RE73 und RE74 - Landkreise im Nordwesten Brandenburgs stellen Konzept für Bahnstrecke nach Rostock vor

Fr 11.10.24 | 15:41 Uhr
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Symbolbild:Der Bahnhof Neustadt Dosse bei Sonnenaufgang.(Quelle:imago images/F.Berger)
Bild: imago images/F.Berger

Der Abschnitt zwischen Meyenburg (Prignitz) und Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) zählt zu den größten Regionen Deutschlands ohne Zugang zum System Bahn. Das soll sich ändern.

Die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin fordern erneut den Erhalt und Ausbau der Regionalbahnlinien 73 und 74 im Nordwesten Brandenburgs. Die Landräte der beiden nordwestlichen Landkreise Brandenburgs, Christian Müller und Ralf Reinhardt (beide SPD), stellten in Pritzwalk eine entsprechende Kosten-Nutzen-Untersuchung vor.

Die beiden Linien verbinden derzeit Neustadt/Dosse, Kyritz, Pritzwalk und Meyenburg. Im Sommer gibt es darüber hinaus einen Wochenend-Verkehr nach Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern.

Knotenpunkt in Karow

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass ein Ausbau und "eine dauerhafte Durchbindung" der Bahnstrecke über die Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern bis nach Güstrow sinnvoll ist. Dadurch würden sich für rund 200.000 Menschen im Gesamteinzugsgebiet neue attraktive und schnellere Bahnverbindungen ergeben.

Constantin Pitzen von der Fahrplangesellschaft B&B aus Oelsnitz (Sachsen) stellte das Konzept vor. Der Bahnhof in Karow (Mecklenburg-Vorpommern) soll demnach zu einem Knotenpunkt mit Umsteigemöglichkeiten nach Ludwigslust oder Waren (Müritz) mit entsprechenden Intercity-Anbindungen ausgebaut werden.

Das Konzept sieht auch vor, dass eine zusätzliche Verbindung von Berlin nach Rostock geschaffen werden könnte. Die Strecke könnte laut Pitzen die bestehende Regionalexpress-Linie 5 aus der Hauptstadt an die Ostsee entlasten. Diese war vor allem im Sommer des vergangenen Jahres regelmäßig überfüllt. Die neue Strecke würde daher auch positive Auswirkungen auf den Tourismus haben. Auch der Güterverkehr würde profitieren.

Vertreter zweier Beratungs- und Planungsbüros gehen von Gesamtkosten zwischen 167 und 170 Millionen Euro aus - je nachdem, ob Elektro- oder Biodieselzüge auf der Strecke eingesetzt werden. In Mecklenburg-Vorpommern müsse die derzeit eingleisige Strecke zwischen Güstrow und Schwaan bei Rostock ausgebaut werden, hieß es.

Laut Landrat Reinhardt (Ostprignitz-Ruppin) ist der Abschnitt zwischen Meyenburg und Güstrow momentan die größte Region ohne Zugang zum System Bahn. Die neue Bahn-Verbindung wäre ein wichtiges Rückgrat für Wirtschaft, Einheimische und Gäste, so Reinhardt. Eine zweite Achse von Berlin über die Prignitz nach Rostock würde das Gesamtsystem Bahn stabilisieren, hieß es weiter.

Zukunft der Bahnlinien ungewiss

Derzeit verkehrt der RB73 zwischen Neustadt (Dosse) und Pritzwalk. Es besteht zeitweilig ein Anschluss an die Linie 74 nach Meyenburg. Von dort aus gibt es momentan nur eine Busverbindung zur Mecklenburgischen Seenplatte.

Im Entwurf des Brandenburger Nahverkehrsplans im Mai 2022 war der RB74 nicht mehr vorgesehen, der RB73 nur noch teilweise. Der Entwurf stieß in der Region auf Proteste. Im selben Jahr einigten sich die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf eine dreijährige Verlängerung.

