Umweltsenatorin Schreiner - Berliner Forsten sollen Mischwald-Programm nicht fortsetzen
Vier Millionen Laubbäume wurden in Berliner Wäldern in den vergangenen Jahren gepflanzt. Oftmals wurde erst abgeholzt, wo neue Triebe sprießen sollen. Selbst der BUND kritisiert diese Art von Waldumbau. Senatorin Manja Schreiner fordert eine "Denkpause".
Das seit Jahren von den Berliner Forsten praktizierte Mischwald-Programm soll in seiner jetzigen Form nicht fortgesetzt werden. Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) kündigte am Mittwoch während eines Besuchs im Revier Müggelheim eine "Denkpause" an. Sie wolle das Mischwald-Programm "hinterfragen" und klären, was in den nächsten Jahren anders praktiziert werde könne.
Das Mischwald-Programm wurde 2012 von den Berliner Forsten - also der Landesforstverwaltung - gestartet. Ziel ist es, Monokulturen von Nadelhölzern aufzubrechen, indem Laubbäume verschiedener Arten neu gepflanzt werden. Auf diese Weise sollen die Wälder der Stadt widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen gemacht werden.
BUND unterstützt Neubewertung
Der Leiter der Berliner Forsten, Gunnar Heyne, sagte dem rbb, es brauche Zeit, bis das Mischwald-Programm seine Wirkung entfalte. So benötigten neugepflanzte Bäume eigentlich 100 Jahre, bis sie ausgewachsen sind. Man könne mit dem Umbauprogramm nicht in zehn Jahren die Welt retten. "Das ist ein Anschieben", so Heyne: "Wir müssen das tun und vor allem dort, wo nicht von alleine Laubholz kommt."
Für Christian Hönig, Referent für Baumschutz beim BUND Berlin, geht die Entscheidung zur Denkpause in die richtige Richtung. An der bisherigen Durchführung des Mischwald-Programms kritisiert Hönig, dass es sich an den geplanzten Baumzahlen ausrichte und nicht an den Erfordernissen des Berliner Waldes. Er fordert gezieltere Pflanzungen da, wo Problemstellen liegen - wo Bäume zum Beispiel unter Trockenheit leiden oder junge Bäume nicht selbst hochkommen.
Wichtig sei nun auch die Frage der Ausformung. Er wünscht sich eine weniger "generalstabsmäßge" Programmplanung und dafür "kleinteiligere" Begleitung der einzelnen Maßnahmen - wodurch auf dem Papier natürlich die Stückkosten pro Bepflanzung steigen könnten, wie der Naturschützer erklärt.
Aktuelles Konzept bedingt großflächige Fällungen
Seitdem das Programm aufgesetzt wurde, sind mehr als vier Millionen Bäume gepflanzt worden, teilten die Berliner Forsten am Mittwoch mit. Allein in den vergangenen vier Monaten wurden mehr als 545.000 junge Laubbäume gepflanzt.
Damit sei eine Fläche von rund 100 Hektar aufgeforstet worden, eine Fläche doppelt so groß wie die Hasenheide. Mit der Zeit soll so ein Mischwald entstehen, in dem sich die Laubbäume selbst vermehren. Gepflanzt wurden den Angaben nach vor allem Traubeneichen, aber auch Rotbuchen, Winterlinden oder Vogelkirschen.
Hönig kritisierte im rbb24 Inforadio, dass bislang die Zahl der Pflanzungen als Erfolgsmaßstab genutzt wurde. Es herrsche die Devise: "Je mehr Bäume man pflanzt, desto krassere Kilmaaktivistin ist man dann halt." Für die Bepflanzung Platz zu schaffen, gehe aber häufig mit Fällungen einher. Manchmal sei es aber besser, den Wald einfach machen zu lassen.
Großflächige Fällungen im Grunewald für Neupflanzungen hatten zuletzt Kritik von Anwohnern und Spaziergängern provoziert. Umweltsenatorin Schreiner erklärte daraufhin, dass die Landesforstverwaltung künftig dem "Interesse Erholungswald" stärker gerecht werden soll. Deutlich reduziert werden soll künftig auch die Nutzholzgewinnung. Das geht aus einem Schreiben der Umweltverwaltung hervor, dass Ende März an die Berliner Forsten gegangen ist.
Sendung: rbb24 Abendschau, 03.04.2024, 19:30 Uhr
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