Bauernproteste - Landwirte blockieren Logistik-Lager und Grenzübergänge

Mo 05.02.24 | 11:39 Uhr
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Traktoren und LKW am Kaufland-Logistikzentrum Lübbenau (Bild: rbb/Friedrich)
rbb/Friedrich
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.02.2024 | Phillip Manske | Bild: rbb/Friedrich

Seit Sonntagabend haben Bauern das Logistiklager einer Supermarktkette in Lübbenau blockiert. Die Veranstaltung war nicht angemeldet. In Märkisch-Oderland wurde der Verkehr an zwei Grenzübergängen nach Polen behindert.

Die Polizei hat am Montagvormittag eine unangemeldete Blockade von Landwirten in Lübbenau aufgelöst. Mit mehreren Traktoren hatten die Bauern seit Sonntagabend die Zufahrt zu einem Logistiklager von Kaufland in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) blockiert.

Am Montagmorgen hatte sich laut Polizei ein langer Stau von LKW gebildet, die das Lager nicht mehr anfahren oder verlassen konnten.

Die Lage sei unübersichtlich, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Süd am Montagmorgen. Ein großer Teil der Teilnehmer habe sich verbal aggressiv verhalten. Die Ein- und Ausfahrt zum Logistikzentrum des Lebensmittelunternehmens Kaufland sei vollständig verstellt gewesen. Zwischenzeitlich musste die Polizei die Bildung einer Rettungsgasse organisieren.

Polizei will "gesamte Klaviatur des Strafrechts einmal abfrühstücken"

Wegen der großen Teilnehmerzahl sei es zunächst nicht möglich gewesen, die Versammlung aufzulösen hieß es von der Polizei. Es sei festgestellt worden, dass es sich nicht um eine genehmigte Versammlung handelte, so der Leiter der Polizeiinspektion Cottbus/Spree-Neiße Oskar Vurgun. Die Teilnehmer seien aufgefordert worden, den Protest zu beenden.

Diese müssten nun auch mit Strafen rechnen, weil sie die Versammlung nicht angemeldet hatten. "Wir werden hier die gesamte Klaviatur des Strafrechts einmal abfrühstücken", so Vurgun gegenüber dem rbb. Es gehe insbesondere um den Tatbestand der Nötigung und um Verstöße gegen das Versammlungsgesetz.

Die Auflösung der Versammlung sei letztendlich friedlich verlaufen, sagte Vurgun im Anschluss. Am späten Vormittag waren insgesamt sieben Anzeigen aufgenommen worden.

Von Kaufland hieß es am Montag, dass die Warenversorgung in den einzelnen Filialen der Region sichergestellt sei. "Lediglich bei einzelnen Artikeln kann es zu Einschränkungen kommen", hieß es von Kaufland.

Die protestierenden Bauern kommen laut Polizei unter anderem aus den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und Teltow Fläming. Auch Landwirte aus Sachsen waren dabei.

Ihr Protest richtet sich unter anderem gegen den Bundestagsbeschluss, die Agrardiesel-Subventionen schrittweise abzuschaffen.

Proteste auch in Frankfurt (Oder) und Märkisch-Oderland

Zudem behinderten Landwirte auch den Verkehr an zwei Grenzübergängen nach Polen im Landkreis Märkisch-Oderland. Nach Angaben der Polizei verengten Traktoren ab 5 Uhr am Übergang Küstrin-Kietz die Fahrbahnen. Fahrzeuge seien aber durchgelassen worden. Dennoch kam es auf beiden Seiten zu Staus.

Am Übergang Hohenwutzen kam es ab circa 6 Uhr zu Einschränkungen. Beide Blockaden lösten sich der Polizei zufolge gegen 10 Uhr wieder auf.

Proteste von Landwirten und Handwerken gab es ebenfalls in Frankfurt (Oder). Dort zog ein Korso aus circa 40 Fahrzeugen am Morgen hupend und mit Lichtsignalen von der Messe in die Karl-Marx-Straße am Fuße des Odersturms. Dort wurde wie bereits an den vergangenen zwei Montagen der Verkehr blockiert. Seit 10:30 Uhr ist die Veranstaltung beendet.

Bauernverband rät von illegalen Blockaden ab

Der Vorsitzende des Südbrandenburger Bauernverbandes, Thomas Göbel, sagte dem rbb am Montag, dass man in den nächsten Tagen und Wochen alles daran setzen werde, die Abgeordneten davon zu überzeugen, dass die Subventionskürzungen beim Agrardiesel zurückgenommen werden müssen. Der Bundestag hat einen entsprechenden Beschluss zur Kürzung der Subventionen zwar bereits verabschiedet, der Bundesrat muss dem aber noch zustimmen.

Göbel will sich nach eigenen Angaben für weitere Verhandlungen einsetzen. Mit welchen Aktionen man auf die Straße gehen wolle, sei noch offen. Die unangemeldete Blockade des Logistikzentrums sei Ausdruck der Unzufriedenheit der Landwirte, es handele sich aber nicht um eine Aktion des Bauernverbandes.

