Tierseuche - Brandenburg wappnet sich gegen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit

Do 25.07.24 | 17:02 Uhr | Von Juan F. Álvarez Moreno
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Symbolbild: Schafe stehen am 23.08.2016 in Schmerwitz (Brandenburg) in einem Stall. (Quelle: dpa-Zentralbild/Bernd Settnik)
Bild: dpa-Zentralbild/Bernd Settnik

Ein Virus macht Schafe, Ziegen und Rinder krank: In Westdeutschland verbreitet sich die Blauzungenkrankheit rasant. Strikte Regeln sollen in Brandenburg gegen Ausbrüche helfen - auch nicht zugelassene Impfstoffe. Von Juan F. Álvarez Moreno

  • viele Fälle der Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern in Westdeutschland
  • bisher keine Fälle in der Region, es laufen aber Vorkehrungen
  • seit Juni sind drei Impfstoffe erlaubt, Impfbereitschaft laut Bauernverband aber gering
  • Impfungen sind unter anderem aufwändig und kostenintensiv

Nach der Afrikanischen Schweinepest und dem West-Nil-Virus bereitet sich Brandenburg auf die nächste Tierseuche vor: Die sogenannte Blauzungenkrankheit, die immer mehr Schafe, Rinder und Ziegen in Europa und mehreren Bundesländern krank macht, könnte bald in Brandenburg Fuß fassen. Eine Ausbreitung des Erregers BTV-3 ist trotz Vorsichtsmaßnahmen auch hier möglich, wie der Brandenburger Landesbauernverband dem rbb mitteilte. Bisher habe es noch keine Fälle in Berlin und Brandenburg gegeben.

Strenge Verbringungsregeln eingeführt

Das Virus wird über blutsaugende Mücken weitergegeben. Weil es aktuell warm und feucht ist, nehmen die Fälle der Blauzungenkrankheit in Nordrhein-Westfallen und Niedersachsen nach Angaben der jeweiligen Landesregierungen rasch zu. Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) gibt es zudem vereinzelte Ausbrüche in Rheinland-Pfalz und Hessen. Betroffen sind vor allem Rinder- und Schafbestände, doch auch Ziegen können sich infizieren.

Damit das Virus nicht so einfach in andere Regionen wie Brandenburg gelangt, gibt es laut Bauernverband Verbringungsregeln für die Bundesländer, in den BTV-3 nachgewiesen wurde. Dort dürfen Tiere nur in BTV-3-freie Bundesländer gebracht werden, wenn eine Repellent-Behandlung zum Schutz vor Insekten angewendet wird. Ein negativer PCR-Test des jeweiligen Tieres muss vorliegen. Die Betriebe müssen zudem eine Erklärung abgeben, dass sie seit 30 Tagen virusfrei sind.

Impfbereitschaft in Brandenburg noch gering

Tierhalter in Brandenburg könnten vorbeugend eine Repellent-Behandlung bei ihren Rindern und Schafen durchführen, so die Sprecherin des Bauernverbands. Außerdem habe das Bundeslandwirtschaftsministerium die Verwendung von drei Impfstoffen erlaubt, aber ohne Notfallzulassung. "Es gibt keine Bedenken wegen einer fehlenden Zulassung, jedoch kommen große finanzielle Belastungen auf die Betriebe durch die Impfung des Bestandes zu", hieß es in der Mitteilung. Die Brandenburger Tierseuchekasse stelle eine Beihilfe für die Impfung zur Verfügung.

Zwei Impfungen sind laut Bauernverband pro Tier notwendig. Einen Schutz gegen die Blauzungenkrankheit gebe es erst vier Wochen nach der ersten Impfung. Geimpfte Tiere fänden allerdings im Ausland schwerer Käufer. Zudem seien in den Niederlanden auch geimpfte Tiere erkrankt, so die Sprecherin. "Die Impfbereitschaft auf den Betrieben in Brandenburg ist daher noch gering."

Keine Gefahr für Menschen

Die erkrankten Tiere - vor allem die Schafe - zeigen laut dem NRW-Landesamt für Umwelt Symptome wie Lahmheit, Fieber, gestörtes Allgemeinbefinden mit verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Nasenausfluss, vermehrten Speichelfluss und Ödem- und Krustenbildung, insbesondere im Kopfbereich. Die Infektion könne zum Tod der Tiere führen.

Für Menschen ist der Erreger nicht gefährlich. Der Name kommt daher, weil Zungen von erkrankten Schafen manchmal blau gefärbt sind. Dem FLI zufolge war die Krankheit zwar früher schon in Deutschland aufgetreten, dann aber nicht mehr nachgewiesen worden. Deutschland galt daraufhin bis Herbst 2023 offiziell als frei von der Erkrankung.

Beitrag von Juan F. Álvarez Moreno

11 Kommentare

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  1. 11.

    Das geschieht bei heutiger Tierhaltung..

  2. 10.

