Tierseuche in Potsdam-Mittelmark - Blauzungenkrankheit erstmals in Brandenburg nachgewiesen
Für Menschen ist die Blauzungenkrankheit nicht gefährlich - für Tiere allerdings kann sie tödlich enden. In Potsdam-Mittelmark wurde das Virus am Montag bei zwei Kälbern festgestellt. Landwirte werden dazu aufgerufen, ihre Tiere zu impfen.
In Brandenburg ist zum ersten Mal die Blauzungenkrankheit nachgewiesen worden. Betroffen sind zwei Kälber in einem Rinderbestand im Landkreis Potsdam-Mittelmark, wie das Verbraucherschutzministerium in Potsdam am Dienstag mitgeteilt hat. Demnach wurde die Krankheit am Montag amtlich festgestellt.
Die Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) rief Landwirte dazu auf, Rinder, Schafe und Ziegen gegen das Virus impfen zu lassen. Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich. Die Bundesregierung hatte im Juni die Anwendung eines auf EU-Ebene noch nicht zugelassenen Impfstoffes erlaubt.
Der aktuelle Ausbruch der Blauzungenkrankheit begann den Angaben zufolge im September 2023 in den Niederlanden und hat sich seither über Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz ausgebreitet. Die Gesamtzahl der Ausbrüche war im Juli explodiert und liegt mittlerweile bei knapp 2.000, wie das staatliche Friedrich-Loeffler-Institut mitteilte.
Meist durch Mücken übertragen
Die Blauzungenkrankheit betrifft meist Rinder und Schafe. Das Virus wird durch eine bestimmte Stechmückenart übertragen, nicht von den Tieren selbst. Daher müssten die beiden infizierten Kälber auch nicht getötet oder isoliert werden, sagte ein Sprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark rbb|24 am Dienstag auf Anfrage. Die Tiere würden nun beobachtet, aus Sicherheitsgründen dürften bis auf Weiteres überhaupt keine Tiere den betroffenen Betrieb verlassen.
Fleisch und Milch befallener Tiere ungefährlich
Die Blauzungenkrankheit wurde erstmals 1905 in Südafrika beschrieben. Der Erreger ist das Blauzungenvirus (BTV), die Infektionskrankheit betrifft nur Wiederkäuer wie Schafe, Rinder und Ziegen. Am häufigsten übertragen kleine Mücken, genannt Gnitzen, das Virus. Am höchsten ist die Gefahr zwischen Mai und Oktober, wenn die Gnitzen aktiv sind. Das Virus kann aber auch über das Sperma infizierter Bullen oder durch Schmierinfektionen übertragen werden. Zu den Symptomen gehören Fieber, Apathie, weniger Appetit, Schwellungen der Schleimhäute, Entzündungen im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien, eine Ablösung der Schleimhäute und in schweren Fällen die namensgebende blaue Verfärbung (Zyanose) der Zunge.
Schafe zeigen in der Regel stärkere Symptome als Rinder, bei ihnen verläuft die Krankheit oft tödlich. Bei Rindern kann die Blauzungenkrankheit auch ausheilen. In der Regel dauert die Erkrankung etwa 100 Tage. Die Impfung gegen das Virus gilt als wirksamer Schutz, sie ist für Landwirte und Tierhalter freiwillig. Allerdings ist die Impfbereitschaft bei Brandenburger Landwirten laut der Sprecherin des Landesbauernverbandes bisher gering, weil geimpfte Tiere im Ausland schwieriger verkauft werden könnten.
Die Krankheit selbst muss den Behörden gemeldet werden. Menschen können Fleisch und Milch der befallenen Tiere ohne Bedenken verzehren. Auch die daraus hergestellten weiteren Produkte sind für Menschen ungefährlich.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.08.2024, 10 Uhr