"Wir sagen im Moment Luft holen, Kraft sammeln für die Frühjahrsbestellung", so Göbel. Wegen der fehlenden Anmeldung gehe die Blockade in Lübbenau auf Kosten der einzelnen Bauern. "Regressforderungen werden dann gegenüber den Landwirten geltend gemacht. Da können wir als Bauernverband nur von abraten, denn da geht es natürlich auch wieder um Existenzen", so Göbel.

Sendung: Brandenburg aktuell, 05.02.2024, 19:30 Uhr

107 Kommentare

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  1. 107.

    Wie man eine Demo anmeldet wurde ihnen mit Nachhilfe in Demokratie schon erklärt, viel interessanter ist wer diese unangemeldetet Demo initiiert hat.

    "Die protestierenden Bauern kommen laut Polizei unter anderem aus den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und Teltow Fläming. " Alles Hochburgen der rechtsextremen AfD.

    "Für die Demonstration mobilisiert hatte auch Marcus Fuchs aus Sachsen, einer der führenden Köpfe der „Querdenken“-Bewegung. Auf seinem Telegram-Kanal mit mehr als 2500 Abonnenten rief er mehrfach zur Teilnahme an der Demonstration auf. Ob er der Initiator der Blockade war, ist unklar".

    Bedarf es eigentlich noch weiterer Beweise, dass diese Zusammenrottungen von Rechtsextremisten unterwandert sind?

  2. 106.

    Es macht für Reichsbürger keinen Sinn, eine Demo nach Gesetzen der Bundesrepublik anzumelden.

  3. 105.

    "Es ist die EU und der Staat Deutschland, die mit ihrer seit Jahrzehnten verfehlten Landwirtschaftspolitik die Bauern auf die Barrikaden bringen. "

    Und nun raten sie doch mal wer diese Landwirtschaftspolitik seit Jahrzehnten bestimmt? Genau diese "Bauernverbände" die jetzt die Angestellten der Agrargroßindustrie auf die Ampel und völlig unbeteiligte Menschen hetzt.

    Der Vorsitzende des Südbrandenburger Bauernverbandes, Thomas Göbel, ist Geschäftsführer der GA-Göritzer Agrar GmbH. Rukwied ist Vorstandsvorsitzender des Forums Moderne Landwirtschaft sei. Dieser Verein werde vom DBV, der Lebensmittelindustrie und der Agrochemie getragen.

    Der DBV informiert auch nicht über die Vergütungen Rukwieds als Mitglied in Aufsichtsräten von Unternehmen wie Südzucker und BayWa (im Jahr 2020 hatte Rukwied von Südzucker 60.000 Euro erhalten und von BayWa 48.152 Euro).

    Sie sind entweder ein miserabler "Beobachter" oder sie verschweigen uns das mit Absicht.

  4. 102.

    Jedenfalls mehr Sinn als Ihre Denke. Demos werden bei der Polizei angemeldet und die gehört zur Exekutive, macht also keine Politik. Und System gibt es nur eins - es sei denn in Ihrer Blase herrscht Anarchie.

  5. 101.

    Wenn Reichsbürger wie Marcus Fuchs Geld von der Bundesrepublik fordern, entbehrt das nicht einer gewissen Komik

  6. 100.

    Jedenfalls mehr Sinn als Ihre Denke. Demos müssen bei der Polizei angemeldet werden. Die macht keine Politik und System gibt's nur eins - es sei denn in Ihrer Blase herrscht Anarchie.

  7. 99.

    Klar, man protestiert gegen eine bestimmte Politik und meldet die Demo genau bei dem System an gegen dessen Politik man protestiert…..macht Sinn.

  8. 98.

    ".....Bauern sind keine Untermenschen"
    ......Sprache kann so selbstentlarvend sein

  9. 97.

    Wären Sie für eine faire Landwirtschaft, wie Sie schreiben, dann erübrigt sich Ihr Kommentar. Die Bauern hier sind nicht radikal, sie wollen fair behandelt werden. Um einzuschätzen, was fair ist und was nicht, müssten Sie sich mit allen Auflagen auseinandersetzen, die ein Landwirt zu erfüllen hat. Der bestellt nämlich nicht 3qm große Beete im der Kolonie "Rostiger Spaten" und freut sich über mickrige Möhrchen.
    Der hat seine Auflagen zu erfüllen und wer darüberhinaus noch Vermehrungsbetrieb für Kartoffeln ist, der hatte vorher Investitionen, die Erträge bringen sollen und er muss seine Verträge mit Kunden erfüllen. Was soll er denn produzieren, wenn er keine Kunden hat? Vielleicht Wolle für die Socken, die Sie nicht loswerden, weil Veganer keine Schafwollsocken wollen? Ahnung von Wirtschaft haben Sie vielleicht, aber von Landwirtschaft haben Sie keine! Das sind eher Weisheiten aus der Schankwirtschaft.

  10. 96.