    Blauzunge ist nicht die einzige Gefahr. Unterschätzt werden auch gerne die Filaria Immitis(Herzwürmer), die immer weiter nach Norden kommen. USA, Spanien, Portugal und der Balkan bis zum Schwarzen Meer und Russland sind mittlerweile endemisch. Die Larven werden, so sie Zwischenwirt sind,durch gewöhnliche Stechmücken nicht nur auf Tiere sondern möglicherweise auch auf Menschen übertragen. Die adulten Herzwürmer werden bis 30 cm lang (f) und leben bis zu 7 Jahren im Wirt in den Lungengefäßen und können bei Nichtbehandlung Herz, Lunge, Blutgefäße und innere Organe bis zum qualvollen Tod befallen. Es gibt Behandlungsmöglichkeiten, die was kosten und mit einer Chemotherapie vergleichbar sind. Vorbeugend sind Repellente verfügbar. Unsere Hündin hat die Chemo gut überstanden, bekommt regelmäßig ein Spot On und ist geschützt. Wen es interessiert, kann gerne mal die Webseite der Tierklinik Hofheim (Stichwort Herzwurm) oder der American Heartworm Society besuchen.

  3. 9.

    Es wird immer nur über Schafe , Rinder und Ziegen berichtet , aber wie verhält es sich mit anderen Wiederkäuern wie Rehe , Hirsche , Mufflon im Wald oder Gatter . Wie sollen die geimpft werden ?

  4. 8.

    Eigenartig ist das Ministerium BMEL und die Jeweiligen EU/ Niederlande Institutionen schon seit 2023 Kenntnis hatten und hätten warnen müssen und dementsprechend handeln hätten können.

  5. 6.

    Also den Zusammenhang sehe ich bei Impfungen nicht.
    Allerdings muss man sicher ein großen Fragezeichen bei der Wirksamkeit machen. Andererseits würde das Paul Ehrlich Institut keine zeitbegrenzte Notzulassung erteilen, wenn sie nach Prüfung aller Daten nicht einen signifikanten Vorteil sehen würden.
    Aber eine Gefahr in der Nahrungskette also Dritte durch eine Impfung wäre für mich, nach allem was ich über die Mechanismen von Impfungen und deren verwendete Substanzen weiß, nicht plausibel.
    Das Risiko trägt ausschließlich das Tier bezüglich Verträglichkeit und Wirksamkeit.

  6. 5.

    Zitat Paul Ehrlich Institut aktuell: Derzeit gibt es in der Europäischen Union (EU) jedoch noch keinen zugelassenen Impfstoff. Das Paul-Ehrlich-Institut hat nach einer beschleunigten Nutzen-Risiko-Bewertung drei Impfstoffe zur Prophylaxe gegen BTV3-Infektionen benannt – BULTAVO 3, BLUEVAC-3, Syvazul BTV 3 – deren Anwendung das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) per Eilverordnung zum Schutz von Schafen und Rindern für die Dauer von sechs Monaten gestattet hat, solange es keinen zugelassenen Impfstoff gibt.
    Es schade, dass die Tiere erkranken, aber wir experimentieren hier wieder mit Massen an Lebewesen und auf Grund der Nahrungskette mit uns. Und wieder schützen die Impfungen nicht. Wann hört dieser Stumpfe Aktionismus auf?
    Und ganz ehrlich, wenn es über Mücken transportiert wird, die Tiere nicht mehr von den Viren genutzt werden können, auf welche Säugetiere stellt sich das Virus dann um???

  7. 4.

    Also einstweilig notzugelassen sind Bultavo 3, Bluevac-3 und Syvazul BTV 3.
    Zurückgerufen und die Auslieferung eingestellt wurde dagegen bei ANIVAC BTV-3, weil bei Nachuntersuchungen Mängel bei Inprozesskontrollen festgestellt, also mittels PCR-Test Lebendviren nachgewiesen wurden.
    Ansonsten sind alles Totimpfstoffe mit Impfverstärker, sollten also eher keine Probleme machen.

  8. 3.

    "Weil es aktuell warm und feucht ist, nehmen die Fälle der Blauzungenkrankheit in Nordrhein-Westfallen und Niedersachsen nach Angaben der jeweiligen Landesregierungen rasch zu."
    Wieder mal der Klimawandel schuld ?
    Vielleicht sollte man ja wieder an regionale Kreisläufe denken, statt die Viecher quer durch Europa zu kutschen.

  9. 2.

    Alles auf das Wetter schieben solche Sommer gab es schon immer ohne Blauzungenerreger.

  10. 1.

    was meint der RBB mit Impfbereitschaft ist gering . Mir liegt das Schreiben vom Väterenäramt vor , da heißt es das von drei Impfstoffen einer zurückgezogen wurde vom Hersteller wegen hohen Tierverluste und die anderen beiden sind für diesen Typ 3 der Blauzungenkrankheit nicht wirksam . Es gibt für den neuen Typ noch kein Impfstoff

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