Selbstversuch Handy-Fasten - Gibt es ein Leben ohne Smartphone?

Mi 14.02.24 | 13:20 Uhr | Von Miriam Keuter
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Symbolbild: Ein Smartphone in einer Schublade. (Quelle: Imago Images/Valeriy Vvoennyy)
Audio: rbb 88,8 | 14.02.2024 | Interview mit Miriam Keuter | Bild: Imago Images/Valeriy Vvoennyy

Am Aschermittwoch startet die Fastenzeit. Seit einigen Jahren gibt es den Trend zum Klima-Fasten: sieben Wochen auf das Auto verzichten oder weniger konsumieren. Unsere Kollegin Miriam Keuter will in dieser Zeit auf das Smartphone verzichten.

Sieben Wochen ohne Apps und mobilen Social-Media-Zugang. Keine WhatsApp und kein Online-Banking? Das Smartphone macht das Leben leichter, ist aber auch ein gigantischer Zeitfresser. Und nicht wirklich kommunikativ, hat unsere Kollegin bei ihrer offenen Smartphone-Beichte festgestellt.

Das Smartphone ist nicht mein Leben, aber es bestimmt meine Lebenswirklichkeit. In der rechten Gesäßtasche meiner Jeans zeichnet sich schon ein Rand von meinem Handy ab. Ich trage mein Smartphone 24/7 bei mir. Selbst zu Hause. Ich könnte was verpassen, eine Unterhaltung im Gruppen-Chat, oder eine Push-Nachricht? Oder mir fällt was ein, was ich schnell googlen muss.

Über 17 Stunden Bildschirmzeit

Meine Smartphone-Beziehung ist längst toxisch. Und tatsächlich steckt dort mein alltägliches Leben drin. Es beginnt damit, dass mein Handy auch nachts neben mir liegen muss, denn es ist schon seit Jahren mein Wecker. Nach dem Aufstehen kommt es mit ins Bad. Auf dem Klo verschaffe ich mir Gewissheit, dass die Welt noch steht. Ich könnte aus dem Fenster gucken, um zu wissen, wie das Wetter wird, aber warum? Die Wetter-App sorgt dafür, dass es auch zehn Stunden später keine böse Überraschung gibt.

Überhaupt sind Überraschungen seltener geworden, seit ich ein Smartphone besitze. Noch bevor ich den Regenbogen überhaupt entdeckt habe, ploppen die Fotos davon schon über WhatsApp auf. Was war ich aufgeregt, vor gut zehn Jahren, als ich mir mein erstes Smartphone zulegte. Teuer wars und nur erschwinglich, weil ich einen Zwei-Jahresvertrag abgeschlossen hatte. Heute surfe ich mobil für 7,99 Euro durch das weltweite Netz. Ständig. Meine Bildschirmzeit aus der letzten Januarwoche: 17 Stunden 28 Minuten. Im Durchschnitt zweieinhalb Stunden täglich.

Ich bin gespannt, auf die Reaktionen, wenn ich über WhatsApp verkünde, dass ich zurückkehre ins Jahr 1999.

Miriam Keuter

Mit steifem Nacken am Küchentisch

Als ich noch die Netflix-App auf meinem Smartphone hatte, waren es gerne mal sieben Stunden. Zu meiner Verteidigung, ich bin häufig dabei eingeschlafen. Dass ich etwas ändern muss, wurde mir klar, als ich mein Smartphone am BER auf einer Bank liegen gelassen hatte. Als es mir auffiel, geriet ich in einen schockähnlichen Zustand.

Der zweite Moment in dem mir bewusst wurde, dass mein Smartphone mehr ist als ein Telefon: Der Nachmittag als ich mit steifem Nacken am Küchentisch saß, weil ich eine Stunde lang in den Reels von Instagram versunken war. Wie ein Junkie, gefangen im Algorithmus. Und ich stellte an mir eine bislang verborgene Leidenschaft fest: Offenbar stehe ich auf Reels, wo Frauen fortgeschrittenen Alters eine super Frisur verpasst wird.

Zurück ins Jahr 1999

Und ja, die unzähligen Videos mit den "cutest babys" sind wirklich süß, aber erstens, ich bin raus aus dem gebärfähigem Alter und ich gehe tatsächlich nur selten zum Friseur. Also, was hat das mit meinem Leben zu tun?

Autorin Miriam Keuter hält ein älteres Handy und ein Smartphone in die Kamera. (Quelle: rbb/Keuter)
Das Smartphone wird gegen ein Handy ausgetauscht, mit dem man nur noch telefonieren und SMS verschicken kann | Bild: rbb/Keuter

Irgendetwas läuft schief in meiner Beziehung mit dem Smartphone. Spätestens wenn ich in die U-Bahn steige und mich und die anderen Fahrgäste beobachte, stellt sich mir die Frage, geht´s heute noch ohne Smartphone? Wie Zombies hängen wir über unseren Geräten und scrollen dumpf auf und ab. Alltag ohne Smartphone? Ja, das geht sicher, aber wird’s auch einfach?

