kontext von Klimawandel, Wasserrückgang und militärischer Altlasten, wäre über eine Bundesbeteiligung an der Finanzierung oder in logistischen Fragen echt nachzudenken.
    Der Hochsommer kommt ja erst noch.
    In Russland brennen die Nadelwälder schon im März, April und sie tuen es trotz des Schmelzwassers aus gut 1 m dicken Schnee.

  7. 18.

    "... Brandenburg gibt es die meisten Brandstifter!" In absoluten Zahlen im Vergleich zu anderen Bundesländern? In Relation zur jeweiligen Bevölkerungsgröße? Was ist ihre Basis für diese Aussage? Aus dem Artikel können Sie doch gar nichts dazu sagen, da keine Vergleichszahlen aus anderen Bundesländern genannt werden zur Anzahl der (vermuteten) Brandstiftungen.

  8. 17.

    So richtig sehe ich den Widerspruch nicht.
    "Das würde aber beinhalten, dass es 125 verschiedene Täter gäbe. " Nein, würde es nicht. Ein Täter kann für mehrere Taten verurteilt werden - sukzessive in mehreren Verhandlungen oder auch in einer Varhandlung (die Strafe wird dann zusammengefaßt), außerdem kommen Tätergruppen in Frage. Wieviele Urteile gab es denn in dem Zeitraum überhaupt für Brandstiftung bei Waldbränden?

  9. 16.

    Genauso ist es, Selbstentzündung gibt es nicht, das würde bedeuten, in Brandenburg gibt es die meisten Brandstifter!

  10. 15.

    Sie haben ausgeführt : "125 x Brandstiftung! " Dann müßte es auch 125 Verurteilungen dazu geben. Das würde aber beinhalten, dass es 125 verschiedene Täter gäbe. Auf meine Frage bzgl. eines Einzeltäters und die Anzahl derVerurteilungen sind Sie nicht eingegangen. Dafür ist dann von Mehrfachtätern die Rede. Wie geht denn das
    zusammen?

  11. 14.

    Finden Sie das wahrscheinlich? Mehrfachtäter werden doch früher oder später recht zuverlässig erkannt.

  12. 13.

    Richtig. Es ist eine Vermutung der Behörden. Wenn man keinen Verursacher dingfest machen konnte, dann bleiben nur solche Vermutungen. Was mich dann aber noch etwas an diesen Zahlen wundert ist, dass es gesamt 282 Brandlegungen sind. Der Rest zu 523 Feuer sind dann 241 Selbstentzündungen? Auch eher unwahrscheinlich. Wald brennt nicht von allein, selbst bei 40 Grad im Schatten nicht.

  13. 12.

    Ein Wald oder Naturfläche brennt nicht durch spontane Selbstentzündung. Wie bereits im Artikel erwähnt, ist oft Brandstiftung oder Fahrlässigkeit der Grund. Das sollte nicht unerwähnt bleiben. In vielen Berichten liest es sich so, als würde der Wald, einfach wg. Klimaerwärmung, zu brennen anfangen.

  14. 11.

    Wenn man einem einzelnen Täter die 125 Brandstiftungen zuordnen könnte, wieviele Verurteilungen gäbe es dann eigentlich ?

  15. 10.

    "Nur 1992 habe die Gesamtfeuerfläche mit mehr als 4.900 Hektar höher gelegen." Dazu wäre jetzt ein Vergleich der Jahre interessant. Welche Umweltfaktoren führten 1992 zu dieser großen Waldbrandsaison und was sind die Gemeinsamkeiten bzw. gibt es Unterschiede? Gibt es deckungsgleiche Flächen in beiden Rekordjahren, welche immer wieder zu diesen besonderen Zahlen führen oder sind es immer andere Flächen?

  16. 9.

    Danke für die schnelle Antwort. Vielleicht noch zu den ha-Zahlen in Klammern dahinter, was das als Anteil der jeweiligen Waldfläche ist (Link dazu habe ich im letzten Kommentar mitgeschickt) - ds sollte einfach und schnell gehen.
    Es ist schön, daß weiterhin im rbb eine echte Rückmeldung der Redaktion auf Kommentare erfolgt. Bitte beibehalten.

  17. 8.

    Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben den Text aktualisiert und die Zahlen etwas mehr eingeordnet.

  18. 7.

    "In Berlin waren es rund 61 Hektar." Was soll der Vergleich? Es dürfte schwerfallen in Berlin 1426 ha = 14,26 km² Waldfläche zum brennen zu bringen ("Flächen von insgesamt 1.426 Hektar"). Berlin hat 15776 ha Waldfläche (https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Wald-Holz/Tabellen/waldflaeche-bundeslaender.html), BRB hat 1034252 ha Waldfläche. 61 ha sind also in B 0,4%, 1426 ha sind in BRB 0,14% - ergo hat es relativ zur Waldfläche in B gut 3x so große Waldbrände gegeben. Wenn es in BRB relativ genauso große Brände wie in B geben würde, müßten in BRB 4000 ha Wald in Flammen stehen und nicht "nur" 1426 ha.

  19. 6.

    "wurden 523 Feuer auf Flächen von insgesamt 1.426 Hektar registriert." Interessant wäre die Anzahlverteilung der Größe der einzelnen Brände. Wie würde es aussehen, wenn man die Brände auf ehemaligen Truppenübungsflächen rausrechnet - diese Flächen sind in besonders großer Zahl in BRB vorhanden.

  20. 5.

    "125 x Brandstiftung! " Dann müßte es auch 125 Verurteilungen dazu geben, wenn das gesichert ist. Da es das nicht ist, steht im Text: "gehen die Behörden in 125 Fällen von Brandstiftung aus, in 157 Fällen von Fahrlässigkeit" - es ist eine, wie auch immer fundierte, Vermutung.

Nächster Artikel