Weniger Abholzung - Baum fällt - oder auch nicht
In diesem Winter dürfen in den Berliner Wäldern erheblich weniger Bäume gefällt werden als sonst. Grund dafür ist im weiteren Sinne der Klimawandel, im engeren, dass die Berliner Forsten evaluieren müssen, ob alles richtig läuft im Wald in Berlin. Von Anna Bordel
- maximal ein Sechstel des Holzertrags aus dem letzten Jahr darf in diesem Winter aus den Berliner Wäldern geholt werden
- Berliner Forsten evaluieren derzeit Waldnutzungskonzept
- Ergebnisse des Konzepts nicht vor 2026
Im Winter ist Erntezeit im Wald. Ab Oktober bis einschließlich Februar können Bäume gefällt werden. In Berlin dürften in den kommenden Monaten trotzdem weit weniger Motorsägen durch die Wälder heulen als in den vergangenen Wintern. Maximal ein Sechstel des Holzertrags vom letzten Jahr darf in diesem Winter geschlagen werden. Waren es 2023 noch 63.544 sogenannte Erntefestmeter (Efm / Bezeichnung für die verwertbare Holzmenge ohne Rinde und Ernteverluste), dürfen es in den kommenden Monaten maximal 10.000 Efm sein. Zuerst hatte der Tagesspiegel berichtet.
Es wächst mehr Holz nach als gefällt wird
Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte die Umweltverwaltung angegeben, dass derzeitige Berliner Waldnutzungskonzept überdenken zu wollen. Im letzten Jahrzehnt war das Ziel verfolgt worden, Kiefern nach und nach durch Laubmischwald zu ersetzen - ältere Bäume dürfen gefällt werden.
Die bekannten Verfahren sollen jetzt erstmal durch die Berliner Forsten geprüft werden: Ist das noch sinnvoll und zeitgemäß, was da in den Wäldern gemacht wird?
Jedes Jahr werden laut Umweltverwaltung zwischen 300.000 und 500.000 neue Laubbäume gepflanzt. Dabei entstehen demnach etwa 100 Hektar Wald jedes Jahr neu. Zudem wachsen jährlich 150.000 Efm Holz in den Berliner Wäldern nach, also zumindest für diese Erntesaison das 15-fache dessen, was abgeholzt werden darf.
Berlin, die waldreiche Metropole
Geschlagen dürfen in den kommenden Monaten laut Umweltverwaltung lediglich Kiefernwald mit maximal 10 Prozent Laubholzanteil. Hintergrund dafür ist, das insbesondere Nadelbäume stärker unter der klimatischen Veränderungen leiden und der Wald vielmehr durch heimische Laubbaumsorten wie zum Beispiel Eichen, Buchen, Hainbuchen, Winterlinden und Ulmen gestärkt werden soll.
Mit 29.000 Hektar Wald ist Berlin eine verhältnismäßig waldreiche Metropole - eine Fläche in etwa so groß wie Leipzig. Teile des Berliner Waldes liegen allerdings über den Landesgrenzen hinaus bereits in Brandenburg, so zum Beispiel im Norden angrenzend an Pankow oder im Südwesten angrenzend an den Grunewald. 18 Prozent der Hauptstadt sind laut Statistischem Bundesamt bewaldet. Zum Vergleich: In Hamburg sind es demnach nur sechs Prozent der Fläche.
Erholungswald oder Forstwirtschaft
Solange die Berliner Forsten evaluieren, werden laut Umweltverwaltung weiter neue Bäume gepflanzt, das Fällen älterer Bäume wird allerdings zunächst auf ein Minimum reduziert. Dies sei nicht unbedingt eine langfristige Entwicklung, so Peter Harbauer, Sprecher der Berliner Forsten. Sprich, es könnte sein, dass nach der Evaluierung genauso viel geholzt wird, wie zuvor auch. Die ehemalige Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte noch im Frühjahr dieses Jahres von einer Entwicklung des Berliner Waldes in Richtung "Erholungswald" gesprochen.
Welche Tendenz das neue Waldkonzept wirklich verfolgen wird, ob Naherholung oder Forstwirtschaft oder die goldene Mitte, das bleibt also abzuwarten. Bis man Schlüsse aus der Evaluierung ziehen könne, werde es noch dauern, so Harbauer. Sicher nicht in diesem oder nächsten Jahr.