Ich starte den Versuch. Smartphone-Fasten. Sieben Wochen ohne. Ich bin gespannt, auf die Reaktionen, wenn ich über WhatsApp verkünde, dass ich zurückkehre ins Jahr 1999 und die nächsten Wochen nur noch telefonisch oder per SMS erreichbar sein werde. Geht das? Gute Frage. Es heißt, es gebe wieder Tastenhandys mit Adapter für die Mikro SIM-Karte, denn es gibt wohl schon länger eine Bewegung, die dem Smartphone abgeschworen hat. Sie kommt aus den USA, woher sonst. Ich bin gespannt. Fortsetzung folgt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.02.2024, 19:30 Uhr

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Beitrag von Miriam Keuter

47 Kommentare

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  1. 47.

    Die meisten Banken bieten inzwischen kein HBCI-Verfahren mehr an. Insofern ist diese Technik tatsächlich veraltet. Die neuen Bank-Apps stehen bezüglich der Sicherheit dem HBCI aber in nichts mehr nach. Am sichersten ist aktuell das Foto-TAN-Verfahren, weil hier keine TAN von der Bank versendet sondern direkt auf dem vorher bei der Bank registrierten Smartphone selbst erzeugt wird. Die Bank zeigt dafür bei Erfassung eines Auftrags im Browser eine aus bunten Punkten bestehende Grafik an. Diese interpretiert das Smartphone und erkennt Auftragsart, Empfänger und Betrag. Die TAN gilt dann auch nur für genau diesen am Smartphone angezeigten Auftrag. Selbst wenn ein Hacker die Anzeige am PC manipuliert, kann er das nicht in der App. Die würde die Manipulation zeigen.
    Auch für Push-TAN muss das Phone registriert sein. Da die Freigabe nochmals eine PIN oder den Fingerabdruck erfordert, ist auch das extrem sicher, wenn man nur freigibt, was man genau geprüft hat.

  2. 46.

    Na, da würd ich doch eher sagen "Arme alte Frau", wenn Sie zur Selbstwerterhöhung andere runterputzen müssen.
    Und wenn Sie es nötig haben, dass jemand stolz auf Sie ist, tun Sie mir echt leid. Meine Enkel müssen nicht stolz auf mich sein - die lieben mich, auch ohne Smartphone und Online-Banking.
    Übrigens: Die meisten, die auf Enkeltrick-Anrufe hereinfallen, sind Seniorinnen!

  3. 45.

    Kleinkinder reagieren auf die Mimik der Eltern. Feedback.
    Sie wissen nicht, dass Mama und Papa gar nicht mit ihnen sprechen, sondern ins Smartphone sabbeln. Kinder beobachten nur, sie wissen nicht warum ihre Eltern traurig sind oder lachen und was dieses flache Ding bedeutet. Sie können somit die emotionalen Reaktionen der Eltern nicht einordnen. Bitte darüber nachdenken, ob das Teil einfach mal in der Tasche bleiben kann, obwohl man ständig erreichbar sein will und zwar am besten für sein kleines Kind und seine emotionale Entwicklung.


  4. 44.

    Das Mobile-TAN-Verfahren ist leider nicht so sicher, wie man meinen könnte. Das ist es nur, wenn in der SMS auch die Auftragsdetails stehen. Das ist nicht bei allen Banken der Fall. Da bieten Smartphones inzwischen die oft besseren Möglichkeiten. Die Sicherheitslücke beim Mobile-TAN liegt nicht bei der Bank selbst, deren Verfahren ist sicher. Es sind die Telefongesellschaften, die hier das Sicherheitsrisiko darstellen. So ist es Betrügern in der Vergangenheit nämlich gelungen, eine Partner-SIM-Karte zu erhalten. Somit haben dann auch sie die TAN erhalten und konnten Aufträge ohne das Wissen des Kontoinhabers autorisieren.
    Smartphone-Apps dagegen müssen immer auf dem Telefon erst aktiviert werden. Man braucht also den Aktivierungsbrief der Bank und für den Zugriff auf die und die Freigabe in der App nochmals seinen PIN oder Fingerabdruck. Eine Telefon mit Partner-SIM erhält deshalb keine Push-Nachricht oder kann die Foto-TAN nicht aktivieren. Den Aktivierungs-Brief kann nur der Ko

  5. 43.

    Wieso veraltet? Diese Technik (wenn ein neueres Kartenlesegerät genutzt wird)) ist auf jeden Fall wesentlich sicherer, als TANs auf‘s Handy zu schicken.
    Ok, ich kann von unterwegs keine Bankgeschäfte tätigen, aber damit kann ich (gut) leben.

