Super.Markt | Alternativen zum Tierheim - Was tun, wenn ich mein Haustier abgeben muss?

Mo 15.01.24 | 20:56 Uhr | Von Marina Wenk
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Hund Sunny lebt sein 12 Jahren im Berliner Tierheim (Bild: imago images/Funke)
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Video: Super.Markt | 15.01.2024 | M. Wenk | Bild: imago images/Funke

Manchen Tierhaltern fehlt die nötige Zeit, andere müssen umziehen und dürfen im neuen Domizil kein Tier halten: Es gibt viele Gründe, die eine Abgabe des Haustiers nahelegen. Doch das Tierheim sollte dabei die letzte Option sein. Von Marina Wenk

Es wird voll: 2023 gab es 3.700 Abgabeanfragen im Berliner Tierheim, darunter neben Hunden und Katzen auch Wellensittiche, Meerschweinchen oder Exoten wie etwa Schlangen. Insgesamt waren das fast 25 Prozent mehr Anfragen als im Vorjahr. Platz hat das Berliner Tierheim auf seinem 16 Hektar großen Gelände aber nur für 1.300 Tiere, davon rund 300 Hunde. In Cottbus und auch in kleineren Tierheimen der Region sind die Kapazitäten ähnlich ausgereizt.

Wer sich also ein Tier anschafft und dieses wieder abgeben muss oder möchte, könnte Schwierigkeiten bekommen. Manchmal bleibt allerdings keine andere Wahl – so wie bei einer Berliner Alleinerziehenden, die durch eine Eigenbedarfskündigung vor dem Problem stand: Hund oder Wohnung? Der Eigentümer der neuen Wohnung duldete keine Hundehaltung, eine andere Wohnung fand die alleinerziehende Mutter aber nicht.

Fünf Monate lang suchte die Frau, die dem rbb bekannt ist, aber anonym bleiben möchte, nach einem neuen, liebevollen Zuhause für ihre Englische Bulldogge Paco. Als der Umzug anstand, hatte sie für Paco immer noch keinen Platz gefunden. Das Tierheim Berlin sprang in der akuten Notsituation ein. Seitdem lebt Paco im Hundehaus – schmerzlich vermisst von seiner alten Familie: "Es hat uns quasi das Herz gebrochen, unser Tier in die Obhut von anderen Menschen abzugeben", sagte die Halterin dem rbb.

Tierpensionen können vorübergehend helfen

Grundsätzlich sollte das Abgeben im Tierheim immer die allerletzte Option sein. Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Tierheims Berlin, klopft bei Abgabeanfragen deshalb gemeinsam mit den Tierhalter:innen erst einmal andere Möglichkeiten ab, etwa, ob das Tier nicht auch bei Freunden oder in der Familie unterkommen könnte.

Gerade bei akuten Notsituationen könne es aber auch eine Option sein, das Tier mittelfristig in einer Tierpension unterzubringen, so Eva Rönspieß. Diese Option kostet allerdings zwischen 600 und 900 Euro für einen Monat Aufenthalt. Lässt sich ein längerer Aufenthalt in einer Tierpension nicht vermeiden, sollte vorab mit dem Hund geübt werden. Alleinlebende Menschen können vorsorgen, indem sie vorab eine passende Tierpension aussuchen und auch Geld dafür zurücklegen. So kann im akuten Notfall die Pension einspringen. Und auch für die Urlaubszeit ist sie eine verlässliche Option.

Einige Kund:innen des Hundehotels kommen schon vor dem Hundekauf vorbei, um die Betreuung sicherzustellen. Neben Langzeitaufenthalten gibt es auch Tagesgäste. Die Kosten für einen Tag Betreuung im Hundehotel liegen in der Regel zwischen 25 und 35 Euro.

Ab auf die Therapeutencouch, Bello!

Tierheimleiterin Rönspieß hat öfter Diskussionen mit Menschen, die es nicht akzeptieren wollen, dass das Tierheim keinen Platz für ihr Tier hat. "Wir merken im Gespräch mit den Personen oft: Die sind einfach völlig überfordert. Die haben sich das mit dem Tier ganz anders vorgestellt." In der Corona-Pandemie ist die Zahl an Hundehaltern massiv angestiegenen. Laut Expert:innen wurden Hunde oft unüberlegt angeschafft, die Halter:innen gingen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Tiere ein.

