Streit um Palästina-Flagge - Nach Gewaltvorfall an Neuköllner Schule läuft Aufarbeitung

Mi 11.10.23 | 09:53 Uhr
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Ernst-Abbe-Gymnasium in Berlin-Neukölln. (Quelle: rbb/L. Thio)
Video: rbb24 Abendschau | 10.10.2023 | Material: Laurence Thio | Bild: rbb/L. Thio

An einer Neuköllner Schule kam es zu einer Auseinandersetzung. Ein Lehrer und zwei Schüler gerieten aneinander, nachdem einer der beiden eine Palästina-Flagge auf dem Schulhof gezeigt hatte. Jetzt laufen Befragungen zu dem Vorfall.

  • 14-jähriger Schüler zeigt auf Schulhof eines Gymnasiums in Neukölln Palästina-Flagge
  • Lehrer nimmt sie ihm weg und gerät mit 15-jährigem Schüler aneinander
  • Videos zeigen, wie der Lehrer den Schüler ohrfeigt und der ihn anschließend tritt
  • Prüfung des Vorfalls und Befragung durch Bildungsverwaltung läuft
  • Schüler bis Ende der Woche suspendiert, Konsequenz für Lehrer noch offen

Nach der gewalttätigen Auseinandersetzung am Montag zwischen einem Schüler und einem Lehrer an einem Neuköllner Gymnasium im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt läuft an der Schule die Aufarbeitung. Nach Angaben der Bildungsverwaltung wurden die Vorgänge am Dienstag zunächst in einer Dienstbesprechung der Lehrkräfte an der Schule thematisiert. Es folgten sogenannte Klassenleitungsstunden mit den Schülerinnen und Schülern, in denen ebenfalls darüber geredet wurde.

"Dabei wurden die Vorfälle auf dem Schulhof ebenso angesprochen wie die Auswirkungen der terroristischen Hamas-Attacke allgemein auf die Welt und konkret auf das Miteinander in Berlin und in der Schule", sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung. "Es wird zeitnah ein Gespräch von Schulaufsicht und Schulleitung mit den zwei Schülern, die derzeit noch suspendiert sind, und deren Eltern geben", kündigte er an. "Auch die Schulpsychologie bietet in der Schule Unterstützung an."

Video zeigt Ohrfeige von Lehrer und dann Tritt des Schülers

Wie die Polizei dem rbb mitteilte, soll es zu einem Schlagabtausch zwischen einem 61 Jahre alten Lehrer und einem 15 Jahre alten Schüler gekommen sein, nachdem ein anderer Schüler eine Palästina-Flagge auf dem Schulhof des Ernst-Abbe-Gymnasiums zeigte.

Der Lehrer soll den 14-Jährigen mit der Flagge ermahnt haben und versucht haben, ihm diese wegzunehmen. Der 15-jährige Schüler gab dem Lehrer laut Polizeiangaben daraufhin einen Kopfstoß, woraufhin ihn der Lehrer geohrfeigt haben soll.

Der Schüler trat den 61-Jährigen danach in den Bauchbereich, wie es weiter hieß. Um 9:30 Uhr wurde die Polizei vor Ort gerufen und nahm gegenseitige Strafanzeigen wegen Körperverletzung auf.

In Videos, die auf Instagram und X (ehemals Twitter) kursieren, ist zu sehen, wie der Lehrer den Schüler ohrfeigt und dann von ihm getreten wird und umfällt. Der Lehrer ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur krankgeschrieben.

Elternvertretung wollte Kundgebung vor der Schule

Die Elternvertretung des Ernst-Abbe-Gymansiums wollte als Reaktion auf den Vorfall eine Kundgebung am Mittwoch vor der Schule unter dem Motto "Kein Platz für Rassismus, kein Platz für Gewalt" organisieren. Diese hat die Polizei mittlerweile verboten - dabei soll es sich nach rbb-Informationen um eine Vorsichtsmaßnahme handeln.

