Kreuzkröte darf bleiben - Nabu zieht Klage gegen Bauprojekt "Pankower Tor" zurück

Mo 23.10.23 | 15:35 Uhr
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Symbolbild:Kreuzkröte.(Quelle:picture alliance/Zoonar.com/L.Hinz)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2023 | Nachrichten | Bild: picture alliance/Zoonar.com/L.Hinz

Der Naturschutzbund Nabu hat seine Klage gegen das geplante Bauprojekt auf dem Gelände "Pankower Tor" in Berlin-Pankow zurückgezogen. Um die Bebauung des ehemaligen Güter- und Rangierbahnhofs gab es zuvor einen jahrelangen Streit.

Bei den Plänen von Senat und Bezirk wurde aus Sicht der Naturschützer der Artenschutz nur unzureichend berücksichtigt. Auf dem verwilderten Gelände ist eine mehrere Hundert Tiere umfassende Kreuzkröten-Population beheimatet. Die Kreuzkröte ist europaweit streng geschützt. Das Vorkommen in Pankow ist eines der größten in der Region.

Eigentümer legt neues Artenschutz-Konzept vor

Nach Angaben des Nabu hat der Eigentümer des Areals, das Möbel-Unternehmen Krieger, zwischenzeitlich aber ein neues Artenschutz-Konzept vorgelegt. Damit könnten die Tiere auf dem Gelände bleiben, müssten aber umgesiedelt werden. Ältere Pläne, die Tiere einzusammeln und nach Brandenburg zu bringen, seien vom Tisch. "Das wäre ohnehin grob rechtswidrig gewesen", so der Landesvorsitzende des Nabu, Rainer Altenkamp. Sein Verband hatte gegen einen entsprechenden Bescheid der Umweltverwaltung Klage eingereicht. Die Verwaltung hatte diesen Bescheid in der vergangenen Woche zurückgezogen. Daher ließ der Verband seine Klage fallen.

Die Kreuzkröten sollen nun vom westlichen Teil des Geländes in den östlichen Bereich rund um den historischen Lokschuppen umziehen. Allerdings sind trotz der grundsätzlichen Einigung noch Fragen offen. Der Nabu weist darauf hin, dass ein weitergehendes Nutzungskonzept für den Bereich erst noch entwickelt werden muss. Außerdem gebe es eine Kollision mit anderen Nutzungsinteressen rund um den historischen Lokschuppen.

Der Eigentümer will seit vielen Jahren etwa 2.000 Wohnungen sowie Schulen und Kitas auf dem Gelände neu bauen. Darüber hinaus sind Geschäfte und ein Möbelhaus geplant.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.10.2023, 15:20 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    "Es ist schon traurig, dass dem NABU Tiere anscheinend wichtiger sind als Menschen, sonst hätten sie diesen Rechtsstreit gar nicht erst begonnen und ihn jahrelang geführt."

    Das ist der NABU, nicht Ärzte ohne Grenzen oder Unicef. Natürlich sind dem Tiere wichtiger als Menschen. Vielleicht erst einmal den Kopf einschalten, bevor Sie so einen sinnfreien Kommentar posten.

  2. 17.

    Warum müssen alle nach Berlin ziehen wollen? Ich bin berufsbedingt viel in den ländlichen Regionen unterwegs, Leerstand von Wohnblöcken, verfallene Bauernhöfe etc. Ja, diese müssen hergerichtet werden und das Leben auf dem Land noch lebenswerter und attraktiver gestaltet werden. Aber warum sollen alle in die Großstadt. Arbeitsplätze gibt es auch in Berlin nicht genug. Man muss nach Alternativen suchen und wird diese auch finden.
    Berlin ist eine Großstadt, aber auch hier die Menschen brauchen Luft zum Atmen, Bewegungsfreiheit und Erholung.
    Die Gesellschaft muss sich mehr verteilen, auch wieder zurück in die ländlichen Regionen. Zum Wohl aller.
    Grüße aus dem Norden der Stadt.

  3. 16.

    Die Kreuzkrötenpopulation auf dem
    Ehemaligen Güterbahnhof Pankow ist seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt. Es handelt sich um ein bedeutendes Vorkommen die stark gefährdeten und streng geschützten Art.

  4. 15.

    Tolle Taktik! Ein Vorhaben möglichst lange verzögern bis geschütztes Gras darüber gewachsen ist. Und wenn das nicht richtig wächst, kommen wie von Zauberhand ein paar Kröten daher.

  5. 14.

    Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann >> https://de.wikipedia.org/wiki/Weissagung_der_Cree

  6. 13.

    Naturschutz ist auch ein hochrangiges Rechtsgut. Da müssen gelegentlich auch einmal die Interessen der Investoren zurückstehen.

  7. 11.

    Es mag sein, dass Sie mit Naturschutz nichts anfangen können. Tatsache ist, dass die Kreuzkröte nach EU- und nationalem Recht streng geschützt und zudem stark Gefährdet ist. Es wäre in der Planung leicht gewesen, Schutzareale für die Kröten auszuweisen, aber der Investor hat natürlich gewisse Gewinnerwartungen und wünscht ein großes Möbelhaus. So dauert das Verfahren eben länger.

  8. 10.

    Tiere zu schützen ist ein gutes Anliegen des NABU.
    ABER
    sollte nicht in erster Linie an die Menschen gedacht und zügig Wohnungen, Schulen und Kitas gebaut werden???
    Denn der Zuzug in Pankow hat rasant zugenommen und es kann doch nicht sein, dass Kinder lange Wege gehen/oder sogar mit dem ÖPNV zur Schule fahren müssen.
    Es ist schon traurig, dass dem NABU Tiere anscheinend wichtiger sind als Menschen, sonst hätten sie diesen Rechtsstreit gar nicht erst begonnen und ihn jahrelang geführt.

  9. 8.

    Ihr Kommentar ist toll,besser kann man es nicht sagen.Tiere haben keine Rechte wenn es um den Mammon geht.Diese verrückte Inkompetenz noch als Artenschutz zu verkaufen ist übel .Bliebe dieses Biotop dort erhalten wäre es besser auch für die Berliner Luft und das Klima.2000 Wohnungen können auch woanders entstehen

  10. 7.

    Nicht nur die Kreuzkröte. In meinem Teich fing es vor Jahren mal mit einem Paar Erdkröten an. Inzwischen hab ich in jedem Frühjahr eine Massenzuwanderung. Ich finde es toll. Nur ohne Schuhe in der Dunkelheit durch den Garten gehen geht nicht mehr….

  11. 6.

    Wie schön, dass wir uns um die Kröten so kümmern. So wichtig...die Schulen, die dort seit nun mehr 15 Jahren entstehen sollten, wären auch schön...der Nordosten der Stadt sollte sich auch weiterentwickeln dürfen. Wir haben derzeit über 400.000 Einwohner in Pankow..aber gut die Kinder können ja auch in Spandau zur Schule gehen...ist ja nicht schlimm...Hauptsache die Kröten....die leben seit Jahren neben der S-Bahn auf einem Gewerbegebiet, das zu Ostzeiten als Bahngelände mit Werkstatt genutzt wurde....bestimmt ganz ohne Umweltschäden...aber wichtig die Kröten...wir haben auch ansonsten keine Probleme. Vielleicht finden wir ja noch die Tellerschnecke...das dauert dann nochmal 15 Jahre...

  12. 5.

    Die Kreuzkröte als Pionierart kommt natürlicherweise in Biotopen mit hoher Dynamik wie z.B. Flußauen vor. Daher ist sie längst nicht so Ortstreu wie z.B. die Erdkröte.

  13. 4.

    Diese Tierart hat die Besonderheiten, sehr ortstreu zu sein, daher wird die Umsiedlung von West nach Ost der Population schaden. Aber Herrn Krieger und dem Bezirk sind Rendite und Versiegelung wichtiger als Natur und Artenschutz. Wenn das Areal bebaut wird, wird wertvolle Freiflächen zerstört und versiegelt. Das Stadtklima wird sich weiter erwärmen. Mir braucht niemand mehr von übergeordneter Stelle etwas von Klima, Natur und Artenschutz erzählen. 2000 Wohnungen hier bringen nichts außer noch mehr schmutzige und heißer werdende Luft.

  14. 3.

    Amphibienschutzzäune könnten ein Abwandern verhindern.

  15. 2.

    „ Die Kreuzkröten sollen nun vom westlichen Teil des Geländes in den östlichen Bereich rund um den historischen Lokschuppen umziehen.“
    Es stellt sich die Frage, ob der ins Auge genommene, relativ kleine und weitgehend versiegelte Bereich für eine Ansiedlung der Kreuzkrötenpopulation überhaupt geeignet ist.

  16. 1.

    Wer paßt auf, daß die Kreuzkröten am neuen Standort bleiben? Hat Ihnen überhaupt schon jemand den Umzug mitgeteilt?

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