"Der Entfall des RB73 und des RB74 würde zu einem erheblichen Verlust der Lebensqualität in der Region führen", betonte der Prignitzer Landrat Müller. Die ländliche Region dürfe nicht durch solche Entscheidungen abgehängt werden.

Aufgrund einer positiven Kosten-Nutzen-Analyse sei eine Bundesförderung über das Gemeindefinanzierungsgesetz denkbar, teilten die Kreisverwaltungen mit. Die nun vorliegenden Ergebnisse sollen in Gespräche mit der künftigen Brandenburger Landesregierung einfließen.

Der Bahnhof Pritzwalk soll dem Konzept zufolge künftig als Knotenpunkt für Busverbindungen in Orte ohne Bahnanschluss dienen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.10.2024, 19:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Nein, das ist kein Problem der Rendite. Nahverkehr und erst recht der Schienennahverkehr ist ein Zuschussgeschäft und daher von den Bundesländern, Landkreisen und teilweise Kommunen zu bezahlen. Kommunen sind auf Zuschüsse des Landkreises, Landkreise auf die des Landes und Bundesländer auf solche des Bundes angewiesen, um Betrieb, Unterhalt und vor allem den Ausbau zu finanzieren. Und da gibt es knallharte Vorgaben über tägliche Nutzer, um das überhaupt beantragen zu dürfen. Auch dann hängt es noch von der Finanzlage ab, ob die Pläne verwirklicht werden. Bahnstrecken sind extrem teuer im Unterhalt und lohnen nur bei exorbitant hohen Fahrgastzahlen, wie in Berlin, oder bei Nutzung der Strecken durch Güterzüge. An beidem mangelt es in Brandenburg großflächig. Wenn die Subventionsbedingungen so bleiben, wie sie sind, werden weitere Strecken verfallen oder zumindest mehr schlecht als recht betrieben bleiben.

  2. 10.

    Da kann Ich als Westbrandenburger, Ihnen nur vollkommen zustimmen !!!
    Von der Brandenburger Landesregierung, kommt politisch, finanziell und strukturell, mehr als wenig in den Brandenburger Westen und Nordwesten an.

  3. 9.

    Brandenburg hat ein Riesengroßes Strukturpolitisches Problem und das ist : die Vernachlässigung des gesamten Nordwesten und Westen des Bundeslandes Brandenburg !!!
    Der Westen und Nordwesten wird nur als Steuerzahler/Inn benutzt - aber bei Strukturmitteln/Fördermitteln und Infrastruktur-Projekten, fast vollständig ausgeklammert.
    Brandenburg, hat seit Jahrzehnten nur damit zu tun, die Region Südöstlich von Berlin(vom BER, über den Spreewald, bis zur Lausitz) mit unendlichen Milliarden, zu finanzieren - Für etwas Anderes und für andere Regionen, sind in Brandenburg, keine Gelder mehr vorhanden - einerseits unendliche Milliarden, aber in weiten Teilen Brandenburgs, unendlicher Stillstand !!!!!!!!!!

  4. 8.

    Ich wünsche diesem Konzept viel Erfolg bei der Umsetzung, so daß wir sehr bald diese Strecke durchgehend befahren können. @RBB: Es heißt nicht der RB, sondern die RB, weil die Regionalban weiblich ist.

  5. 7.

    Bin Ich ganz bei Ihnen : Reaktivierung von Bahnstrecken, ist immer eine gute Sache für Umwelt/Natur/Klima !
    Es fehlen, die Reaktivierung von Querverbindungen und Nebenstrecken in Brandenburg, Viele Grüße.
    Da bräuchte es mehr Willen und auch Mut, der Länder Brandenburg und Berlin und auch, mehr und bessere Zusammenarbeit mit Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.

  6. 6.