Elternvertreterin M. El-Houschi sagte rbb|24 am Dienstag, dass die Gewalt vom Lehrer ausgegangen sei. Kein anwesender Schüler könne einen Kopfstoß des Schülers bestätigen. "Der Schüler befand sich in Notwehr."

Das sei zudem nicht der erste Vorfall. "Der Lehrer hat vor zwei Wochen eine Schülerin weinend aus der Klasse rausgeworfen, die eine Halskette mit der Palästina-Flagge trug", sagte El-Houschi. "Er sagte, sie solle die Kette einstecken. Sie hat nicht verstanden, wieso. Er ist provokativ hinter ihr hergelaufen, als sie auf die Toilette wollte und hat sie weinend zur Schulleitung gebracht."

Zu der Kundgebung und den Vorwürfen gegen den Lehrer wollte sich die Senatsverwaltung für Bildung nicht äußern. "Wir warten die Polizeilichen Ermittlungen ab. Um disziplinarrechtliche Folgen gegen den Lehrer einzuleiten, muss uns der Sachverhalt vorliegen." Schulaufsicht und Schulleitung seien dazu mit den Betroffenen im Austausch.

Wie der Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) dem rbb bestätigte, wird die Schule derweil seit Dienstag von Security-Mitarbeitern bewacht, damit Schulfremde keinen Zutritt auf das Schulgelände haben könnten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 10.10.2023, 19:30 Uhr

 

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11 Kommentare

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  1. 10.

    Stimme Ihnen da voll und ganz zu. Soll sich doch der Politiker aus dem Elfenbeinturm dort mal in eine Klasse stellen.

  2. 9.

    Dieser Konflikt begleitet uns schon so lange. Israel zeigte sich immer sehr wehrhaft. Die Staatsgründung war von außen gestützt. Die Menschen brauchten ein Staatsgebiet wo sie leben konnten. Sie kamen aus aller Welt. Palästinenser mussten weichen. Konfliktpotential war die Folge. Es sind grausame Bilder auf beiden Seiten. Und es hört einfach nicht auf. Wir können jungen Menschen nicht unsere Sichtweise aufzwingen. Vielmehr brauchen sie unsere Unterstützung. Vielleicht hat der Lehrer einen privaten Hintergrund bzgl Israel, vielleicht war seine Familie betroffen. Er hätte sich umdrehen können und das Gespräch mit der Direktion wählen können. Ich hoffe es geht dem Schüler und dem Lehrer gut. Und ich hoffe, es werden die richtigen Schlüsse gezogen. Gefühle lassen sich schwer steuern. Es muß Platz für den Austausch geben und das bitte gewaltfrei.

  3. 8.

    Ich wünsche dann mal maximale Erfolge beim Deeskalieren, wenn Sie sich einer Gruppe gegenübersehen, die alle Register zieht z.B. "Rassismus"-Rufe noch bevor man ein Wort gesagt hat. Gern genommen ist auch "Dann sage ich eben, sie haben mich geschubst."
    Die lieben Kleinen stehen dann in uneingeschränktr Solidarität zusammen, ggf. sind Fotos Minuten später in den Netzwerken und die Familie reitet in Stärke einer halben Hundertschaft auf den Schulhof ein.
    Man muss auch Deeskalation annehmen wollen

  4. 7.

    "Neukölln ist nicht mehr zu retten" - Sie schreiben, was keiner der politischen Protagonisten wahrhaben wollen.
    Lieber werden Nebelkerzen, wie "deeskalatieren und sachlich bleiben an sämtlichen deutschen Schulen in jedem Schuljahr für Schüler und Lehrer lehren wäre ein erster Schritt" geworfen.
    Deeskalieren wie Sylvester, wie bei den jährlichen HAMAS-Huldigungs-Demos, wie bei den fast täglichen antisemitischen Übergriffe. In einem anderen Thread schrieb jemand " Wer Antisemiten sich ins Land holt, muss sich nicht wundern, dass es antisemitischen Übergriffe gibt" Dem stimme ich vorbehaltlos zu.

