Weniger Abholzung - Baum fällt - oder auch nicht

Di 19.11.24 | 10:00 Uhr | Von Anna Bordel
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Symbolbild: Ein Holzfäller im Wald. (Quelle: dpa/Norman Krauß)
Bild: dpa/Norman Krauß

In diesem Winter dürfen in den Berliner Wäldern erheblich weniger Bäume gefällt werden als sonst. Grund dafür ist im weiteren Sinne der Klimawandel, im engeren, dass die Berliner Forsten evaluieren müssen, ob alles richtig läuft im Wald in Berlin. Von Anna Bordel

  • maximal ein Sechstel des Holzertrags aus dem letzten Jahr darf in diesem Winter aus den Berliner Wäldern geholt werden
  • Berliner Forsten evaluieren derzeit Art des Waldumbaus
  • Ergebnisse des Konzepts nicht vor 2026

Im Winter ist Erntezeit im Wald. Ab Oktober bis einschließlich Februar können Bäume gefällt werden. In Berlin dürften in den kommenden Monaten trotzdem weit weniger Motorsägen durch die Wälder heulen als in den vergangenen Wintern. Maximal ein Sechstel des Holzertrags vom letzten Jahr darf in diesem Winter geschlagen werden. Waren es 2023 noch 63.544 sogenannte Erntefestmeter (Efm / Bezeichnung für die verwertbare Holzmenge ohne Rinde und Ernteverluste), dürfen es in den kommenden Monaten maximal 10.000 Efm sein. Zuerst hatte der Tagesspiegel berichtet.

Es wächst mehr Holz nach als gefällt wird

Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte die Umweltverwaltung angegeben, den derzeitigen Umbau des Waldes überdenken zu wollen. Im letzten Jahrzehnt war das Ziel verfolgt worden, reine Kieferbestände nach und nach durch Laubmischwald zu ersetzen - ältere Bäume dürfen gefällt werden.

Die bekannten Verfahren sollen jetzt erstmal durch die Berliner Forsten geprüft werden: Ist das noch sinnvoll und zeitgemäß, was da in den Wäldern gemacht wird?

Jedes Jahr werden laut Umweltverwaltung zwischen 300.000 und 500.000 neue Laubbäume gepflanzt. Dabei entstehen demnach etwa 100 Hektar Mischwald jedes Jahr neu. Zudem wachsen jährlich 150.000 Efm Holz in den Berliner Wäldern nach, also zumindest für diese Erntesaison das 15-fache dessen, was abgeholzt werden darf.

Berlin, die waldreiche Metropole

Geschlagen dürfen in den kommenden Monaten laut Umweltverwaltung lediglich Kiefernwald mit maximal 10 Prozent Laubholzanteil. Hintergrund dafür ist, das insbesondere Nadelbäume stärker unter der klimatischen Veränderungen leiden und der Wald vielmehr durch heimische Laubbaumsorten wie zum Beispiel Eichen, Buchen, Hainbuchen, Winterlinden und Ulmen gestärkt werden soll.

Mit 29.000 Hektar Wald ist Berlin eine verhältnismäßig waldreiche Metropole - eine Fläche in etwa so groß wie Leipzig. Teile des Berliner Waldes liegen allerdings über den Landesgrenzen hinaus bereits in Brandenburg, so zum Beispiel im Norden angrenzend an Pankow oder im Südwesten angrenzend an den Grunewald. 18 Prozent der Hauptstadt sind laut Statistischem Bundesamt bewaldet. Zum Vergleich: In Hamburg sind es demnach nur sechs Prozent der Fläche.

Erholungswald oder Forstwirtschaft

Solange die Berliner Forsten evaluieren, werden laut Umweltverwaltung weiter neue Bäume gepflanzt, das Fällen Bäume wird allerdings zunächst auf ein Minimum reduziert. Dies sei nicht unbedingt eine langfristige Entwicklung, so Peter Harbauer, Sprecher der Berliner Forsten. Sprich, es könnte sein, dass nach der Evaluierung genauso viel geholzt wird, wie zuvor auch. Die ehemalige Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte im Frühjahr dieses Jahres von einer Entwicklung des Berliner Waldes in Richtung "Erholungswald" gesprochen.

Bis man Schlüsse aus der Evaluierung ziehen könne, werde es noch dauern, so Harbauer. Sicher nicht in diesem oder nächsten Jahr.

Beitrag von Anna Bordel

7 Kommentare

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  1. 7.

    Stimmig wäre die Bilanz ja nur, wenn in den Berechnungen auch die Totzeit, also die Zeit einfließt, bis Bäume ausgewachsen sind und nicht einfach nur die gefällten Festmeter mit den gepflanzen Festmetern bilanziert wird.
    Oder andersherum, der Messwert, der tatsächlich eine Aussage über den Zustand unserer Wälder macht, ist die Anzahl der ausgewachsenen Bäume oder bei hinreichender Dichte die zugehörige Grundfläche.
    Nur wenn die nicht schrumpft, waren die Maßnahmen wenigstens aufkommensneutral.

  2. 6.

    Welchen Teil der riesigen Köpenicker Waldfläche bezeichnen sie jetzt als „Müggelwald“?
    Und wo wird da „geplündert“? Und wer bitte ist „jeder“?

  3. 5.

    Der Müggelwald wird auch jedes Jahr geplündert. Jeder sieht es. Verkauft wird eine andere Story

  4. 4.

    Wirtschaftliche Erwägungen spielen da mit Sicherheit keine untergeordnete Rolle. Die Brennstoffpreise schossen mit Corona durch die Decke, erreichten insbesondere bei Holz 2022 ihren Höhepunkt und sind seit dem im freien Fall gewesen. Man liest durchaus von einer Steigerung der Preise in 2024 von rd. 6%, jedoch ist die Preisbasis für diese Berechnung recht niedrig. Das Vorgehen bietet sich also nahezu an.

  5. 3.

    Ich nehme mal vorweg und vage die Evaluierung sofort, schnell und preiswert: Die Forstbetrieb haben es richtig gemacht, seit Jahrzehnten und machen es weiter richtig.
    Wenn das so ist, könnte man die Waldarbeiter bei einem geselligem Beisammensein jedes Jahr zu Weihnachten befragen und die Evaluierung ist fertig.
    Oder wird es ganz anders sein?

  6. 2.

    Städte zu vergleichen hinkt, da verschieden viel Umland eingemeindet ist. Sinnvoller wäre ein Vergleich auf einem konstanten Raster, zBsp 1x1 km.

  7. 1.

    "Zudem wachsen jährlich 150.000 Efm Holz in den Berliner Wäldern nach, also zumindest für diese Erntesaison das 15-fache dessen, was abgeholzt werden darf."

    Da lässt sich ja mit etwas Phantasie vorstellen, dass es ein bewaldeteres Berlin gibt, der Grunewald sich in Richtung Zehlendorf, Dahlem und Eichkamp zubewegt und der Tegeler Forst Heiligensee übernimmt. ;-

    Doch im Ernst: Es gibt ja einen Unterschied zwischen einem Wald, der von Natur aus schon immer da war und den Forsten, die der Mensch bewirtschaftet und zur Holzernte nutzt. Da verhält es sich eben sehr unterschiedlich. Sprünge in der Auffassung über den Wald / den Forst sollten vermieden werden.

    Klar dürfte sein: Der Wald ist mehr, als nur Forst zu sein. Und es muss immer Wege geben, die durch den Wald führen als die berühmt-berüchtigten Holzwege, die sackgassenartig dem Holzeinschlag/ der Holzernte dienen. ;-

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