  6. 42.

    Werter Namensvetter, da muss ich Ihnen leider widersprechen. Die Nutzung des Tablets als Eingabegerät für das Banking und davon getrennt des Smartphones als Freigabegerät ist das sicherste Verfahren, welches derzeit am Markt existiert. Beide Apps (am Tablet kann das auch der Browser mit der Bankwebseite sein, am Handy die separate Freigabe-App, am sichersten ist hier Foto-TAN) sind nämlich völlig voneinander getrennt und am Smartphone besteht der große Sicherheitsvorteil, dass die Art und Höhe des Auftrags unabhängig vom Tablet nochmals korrekt angezeigt werden. Nur ausschließlich für genau diesen Vorgang ist die Freigabe auch gültig. Selbst wenn ein Angreifer die erfassten Daten auf dem Weg zur Bank ändert, kann er dies nicht bei der Freigabe. Dort würde die Manipulation auffallen. Wichtig ist dafür nur, dass immer ein Abgleich der Anzeige zwischen beiden Geräten vorgenommen wird, bevor man den Auftrag autorisiert.

  7. 41.

    Ich sehe das Smartphone sehr kristisch,da gerade die Generation 18- 30 bis alles damit regelt. Ich habe schon öfter darüber nachgedacht mir wieder ein Handy zu holen und nur noch SMS zu schreiben und zu telefonieren. Hat immer sehr gut funktioniert,heutzutage ist es für die meisten aus der Mode gekommen was sehr schade ist.

  8. 40.

    LOL ;-) ich bin arm an genügend Knete. Ansonsten kann ich nicht klagen als alleinstehende Person. Schätzen Sie sich auch weiterhin glücklich ( ernstgemeint) mit all Ihr Wissen übers Online Banking u.eines Smartphones.

  9. 38.

    Für sicheres Banking nimmt man besser Beides-Nicht! Lassen Sie sich das als 70-Jährige nochmal erklären. Aber nicht von Ihrer Bank!

  10. 37.

    Ich dachte, diese veraltete Technick ist nicht mehr sicher und wurde abgeschafft …

  11. 36.

    Armer alter Mann …
    Na wenigstens sind MEINE Enkel stolz auf ihre Omi :-)

  12. 35.

    Doch, Sie brauchen ein Smartphone, denn die TAN kommt auf der S-pushTAN-App an.
    Ich kann der Köpenickerin nur zustimmen, alles Hinterweltler hier!

  13. 34.

    Mir sind Smartphones viel zu unhandlich. Schon deshalb möchte ich keins.

  14. 33.

    Also die Zeitung aufm Klo macht schon irgendwie Sinn. Papier von der Rolle alle - und dann? Versuchen sie das mal mit 'nem Smartphone.

  15. 32.

    Wow, dieser Mensch, früher mit Zeitung, heute mit Smartphone ist fit für Multitasking, kacken und lesen, die ultimative Starthilfe für den Burnout. :-)

  16. 31.

    Ja, Klimaschutz mit der Digital-Zeit beißen sich paradox. Der Stecker zum aufladen für XXX- Millionen von Handys steckt rund um die Uhr bei den meisten Benutzer, nicht nur in Deutschland.
    Was eingespart werden soll an Strom das schluckt der technische Fortschritt, dabei will man auf einen grünen Zweig kommen beim Klimaschutz?

  17. 30.

    Also ich hab auch kein Smartphone und bin auch kein schlechterer Mensch :-).
    Geht mir genauso. Leute, die was von mir wollen,bzw. mich sprechen wollen, wissen, wo sie mich telefonisch erreichen können - im Büro, zu Hause, und sogar hin und wieder auf meinem alten Handy (was aber meist ausgeschaltet ist, muss ich gestehen)...

    Naja, ist ja mit Allem so - jede:r, wie er/sie es braucht, möchte, bevorzugt...

  18. 29.

    Ja, klar auf dem Laptop gelesen. Ich würde auch nie auf dem Smartphone rumgoogeln - ist alles viel zu fipsig und klein. Und da ich beruflich eh den ganzen Tag vor dem Laptop sitze, habe ich das Bedürfnis nicht, in den Abendstunden oder auf dem Nachhauseweg auch noch online zu sein.

    Da bevorzuge ich dann doch den Laptop für Online Banking, Reisen buchen, Nahrichten lesen, Mediathek gucken und tausend andere Dinge machen. Deshalb wäre für mich ein Smartphone nur rausgeschmissenes Geld.

  19. 28.

    So sehe ich das auch… aber es gibt nur noch schwarz oder weiß… das grau man benutzt es wo es einen Vorteil bringt gibt es kaum noch.
    Und nein ich habe keine Angst erheblich mehr „ausspioniert“ zu werden als das schon durch Mail, surfen usw. bereits passiert.

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