Hunde können aber zum Beispiel aus einer Unterforderung heraus aggressiv werden, viele Rassen, gerade Hüte- oder Wachhunde, brauchen also nicht nur Futter und Gassirunden, sondern immer wieder auch eine Beschäftigung.

Die Statistik verzeichnet einen Anstieg der Beißvorfälle bei Hunden - sogar von Rassen wie Golden Retrievern, die eigentlich als sehr friedfertig gelten. Laut Experten ist das vielfach auf eine falsche Haltungsweise und mangelnde Erfahrung der Besitzer:innen zurückzuführen. Deshalb bleibe immer die Frage, ob auch alles getan wurde, um mit dem Tier wieder klarzukommen, sagt Tierheim-Chefin Rönspieß. Wenn ein Hund auffällig ist, können Tiertrainer helfen. Einzeltrainings kosten zwischen 50 und 200 Euro für eine Einheit.

Wenn das Tierheim die letzte Option ist

Wenn die Abgabe des Tieres die einzige verbleibende Option ist, können in Notfällen das Veterinäramt oder die amtliche Tiersammelstelle helfen. Dabei geht es dann etwa um Tiere, deren Betreuung nicht mehr sichergestellt werden kann, zum Beispiel, weil jemand verstorben ist, erläutert Rönspieß.

Wenn ein Halter selbst nach einer Unterbringungsmöglichkeit sucht, um sein Tier komplett abzugeben, muss mittlerweile deutschlandweit nach einem Platz im Tierheim gesucht werden. Vereinzelt haben Tierheime noch Plätze frei. Eine Übersicht gibt es zum Beispiel beim Deutschen Tierschutzbund. Manche Tierheime vermitteln auch Pflegestellen und bieten an, das Tier auf ihren Vermittlungsseiten einzustellen.

Im Trend: Dog-Sharing

Wenn es nur um die zeitweilige Betreuung eines Hundes oder einer Katze geht, helfen Dog- oder auch Cat-Sharing: Freunde oder Nachbarn teilen sich die Betreuung eines Tieres. So teilt sich nicht nur die Arbeit auf mehrere Personen auf, sondern auch die Freude an dem Tier. Geeignete Partner oder Partnerinnen für die Tierbetreuung finden sich in verschiedenen Foren wie Hundelieb oder Apps wie Patzo oder Dogshare, die allesamt Dogsharing-Partner:innen zusammenführen.

Vorab die Haustier-Frage klären

Am besten sei es, wenn sich Menschen vor der Anschaffung von Tieren Gedanken darüber machten, ob sie dem neuen Familienmitglied ein Leben lang ein Zuhause geben können, sagt Rönspieß. "Ich muss darüber nachdenken: Habe ich eine Urlaubsvertretung, habe ich eine Krankenvertretung?", so Rönspieß. Tierheime helfen bei der Beratung.

Viele Leute dächten auch vorher nicht darüber nach, dass Tierhaltung auch eine finanzielle Belastung sein kann, sagt Rönspieß. "Der Deutsche Tierschutzbund hat mal ausgerechnet, dass ein Hund in seinem Leben zwischen 10.000 und 17.000 Euro kostet."

Pacos Bedürfnisse wären mit einem gemütlichen Sofa und einem Garten vollends gedeckt. Die Hoffnung ist jetzt, dass er schnell vermittelt wird. Das geschieht nach Angaben des Tierheims meist innerhalb von einigen Wochen oder Monaten. Die, die in dieser Zeit nicht vermittelt werden, bleiben oft über Jahre im Tierheim - manche bis zu ihrem Tod.

Sendung: Super.Markt, 15.01.2024, 20:15 Uhr

Beitrag von Marina Wenk

13 Kommentare

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  1. 13.

    Und was genau soll sie tun, wenn sie partout keine andere Wohnung findet? Mit ihren Kindern auf der Straße schlafen?

  2. 12.

    Entschuldigung, einfach mal die Brille aufsetzen und lesen: Eigenbedarfskündigung, Wohnungsmangel, alleinerziehend, also mit Kind ... Hätte sich die junger Mutter fürs Hotel "Unter der Brücke" oder für's Obdachlosenheim entscheiden sollen? Dann hätte sie den Hund behalten können und das Kind weggeben müssen.

  3. 11.

