Gesundheitsatlas - Über 700.000 Menschen in Berlin und Brandenburg an Depressionen erkrankt

Di 08.10.24 | 14:45 Uhr
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ymbolbild: Psychologe macht sich Notizen bei der Therapie am 23.06.2024. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Sirijit Jongcha)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.10.2024 | Anke Hahn | Bild: IMAGO/Zoonar.com/Sirijit Jongcha

In Berlin und Brandenburg sind rund 710.000 Menschen an Depressionen erkrankt. Das geht aus dem aktuellen "Gesundheitsatlas Depression" hervor, der am Dienstag vom Wissenschaftlichen Institut der Krankenkasse AOK veröffentlicht wurde.

Demnach lebten 2022 in Berlin gut 450.000 Menschen mit der Diagnose "Depression", in Brandenburg sind es gut 260.000 Menschen.

Berliner häufiger depressiv als andere Großstädter

13,3 Prozent der in Berlin lebenden Menschen wurden 2022 Depressionen diagnostiziert. Damit liegt die Stadt leicht über dem Durchschnitt der Großstädte in Deutschland. Spitzenreiter ist Nürnberg mit 16,6 Prozent, in Dresden haben hingegen nur 10,8 Prozent der Menschen eine entsprechende Diagnose erhalten.

In Brandenburg sieht das Bild etwas anders aus: hier liegt der Durchschnitt der Erkrankten mit 11,4 Prozent zwar niedriger, es zeigen sich jedoch große regionale Unterschiede. So sind vor allem die Hauptstadt-fernen Landkreise betroffen (Prignitz 14,3 Prozent, Spree-Neiße 13,8 Prozent), verhältnismäßig wenig Diagnosen gab es in Potsdam-Mittelmark (9,5 Prozent) und Märkisch-Oderland (9,8 Prozent).

Frauen und ältere Menschen besonders betroffen

Die Erhebung hat neben regionalen Unterschieden weitere Besonderheiten ausgemacht. Sowohl in der Hauptstadt als auch im Flächenland sind vor allem ältere Menschen stark von Depressionen betroffen, in Berlin jeder Vierte, in Brandenburg jeder Fünfte zwischen 80 und 84 Jahren. Das sind 20 bis 25 Prozent der Altersgruppe.

Auch Frauen zeigen höhere Werte als der Durchschnitt (Berlin: 16,6 Prozent, Brandenburg: 14,4 Prozent). Sie suchen sich aber auch öfter Hilfe. Zudem haben sie ein geringeres Suizidrisiko als Männer, die seltener Hilfsangebote in Anspruch nehmen.

Die Datengrundlage der Erhebung beschränkt sich zwar auf AOK-Versicherte, durch ein statistisches Verfahren können laut AOK aber auch verlässliche Aussagen für die übrige Bevölkerung getroffen werden. In der AOK Nordost, die für die Bundesländer Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zuständig ist, sind gut 1,7 Mio Menschen versichert.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.10.2024, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Ich finde das überhaupt nicht aussagekräftig. Gefühlt ist jede/r Zweite depressiv, (er/sie/)es äußert sich nur anders.
    Denn erstens war das also nur AOK. Zweitens dürfte die Diagnostikerdichte, also Psychologen, Psychiater und FÄ f. Psychosomatik sowie Ärzte mit therapeutischer Zusatzausbildung, und damit Erreichbarkeit in Berlin deutlich höher sein als in Brandenburg.

  2. 9.

    Ich bin sensibel, schlau und gucke Netflix, esse Fertigpizza und trinke Cola.

    Ich weiß aber auch, dass Depressionen durch veränderte Botenstoffe, beispielsweise Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, ausgelöst werden. Hier können schlechte Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz, Überlastung und Ausbeutung und existenzielle Nöte Ursachen sein. „Sei gut zu deinen Angestellten, wenn dir etwas an guten Arbeitskräften liegt.“

  3. 8.

    Aber der Weg dahin ist schwer, steinig, voller Hürden; also genau richtig für Depressionskranke. Ironie off (muss man ja heute dazu schreiben)

  4. 7.

    Bei länger anhaltenden Depressionen kann vom Versorgungsamt ein Grad der Behinderung (GdB) festgestellt werden. Ab einem GdB von 50 erhalten Betroffene auf Antrag einen Schwerbehindertenausweis.

  5. 5.

    Gegenüber wirklich Depressiven hege ich größte Empathie! Und derer kenne ich einige!
    Wenn mir aber jemand gegenüber steht und sagt "Ach, das kenne ich auch, ich bin manchmal auch depressiv", dann kann ich dem nicht so viel abgewinnen - und ein Hausarzt, der nicht vom Fach ist und auch keine Zeit für Patienten hat (im Schnitt 7 Min./Patient) diagnostiziert schnell mal eine Depression und verschreibt zu schnell Antidepressiva - meine Erfahrung.

  6. 4.

    wow, mit so viel empathie von den anderen werde ich sicherlich meine depression ueberwinden

  7. 3.

    Mir kommt das so vor, als wären Depressionen ne neue "Modediagnose" - wenns einem mal ein bisschen schlechter geht, hat man gleich Depressionen. Ich wurde mit Anfang 40 voll erwerbsgemindert berentet - ich weiß seit meiner Jugend, was schwere Depressionen bedeuten (ich war dieses Frühjahr zuletzt in 3-monatiger stationärer Behandlung, nach insgesamt mindestens 9 stationären Aufenthalten) - und ich zweifle einfach daran, dass soviele Leute wirklich Depressionen haben, und nicht nur irgendwelche Befindlichkeitsstörungen, die dann "Depression" benannt werden... Nur so ne Überlegung.

  8. 2.

    Das sind die sensiblen und intelligenten Menchen. Der Rest schaut Netflix und wählt Mainstream.

  9. 1.

    "13,3 Prozent der in Berlin lebenden Menschen wurden 2022 Depressionen diagnostiziert."
    Das sind ja sicherlich nur die bekannten Fälle. Gibt es eine Dunkelziffer?
    Aber auch ohne Dunkelziffer sind doch erschreckend viele Menschen betroffen. Wie haben sich die Fallzahlen in den letzten Jahren entwickelt und was sind die Gründe? Mit ein wenig mehr Hintergrundinformationen lassen sich die Zahlen evtl. besser einordnen.

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