Prognose aus der Branche - Preise für den Führerschein steigen weiterhin

Mi 04.09.24 | 14:23 Uhr | Von Jennifer Lichnau
  32
Symbolbild:WÄhrend einer Fahrstunde zeigt ein Fahrlehrer seinem Fahrschüler den Weg.(Quelle:imago images/Funke Foto Services)
imago images/Funke Foto Services
Video: rbb24 | 04.09.2024 | Jenny Lichnau | Bild: imago images/Funke Foto Services

Der Preis für den Führerschein ist stark gestiegen. Fahranfänger sind auf ihre Eltern angewiesen, um ihn zu bezahlen, gehen arbeiten oder sparen jahrelang. Der Umsatz der Branche steigt. Trotzdem steuert sie auf eine Krise zu.

  • Führerschein kostet durchschnittlich 2.772 Euro – Tendenz steigend
  • Branche kämpft mit Fachkräftemangel und Überalterung
  • Personalkosten explodieren
  • Anfängerinnen und Anfänger benötigen mehr Fahrstunden als früher

Innerhalb von nur drei Jahren – von 2020 bis 2023 – sind die Kosten für den Führerschein (Klasse B) um rund 36 Prozent gestiegen. Eine durchschnittliche Fahrstunde kostete im Januar 2023 rund 60 Euro. Das geht aus einem Bericht des Branchen-Magazins "Moving" hervor. Zwar gebe es regionale Unterschiede, doch die stark gestiegenen Preise merkten Fahrschülerinnen und Fahrschüler bundesweit.

Einer Beispielrechnung des ADAC [adac.de] zufolge kostet der Führerschein der Klasse B zwischen 2.500 und 4.500 Euro, je nachdem wie teuer die einzelnen Posten sind und wie viele Fahrstunden für die praktische Prüfung anfallen.

Angaben in Euro Beispiel 1 Beispiel 2
     
Grundbetrag 350 565
Übungsfahrten 825 (15 à 55) 1.925 (25 à 77)
Sonderfahrten 729 (12 à 60) 1140 (12 à 95)
Lernmaterial 88 119
Vorstellung zur theoretischen Prüfung (Anmeldung) 60 137
Vorstellung zur praktischen Prüfung (Anmeldung) 160 289
Gebühren für theoretische Prüfung 25 25
Gebühren für praktische Prüfung 130 130
Erste-Hilfe-Kurs 50 55
Sehtest 0 6
Passfoto 10 10
Gebühren für Führerscheinantrag 38 70
Gesamtkosten 2.456 4.471

Quelle: ADAC, Führerscheinklasse B [adac.de]. "Setzt man bei jedem Kostenpunkt den unteren Wert an und schafft eine Kandidatin schon im ersten Anlauf nach 15 Übungsstunden die praktische Prüfung, sind es rund 2.500 Euro. Legt man die oberen Werte zugrunde und braucht ein Aspirant 25 Ausbildungsfahrstunden, werden es gut 4.500 Euro."

Fragt man Fahrschulinhaber, liegt die Preisexplosion vor allem an zwei Faktoren: den gestiegenen Energiepreisen und den immer höheren Lohnkosten.

Hendrik Schreiber ist Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbandes in Brandenburg und betreibt eine Fahrschule in Brandenburg an der Havel. Zwischen zwei Fahrstunden lehnt er an einem Motorrad und zählt auf: Energie, Werkstatt, Autos – alles sei teurer geworden.

"Doch", sagt Schreiber, "ich will ehrlich sein: Die gestiegenen Personalkosten wiegen in der Rechnung besonders schwer". Diese sind auch laut Branchen-Magazin explodiert. Allein zwischen 2018 und 2022 gab es einen Anstieg um 32 Prozent, Tendenz steigend.

Fahrlehrer Hendrik Schreiber aus Brandenburg/Havel bereitet Schüler auf die Prüfung vor.(Quelle:rbb)
| Bild: rbb

Um den Beruf attraktiver zu machen, müssten die Fahrschulen die Gehälter hochschrauben. Denn es gibt nicht genug Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer. Die, die es noch gibt, werden immer älter. Der Nachwuchs? Der fehlt. Während die Umsätze stetig steigen und die Nachfrage so hoch ist, dass Fahrschulen immer öfter einen Aufnahmestopp verhängen müssen, stagniert der Gewinn. Insbesondere kleine Fahrschulen verschwinden.