  5. 6.

    Natürlich hat keiner den Kopfstoß gesehen. Selbst wenn dieser stattgefunden hat, wird sich keiner der Schüler auf Seiten des Lehrers stellen. Als Lehrer hätte ich in dem Alter einfach alles laufen lassen und mich auf die Pension gefreut. Neukölln ist nicht mehr zu retten. Ich verstehe nicht warum man denkt, dass man dort mit gut Zureden irgendetwas bewirkt. Nur ein anderes Umfeld mit anders gesinnten öffnet neue Horizonte.

  6. 5.

    Ich habe das vollständige Video gesehen und bin zutiefst erschüttert von dem Verhalten des Lehrers. Als pädagogische Bezugsperson sind Lehrer:innen in einer besonderen Rolle. Sie sind nicht einfach dafür zuständig, dass Kinder und Jugendliche akademisch gebildet werden, sondern sie sind meistens auch die Personen, mit denen die Schüler:innen am meisten in ihrem Alltag zu tun haben außerhalb ihrer Familien und Freund:innen. Sie alle haben eine gewisse Beziehung zu Schüler:innen.

    Diese Beziehung mit Gewalt zu brechen, darf niemals und unter keinen Umständen eine Methode eines Lehrers sein, um Konflikte zu lösen. Wenn in dem Moment des Geschehens Kommunikation nicht hilft, dann gibt es Elterngespräche, Klassenkonferenzen, etc.

    Eine gewaltbereite Lehrkraft ist eine Gefahr für jegliche Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Diese Person darf nicht einfach weiter lehren, ohne Aufarbeitung und ohne therapeutische Begleitung, um diese Gewaltbereitschaft zu unterbinden.

  7. 4.

    Für mich eine Alptraum Gegend Neukölln.
    Gescheiterte Politik der SPD am Ende und wer möchte in Junkspritzen treten!

    Ich sehe auf den Videos einen schlagenden Lehrer. Danach einen tretenden Schüler.
    Sicherlich nur Ausschnitte und den Rest klärt Staatsanwalt.
    Der Lehrer sollte sofort entfernt werden, denn eins ist klar als Lehrer ÖD : man muss alles abkönnen ggf auch Schubser, Schellen etc. Für die Sicherheit sind Securitys vom Jobcenter da oder Beamten, deren Berichterstattung ein Schandfleck ist neben Wache 5 , Crack und Ballerskandal.
    Pädagisches Personal darf egal wann nicht Prügeln auch nicht in der Crackburg. Schlecht ja, aber das ist das Dach.
    Ein sehr peinlicher Vorfall und selbstverständlich ist der Schüer, nur Schüler, minderjährig mit dem Karatesprung auch außerhalb der Akzeptanz!

    Wer erlaubt denn die Demos, welche immer eskalieren genauso wie die Verschwörungsnazis?
    Pack ein Neuköln!

  8. 3.

    Sie versuchen einem Schüler eine palästinensische Fahne wegzunehmen nachdem Sie ihn vorher angesprochen haben. Dieser reagiert mit einem Kopfstoß, also einem körperlichen Angriff, daraus resultiert eine Reaktion in Form einer Ohrfeige. Als nächstes tritt und schlägt der Schüler auf den Lehrer ein. Respekt sieht für mich anders aus,leider an Schule etwas das häufiger vorkommt als berichtet wird. Respekt gegenüber Lehrern ist nicht mehr vorhanden. Gerade von denen, die diesen oft und lautstark für sich einfordern, wird ebendieser verweigert.

  9. 2.

    deeskalatieren und sachlich bleiben an sämtlichen deutschen Schulen in jedem Schuljahr für Schüler und Lehrer lehren wäre ein erster Schritt.

  10. 1.

    Ich hoffe auf eine kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Konflikt sowie Gewalt gegenüber Lehrern und Schülern, welche eines Gymnasiums würdig ist.

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