Werneuchen -
Den Umzug in die neue Wohnung hat sich Doreen Bartke anders vorgestellt. Im Mai bezog sie mit ihrer Tochter ihre Dreiraumwohnung in einem Wohnkomplex am Stadtrand von Werneuchen (Barnim). 81 Quadratmeter für 1.200 Euro Miete. Kurz nach Einzug stellte Bartke fest, dass einiges nicht funktionierte. Der Duschabfluss zum Beispiel. Auch der Zugang zur Terrasse sei nicht fertig: "Da sollen wohl jetzt Holztrittleisten hin," sagt Bartke, aber so richtig glaubt sie nicht mehr daran: "Weil uns viel versprochen wurde und bis jetzt noch nichts getan wurde."
Wie ihr geht es auch rund 30 weiteren Mietern des Neubau-Komplexes. Sie haben sich im Juli zusammengetan und einen Brandbrief an ihren Vermieter verfasst. Da aus ihrer Sicht weiterhin zu wenig passierte, wandten sie sich schließlich an den rbb, dem das Schreiben vorliegt. Die Mieterinnen und Mieter werfen den Verantwortlichen darin vor, dass viele der Wohnungen von zahlreichen Mängeln betroffen seien, "die zum Teil das Wohnen beschwerlich bzw. unzumutbar machen".
Mieter: Mängel stellen Gefahr für ältere Menschen dar
Dem Schreiben ist eine Mängelliste beigefügt, die unter anderem aufführt, dass die Terrassen und Fensterbänke nicht fertiggestellt seien und Markisen in den Penthouse-Wohnungen fehlen würden. Unrat, hohe Kanten und fehlende Steinplatten würden vor allem für ältere Menschen eine Gesundheitsgefahr bedeuten, heißt es. Außerdem gebe es in vielen Wohnungen einen geringeren Ausstattungsstandard als vorgesehen. So würden teilweise die Geschirrspüler fehlen, Kühlschränke seien kleiner als angekündigt, hieß es. Die Unterschiede zwischen den Wohnungen würde zu einer Ungleichbehandlung führen, heißt es in dem Schreiben.
Die Liste führt weitere Mängel auf, die vor allem die Sauberkeit der Terrassen und der Tiefgarage, aber auch nicht funktionierende Rollläden und Abflüsse betreffen würden. Zudem wird der Ausbau der Kellerräume und der Fahrradstellplätze gefordert, da diese in zu geringer Anzahl geplant worden seien.
Probleme in der Baubranche führten zum Verzug
Nach Anfrage des rbb antwortete Friedrich Groefke, der Architekt des Bauprojekts, im Auftrag des Investors mit einer ausführlichen Stellungnahme auf die Vorwürfe. Darin wies er darauf hin, dass das Projekt durch die “allgemein bekannten Probleme in der Baubranche” einen Terminverzug von drei Monaten hatte. So sei eine Firma mit ihren Arbeiten im Verzug gewesen und eine weitere hätte die Arbeit aus wirtschaftlichen Gründen einstellen müssen.
Da viele der insgesamt 110 Mieter dem Bauherrn mitgeteilt hätten, dass sie zum geplanten Termin einziehen müssten, hätten die Verantwortlichen entschieden, die noch nicht komplett fertiggestellten Wohnungen an die Mieter zu übergeben, erklärt Groefke.
Architekt: 85 Prozent der Mängel bereits behoben
Weiter heißt es in der Stellungnahme, dass bei den Wohnungsübergaben mit allen Mietparteien eine individuelle Mängelliste erstellt worden sei, deren Abarbeitung der Bauherr zugesichert habe. Außerdem sei eine Zusatzvereinbarung in den Mietvertrag aufgenommen worden, die auf die Beeinträchtigung durch fortlaufende Bauarbeiten hinweise.
Von den vermerkten Mängeln seien Anfang August bereits 85 Prozent behoben worden. Im Schreiben wird außerdem wiederholt darauf hingewiesen, dass den Mietern die Vor- und Nachteile des Mietobjekts “aufgrund eingehender Besichtigung” bekannt gewesen seien. Dabei habe keine Mieteinheit einen gravierenden Mangel, der die Nutzung einschränke, so Groefke.
Bis Mitte September sollen die Mängel in den Wohnungen am Werneuchener Stadtrand beseitigt sein. Groefke kündigte darüber hinaus an, auch die neue Mängelliste mit dem Sprecher der Mieter durchzugehen und Lösungswege zu erläutern.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.08.2024, 15:30 Uhr