    Stendal zum Beispiel, ist ein wichtiger Bahnknotenpunkt im Westlichen/Nordwestlichen Brandenburg und Nördlichen Sachsen-Anhalt.
    Von Berlin - Rathenow -Stendal - Uelzen, kommt man, in das gesamten Nordwestliche/Westliche Bundesgebiet(Hamburg, Bremen, Kiel, Lübeck, Ost-und Nordseeküste, Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, usw.)
    Aber das Problem ist ersteinmal, von Berlin über Rathenow nach Stendal zu gelangen - immer wieder Verspätungen/Wartezeiten/Ausfälle.
    Berlin/Brandenburg kennen ihre Bahn-technischen Möglichkeiten, im Nordwestlichen/Westlichen Brandenburg und weiter Westlich und Nördlich, wahrscheinlich überhaupt Nicht ???

  7. 5.

    Bei uns Westlich von Berlin - oder besser gesagt, Nordwestlich/Westlich/Südwestlich um West-Berlin (OHV,OPR, Prignitz,HVL,BRB,PM und Potsdam, wurde die Infrastruktur, seit dem Mauerbau 1961, Systematisch und Flächendeckend von Berlin abgetrennt und damit auch Systematisch zerstört.
    Die Stilllegungen von Bahnstrecken/Bahnhöfen nach 1989, war deshalb nur eine weitere Folge, des Mauerbaus und der Deutschen Teilung von 1961.
    Viele Städte/Kommunen/Landkreise in der Westhälfte Brandenburgs, haben deshalb, immer noch eine unzureichende Infrastruktur(Bahn/Straßen).
    Das ist immer noch, unbearbeitetes DDR Unrecht und deshalb, sind Bund, EU und Land in der Pflicht, Infrastruktur in der Westhälfte Brandenburgs auszubauen und wiederzubeleben und NICHT Stillzulegen - auch die Westhälfte Brandenburgs, hat einen schweren Strukturwandel erlebt und bräuchte Strukturhilfen, LG.

  8. 4.

    Tja - in der Bundesrepublik, ist Geld machen/Geld verdienen zur alles überragenden Devise der letzten Jahre geworden.
    Da spielen, wichtige und notwendige Daseinsvorsorge der gesamten Bevölkerung, nur noch eine untergeordnete Rolle.
    Und zur Daseinsvorsorge, gehören nunmal auch Nebenstrecken, Querverbindungen und auch, die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken und Bahnhöfen im Land, Viele Grüße.
    Aber - der Nordwesten/Westen Brandenburgs, scheint auf den Landkarten der Brandenburger Politik, sowieso nicht vorzukommen oder wenn, nur als weißer unbedeutender Fleck - obwohl hier auch Hunderttausende Menschen wohnen und Steuern bezahlen und wiederum ein Recht auf Steuermittel/Fördermittel/Strukturhilfen haben.

  9. 3.

    Gerade die gegenwärtigen Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg zeigen, wie wichtig der Erhalt von Nebenstrecken ist, die zwischenzeitlich immer wieder von Einstellung bedroht waren. Die Strecke Uelzen - Schneega ist für ICEs zur Ausweichstrecke auf der Relation Hamburg - Uelzen (- Tangermünde )- Stendal - Berlin geworden. Genau dies ist in Richtung Rostock Opfer eines Kahlschlags geworden, wo die eine Strecke von Bauarbeiten betroffen ist, auf der anderen Strecke buchstäblich nichts mehr geht.

    Mir scheint, die Ministeriellen und Bahn-Verantwortlichen denken immer noch nur von den Hauptstrecken her und sehen Nebenstrecke ggf. als entbehrlich an.

    Viel Glück !

  10. 2.

    Einfach wieder aufbauen was seit 1989 zerstört wurde, sehr gut.

  11. 1.

    Wie wäre es denn mit der Reaktivierung der querverbindung von neuruppin nach löwenberg? Halte ich für sinnvoller als alles nach Berlin auszurichten. Wenn man sich die Streckenführungen anguckt ist fast alles in nord-süd ausgerichtet. Ost-west Verbindungen sind nur ganz wenige, oder fast gar keine zu finden. Versuchen Sie mal mit dem Zug oder Bus von neuruppin nach oranienburg zu kommen. Geht garnicht ohne wahnsinnig zeit ans Bein zu binden.

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