Theorieprüfungen sind umfangreicher als früher

Die stark gestiegenen Kosten legen die Fahrschulen auf die Schülerinnen und Schüler um. Das ist ein Grund, warum der Führerschein so teuer geworden ist. Der zweite ist, laut Schreiber, dass Fahranfängerinnen und Anfänger mehr Fahrstunden brauchen als früher, um für die Prüfung gerüstet zu sein. Der Verkehr sei komplexer geworden. Deswegen seien auch die Theorieprüfungen umfangreicher. Die Rechnung ist simpel: Mehr Fahrstunden, mehr Geld.

Die hohen Kosten halten Fahrschüler aber nicht komplett davon ab, ihren Führerschein zu machen. Ole zum Beispiel ist 15 Jahre alt und bereitet sich auf den Führerschein der Klasse A1 vor, also umgangssprachlich den kleinen Motorradführerschein. Der 15-Jährige arbeitet bereits und hat seit seiner Jugendweihe auf die Fahrerlaubnis gespart. Er braucht den Führerschein nicht nur, um unabhängig von den Eltern zu sein, sondern auch, um zur Arbeit zu kommen. Wie ihm gehe es vielen, gerade in ländlichen Regionen, sagt Schreiber.

Fahrlehrer Hendrik Schreiber aus Brandenburg/Havel bereitet Schüler auf die Prüfung vor(Quelle:rbb)

Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände empfiehlt, Kosten zu vergleichen und nennt einige Richtwerte. Beispielsweise sollte der Grundbetrag nicht mehr als das Zehnfache einer normalen Fahrstunde kosten. Zudem empfiehlt Schreiber sich einen Eindruck von der Fahrschule zu machen, bevor man startet. Am besten sei es, vorher vorbeizuschauen.

Schreiber arbeitet seit 1990 als Fahrlehrer. Fragt man den ihn nach einem Wunsch für die Zukunft, muss er kurz überlegen. Dann sagt er: "Ich wünsche mir, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird." Denn am Ende entscheide die Qualität der Ausbildung über die Sicherheit auf den Straßen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.09.2024, 16:15 Uhr

Beitrag von Jennifer Lichnau

32 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 32.

    Zitat: "Wenn doch die Schulungskosten so hoch sein soll, frag ich doch mal provokativ wo haben die sehr vielen Fahrschüler mit offensichtlich migrantischen Hintergrund das Geld her?"

    Und diese besorgte Frage stellen Sie sich jedes Mal, wenn Sie einen "migrantischen Fahrschüler" hinterm Steuer sehen - und vermuten wohl, dass die Gebühren vom Geld des Steuerzahlers oder gar aus illegalen Geschäften erworbenen Finanzmitteln beglichen werden? Sie sind da an einem ganz dicken Hund dran, Capricorn!!!

  2. 31.

    Bin voll damit einverstanden - hat positive Effekte auf die Redzuzierung auch der Bleifuß-Treter/innen.

  3. 30.

    Berufseinsteiger kaufen sich eher preiswerte Gebrauchtwagen. Und wenn diese Berufsanfänger fleissig sind, gibt es auch einen Dienstwagen als Belohnung/ Wertschätzung.

  4. 29.

    Und in den 80ern gabs den Führerschein für 20 Mark. Und im Himmel ist wieder Jahrmarkt.

  5. 28.

    "Wozu braucht man einen Führerschein?"

    Damit sie legal Kraftfahrzeuge aller Art fahren dürfen, abhängig vom entsprechenden Führerschein. Ist eine ganz tolle Sache.

  6. 27.

    Ich finde es sehr sinnvoll, einen Führerschein zu haben bzw. ihn zu machen, schon alleine deshalb, weil es bestimmte Berufe gibt, wo es sehr von Vorteil oder sogar notwendig sein kann, ihn zu haben. Ob man privat ein eigenes Auto braucht, ist wieder eine vollkommen andere Frage.

