Rudolf-Breitscheid-Straße - Potsdam fräst Asphalt von Pflastersteinen

Di 10.09.24 | 12:04 Uhr | Von Felix Moniac und Philipp Rother
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Modellversuch dei Asphaltschicht abzufräsen in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Potsdam-Babelsberg. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Der Frost hat die Potsdamer Rudolf-Breitscheid-Straße zerstört. Die Stadt will dort nun erstmals testen, ob die Asphaltdecke über Kopfsteinpflaster wieder abgetragen werden kann. Von Felix Moniac und Philipp Rother

Zentimeter um Zentimeter schiebt sich die Straßenfräse über die Rudolf-Breitscheid-Straße in Potsdam-Babelsberg. Seit Montag wird dort der Asphalt abgefräst. Brocken für Brocken wird der Belag abgetragen und über ein Förderband in einen Kipplader geführt.

Auf der Straße kommen die jahrzehntealten Pflastersteine langsam wieder zum Vorschein.

Nach Angaben der Stadt hat sich der Zustand der Rudolf-Breitscheid-Straße vor allem im Bereich zwischen dem Ortseingang und der August-Bebel-Straße in den vergangenen Monaten so stark verschlechtert, dass im Mai die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 10 Kilometer pro Stunde reduziert werden musste. An unzähligen Stellen klaffen mehrere Zentimeter tiefe Löcher im Asphalt, teils zerbröselt die Decke einfach.

Straßenabschnitt soll wieder verkehrssicher werden

Die Stadt musste reagieren. Daher findet nun eine "behelfsweise Ausbesserung" statt, um den Straßenabschnitt wieder verkehrssicher nutzbar zu machen.

Die Bereichsleiterin des Bereichs Verkehrsanlagen, Martina Woiwode, sagte dem rbb, dass durch den "permanenten Frost-Tau-Wechsel" Teile der Straße "in Schollen" abgebrochen seien. Das habe auch die Stadt so nicht erwartet. "Aber der letzte Winter ist mit den vielen Temperaturwechseln auch wieder sehr schwierig für schlechte Straßen gewesen", so Woiwode.

Die Bereichsleiterin erklärte weiter, dass es in Potsdam einen Stau bei Instandsetzungen gebe. Man hätte die Rudolf-Breitscheid-Straße gerne bereits früher abfräsen und noch einmal mit einer ganz dünnen Verschleißschicht überziehen wollen. "Aber dafür hatten wir nicht das Geld", so Woiwode.

Kosten zwischen 250.000 und 300.000 Euro

Als Sofortmaßnahme wird jetzt die brüchige Asphaltdecke abgefräst. Dadurch wird die darunterliegende alte Pflasterstraße freigelegt. Die Pflasterbefestigung müsse dann saniert und das Pflaster punktuell repariert werden, hieß es weiter. Darüber hinaus werden nach Angaben der Stadt in diesem Abschnitt alle Einbauten wie Schächte und Regenwasserabläufe an das Höhenniveau der Pflasterbefestigung angepasst. Die Verwaltung rechnet mit ungefähren Kosten zwischen 250.000 und 300.000 Euro.

Projekt stellt keine dauerhafte Lösung dar

Es ist ein Modellprojekt. In acht bis zwölf Wochen soll alles fertig sein. Am Ende werden die Autos wieder auf der alten, dann aber sanierten Pflastersteinstraße von früher fahren - so, wie es auf der Berliner Seite der Straße seit jeher geschieht.

Die jetzigen Baumaßnahmen sind nach Angaben der Stadt ein Versuch, um mit geringem Aufwand wieder einen gefahrlos nutzbaren Zustand der Straße herzustellen. Für einen erfolgreichen Versuch komme es darauf an, ob die alte Natursteinpflasterung unter dem kaputten Asphalt die nötige Festigkeit und Stabilität aufweise und welchen Umfang die Vorschäden hätten. Das sei bisher unbekannt.

Das Projekt stellt laut Stadt aber nur eine temporäre Lösung dar. "Eine nachhaltige Erhöhung der Verkehrssicherheit und des Nutzungskomforts sowohl für Radfahrer als auch für den motorisierten Verkehr ist nur mit einem grundhaften Ausbau der Rudolf-Breitscheid-Straße möglich." Die Kosten dafür würden auf 3,3 Millionen Euro geschätzt, heißt es von der Stadt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.9.2024, 14 Uhr

Beitrag von Felix Moniac und Philipp Rother

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ja ganz toll dieses Kopfsteinpflaster...dann fahrt mal die Kopernikusstrasse vom Findling rein. Egal ob mit Auto oder Fahrrad, wer es dann noch super findet dem ist echt nicht mehr zu helfen.

