Tierseuche - Brandenburg wappnet sich gegen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit
Ein Virus macht Schafe, Ziegen und Rinder krank: In Westdeutschland verbreitet sich die Blauzungenkrankheit rasant. Strikte Regeln sollen in Brandenburg gegen Ausbrüche helfen - auch nicht zugelassene Impfstoffe. Von Juan F. Álvarez Moreno
- viele Fälle der Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern in Westdeutschland
- bisher keine Fälle in der Region, es laufen aber Vorkehrungen
- seit Juni sind drei Impfstoffe erlaubt, Impfbereitschaft laut Bauernverband aber gering
- Impfungen sind unter anderem aufwändig und kostenintensiv
Nach der Afrikanischen Schweinepest und dem West-Nil-Virus bereitet sich Brandenburg auf die nächste Tierseuche vor: Die sogenannte Blauzungenkrankheit, die immer mehr Schafe, Rinder und Ziegen in Europa und mehreren Bundesländern krank macht, könnte bald in Brandenburg Fuß fassen. Eine Ausbreitung des Erregers BTV-3 ist trotz Vorsichtsmaßnahmen auch hier möglich, wie der Brandenburger Landesbauernverband dem rbb mitteilte. Bisher habe es noch keine Fälle in Berlin und Brandenburg gegeben.
Strenge Verbringungsregeln eingeführt
Das Virus wird über blutsaugende Mücken weitergegeben. Weil es aktuell warm und feucht ist, nehmen die Fälle der Blauzungenkrankheit in Nordrhein-Westfallen und Niedersachsen nach Angaben der jeweiligen Landesregierungen rasch zu. Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) gibt es zudem vereinzelte Ausbrüche in Rheinland-Pfalz und Hessen. Betroffen sind vor allem Rinder- und Schafbestände, doch auch Ziegen können sich infizieren.
Damit das Virus nicht so einfach in andere Regionen wie Brandenburg gelangt, gibt es laut Bauernverband Verbringungsregeln für die Bundesländer, in den BTV-3 nachgewiesen wurde. Dort dürfen Tiere nur in BTV-3-freie Bundesländer gebracht werden, wenn eine Repellent-Behandlung zum Schutz vor Insekten angewendet wird. Ein negativer PCR-Test des jeweiligen Tieres muss vorliegen. Die Betriebe müssen zudem eine Erklärung abgeben, dass sie seit 30 Tagen virusfrei sind.
Impfbereitschaft in Brandenburg noch gering
Tierhalter in Brandenburg könnten vorbeugend eine Repellent-Behandlung bei ihren Rindern und Schafen durchführen, so die Sprecherin des Bauernverbands. Außerdem habe das Bundeslandwirtschaftsministerium die Verwendung von drei Impfstoffen erlaubt, aber ohne Notfallzulassung. "Es gibt keine Bedenken wegen einer fehlenden Zulassung, jedoch kommen große finanzielle Belastungen auf die Betriebe durch die Impfung des Bestandes zu", hieß es in der Mitteilung. Die Brandenburger Tierseuchekasse stelle eine Beihilfe für die Impfung zur Verfügung.
Zwei Impfungen sind laut Bauernverband pro Tier notwendig. Einen Schutz gegen die Blauzungenkrankheit gebe es erst vier Wochen nach der ersten Impfung. Geimpfte Tiere fänden allerdings im Ausland schwerer Käufer. Zudem seien in den Niederlanden auch geimpfte Tiere erkrankt, so die Sprecherin. "Die Impfbereitschaft auf den Betrieben in Brandenburg ist daher noch gering."
Keine Gefahr für Menschen
Die erkrankten Tiere - vor allem die Schafe - zeigen laut dem NRW-Landesamt für Umwelt Symptome wie Lahmheit, Fieber, gestörtes Allgemeinbefinden mit verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Nasenausfluss, vermehrten Speichelfluss und Ödem- und Krustenbildung, insbesondere im Kopfbereich. Die Infektion könne zum Tod der Tiere führen.
Für Menschen ist der Erreger nicht gefährlich. Der Name kommt daher, weil Zungen von erkrankten Schafen manchmal blau gefärbt sind. Dem FLI zufolge war die Krankheit zwar früher schon in Deutschland aufgetreten, dann aber nicht mehr nachgewiesen worden. Deutschland galt daraufhin bis Herbst 2023 offiziell als frei von der Erkrankung.