  7. 26.

    Was soll ich mit nem 49 euro Ticket, wenn kein Bahnhof und kein Zug da ist???? Es wohnen nicht alle 85 mio Deutsche in Berlin über der Ubahn!!!!

  8. 25.

    Das Argument mit den benötigten Mehrstunden halte ich für vorgeschoben. Schon immer kosteten mehr Fahrstunden auch mehr Geld. Bleiben also nur die sonstigen Faktoren und da sieht es tatsächlich heftig aus.

    2017 machten mein Erstgeborener und ich gemeinsam den Motorradführerschein (A1 und A) . kosten für 2 Führerscheine: rd. 3.200 €. Im diesen Jahr taten mein Zweitgeborener und meine Frau das Gleiche, bei ähnlichem Stundenumfang. Kosten für 2 Führerscheine (A1 und A): rd. 6.300 €. Das ist schon ordentlich.

    Im ländlichen Raum ist ein Führerschei oft unabdingbar. Wenn ihn sich Großteile der Bevölkerung nicht mehr leisten können ist das tatsächlich auch eine "demografische" Gefahr für den Erhalt ländlicher Räume. Für ein ländlich geprögtes Flächenland eine sehr unangenehme Angelegenheit. Ach so, wie wird das eigentlich gesehen? Daß Menschen nur einen Führerschein haben liegt in stärker in wessen Interesse? Der einzelnen Person oder der Gesellschaft?

  9. 24.

    Im Artikel geht es um die Berechtigung zum führen eines KfZ, nicht um den Besitz oder Nichtbesitzen. Das ist schon wieder themenfremde Ideologie, einfach mal angebracht.

    Im Übrigen halte ich für größere Städte Car- oder Bike-Sharingangebote für eine prima Idee, auf dem Lande sieht das schon wieder anders aus

  10. 22.

    Gründe für ein Fahrzeug gibt es viele. Gründe für ein privates Fahrzeug, das man selber führt, eher wenige.

  11. 21.

    Kann man sich sparen. Autofahren ist doch sowieso bald nur noch bezahlbar für Millionäre. Zum teuren Führerschein kommen noch die Anschaffungskosten für den Wagen, teurer Sprit, Versicherungen, Parkgebühren, Reparaturen, usw. WOVON bitte soll ein Berufseinsteiger im Alter von Anfang 20 das alles bezahlen. Da sind ja locker mal fast 10.000 Euro weg, nur um mit dem Wagen mal kurz um die Ecke zu fahren.

    Wer soll in dem Alter so viel Geld verdienen? Das rechnet sich doch hinten und vorne nicht mehr. Kauft euch lieber ein 49-Euro-Ticket und spart euch den Ärger. Unnötige Schulden kann sich auch mit anderen Sachen aufbauen als Autofahren. Wenn man es denn unbedingt will.

  12. 20.

    Das erklärt die Terminüberschreitungen bei Bauvorhaben. Muss wohl jemand in der Menschenkette krank geworden sein oder das Lastenrad hatte 'n Platten. Auch bei der Feuerwehr oder den Müllis wird das bestimmt spaßig. Oder die Polizei - mit Blaulicht auf'm Helm und Tatütata rufend zum Überfall. Das Pferdekutschen, Ochsenkarren oder Hundeschlitten heutzutage eine Alternative sind, glaube ich nicht.

  13. 18.

    Wer hat sich beklagt ?? Wer einen Führerschein haben möchte und das sind viele , gerade junge Menschen, macht ihn auch.

  14. 16.

    Er redet aber irgendwie nicht nur von Berlin. Der Rest in Deutschland, denn es klagt ja die gesamte Branche, hat dann auch fein Pech gehabt.

  15. 15.

    Verkappte Satire? Gründe für ein Fahrzeug wurden doch hier im Laufe der Zeit schon hundertfach aufgezählt.

  16. 14.

    Damals hat der Döner auch nur zwei Mark gekostet und Busfahrten hat man mit ein paar Groschen bezahlt. Nennt sich Inflation.

  17. 13.

    Teichi hat recht. Braucht man in Berlin nicht zwingend. Passt schon!

Nächster Artikel