    Offensichtlich sind sie der Meinung die Bauern haben gerade Langeweile und blockieren mal so aus Lust und Laune ein Logistikzentrum.
    Es ist die EU und der Staat Deutschland, die mit ihrer seit Jahrzehnten verfehlten Landwirtschaftspolitik die Bauern auf die Barrikaden bringen. Wer jahrzehntelang Subventionen gewährt, die der Wettbewerbsfähigkeit der Bauern dienen sollen und dann plötzlich selbstverschuldete Haushaltslöcher mit diesen stopfen will, handelt verantwortungs- und respektlos gegenüber den Bauern. Der Entzug der Subventionen hat keine Lenkungswirkung, da keine alternative wirtschaftliche Handlung möglich ist außer Erhöhung der Preise oder Rückgang der Produktion. Die Zeche zahlen wir alle , da hilft auch kein "Rechtsstaat", der den Bauern mit irrsinniger Bürokratie nur das Leben noch schwerer macht.

  11. 95.

    "andererseits aber den angeblich ach so freien Individuen das eigenständige kritische Denken verbietet."

    Kritisches Denken?! Es geht um die Abschaffung von einer Subvention; sprich weniger Geld von Staat. Deswegen zu protestieren setzt kein bisschen (kritisches) Denken voraus

  12. 94.

    Ihre Argumentation ist quatsch. Nur weil Bauern Lebensmittel produzieren, von denen wir alle Leben, heißt es nicht, dass ich sie umeingeschränkt mit Geld und in ihrem Handeln unterstützen muss. Wer die öffentliche Ordnung durch unangemeldete Blockaden stört, muss mit Konsequenzen des Rechtsstaats rechnen. Wer Kartoffeln anbaut, obwohl der Rest der Welt das auch macht und der Kartoffelpreis daher im Keller ist, muss die Konsequenz seines unwirtschaftlichen Handelns selbst tragen. Ich kann einzelne Handlungen schlecht finden und gleichzeitig für eine faire Landwirtschaft sein. - Die aktuellen Blockaden einzelner radikaler Bauern schießen übers Ziel hinaus und sind mit den Mitteln des Rechtsstaats zu ahnden!

  13. 93.

    Wenn sich Ihrer Berechnung nach der Anbau von Kartoffeln nicht lohnt, dann muss man halt was anderes anbauen oder es sein lassen. Nur weil meine selbstgehäkelten Socken keiner kauft, kann ich doch den Steuerzahler nicht zwingen, mir meine Arbeit zu entlohnen. Ahnung von Wirtschaft sieht anders aus.

  14. 92.

    ozialschädling, Querdenker oder Nazi beschimpft. Ich betrachte mit wachsender Sorge, in welche Richtung eine Gesellschaft marschiert, die sich einerseits ultraliberal gibt, dabei ständig Toleranz und Vielfalt fordert – andererseits aber den angeblich ach so freien Individuen das eigenständige kritische Denken verbietet. Der Dreiklang »Hirn ausschalten, Steuern zahlen, Klappe halten« scheint für manche Kreise die einzig genehme staatsbürgerliche Verhaltensweise zu sein. Kein kritischer Diskurs, kein Abwägen aller unterschiedlichen Aspekte, aller Fürs und Widers mehr, kein Einbeziehen unterschiedlicher Standpunkte von Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten. Das ist letztendlich Gleichschaltung und somit die Auflösung unserer bisherigen Solidargemeinschaft.

  15. 91.

    Es gibt kein Recht auf Versammlung auf Autobahnen, vor Fabrikstoren etc. Das Recht endet da, wo die Freiheit der anderen beschnitten wird. Wer das nicht versteht, gehört vom Rechtsstaat bestraft.

  16. 90.

    Falsch - die verstoßen gegen das Versammlungsgesetz! Demos unter freiem Himmel müssen zwei tage vorher angemeldet werden und "Untermenschen" ist Nazi-Jargon.

  17. 89.

    "WAS bitte ist im Winter auf den Feldern zu tun? (Schnee fegen?)"
    Nee auch nicht - ist schon getaut. Aber ersatzweise wären da: Wartung und Pflege der Schlepper, Maschinen, technischen Anlagen sowie der Wirtschaftsgebäude. Auch der Baum- und Strauchschnitt auf der Hofstelle, an Hecken und Waldrändern zählt zu winterlichen Pflegearbeiten. Da hiesige Nutztiere eher keinen Winterschlaf halten, kommt hier auch keine Langeweile auf. Das Leeren von Getreidesilos, Brennholzverleih, sorry, -bewerbung natürlich, Bürokram (Danke Ampel und nochmehr Dank an die EU dafür), Fort-, Weiterbildung, auch für die Angestellten (psst ... Winterschule) und auch die Entwicklung oder Verfeinerung für Betriebsstrategien für die nächsten kommenden Chaosjahre. Warum sind dann soviel Bauern auf der Straße?
    Weil wir's können! Weil wir's wert sind! Weil wir zusammenhalten! ... und weil das Fernsehprogramm echt langweilig ist.

  18. 88.

    Bauern diskriminieren ! es sind Bauern (m,w,d) die für unser täglich Brot sorgen.....das GG Art.8 sagt dass es ein Recht auf Versammlung unter freiem Himmel gibt.....Bauern sind keine Untermenschen

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