    Entschuldigung, aber ich gebe doch mein Haustier nicht einfach ab weil ich umziehe. Was ist denn das für eine Einstellung? So ein Tier ist doch ein Teil der Familie. Das würde mir ja im Herzen wehtun. Ich gebe doch auch nicht eines meiner drei Kinder ab, nur weil die Wohnung gerade mal für zwei Kinder reicht.

  4. 9.

    Gibt es nicht eine Plattform wo andere sich anbieten könnte , das man sich einen tierischen Hausgenossen teilt? Entweder immer oder vorübergehend.

  5. 8.

    Das zeigt nur das sie schon länger keine neue Wohnung gesucht haben. Der Wohnungsmarkt ist dicht. Man küsst die Füße des Vermieters und unterschreibt alles und ist nur froh ein Dach über dem Kopf gefunden zu haben.

  6. 7.

    Da gibt’s noch andere Möglichkeiten, ein Haustier abzugeben: 1. An den Verkäufer zurückgeben. Wenn das Tier von einem Züchter gekauft wurde, nimmt der es vlt. Zurück, weil er noch andere Interessenten hat, die nicht unbedingt einen Welpen haben wollen. 2. Über Tierschutzvereine, die kein eigenes Tierheim betreiben, ne Pflegestelle oder neue Besitzer suchen und last but not least über Social Networks wie www.nebenan.de Dogsharing-Partner, Pflegestelle oder neue Besitzer suchen.

  7. 6.

    Mein Cat-Sharing Kater hat sich das, also mich, so selbst ausgesucht. Und alle sind offenbar zufrieden damit.
    Ich selber könnte einem Tier nicht komplett gerecht werden und leider fehlt mir auch das nötige übrig-Geld.
    Wie teuer so ein Tier bei Krankheit und Alter werden kann, das weiß ich noch von meiner ersten Katze. Das wird dann durchaus auch mal vierstellig. Das sollte jedem, der sich Tiere anschafft, bewusst sein.
    Auch, dass jedes gesunde Tier das braucht: frische Luft, Bewegung/Spiel, Raum/Revier, Aufmerksamkeit, aber auch Ruhe- und Rückzugszonen.
    Mit Paco ist traurig. Vielleicht gelingt ja auch ein Sharing-Modell. Oder der Vermieter hat doch noch ein Herz.

  8. 5.

    Umzug,ohne Hund mitzunehmen,im Leben nicht.Da steht auch,er vermisst seine Familie,somit dürfte es sich um keine Einzelperson handeln.

  9. 4.

    Ich lernte eine alleinerziehende Mutter mit ihren zwei kleinen Söhnen kennen. Zudem besaß die Familie auch zwei sehr bezaubernde französische Bulldoggen. Ich verliebte mich prompt in diese Hunde. Also bot ich mich an falls nötig diese tageweise in meine Obhut zu nehmen. Das klappte hervorragend. Dann eines Tages fragte die Mutter mich ob ich einen der Hunde dauerhaft in Pflege nehmen möchte. Daraufhin sagte ich ihr unumwunden: wie kannst Du nach all den Jahren diese beiden voneinander trennen? Sie gehören doch zusammen. Worauf die Mutter den Kontakt zu mir abbrach.

  10. 3.

    Ich ziehe doch als hundehalter nicht in irgendeine Wohnung wo ich kein Haustier haben darf. Außerdem ist dieser Paragraph eigentlich hinfällig. Listenhunde sind ein Sonderfall und ohnehin seit Jahren verboten. Lustigerweise findet man noch genug Welpen dieser Rassen auf den Straßen.

  11. 2.

    Leider schaffen sich viel zu oft ungeeignete Personen Hunde an, was dann zu den im Artikel geschilderten Verhaltensauffälligkeiten führt. Die Einführung einer Genehmigungspflicht mit obligatorischem Sachkundenachweis als Voraussetzung für den Erwerb eines Hundes könnte hier Abhilfe schaffen. Immerhin geht von verhaltensgestörten, aggressiven Hunden eine nicht unerhebliche Gefahr aus.

  12. 1.

    Okay, die Optionen sind also Tierheim, oder dauerhaft 900€ für's Hotel, oder aber privat jemanden finden, der das Tier übernimmt? Ich hatte auf mehr Vorschläge gehofft, bei dem Titel.

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