  2. 12.

    Offenbar kennen einige kein Kopfsteinpflaster.

  3. 11.

    Erinnert an den Spruch: "Wir bauen auf und reißen nieder, so ham wa Arbeit immer wieder."

  4. 10.

    Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Kopfsteinpflaster lässt sich, wenn es sauber verlegt ist, wunderbar mit dem Rad befahren und ökologischer als Asphalt, der Wasser davon abhält, einzusickern, ist es auch. Zudem ist es auch schöner, weil sich im Gegensatz zum Asphalt Strukturen erkennen lassen.

    Ein aufgeschlossener Architekt hat es mal auf den Punkt gebracht: Asphalt ist wie Linoleum, Kopfsteinpflaster wie ein roter Teppich. Nicht umsonst wurde im vorherigen Bundesgebiet ab den 1980ern wieder Pflaster in geschaffene Fußgängerzonen gelegt, auch gerade in kleineren Gemeinden. Weil die Bundesdeutschen sie achtlos weggeworfen hatten, half die DDR aus, gegen einträchtige Devisen. Dazwischen wurde dann - bis 1989/90 - Beton geschüttet.

  5. 9.

    Nur mal so zur Info: Ringstraße, Carstennstr. und Luzerner Str. wunderbares Kopfsteinpflaster, fährt sich fast wie auf Asphalt und keine Horden von Radfahrern auf den Gehwegen beiderseits zu entdecken... Und auf dem Teilstück Neue Kreisstraße auch nicht, obwohl das Pflaster recht holprig ist. Kopfsteinpflaster ist pflegeleichter und ökologischer. Da dürfen Befindlichkeiten von einigen wenigen nicht Richtschnur sein für die Entscheidungen der Verwaltung

  6. 7.

    Nur mal so zur Info: wohne mitten Berlin in einer Straße mit Kopfsteinpflaster. Für Radfahrer muss das ständige Holpern wohl sehr unangenehm sein, wenn sie darüber radeln. Was also machen die Herrschaften mit ihren Rädern: sie fahren massenweise auf beiden Seiten der Straße auf den Gehwegen, die auch noch von großen Bäumen gesäumt ist. Die Radler sind mitunter so rücksichtslos schnell, dass man Mühe hat, nicht angefahren zu werden, wenn man aus dem Hauseingang tritt - egal ob Frau mit Kinderwagen, Mann mit Hund oder Frau mit Einkaufstaschen...
    Weder Ordnungsamt noch Fahrradstreife der Polizei lassen sich hier blicken...!

  7. 6.

    An einer Kopfsteinpflasterstraße, die nicht repariert werden muß, lässt sich nichts verdienen.

  8. 5.

    Heute über die abgefräste Straße mit dem Radl gefahren und bei mir gedacht, warum nicht das Pflaster freilegen (und evtl ausbessern) und gut ist es. Ist viel nachhaltiger und auf Dauer günstiger im Unterhalt als Asphalt. Und siehe da: es wird so gemacht. Und das Kopfsteinpflaster ist angenehmer zu befahren als auf dem Teil der Neue Kreisstraße. Lasst es so, nachfolgende Generationen werden uns danken.

  9. 4.

    Bei mir hier in Oberschöneweide sind die Straßen, die noch Kopfsteinpflaster haben, die einzigen Straßen, die nicht regelmäßig aufgerissen und danach geflickschustert werden. Irgendwas macht man heutzutage sowohl bei der Bauausfühung, als auch bei der Bauplanung grundsätzlich falsch.

  10. 3.

    Ich hoffe doch mit den "grundhaften Ausbau der Rudolf-Breitscheid-Straße" wird auch die Verlängerung der Strassenbahn nach Stolpe und S-Wannsee berücksichtigt, um die Schauffel nur einmal in die Hand nehmen zu müssen und somit Kosten für Mensch und Umwelt zu sparen.

  11. 2.

    >"Bitte die Kopfsteine als Untergrund erhalten,"
    Dann kann man aber auch nix rauf machen wie diese jetzt beschädigte Asphaltschicht. Weiß doch jeder, dass Kopfsteinpflaster in sich immer arbeitet, natpürlich auch mit den Temperaturen von ganz heiß bis Bodenfrost. Da stößt Kopfsteinpflaster alles ab. Also entweder nur Kopfsteinpflaster mit Rumpeln in den Buden oder ganz neu machen schööööön glatt.

  12. 1.

    Bitte die Kopfsteine als Untergrund erhalten, die sind meist so stabil, da können die heutigen gebauten Untergründe bei weitem nicht mithalten. Außerdem ist das sparsamer, da der Untergrund ja nicht neu gestaltet werden muss. Aber ich ahne da was....

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